๐•๐• ๐•ค๐•ฅ ๐•’๐•Ÿ๐•• ๐•—๐• ๐•ฆ๐•Ÿ๐••...

By hazel-weasley

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Elf Jahre lang hat sich Emilia alleine durch ihr Leben geschlagen. Elf Jahre wusste sie nichts von ihren Wurz... More

lost and found
meet the characters
BOOK ONE
P R O L O G
1 | Ein Brief, der alles verรคndert.
2 | Eine StraรŸe voller Magie.
3 | Der Zauberstab sucht sich die Hexe.
5 | Das Schloss Hogwarts
6 | Sommerferien
7 | Quidditch
8 | Ein Paket von Niemandem.
9 | Slytherins, Kleider und Klein-Freddie
10 | Dementoren und andere atemberaubende Gestalten
11 | Den Kopf verdreht.
12 | Ein reinstes Chaos.
13 | Erste Dates.
14 | Zum Geburtstag viel ... Glรผck?
15 | Antworten und noch mehr Fragen.
16 | Fred kรผsst wahrscheinlich gerade Angelina.
17 | Rudolphus Rasputin Shloowin.
18 | Aus dem Nichts.
19 | Neue Bรผndnisse.
20 | Raus aus meinem Kopf.
21 | Schlammschlacht.
22 | Fรผnf Monate spรคter.
23 | Ein Problem weniger.
24 | Dad and Doubt.
25 | Neuanfang.
BOOK TWO
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
BOOK THREE
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
DANKE. - UPDATE!!!! #43!!!
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
BOOK FOUR
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
BOOK FIVE
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 102
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Kapitel 110
Kapitel 111
Kapitel 112
Kapitel 113
Kapitel 114
Kapitel 115
Kapitel 116
Kapitel 117
Kapitel 118
Kapitel 119
Kapitel 120
BOOK SIX
Kapitel 121
Kapitel 122
Kapitel 123
Kapitel 124
Kapitel 125
Kapitel 126
Kapitel 127
Kapitel 128
Kapitel 129
Kapitel 130
FINITE
+1
โœจ 1 Millionen โœจ

4 | Gleis 9-3 wie bitte?

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By hazel-weasley

1. September 1990

Genau einen Monat nachdem ich mit den Weasleys die Winkelgasse besucht hatte, sitze ich neben meiner Erzieherin Mariah im Auto, die mich zum Bahnhof King's Cross bringt, von wo aus ich meine Reise in eine andere Welt antreten werde.

Im letzten Monat war meine Eule ziemlich auffällig geworden. Meine Einkäufe hatte ich schnell in meinem Schrank verstecken können, bevor jemand das Zimmer betreten konnte, doch bei meiner Eule war das etwas schwieriger.

Meine Erzieherin duldete den kleinen Vogel zwar und stellte keine Fragen – vielleicht wusste sie mehr als ich dachte – ganz im Gegenteil jedoch zu den anderen Kindern im Heim.

»Warum hast du eine Eule?« – »Das ist ja Tierquälerei!« und so weiter.

Ich antworte schon gar nicht mehr darauf und ignoriere sie einfach. Vom Vogel-Mädchen zum Eulen-Freak abgestiegen. Doch mir soll es recht sein, ich freue mich darauf, endlich ein neues Leben zu beginnen.

»Hast du auch wirklich alles?«, fragt Mariah mich und schaut mich verdächtig an.

»Ja, ich denke schon!«

Sie nickt. »Meld dich, sobald du angekommen bist!«

»Werde ich.« Sie nimmt mich in den Arm und drückt mich fest an sich.

»Dann mach's mal gut Kleine!« Sie lächelt und verwuschelt meine Haare.

»Ey!«, ich schiebe ihre Hand weg und grinse. »Bis Weihnachten!«, sage ich und nehme meine Eule und den Koffer und hieve sie auf den Gepäckwagen.

Ich winke Mariah zum Abschied und drehe mich dann um. Mit gemischten Gefühlen schreite ich die mit Passanten gefüllten Bahnsteige entlang. Auf der einen Seite bin ich froh, endlich etwas Neues entdecken zu können, vielleicht richtige Freunde zu finden, meinen Eltern auf die Schliche zu kommen. Auf der anderen Seite weiß ich nicht was mich erwartet.

