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De _time_to_fly_

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*** WATTYS 2018 GEWINNER *** Nachdem Betty den Kampf gegen den Krebs verloren hat, hinterlässt sie nichts als... Mais

Prolog
1. Brief
Challenge Nr. 1
1. Antwort
2. Brief
Challengen Nr. 2
2. Antwort
3. Brief
Challenge Nr. 3
3. Antwort
4. Brief
Challenge Nr. 4
4. Antwort
5. Brief
Challenge Nr. 5
5. Antwort
6. Brief
Challenge Nr. 6
6. Antwort
Challenge Nr. 7
7. Antwort
8. Brief
Challenge Nr. 8
8. Antwort
9. Brief
Challenge Nr. 9
9. Antwort
10. Brief
Challenge Nr. 10
10. Antwort
11. Brief
Challenge Nr. 11
11. Antwort
12. Brief
Challenge Nr. 12
12. Antwort
Epilog
Danksagung

7. Brief

81 18 11
De _time_to_fly_













Meine allerliebste Leica, beste Freundin für immer,

Weißt du eigentlich das eine Freundschaft weit über den Tod hinaus reicht? Nein? Ich weiß es auf jeden Fall und mit diesen mehr oder weniger wundervollen Briefen reicht sie gleich doppelt so weit - unsere Freundschaft, also über den Tod hinaus. Mehr als doppelt so weit über den Tod hinaus. Woow, ich bin stolz auf mich Leica, meine Gedanken machen mal wieder unfassbar viel Sinn.

NICHT!

Wenn ich doch nicht immer so verpeilt wäre.

Heute ist übrigens ein echt komischer Tag. Ich hatte gerade die mega Idee, Eingebung, sei es was es wolle, für diesen Brief, also ein Thema für diesen Brief - you know what I mean?! Und gleichzeitig habe ich irgendwie gar keine Lust diese Idee aufzuschreiben, weil ich irgendwie Angst davor habe, das Thema nicht so richtig auf den Punkt bringen zu können, oder dich damit irgendwie zu verletzten oder so. Aber ich schreibe trotzdem, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass es wichtig ist, jetzt zu schreiben und Gefühl hin oder her, juckt es mich ja auch mega in den Fingern mal wieder zu schreiben. Weil der letzte Brief schon  eine Weile her ist und weil ich dieses 'Briefe schreiben' wirklich begonnen habe zu lieben. Warum auch immer, denn bist ja eigentlich du das Schreiberchen von uns beiden und definitiv nicht ich, aber who cares, an Spaß mangelt es mir meist jedenfalls nicht und an Ideen auch nicht nur meine Umsetzung lässt manchmal etwas zu wünschen übrig.

Aber da Gebet bekanntlich Wunder wirkt und mir dieses Thema echt am Herzen liegt, bete ich jetzt zuerst eine Runde und schreibe dann weiter, mit der Hoffnung mein Anliegen wirklich auf den Punkt bringen zu können, dir damit ins Herz zu sprechen und einfach Gott durch mich reden zu lassen, denn der kann das sowieso am Besten. Meine Gabe ist es jedenfalls eher weniger.

... okay ich bin zurück... fünf Stunden später wohl bemerkt. In der Zwischenzeit ist ein wenig mehr passiert, als ein Gebet, welches vielleicht eine Stunde der Zeit in Anspruch genommen hat und der Rest hat Gott irgendwie gelenkt, ich habe keinen Plan was da gerade eben passiert ist, ich bin momentan selbst dabei es zu verarbeiten.

Abhängigkeit. Abhängigkeit mein heutiges Thema und warum auch immer hat das gerade Erlebte auch damit zu tun. Mit Abhängigkeit.

Abhängigkeiten gibt es auf ganz vielen verschiedenen Ebenen. Die grundlegende Frage ist erst einmal „Von was mache ich mich abhängig?" oder man kann auch fragen: „Von wem mache ich mich abhängig."

Ich möchte dir zwei Geschichten erzählen. Zwei ganz verschiedene Geschichten. Eine, die mein eigenes Leben betrifft, eine die sich auf meine eigene Abhängigkeit bezieht und eine weitere Abhängigkeit mit der ich gerade auf der Straße konfrontiert wurde. Und zum Schluss dieses Briefes möchte ich dieses ganze Abhängigkeitsdings ein wenig versuchen auf dein Leben anzuwenden und dann beauftrage ich dich, als kleine Challenge mal selbst darüber nachzudenken. Von wem machst du dich abhängig? Oder eben von was machst du dich abhängig?

