Seelengefährten - Ridley

ReginaMars_upilami द्वारा

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Ridley braucht keinen Seelengefährten. Und erst recht nicht den, den er bekommt. Was er braucht, sind Berge a... अधिक

Ein angenehmer Morgen
Ein lästerlicher Ketzer
Ein schwieriger Anfang
Ein unerfreuliches Wiedersehen
Ein mittelmäßiger Tag
Ein sehr früher Morgen
Eine unschöne Begegnung
Ein unmöglicher Traum
Eine neue Herausforderung
Eine heiße Dusche
Ein lang erwarteter Besuch
Ein schweißtreibender Arbeitsbeginn
Eine unerwartete Entwicklung
Eine neue Leiche
Ein überraschender Abend
Ein wirklich sehr überraschender Abend
Ein kühles Bier
Eine brutale Nacht
Ein dunkler Raum
Eine neue Information
Eine verheerende Verabredung
Ein schmerzhafter Abschied
Ein neues Problem
Eine rätselhafte Wunde
Eine sündhafte Pause
Ein kryptisches Gespräch
Ein verlorener Nachmittag
Ein unbekanntes Gefühl
Ein neues Kapitel
Ein dramatischer Besuch
Ein fataler Brief
Eine wichtige Probe
Eine unruhige Nacht
Eine überfällige Aussprache
Ein Moment des Glücks
Eine alte Wunde
Ein ernstes Gespräch
Ein unsanftes Erwachen
Ein spektakuläres Mittagessen
Ein überraschendes Geständnis
Ein ernüchternder Anblick
Eine plötzliche Erleuchtung
Eine wilde Jagd
Eine hinterhältige Entführung
Ein kluger Plan
Ein unerwarteter Zwischenfall
Ein gefährlicher Plan
Ein weiteres Problem
Ein dunkler Ort
Ein grauenvoller Anblick
Eine unerwartete Ankunft
Zwei heldenhafte Helden
Ein unruhiges Mahl
Ein müder Morgen
Eine glänzende Zukunft
Bonus: Ein geheimer Ort

Eine lehrreiche Mittagspause

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ReginaMars_upilami द्वारा

Kubik kam zur gleichen Schlussfolgerung wie er. Sie untersuchten die Lungen des Opfers und fanden sie voll Wasser vor, was jeden Zweifel ausräumte. Die Inspektorin war zufrieden und sie konnten pünktlich Mittagspause machen.

Ridley sah zu, wie Slar eine Blechdose aus seiner Tasche holte und den Raum verließ. Er folgte ihm. Kurz beobachtete er, wie der riesige Körper des Frömmlers durch die grüngestrichenen Flure marschierte, wie die Leute förmlich zur Seite sprangen, wenn er auf sie zukam. Ridley war ebenfalls groß und stark, aber diesen Effekt hatte er nicht. Er war ja auch kein Halbblüter. Und er hatte ein äußerst ansehnliches Gesicht.

Ich frage mich, ob es ihn stört, dachte er. Eine Krankenschwester zuckte zusammen, schob einen Rollstuhlfahrer an Slar vorbei und rammte beinahe den Heiler, der gerade vorbeikam. Oder freut er sich, weil alle Angst vor ihm haben? Freut er sich überhaupt je? Über irgendetwas?

Slar hielt inne. Langsam drehte er sich um. Seine Augen wurden schmal, sobald sein Blick Ridley erfasste.

»Verfolgst du mich?«

»Ja.« Ridley grinste. »Wohin gehst du?«

»Was willst du?«

Ridley näherte sich, so dass nur noch zwei Schritte zwischen ihnen standen. Fast so nah wie gestern Abend. »Ich dachte, wir könnten zusammen Mittagspause machen. Als gute Kollegen und so.«

»Nein.« Die tiefe Stimme rollte über Ridley hinweg wie eine Welle. Er ließ sich nicht beirren. Slar zu ärgern war seine neue Lieblingsbeschäftigung, wie er verwundert feststellte. So etwas wie Glück brodelte in ihm.

»Och, komm schon. Du würdest mich doch vermissen, wenn wir so lange getrennt sind, mein liebster Frömmlerkollege ...«

»Slar!«

Das wurde ja immer besser. Onex kam auf sie zu, winkte, wich einem Hinkenden aus und stoppte knapp vor Slar. Dessen Gesicht glättete sich ein wenig.

