Ich wollte ja nicht sagen, dass ich in der Mathestunde wie ein Irrer mit nervösen Fingern den Kugelschreiber zwischen meiner Hand herumwirbelte und sich in meinem Kopf alles nur noch mehr um Taehyung drehte aber ja, das war eigentlich genau das, was ich sagen wollte.
Ich drehte wirklich durch.
Geschweige denn davon, dass ich den wichtigen Stoff für meine baldige Abschlussprüfung, der an der Tafel mit einer nervtötend quietschenden Kreide niedergekritzelt wurde, kein Stück verstand, verstand ich noch dazu von mal zu mal mich selbst kaum mehr.
Meine Gedanken schoßen ins Unendliche und während Yoongi gelangweilt neben mir hockte und in schlampiger Schrift die Matheformeln abschrieb, brannte mein Gehirn vor lauter Überlegung gerade zu.
Und langsam hatte ich keine Lust mehr.
Ich hatte es nach einer bestimmten Zeit so satt, mir über dies und jenes einen Kopf zu machen, so war ich schon immer, weswegen ich nun alle Karten aufeinmal auf den Tisch schlug.
"Taehyung und ich haben übrigens was am Laufen", drehte ich mir zu Yoongis Ohr, flüsterte ihm diesen Satz zu und lehnte mich rückwärts gegen die Fensterback, spürte direkt, wie dieser belastende Brocken von meinen Schultern fiel und ich nun auch etwas konzentrierter dem Matheunterricht folgen konnte.
Jedoch war mir diese Ruhe nicht lange vergönnt.
"Mhm", kam erstmals nur aus meinem besten Freund, doch als er es dann vermutlich realsierte, knallte er seinen Kugelschreiber auf den Tisch und riss den Kopf in meine Richtung.
"Bitte, was hast du?!", rief er lauthals durch die Stille des Klassenraums und sofort waren jegliche Augenpaare auf uns gerichtet, woraufhin ich schwer schluckte, mir aber nichts anmerken ließ.
"Du hast mich schon verstanden", meinte ich nur und ich hätte in diesem Moment meinem besten Freund wirklich eine schlagen können, als er sich mit weiten Augen so auffällig zu Taehyung drehte und dieser nur verwirrt dreinblickte.
"Das ist doch n Scherz, oder?", fragte Yoongi nach und wandte sich wieder zu mir, doch mein Blick galt nur dem vollgekritzeltem Blatt vor mir.
"Herr Jeon und Herr Min. Wenn es Probleme gibt, dann regelt das bitte vor der Tür aber nicht in meinem Unterricht, verstanden?", mischte sich natürlich der Lehrer dazwischen und aufeinmal klatschte Yoongi seine Hände auf den Tisch und stand auf.
"Gut, dann regeln wir das jetzt vor der Tür, denn ich denke, du hast mir einiges zu erzählen, nicht wahr, Jeongguk?".
Yoongi hatte schon immer meinen tiefsten Respekt und auch wenn er kleiner war als ich, war ich nun derjenige, der neben ihm so klein mit Hut wurde.
Er war wütend, nachdem er merkte, dass an dem, was ich sagte, etwas dran war.
Er kannte mich einfach zu gut und das wurde mir nun zum Verhängnis.
Doch früher oder später hätte ich dieses Risiko so und so eingehen müssen.
Schweigend stand ich ebenfalls von meinem Stuhl auf und wagte es in seine Augen zusehen, welche mich nur unglaubwürdig musterten.
"Na auf deine Geschichte bin ich ja jetz mal gespannt".