Woow - ich bin gerade selbst überrascht wie strukturiert ich eigentlich wirke, auch wenn ich das überhaupt nicht bin. Wenn hier jemand strukturiert ist, dann ist das Gott in mir. Okay, wie dem auch sei, lasse uns anfangen, sonst werde ich heute gar nicht mehr fertig, sondern wieder irgendwie unterbrochen. Unterbrochen so, wie ich gerade eben unterbrochen wurde. Ich habe gebetet, wie bereits erwähnt. Immer wieder über das vorliegende Thema Abhängigkeit und ab und zu - öfters vermutlich bin ich auch etwas abgeschweift. Habe für andere Themen gebetet die mir auf dem Herzen lagen und naja... wie das halt so ist, bei einem tiergehenden, innigen Gespräch. Auch wir haben uns manchmal Abends gegen 19.00 Uhr noch kurz am Baumhaus getroffen um zu beten und dann schlafen zu gehen und manchmal wurde daraus länger als nur eine oder zwei Stunden. Wir haben geredet bis Mitternacht und darüber hinaus und irgendwann dann doch gebetet, über alles was wir geredet haben und wenn man viel redet gibt es viel zu erzählen und dementsprechend wird das Gebet dann nunmal ziemlich lange. So ist das bei Gott und mir auch. Wir reden teilweise ewig, beziehungsweise teilweise labere ich auch einfach nur stunden gefühlt mit mir selbst - du weißt ja wie ich bin. Gut dass Gott trotzdem zuhört, wenn auch manchmal lächelnd - bestimmt, irgendwie, weil sein Humor muss schon der Wahnsinn sein.

Zurück zum Eigentlichen. Meine Struktur lässt schon wieder zu wünschen übrig. Ich lasse mich einfach zu leicht ablenken. Bei jenem Gebet vor ein paar Stunden jedenfalls habe ich zum Schluss noch gehört, ob Gott noch irgendetwas zu mir sagen will, bevor ich starte.

Und was sagt er: Ich soll raus gehen!

Danke! Super! Hallo, ich will dir einen Brief schreiben und dann schickt er mich auf die Straße. Wohl bemerkt war es bereits dunkel und nieselte leicht. Ich bin trotzdem raus gegangen. Mit meiner hässlich rosanen Regenjacke. Ich sah wohl wortwörtlich aus wie ein Schweinchen. Vorn an der Straßenecke saß ein Mädchen. Weinend. Schluchzend trifft es vermutlich besser. Zitternd. Ich ging auf sie zu ohne darüber nachzudenken. Meine Beine trugen mich einfach. Ich setzte mich neben sie auf die Bordsteinkante, traute mich nicht sie zu berühren, auch wenn ich sie gerne getröstet hätte. „Kann ich für dich beten?" Sie schreckte hoch, meine Stimme vermutlich viel zu forsch, keine Ahnung ob sie mich davor überhaupt schon bemerkt hatte. Meine Güte, ich bin teilweise einfach so unfassbar unsensibel. Sie schüttelte den Kopf, wandte sich mit tränenüberströmtem Gesicht ab. Aber sie schickte mich nicht davon, also blieb ich sitzen. Manchmal ist meine geringe Sensibilität eben doch zu etwas Nutze, schließlich war ihre Körperhaltung Hinweis genug, dass ich gehen sollte, doch ich kapierte natürlich wieder einmal nicht, oder vielleicht war ich auch einfach zu starrköpfig um zu kapieren oder ganz vielleicht blieb auch einfach der Gott in mir in diesem Moment sitzen.

Wir schwiegen. Irgendwann drehte sie sich zu mir um. Erschrak aufs Neue. Vielleicht dachte sie wirklich ich wäre gegangen. Bin ich aber nicht.

Ich habe wirklich kein Problem mit schweigen, aber dieses hier war einfach unfassbar merkwürdig und echt unangenehm.

„Findest du ich bin zu dick?"