Als vor mir eine große »9« an einem steinernen Pfeiler ragt, mache ich Halt. »9 ¾«, sage ich leise zu mir selbst. »Wo bist du?«, frage ich mich und schaue mich um.

Ich hatte Dumbledore einen Brief geschrieben und gefragt, wie ich zu dem Gleis kommen würde, aber erklärt hat er es mir nicht. Er war in seinem Brief komplett vom Thema abgeschweift und danach habe ich mich nicht mehr getraut zu fragen. Vielleicht war es auch eine blöde Frage und die Antwort offensichtlich?

Ich schaue von dem Schild mit der »9« zu dem mit der »10« und zurück. Dann auf die Uhr. Zwanzig vor 11. Also eigentlich noch genug Zeit. Doch muss ich das verdammte Gleis erst einmal finden. Was wenn ich es nicht finde? Wenn man es irgendwie aufzaubern muss?

Langsam macht sich Panik in mir breit. Hektisch schaue ich mich um. Es muss außer mir doch noch jemand hier sein, der zu dem Gleis muss. Die Weasleys müssen doch selbst irgendwie hier herkommen. Oder gibt es vielleicht einen ganz anderen Zugang?

Viertel vor 11.

»Entschuldigung!«, ich laufe zu einem Schaffner. »Entschuldigen Sie bitte?«

Er ist meine letzte Rettung. Doch was wird er von mir halten, wenn ich ihn nach so etwas frage?

»Ja?«

»Ich suche ...«

Doch ehe ich zu Ende reden kann, kommt mir ein Gespräch zu Ohren und ich drehe mich schlagartig um.

»Ich freue mich so auf Quidditch! Dad, Onkel Ben meint, ich komme bestimmt ins Team!«

»Psst Cedric... Nicht dass dich die Muggle hören.«

»Oh, tschuldigung.«

Ich starre den Jungen an, der einen Gepäckwagen vor sich herschiebt, auf dem... ja.. eine Eule sitzt.

»Was suchst du denn jetzt?«, fragt der Schaffner ungeduldig und zieht die Stirn in Falten.

»Ehm, ich glaube das hat sich erledigt, danke!« Ich schenke ihm ein flüchtiges Lächeln und drehe mich dann schnell wieder um. Hastig schiebe ich meinen Wagen in Richtung der Zauberer.

Es waren ein etwas älterer Mann und ein Junge, vielleicht so alt wie Fred und George, und sie hatten unverkennbar über Quidditch und Muggle gesprochen.

»Entschuldigung!! Halloo!« Ich rufe ihnen entgegen, doch als sich der Mann gerade umdreht, sind sie weg. Einfach weg.

Sie waren doch gerade noch vor dem Pfeiler zwischen Gleis 9 und 10!?

Es muss Einbildung gewesen sein. Ja. Wahrscheinlich sind sie einfach hinter dem Pfeiler. Ich strecke mich daran vorbei. Doch da sind sie nicht.

Frustriert lehne ich mich gegen die Wand des Pfeilers – und falle.

Ich falle in die Wand hinein, mein Wagen gleich mit mir und wir tauchen an einem hellen, lauten Bahnsteig wieder auf. Ich liege auf dem Boden, meine Eule – sie hat immer noch keinen Namen – schreiend neben mir. Der Wagen war geschlittert und der Käfig davon heruntergefallen.

Vor Staunen reiße ich den Mund weit auf und erhebe mich langsam. Ich weiß gar nicht, wo ich als erstes hinsehen soll. Die ganzen Hexen und Zauberer, die Kinder mit ihren Eulen oder die wunderschöne dunkelrote Dampflock, die auf den Gleisen steht. Vor mir hängt ein Schild: »Gleis 9 ¾«. Hier bin ich also richtig.

Ich klopfe meine Kleidung ab und will den Käfig meiner Eule hochheben, als eine kräftige Männerhand ihn ergreift und auf meinen Gepäckwagen stellt.

»Wir waren wohl eben etwas schnell, entschuldige. Ich bin froh, dass du das Gleis trotzdem gefunden hast. Du musst wohl neu in Hogwarts sein. Mugglestämmig? Ich bin Amos Diggory, das ist mein Sohn Cedric.« Er deutet auf den Jungen hinter sich. »Brauchst du noch Hilfe?«

Es sind der Mann und sein Sohn, die gerade erst vor meinen Augen verschwunden waren. Immerhin habe ich es mir nicht eingebildet!