»Du konntest pünktlich Mittagspause machen.« Onex strahlte. »Das ist ja großartig. Ich muss dir etwas zeigen. Ich ...« Erst jetzt bemerkte er Ridley, was, genauer betrachtet, eine Frechheit war. Seine Schönheit überstrahlte die des Riesen ja wohl um Längen.

»Hallo, Onex.« Ridley zwinkerte ihm zu und stellte zufrieden fest, dass der Kleine rot anlief.

»Hallo.« Onex räusperte sich. Sein Strahlen kehrte zurück. »Ridley. Was machst du denn hier?«

»Ich mache mit euch Mittagspause.«

»Nein.« Slars Augenbrauen zogen sich zusammen.

»Nein?« Onex wirkte verwirrt. »Warum nicht?«

Slar zögerte. Es war ein herrlicher Moment, wenigstens für Ridley.

»Er hat nichts zu essen dabei«, erklärte der Große schließlich. Erbärmlich. Onex hob eine Blechdose, die Slars sehr ähnlich sah.

»Das ist kein Problem«, sagte er zu Ridley. »Wir teilen gern mit dir.«

Slars Miene drückte das exakte Gegenteil aus. Und Ridleys Stimmung stieg weiter. Alles, was er vorhin in der Pathologie gesehen hatte, rückte in den Hintergrund. Er zwang es, da zu bleiben.

»Mensch, das ist echt verdammt nett von euch.« Ridley hätte sich fast verschluckt vor Lachen. »Die Göttin wäre stolz auf eure Großzügigkeit.«

»Meinst du?« Der Kleine war so naiv. »Ich meine, das hoffe ich. Das dritte der fünf Gebote ist schließlich »Sei großzügig und gib denen, die weniger als du haben«.«

»Oh, ich habe sehr wenig.« Ridley versuchte, so treudoof wie möglich zu schauen. »Sehr, sehr wenig.«

»Sehr wenig Anstand und keinerlei Moral«, knurrte der Riese.

»Man kann auch ohne Anstand Spaß haben.« Ridleys Stimme barst fast vor Zweideutigkeit. »Wie du sicher weißt, seit wir gestern ...«

Er ließ die Drohung in der Luft hängen. Slars Gesicht versteinerte. Nein, der wollte nicht, dass Onex davon erfuhr. So viel war sicher.

Onex schaute ungefähr so verständnislos wie Kubik. Die beiden hätten ein ausgezeichnetes Team ergeben. »Gut, dann ... gehen wir?«

»Ja, wir gehen«, sagte Ridley. »Wohin?«

»Das ist eine Überraschung.« Schalk blitzte in den Augen des Kleinen auf. Unerwartet. Unerwartet verführerisch. Ridley machte einen Schritt auf ihn zu, aber Slar schob sich sofort dazwischen.

»Fass ihn nicht an«, murmelte er, so leise, dass Onex es nicht hören konnte.

»Was, wenn er angefasst werden will?«

Slars Blick verwandelte sich in eine tödliche Waffe. Wäre Ridley nicht Ridley gewesen, nämlich gutaussehend, stark, perfekt und vollkommen angstfrei, hätte er sich eingepisst. Dass er schwieg, lag nur daran, dass er keine Lust auf Reden hatte. Man musste ja nicht immer reden. Onex auf den Arsch zu schauen, während der vor ihnen her durch die Flure ging, war genauso amüsant. Beziehungsweise dahin, wo er Onex' Arsch vermutete. Verdammte Kutten. Ein harter Schlag erwischte Ridleys Hinterkopf.

»Lass das.« Der Riese war schnell.

»Hast du mal überlegt, Käfigkämpfer zu werden?«, fragte Ridley. »Du könntest reich werden. Also nicht so reich wie ich, aber ...«

»Nein.«

»Nur nein? Willst du mir nicht erzählen, welches Gebot der Göttin es dir verbietet, Spaß zu haben und Kohle zu verdienen?«

»Nein.«

Onex öffnete eine Tür und führte sie eine kleine Treppe hinauf. Die Metallstufen quietschten gequält, da sie sowohl Slar als auch Ridley aushalten mussten. Weiter oben wurde die Treppe zu einer winzigen, gewundenen Wendeltreppe. So eng, dass Ridley, wenn er nach oben schaute, einen Blick unter Slars Kutte erhaschen konnte. Aber der trug Hosen.