Sie stellte diese Frage aus dem Nichts heraus. Dieses Mal war beinahe ich diejenige die erschrak. Mein Blick glitt auf das Mädchen neben mir. In diesem Moment nahm ich sie erst richtig war. Ihre braunen, langen, dünnen und strohigen Haare. Die eingefallenen Wangenknochen. Sie war schlank, mehr als das. Ihr Schlüsselbein stach extrem unnatürlich hervor. Sie wirke schwach, ihre Beine waren extrem dünn, sahen aus, als ob sie sich damit kaum fortbewegen könnte. Ich erschrak über ihre Frage jedoch noch vielmehr als über ihr Aussehen. 'Neinneinnein!' meine Gedanken überschlugen sich binnen Sekunden. Im ersten Augenblick hätte ich ihr gerne alles mögliche an den Kopf geworfen, manche der Dinge vielleicht weniger nett. Magersucht war und ist etwas was ich einfach nicht verstehe, ich meine wie bescheuert kann man sein auf leckeres Essen zu verzichten. Reich gedeckte Tische, ein unendlich langes und abwechslungsreiches Frühstück? Wie kann man seinen Körper dadurch so kaputt machen? Wie kommt man auf so etwas - Abhängigkeit. Ich habe da so gar kein Recht zu urteilen, weil ich selbst nich besser bin, angesprochene Abhängigkeit sich bei mir eben auf ein anderes Gebiet spezialisiert.

Trotz meiner inneren Rebellion blieb ich ruhig. Beziehungsweise der Gott in mir blieb ruhig, falls ich das noch nicht erwähnt hatte.

„Was glaubst du, glaubst du, dass du zu dick bist?", stellte ich die Gegenfrage.

Sie nickte entschieden ohne nachzudenken. Es überraschte mich, ihre Überzeugung, die Sicherheit selbst wenn die Antwort nach so einer Frage leider mehr als leicht vorherzusehen war.

„Warum glaubst du das? Ich bin da nämlich ganz anderer Meinung."

„Schaue mich an", ja das hatte ich bereits, definitiv kein schöner Anblick, „meine viel zu dicken Oberschenkel", zu dünn, aber gut, lassen wir das mal stehen, „Mein Bauchspeck, sogar mein Gesicht ist dick, ich fühle mich so unwohl in meiner Haut."

Stopp! Jetzt reichte es mir. Eine entschiedene Handbewegung meinerseits. Mein dazugehöriger Gesichtsausdruck reichte wohl, um sie in ihrem selbstzerstörerischen Redeschwall zu unterbrechen.

„Wer hat dir gesagt, dass du zu dick bist?", fragte ich.

„Sie alle sagen das."

„Wer sind sie alle?"

„Keine Ahnung, alle eben!"

„Deine Eltern?", ich konnte einfach nicht aufhören zu bohren.

Sie zuckte die Schultern.

„Deine Freunde?"

Ein weiteres Schulterzucken. Als deutliches Ja würde ich das jetzt mal nicht interpretieren.

„Dein Freund?"

„Nein!"

„Die Medien? Instagram? Das Internet? Sagen sie dir wie du auszusehen hast?"

„Kann schon sein."

Ich nickte zufrieden. Ein ‚kann schon sein' war allemal besser als ein Schulterzucken oder gar ein striktes und ziemlich eindeutiges nein.

„Als was siehst du dich? Beschreibe mal wie du dich selbst siehst?"

Keine Ahnung wie ich auf all diese abstrusen Fragen kam? Meine eigenen waren es garantiert nicht. Nach wie vor verstehe ich auch noch nicht so ganz warum sie überhaupt geantwortet hat, ich an ihrer Stelle wäre auf solch blöde Fragen garantiert nicht eingegangen, aber beschweren will ich mich an dieser Stelle natürlich nicht.

„Keine Ahnung... ich bin zu dick, fühle mich unwohl, werde einfach nicht dünner. Sie erkennen das nicht einmal an. Ich bekomme nie Lob, kein einziges Mal."

„Und positive Dinge?"

Sie schaute mich aus ihren dunklen Augen traurig an, schüttelte langsam den Kopf. „Ist es nicht normal, dass man nicht positiv über sich selbst denkt?" Ihre Stimme nicht mehr als ein Flüstern. Rau, brüchig, kaum wahrnehmbar.

Entschieden straffte ich meine Schultern, fing ihren Blick mit dem meinen auf. „Wer soll denn sonst positiv über dich denken, wenn du es nicht selbst tust?"