Ich schüttle den Kopf. »Nein, danke. Ich denke jetzt sollte ich zurechtkommen.«

»Emilia! Gott sei Dank!«

Mr. Diggory und ich drehen uns gleichzeitig zur Seite um. Mit schnellen Schritten kommt Mrs. Weasley auf mich zugelaufen und umarmt mich.

»Wir haben uns schon Sorgen gemacht! Wir dachten, du würdest das Gleis nicht finden, wir haben ja ganz vergessen dir zu sagen, wie du hinkommst!«

Sie fährt mir durch die Haare und drückt mich dann noch einmal an sich.

»Es war quasi ein Glücksfall!« Ich grinse und sie schaut mich immer noch besorgt an.

»Hallo Molly.«

»Amos. Ihr kennt euch?« Er schüttelt den Kopf und reicht ihr seine Hand.

»Nein, nein. Die junge Dame hat das Gleis gesucht, doch wir sind gerade durch die Wand, als sie uns ansprechen wollte.«

»Ich dachte echt, ich spinne.«, erkläre ich und verziehe das Gesicht.

»Es ist eigentlich ganz einfach, wenn man den Weg denn kennt. Und doch gibt es jedes Jahr wieder Muggelstämmige, die vor dem gleichen Problem stehen. Als würde Albus es extra machen.« Mr. Diggory schüttelt den Kopf.

»Hattest du noch einen schönen Sommer?«, fragt Mrs Weasley, als wir uns von den Diggorys verabschiedet haben und sie meinen Wagen über das Gleis schiebt.

»Ja, er war okay.«, schwindle ich und lächle.

Die Weasleys sind auf dem Gleis kaum zu übersehen.

»Hallo.«, begrüße ich die Familie erfreut. Mrs. Weasley legt von hinten die Hand auf meine Schulter. Mit einem Lächeln schaue ich zu ihr hoch.

»Hallo Emilia.« Mr. Weasley streckt mir seine Hand entgegen und ich schüttle sie freundlich.

Ginny, die an der Hand ihres Vaters hängt, schaut mich gespannt an, doch als unsere Blicke sich treffen, versteckt sie sich hinter dem Bein ihres Vaters.

»Du solltest langsam mal in den Zug. Unsere Jungs sind schon drin.«

»Okay, vielen Dank für alles!«

»Ach, du brauchst dich doch nicht zu bedanken!« Mrs. Weasley lächelt, doch ihr Blick wirkt traurig.

· • ☽ ◯ ☾ • ·

Der Waggon ist sehr lang, weswegen ich weit laufen muss, bis ich zur nächsten Tür komme. Unsicher, was ich mit meinem Gepäck machen soll, hieve ich es die Stufe hoch und schiebe erst meinen Koffer, dann meine Umhängetasche und schließlich den Eulenkäfig in den Gang hinein. Den Wagen verstaue ich in der vorgesehenen Unterbringung und folge dann meinem Gepäck in den Waggon hinein.

Ich schiebe den Koffer mit meinen Füßen vor mir her, während ich Eule und Umhängetasche in den Händen trage. Das ist vielleicht anstrengend!

Ein paar ältere Schüler versuchen, sich an mir und meinem Gepäck vorbei zu quetschen und schauen mich dabei ziemlich merkwürdig an. Die Gänge sind nicht gerade breit und die älteren Schüler sind nicht die einzigen, die mich missbilligend anschauen.

Ob es irgendwo eine Gepäckabgabe gegeben hätte? Ich weiß es nicht und jetzt ist es auch zu spät.

Vorsichtig luge ich in die Abteile, als ich sie passiere. Alle sind bereits besetzt. Ich bin anscheinend wirklich spät dran.

Mit einem Seufzen mache ich im Mittelgang halt, einem breiteren Stück Gang, auf dem ich meinen Koffer abstelle, sodass ich mich darauf setzen kann.

Ich will nicht noch weiter nach Plätzen suchen und hier ist es doch auch in Ordnung.

Es ist bereits kurz vor 11. Aus Fenstern der Lock recken sich die letzten Schüler:innen, um ihre Eltern zu verabschieden, die ihren Kindern zuwinken und Luftküsse zuwerfen.

Ein lautes Hupen ertönt, als die Uhr 11 schlägt und die Lock sich mit einem Ruck in Bewegung setzt.