Sie mussten sich im Inneren eines der vier Türme befinden, die das Krankenhaus zierten. Der Verdacht bestätigte sich, als sie auf die Dachterrasse hinaustraten. Frostige Luft umfing sie und der Wind schleuderte Onex einen Schritt zurück. Slar hob die Hände, um ihn zu fangen, aber der Kleine stand schon wieder fest.

»Schön, nicht wahr?« Er lachte.

Er hatte recht. Das alte Dach wurde an vier Ecken von kupferbedachten Türmchen umrahmt. Die niedrige Mauerumrandung hielt den Wind nicht ab, aber sie reichte wohl aus, dass hier Pflanzen gedeihen konnten. Ein halb verwilderter Garten erstreckte sich auf der ebenen Fläche. Efeu rankte um knorrige Bäume und schlängelte sich zwischen Beeten umher, die nach keinem erkennbaren Muster angelegt worden waren.

Wie die Zeichnung von einem Kind, das drei Tassen Kaffee intus hat, dachte Ridley. Manche Beete waren rund, andere kreisförmig, wieder andere rechteckig, aber die meisten waren einfach nur seltsam. Sie hatten die Form von unregelmäßigen Sternen, oder fingen rund an und liefen in endlosen Schwänzen aus. Zwischen ihnen verliefen weiße Steinreihen. Die meisten Beete waren verwildert. Nur in einigen erkannte Ridley Heilkräuter. Solche, von denen Professorin Kral geredet hatte und deren Namen er sich nicht gemerkt hatte. Wer brauchte schon Kräuter, wenn er selbst Heilkräfte hatte? Die Dinger waren nur für Engpässe gedacht. Aber die Bäume waren Obstbäume. War das ...

»Der Garten ist auf eine Belagerung ausgelegt, oder?« Ridley sah in dem Gestrüpp eines der Beete verwelkte Erbsenranken.

Onex nickte. »Während der Weißen Sturms haben sie hier Gemüse angebaut, um das Personal mit Essen zu versorgen. Jetzt wird er nicht mehr genutzt, nur noch zur Erholung in den Pausen.«

Auf einer der windschiefen Bänke saßen Krankenpfleger und diskutierten angeregt. Weiter hinten schaute eine weißhaarige Heilerin über die Brüstung. Der Geruch ihrer Zigarre drang bis in Ridleys Nasenlöcher.

Sie setzten sich auf eine weitere Bank, die unter ihrem Gewicht noch übler knarrte als die Treppe vorhin. Onex reichte Ridley eine Brotscheibe, die erbärmlich dünn mit Schmalz bestrichen und gesalzen war. Ein richtiger Frömmlerfraß. Fast so schlimm wie das Frühstück im Waisenhaus, welches immer noch die köstlichste Mahlzeit dort gewesen war. Ridley verdrängte den Gedanken an Fischsuppe und biss in seine Scheibe.

»Köstlich«, log er. »Danke, Onex.«

»Bitte.« Der Kleine strahlte an Slars miesespetrigem Gesicht vorbei. Wieso saß dieser Kackstiefel zwischen ihnen? »Schön, dass ihr euch jetzt besser versteht, Slar und du. Ich hatte am Anfang Angst, dass ihr euch die Köpfe einschlagt.«

»Wir verstehen uns nicht besser«, brummte Slar und biss in sein Brot, als wäre es Ridleys Schädel.

»Wir verstehen uns ausgezeichnet«, schwärmte Ridley. »Slar, warum erzählst du Onex nicht, wie wir gestern zusammen geduscht haben?«

»Warum erzählst du Onex nicht, woher du das Mordopfer kanntest?«

Das erwischte Ridley unvorbereitet. Er schluckte. Das Brot schmeckte mit einem Mal wie Asche. Nicht, dass es davor köstlich gewesen war.