Sie wandte sich ab. Ich bemerkte ihre Tränen vielleicht ein paar Minuten zu spät. Ich nahm sie in den Arm. „Du bist perfekt wie du bist! Du bist hübsch, du bist geliebt, du bist von Gott genau so gewollt, aber das musst du nicht an einem bestimmten Gewicht festmachen, an der Meinung von anderen, irgendwelche Fotos auf Instagram."

Leica, dieses Mädchen hatte ein ganz eindeutiges Problem mit Abhängigkeiten. Wovon machte sich dieses Mädchen abhängig? Sie war magensüchtig ganz eindeutig. Ihre Abhängigkeit war es sich ständig um ihr Aussehen zu drehen, immer dünner zu werden, aber da gab es noch etwas das viel tiefer lag. Die Abhängigkeit von anderen Menschen, irgendwelchen Models auf Instagram. So auszusehen wie sie, sich so zu verhalten wie sie, du weißt schon auf was ich hinaus will. Rein theoretisch war sie abhängig von einem Bild ihrer selbst, dass es nicht gab und dass es nie geben würde. Ein unrealistisch verzerrtes und von der Außenwelt beeinflusstes Bild.

Jedenfalls, nachdem ich hier nun mal wieder ziemlich abgeschweift bin... die Unterhaltung mit dem jungen Mädchen endete damit, dass sie von ihrem Freund abgeholt wurde und wir nur noch kurz Zeit hatten, um Handynummern auszutauschen. Mal schauen was sich daraus noch entwickelt, ganz abgeneigt war sie jedenfalls nicht und hat sich mit einem sanften Lächeln und einem 'Danke' verabschiedet.

Die ganze Situation, für mich nach wie vor noch nicht richtig einzuordnen, vielleicht stehe ich auch nur mal wieder auf dem Schlauch und warum mir das Ganze genau während des Schreibens deines Briefes passieren musste, weiß ich auch nach wie vor nicht so genau, aber jetzt habe ich es hier einfach mal eingebaut - schaden kann es bekanntlich ja nicht.

Damit hätten wir nun einen Teil meines heutigen Themas abgeschlossen. Eine Abhängigkeit bezogen auf Äußerlichkeiten, auf das Gewicht, das Aussehen und teilweise auch eine gewisse Abhängigkeit von anderen Menschen, deren Anerkennung, deren Zuspruch, vielleicht sogar deren Fotos auf irgendwelchen sozialen Netzwerken, alles folglich einer Abhängigkeit eines Bildes seiner selbst, dass der Realität keinesfalls entspricht, noch irgendwann entsprechen könnte.

Meine Abhängigkeit hat auch mit anderen Menschen zu tun, noch viel mehr als jene, die mit einer Magersucht in Verbindung stehen.

Beziehungen, der springende Punkt. In meinem letzten Brief bereits mit einigen Ausführlichkeit erläutert.

Beziehungen die dich definieren, die dich ausmachen, von denen du dich abhängig machst. Von denen ich mich abhängig gemacht habe.

Die Anerkennung, die völlige Annahme, vielleicht auch das Gefühl sich selbst sein zu können - auch wenn das oft nur Einbildung war, den wirklich Richtigen habe ich ja noch nicht gefunden. Die Nähe, diese bescheuert körperliche Nähe für die ich so sehr gelebt habe, von der ich mich so sehr abhängig gemacht habe und die mich gleichzeitig kaputt gemacht hat, denn mal abgesehen davon, dass körperliche Nähe ganz sicher nicht das Wichtigste und Ausschlaggebendste ist, ist die damit verbundene Abhängigkeit noch viel zerstörender.

Es sind alles vergängliche Sachen, vergängliche Sachen von denen ich mich und von denen sich ebenso eben getroffenes Mädchen abhängig gemacht haben. Körperliche Nähe zum Beispiel. Für einen Moment ist es vielleicht schön Sex zu haben, sich angenommen zu fühlen - vielleicht auch nicht, vielleicht ist es auch nur kuscheln oder küssen oder was auch immer, aber es ist vergänglich. Es hört irgendwann auf. Die Person, von der du dich da abhängig machst kann dich verletzten, kann deinen eigenen Vorstellungen nicht gerecht werden und selbst wenn ihr euch wirklich liebt, kann Streit entstehen und du kannst dich einsam und eben nicht anerkannt fühlen.