Mit neiderfülltem Blick sehe ich dabei zu, wie der Bahnsteig erst langsam und dann immer schneller am Fenster vorbeiläuft.

Ich lausche den »Pass auf dich auf!« – »Meld dich!« – »Ich hab dich lieb!« und »Mach keinen Blödsinn!«-Rufen und schaue schließlich auf meine Hände herab. An meinem Handgelenk glitzert das Armband meiner Mutter, das ich aus ihrem Verlies in Gringotts mitgenommen hatte. Gedankenverloren schiebe ich die kleine Perle hin und her.

Der Zug wird immer schneller und als ich raus sehe, ist vom Gleis 9 ¾ nichts mehr zu erkennen. Mit großen Augen lege ich eine Hand auf die Scheibe – nicht nur von dem Gleis ist keine Spur mehr, auch von der Stadt ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Stattdessen sehe ich hinaus auf weite Felder.

»Wow.«, flüstere ich und lasse meinen Blick über die Landschaft schweifen.

»Na, gemütlich hier draußen?«

Die Stimme lässt mich aufschrecken und ich drehe mich schnell zu ihrem Ursprung herum.

»Veranstaltest du eine ein-Mann-Party?« Es ist Fred, der Zwilling mit den hellen Augen.

»Eine ein-Frau-Party, wenn ich bitten darf!« Mein Grinsen steckt ihn an und seine Lippen rollen sich ebenfalls zu einem Grinsen auf.

»Darf ich?« Er deutet auf das bisschen Platz neben mir.

»Klar.« Ich rutsche auf meinem Koffer noch ein Stück zur Seite und er setzt sich. »Hab kein freies Abteil gefunden.«, versuche ich ihm meine Lage zu erklären.

Er lacht auf. »Und ich dachte, du sitzt hier, weil der Koffer so bequem ist!«

Ich ziehe eine Grimasse und wir lachen beide. »Natürlich!« Wir fangen uns wieder und ich schaue ihm in die Augen. Sie sind karamellfarben und leuchten.

»Sag mal, Du bist doch Fred, oder?«, frage ich ihn hastig.

»Wer sollte ich sonst sein?« Er hebt eine Augenbraue an.

»Ich weiß ja nicht, ob du es gemerkt hast, aber du siehst deinem Zwillingsbruder zum Verwechseln ähnlich.«

Gespielt überrascht schaut er mich mit offenem Mund an. »Potzblitz! Meinem Bruder?« Er grinst und hält mir die Hand hin. »Frederik Arthur... Thomas... Michael.. Bee....nedikt Weasley! Stehts zu Ihren Diensten!« Ich nehme seine Hand und schüttle sie mit einem Schock im Gesicht, der ihn zum Lachen bringt.

»Frederik Arthur Thomas eh.. Michael Benedikt ... Das is jetzt nicht dein Ernst, oder?« Ich ziehe eine Augenbraue hoch.

Sein Lachen erfüllt das Abteil. »Okay, also das Erste, was du Dir bei meinem Bruder und mir merken musst: Nimm uns niemals zu ernst!« Er grinst und lächelt. »Ich heiße einfach nur Fred. Fred Weasley.«

Ich erwidere sein Lächeln und nicke. »Hallo einfach nur Fred Weasley!« Wir halten immer noch unsere Hände.

»Hallo einfach nur Emilia. Wie heißt du weiter?«

»Emilia R. McClair.«

»R? Was bedeutet R?«

Ich zucke die Achseln. »Keine Ahnung.«

»Alles klar. Dann Hallo Emilia R. McClair!« Wir lassen unsere Hände los und er schenkt mir ein weiteres Lächeln.

»Wieso kennst du deinen Zweitnamen nicht?«

»Ich wusste selbst erst durch den Hogwartsbrief, dass ich einen habe. In dem Brief, der mit mir zusammen in dem Heim abgegeben wurde, stand nur Emilia.«

»Weißt du gar nicht, wer deine Eltern sind?«

Ich schüttle den Kopf.

»Krass.«, antwortet er trocken.

Dann kommt mir eine Idee. Schnell vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen und beginne laut los zu schluchzen. Ich kann durch die Schlitze sein verdutztes Gesicht sehen.

»Eh.. Tschuldigung. Eh..« Seine Augen sind geweitet und er sieht verzweifelt aus. Vorsichtig berührt er meine Schulter. »Sorry.. Ich wollte nicht...«

Das Lachen, das plötzlich durch meine Lippen dringt, verwirrt ihn bloß noch mehr.

»Erschreck mich doch nicht so!«, meint er und atmet laut aus. Ich lache immer noch und auch Fred hat wieder ein Lachen auf den Lippen.

»Du hättest dein Gesicht sehen sollen!«

Er zieht eine Grimasse und schubst mich leicht in die Seite. »Du bist gemein!«

»Sorry.. das musste ich einfach ausnutzen.«

Fred schaut mich grinsend an. »Ich mag dich, Emilia R. McClair! Du bist gut.«

Hitze erfüllt mein Gesicht und färbt meine Wangen rosarot an. Peinlich berührt schlage ich mir meine Hände auf die Wangen und versuche die Röte zu überdecken.

»Hat die inzwischen eigentlich einen Namen?« Fred deutet auf den Käfig meiner Eule, die zu meinen Füßen sitzt.

Ich schüttle den Kopf. »Nö. Ich bin nicht so gut mit Namen. Mir ist nichts Gutes eingefallen.«

»Ich finde ja immer noch, du solltest sie Fred nennen.«

Ich gluckse. »Vielleicht tu ich das ja.«

»Das klang irgendwie wie eine Drohung.«

»Jahaa... Nimm dich in Acht! Sonst benenne ich meine Eule nach dir!«

Wir lachen und die kleine Eule fiepst auf. Vorsichtig hieve ich den Käfig hoch und stupse mit dem Finger auf ihren winzigen Schnabel. »Jetzt sag nicht, der Name gefällt dir? Fred? Ehrlich?« Sie öffnet den Schnabel und lässt ein lautes Fiepsen hören. »Oder Frederik Arthur Michael Benedikt?«

»Du hast Thomas vergessen!«

»Sorry. Frederik Arthur Thomas Michael Benedikt?« Fred und ich schauen meine Eule gespannt an, doch die reißt ihre Augen auf und dreht sich schreiend im Kreis.

»Ich glaube der Name gefällt ihr nicht.« Fred lacht. »Aber Fred gefällt dir, oder?« Er schaut die Eule gespannt an. Sie starrt zurück und streckt dann ihren Schnabel aus dem Gitter.

»Fred Junior!«, ergänzt Fred und seine Mundwinkel schießen in die Höhe, als die kleine Eule aufgeregt auf und ab hüpft.

»Ich glaube sie mag den Namen Fred Junior!«

Fred streckt seine Brust raus und reckt die Nase weit in die Luft. »Ist ja auch ein sehr vorzüglicher Name!«

»Selbstverständlich.«

Fred und ich lachen beherzt auf und selbst meine Eule – pardon – Fred Junior lässt ein lachendes Geräusch hören.

Fred schaut auf seine Armbanduhr. »Sollen wir mal ins Abteil gehen?«

»Welches Abteil? Ist bei euch noch was frei?«

Er nickt. »Klar.«

»Warum sagst du das eigentlich nicht gleich?« Ich springe sofort auf.

»Doch nicht so bequem der Koffer, was?«

»Nächstes Mal kannst du deine Sachen übrigens einfach beim Zugpersonal abgeben. Das wird dann im Gepäckabteil transportiert.« Fred dreht sich zu mir und zwinkert mir zu.

»Oh. Das ist clever. Das wusste ich nicht.«

Wir gehen schweigend weiter und machen an einem Abteil zu unserer Rechten Halt, aus dem lautes Gelächter an meine Ohren dröhnt. Fred öffnet die Schiebetür und wird sofort von George begrüßt.

»Ah Fred! Da bist du ja endlich! Sag mal, wie lange brauchst du bitte fürs Klo? Hast du die Schüssel etwa doch hochgehen lassen? Mum hat doch gesagt, das sollen wir nicht!« Er grinst.

»Hab jemanden auf dem Flur aufgegabelt.« Er hebt meinen Koffer auf eine Ablage über den Sitzplätzen und nimmt mir dann den Eulenkäfig ab, um ihn ebenfalls zu verstauen. Dann setzt er sich neben seinen Bruder und bedeutet mir mich gegenüber von ihm zu setzen.

»Hi!«, sage ich in die Runde. Außer den Zwillingen sitzt noch ein anderer Junge im Abteil.

»Hey Emilia.«, George begrüßt mich freundlich.