Ich will keinesfalls sagen, dass man sein Herz nicht verschenken darf,- an den Richtigen, wohl bemerkt und nicht an irgendjemanden der gerade so daher läuft und der deine Abhängigkeit nach Beziehungen, Liebe und Annahme wenigstens für einen winzigen Moment stillen kann,- aber wenn wir nicht ernsthaft nach unvergänglicher Abhängigkeit suchen, dann bekommen wir ein ernsthaftes Problem.

Es war ein langer Prozess, ein unfassbar langer und ich arbeite teilweise nach wie vor noch daran. Wie schaffe ich es mich wirklich von Gott abhängig zu machen? Allein von ihm? Nicht auf diese weltlichen Dinge hereinzufallen, immer und immer wieder? Auf Fotos von irgendwelchen Models auf Instagram, auf Jungs, auf falsche Freunde? Wie geht das? Ich weiß es nicht, ich habe wirklich keine Ahnung, nicht so richtig jedenfalls... Was hilft ist seine Gedanken zu kontrollieren. Denn mit Gedanken fängt bekanntlich alles an. Du denkst zuerst etwas und dann tust du es. Ich denke, dass ich mich nach körperlicher Nähe sehne und dann habe ich Sex. Es ist unfassbar krass und immer wieder erstaunlich was für einen Einfluss Satan durch unsere Gedanken hat und diesen Einfluss können wir eben nur verhindern, wenn wir unsere Gedanken kontrollieren.

Was das genau heißt? Ich denke ich kann nur auf mich bezogen die Antwort geben. Beispielsweise geht es mir auch heute noch teilweise so, dass ich mich extremst nach körperlicher Annahme sehne gerade in Momenten in denen ich allein und unglücklich bin. Dann wenn ich nach einem langen, unproduktiven Tag im Bett liege oder unter der Dusche stehe. Dann grätscht der Satan hinein und zieht mich noch weiter hinunter wie ich sowieso schon bin. Da sind plötzlich Gedanken, die mir weiß machen wollen, dass ich sowieso nichts wert bin. Dass ich hässlich bin, nie einen Freund finden werde. Gedanken, der Einsamkeit. Die Sehnsucht nach Nähe, intimer Nähe und Liebe und dann, dann versuche ich, so absurd es auch klingen mag, genau diesen Gedanken entgegen zu denken. Dann beginne ich zu beten, ich bete, dass Gott erst einmal das Böse wegnimmt und mich ganz ausfüllt und dann bete ich zum Beispiel für meinen zukünftigen Ehemann oder sonstige Dinge die mich beschäftigen oder was halt sonst so in meinem Leben abgeht.

Das Alles mag leicht klingen - ist es aber nicht! Zwar hatte ich keinen ganz so krassen Rückfall mehr, wie damals, kurz bevor wir uns kennenlernten, davor hat mich Gott echt bewahrt, aber dennoch bin ich von dieser Abhängigkeit was Jungs angeht noch nicht ganz befreit, ich arbeite jeden Tag daran. Aber immerhin habe ich das grundlegende erkannt. Ich habe erkannt, dass nur Gott einen wahren Grund bietet sich von ihm abhängig zu machen und das ist doch schon mal ein Anfang.

So und jetzt? Jetzt kommen wir zu dir. Dem dritten Teil des Briefes.

Von wem machst du dich abhängig? Darüber habe ich lange nachgedacht und auch gebetet, weil ich immer das Gefühl hatte, dass du eine der unabhängigsten Menschen bist, die ich kenne und so überhaupt gar keinen Grund darin sah diesen Brief hier zu verfassen.

Inzwischen musst du zwar nach wie vor selbst für dich herausfinden, von wem du dich abhängig machst, vielleicht ganz unbewusst und von wem du dich tatsächlich, ganz bewusst abhängig machen willst, jedoch habe auch ich wenigstens ein ganz klein wenig an Erkenntnis dazugewonnen.

Kann es sein, dass ich in dein Gedächtnis komme, wenn du an Abhängigkeit denkst? Nicht weil ich gerade diesen Brief schreibe oder du trauerst oder keine Ahnung was mal wieder in deinem hübschen Gehirn vorgeht, sonder weil ich der besagte Schlüssel bin, von dem wir ständig reden.