»Emilia, das ist Lee. Lee Gordan. Lee.. Emilia.« Fred stellt mich seinem Freund vor und ich setzte mich lächelnd neben ihn.

· • ☽ ◯ ☾ • ·

Ich höre den Jungs zu, wie sie Pläne für das kommende Schuljahr schmieden und Geschichten von ihren schon vergangenen Streichen erzählen. Zwischendurch nicke ich mal, zucke mit den Schultern oder verneine die Frage, ob ich schon einmal einen super Streich gemacht hätte. Nach etwa einer halben Stunde öffnet sich die Abteiltür und eine grauhaarige rundliche Frau steht davor.

»Wollt ihr was vom Wagen?«, sie deutet auf den bunten Wagen vor ihr und meine Kinnlade kippt herunter. So viele verschiedene Süßigkeiten habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen.

»Ja!«, sage ich schnell, während Fred und George nur bedrückt den Kopf schütteln und Lee seine Reste aus den Ferien hochhält.

Schnell springe ich auf und lasse mir von jedem ein wenig geben. Ich gebe der Frau die entsprechende Summe und schließe die Tür hinter ihr. Mit den Armen voller Süßkram setzte ich mich wieder und lasse alles in meinen Schoß fallen.

»Okay, was ist das hier alles?«

»Kürbispasteten, Schokofrösche, Berty Botts Bohnen...«, zählt Lee auf und deutet auf die jeweiligen Sachen.

Nickend begutachte ich die Verpackungen. »Hier, bedient euch ruhig.«

Fred und George wechseln einen kurzen Blick und greifen dann beherzt zu.

»Berty Botts Bohnen sämtlicher Geschmacksrichtungen.«, lese ich von dem Etikett einer Verpackung ab und öffne die Lasche.

»Pass bloß auf! Mit sämtlich meinen sie wirklich alles!«, versucht Fred mich zu warnen, doch ich denke mir nichts dabei, als ich eine kleine braune Bohne aus der Packung ziehe und sie mir in den Mund werfe.

Meine Mundwinkel ziehen sich schlagartig nach unten, als der bittere, sehr widerliche Geschmack meine Mundhöhle einnimmt. »Ewh!«, mache ich und spucke die Bohne schnell wieder in meine Handfläche.

»Ohrenschmalz?«, fragt Fred lachend. »Ich hab ja gesagt, pass auf! Vor allem mit den braunen ist nicht zu Spaßen.«

Ohne ein Kommentar lasse ich die angekaute Bohne in den Mülleimer plumpsen und begutachte die restlichen Bohnen mit verzogenem Gesicht.

»Pink ist harmlos. Nur sehr süß. Pass bei Orange auf, da ist Kotze dabei.«, erklärt Fred mir und lehnt sich zu mir vor.

Mit hochgezogener Augenbraue schiebe ich die Packung auf dem kleinen Tisch aus meiner Reichweite und erzeuge dadurch ein lautes Lachen bei meinen Mitreisenden.

»Probier lieber so einen.« George wirft mit eine lila Packung entgegen und ich fange sie mit der linken Hand aus der Luft auf.

Er kommentiert meinen Fang mit einem erstaunten Blick, zieht eine Augenbraue hoch, sagt aber nichts weiter dazu.

»Schokolade klingt schon besser. Oder-?« Vorsichtig blicke ich in die Runde.

»Es ist Schokolade.« - »Normale Schokolade.« - »Mit Schokoladengeschmack.«, beschwichtigen die Jungs mich und ich öffne die Schachtel mit einem lauten Ausatmen.

Als ich den Deckel abhebe, springt mir plötzlich etwas ins Gesicht und ich schrecke mit großen Augen zusammen. »Was zur-?«, entfährt es mir, als Lee sich schnell zu mir beugt und nach dem braunen Frosch greift, der über meinem Kopf die Abteilwand hinaufklettert.

»War'n guter Sprung. Sie haben nur einen.«, erklärt George, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass Süßigkeiten wild durch die Gegend springen.

Mein Blick fällt zurück in die Schachtel. Stirnrunzelnd ziehe ich die Karte heraus, die auf ihrem Boden liegt. »Godric Gryffindor.«, lese ich vor und staune nicht schlecht, als der Mann sich plötzlich in dem kleinen Rahmen auf der Karte umschaut und die Lippen spitzt.