Also nein, ich bin garantiert kein Schlüssel, schau mich mal an, und ich bin schon gleich zweimal nicht dein Schlüssel, aber ist es möglich, dass du dich irgendwie daran gekrampft hast?

Wir waren zusammen unterwegs und du warst glücklich. Wir haben ständig Zeit zusammen verbracht und du warst glücklich. Du warst glücklich und ausgelassen und du selbst, wenn du mit mir zusammen warst. Dann hast du oft nicht an all das Böse um dich herum gedacht und dann hast du dich auch geliebt und anerkannt gefühlt, weil wir gemeinsam so viel erreicht haben.

Sei ehrlich mit dir selbst? Hast du dich manchmal wenigstens ein wenig von mir abhängig gemacht? Vielleicht auch nicht, kann gut sein dass ich mir das Ganze nur einbilde und wieder einmal voreilig handle, aber irgendetwas ist da bestimmt, von dem du dich abhängig gemacht hast, sonst hätte Gott mir nicht aufgetragen diesen Brief zu schreiben.

Ganz egal was es nun sein mag, ich möchte dich einfach bitten dass du dir gleich im Anschluss an eben gestellte Frage die Frage stellst von wem du dich abhängig machen willst?

Von Gott.

Ich hoffe dass ist deine wohl überlegte Antwort. 

Und eine Folge dieser Antwort? Du kannst glücklich sein, ohne mich! Du kannst dich geliebt und anerkannt fühlen, ohne mich! Du kannst trauern ja, aber du kannst nicht darin untergehen, weil Gott dein Fels ist und er unvergänglich und ich das Gegenteil, vergänglich und so, tot um es auf den Punkt zu bringen, vielleicht etwas zynisch ausgedrückt, aber das spielt keine Rolle, weil du nicht von mir abhängig bist, sondern von einem Vater im Himmel, dessen Blut in deinen Adern fließt und der dich unendlich liebt. Dort wo du wertvoll und anerkannt bist. Dort wo du dich nicht verstellen musst, sondern einfach wunderbar du sein kannst. Frei, unabhängig und glücklich.

Ist das nicht genial? Zu wissen was es bedeutet von einem vergänglichen Vater abhängig zu sein, der einem nie im Stich lässt und jeden einzelnen von uns sowieso liebt ganz egal was wir wieder einmal für eine Scheiße bauen. Das ist schon ziemlich genial - jedenfalls ist das meine Meinung hierzu. Es ist so absolut mega dolle genial, dass Gott uns liebt und ich weiß, dass ich mich hier gerade mit meiner Challenge wiederhole, aber mein Kopf ist nach diesem Tag und zu dieser Uhrzeit sowieso ziemlich Matsch und naja... ich will auch ehrlich gesagt nicht noch weiter überlegen, für diesen Brief habe ich mir schon zu viele Gedanken gemacht. Ehrlich normalerweise habe ich keinen so ausgeklügelten Aufbau, sondern schreibe einfach drauf los, was auf einen so organisierten Menschen wie dich vielleicht ab und zu etwas unorganisiert wirken könnte, aber das bist du ja bereits gewöhnt.

Warum sollte ich überhaupt einen Gedanken an irgendeine Challenge verschwenden, die dich möglicherweise wieder eimal total herunter zieht, wenn die wahre große und vollkommene Nachricht, doch sowieso ist, dass Gott dich liebt.

Also: Letztes Mal war deine Aufgabe irgendjemandem zu sagen, dass Gott ihn liebt, heute ist deine Aufgabe es dir selbst zu sagen. Stelle dich vor den Spiegel, schaue wie wunderbar er dich gemacht habe und sage ganz langsam: "Mein Papa im Himmel liebt mich überalles." Und wenn es in deinem Herzen nicht ankommen will, dann sage es noch einmal und noch einmal und so lange bis du es irgendwann kapiert hast. Bis dein Herz es kapiert hat und nicht nur dein Verstand.

Und auch ich will dir diese Wahrheit noch einmal mitteilen: DU BIST GELIEBT!

Gott segne dich!

Betty




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Tausend Dank für all eure Unterstützung. 

Um meine Wertschätzung euch gegenüber auszudrücken (was so ziemlich unmöglich ist), habe ich beschlossen wieder einmal ein paar lieben Lesern von euch die nächsten Kapitel zu widmen.

Gott segne euch

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