Ich blinzle und starre die Karte erneut an, doch tatsächlich! Er bewegt sich.

»Er... spinne ich? Er bewegt sich!« Ich drehe die Karte zur Seite, um zu testen, ob es sich dabei um einen Trick handelt, wie es bei Spielkarten manchmal der Fall ist. Doch als ich die Karte hin und her bewege, sieht der Zauberer darin mich nur kopfschüttelnd an, steht auf und verlässt plötzlich den Rahmen.

Mein Mund steht offen. In der einen Hand halte ich die Karte, mit dem Finger der anderen zeige ich auf den leeren Rahmen. Dabei blicke ich zu den Jungs auf, die das ganze nicht zu interessieren scheint.

»Er hat sich bewegt.«, sage ich und George sieht von der Kürbispastete in seiner Hand auf. »Er hat sich bewegt und jetzt ist er weg.«

Freds Mundwinkel rollen sich zu einem Grinsen auf. »Muggel«, sagt er trocken.

»Bei uns bewegen sich alle Bilder. Die in den Zeitungen und auf Papier gedruckt... Die Portraits in Hogwarts reden sogar.«

»Wie die reden?«, frage ich – der Mund immer noch weit geöffnet – und muss schlagartig an einen alten Kunststoff-Fisch denken, der von Batterien betrieben singend seine Flossen hin und herschwingt.

»Du gewöhnst dich schnell dran.«

· • ☽ ◯ ☾ • ·

»George, gib mir mal die Bertys!«, meint Lee wenig später und streckt den Arm nach dem Zwilling aus.

»Ich bin Fred!«, sagt der und rührt sich nicht.

»Dann eben Fred.«

Die Zwillinge tauschen einen kurzen Blick aus.

»Ich glaub ich spinne! Ich bin Fred!«, George zieht eine Augenbraue hoch, als Fred die Arme vor der Brust verschränkt.

»Du? Ich bin Fred!«

Ich lehne mich in meinem Sitz weit zurück, als Fred sich auf George stürzt und die zwei sich zu rangeln beginnen. Erst mache ich mir Sorgen, doch als sie dabei lauthals zu lachen beginnen, entspanne ich mich wieder und setze ebenfalls ein Grinsen auf.

»Man! Ich wird wieder das ganze Schuljahr brauchen, um die beiden auseinander zu halten.«, murmelt Lee, seufzt und sagt dann laut: »Forge!«

Die beiden Rotschöpfe halten inne, die Hand des einen in den Haaren des anderen, und starren Lee an. »Forge?«, fragen sie gleichzeitig.

»Wenn er Forge ist, wer bin dann ich? Gred?«, fügen sie im Chor hinzu und zeigen dabei von dem jeweils anderen auf sich selbst. Dann sehen sie sich an und grinsen breit.

»Würdest du mir die Packung einfach geben, Emilia?«, fragt Lee mich schließlich und beugt sich zu mir.

»Logo«, entgegne ich ihm lachend und schmeiße ihm die Packung Bohnen entgegen.

Die Zwillinge haben sich inzwischen wieder beruhigt und fallen seufzend in ihre Sitze zurück. Sie haben durch ihre Rangelei die Plätze getauscht, George sitzt mir nun gegenüber, während Fred seine Füße nun gegen den Türrahmen der Abteiltür stemmt.

»Fred, reichst du mir mal meinen Rucksack?« Ich strecke den Arm aus und zeige auf den Rucksack über ihm.

Fred beäugt mich mit hochgezogener Augenbraue, zieht dann meinen Rucksack von der Ablage und wirft ihn mir entgegen. »Kannst dir mal eine Scheibe von Emilia abschneide, Lee. Die kann uns jetzt schon auseinanderhalten.«

Lee schnaubt.

»Ja, Emilia. Warum eigentlich?« George lehnt sich zu mir vor.

Ich zucke mit den Schultern und blicke George in die Augen. »Die Augen.«

»Augen?«

»Freds sind irgendwie heller«, erwidere ich und die Zwillinge wenden sich schlagartig einander zu.

»Krass«, sagen sie im Chor. Dann beginnen sie, einander im Gesicht zu betasten und mit dem Gesicht des anderen Grimassen zu ziehen.

Kopfschüttelnd lasse ich mich mit einem breiten Grinsen auf den Lippen in den Sitz sinken. 


[➼ edited Nov 2021]

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