»Ich kenne den nicht«, behauptete Ridley und blickte auf den unkrautüberwucherten Boden. »Behaupte nicht so einen Scheiß.«

»Ich erkenne einen Lügner.« Wie vorwurfsvoll konnte man eigentlich klingen? »Du hast ihn nicht einmal angesehen und wusstest, wie er gestorben ist.«

»Ich hab ihn angesehen.« Einen Moment lang. Seine mögliche Zukunft sollte man bloß nicht zu lange betrachten, sonst wurde sie womöglich wahr.

Eisiges Schweigen. Onex schwieg eingeschüchtert, Slar schwieg vorwurfsvoll und Ridley schwieg wütend. Was dachte dieser Trottel?

»Hast du ihn umgebracht?«

»Was?!« Ridley verschluckte sich. Hustend fragte er sich, wie dämlich dieser Frömmler sein konnte. »Ich? Ich bin doch kein Mörder.«

»Gut.« War das Erleichterung in Slars Stimme? »Wer war der Kerl?«

»Ein armes Schwein, das den falschen Leuten in die Quere gekommen ist.« Fragte sich nur, wie.

Was hast du getan, Karl?, dachte Ridley. Gestern warst du noch gesund und munter und jetzt ... So schnell kann's gehen.

Wann war der Kerl gestern gegangen? Nach seinem Sieg hatte Ridley ihn nicht mehr gesehen. Aber er war eh zu sehr mit Becca beschäftigt gewesen, und hatte nicht mehr viel mitbekommen. Hatte Karl ihm zu seinem Sieg gratuliert? Oder ihn beleidigt, was wahrscheinlicher war? Hatte Karl ihm erzählt, dass er Andy den Anker mit einem Schlag besiegt hätte, damals, als er noch Karl der Kräftige gewesen war? Was lange her war, in Kämpferjahren.

Karl war am Ende gewesen und er hatte es gewusst. Welche Verzweiflungstat hatte er begangen, die ihn ins Wasser des Kanals befördert hatte? Wem war er in die Quere gekommen? Den Roscaks oder doch einer der anderen Familien? Oder jemandem wie den Leuten, die Ridley vor kurzem gejagt hatten? Jemand, der wegen ihm eine Wette verloren hatte? Karl war abgehalftert genug gewesen, dass man sich verschätzen konnte. Sein hart erkämpfter Sieg gestern, war der sein Untergang gewesen?

Ridleys Blick wanderte unweigerlich in den Himmel. Wolken verdunkelten die Sonne. Trüb und grau schienen sie über die Turmspitzen fast zu berühren.

Hast du's bis da oben geschafft, Karl?, dachte er. Oder warst du doch zu sehr Sünder? Vermutlich schon. Immerhin sehen wir uns dann wieder. Hoffentlich dauert das noch 'ne Weile. Falls wir uns überhaupt wiedersehen. Dieser Ober- und Unterweltscheiß ist doch genau das: Scheiß.

»Ein trüber Tag, oder?« Onex war Ridleys Blick gefolgt und missverstand ihn. »Meinst du, es regnet heute noch?«

Ridley zuckte mit den Achseln. »Solange es keine Überschwemmung gibt. Die sind hier nicht so witzig. Die ganze blöde Stadt ist auf Wasser gebaut. Wenn die Keller volllaufen, hab ich erstmal keinen Job mehr.«

Onex zögerte. »Gibt es oft Überschwemmungen?«

»Alle paar Jahre. Ist eine unschöne Sache. Leute sterben, Seuchen brechen aus und so. Als ich klein war, ist 'ne ganze Häuserreihe zusammengebrochen.«

»Oh.« Onex sah auf das halb gegessene Brot in seinen Händen. »Konnten die Heiler die Bewohner retten?«

»Ist ein bisschen schwer, jemanden zu heilen, auf dem ein Haus liegt.«

»Ach so. Natürlich. Ich kenne mich noch nicht aus.« Onex biss sich auf die Unterlippe. »Es war niemand dabei, den du kanntest, oder, Ridley?«

»Nö. Nett, dass du dir Sorgen machst, Kleiner.« Er lächelte. Slars Gesicht verfinsterte sich. »Gab's bei euch in den Bergen keine Überschwemmungen?«

»Es gibt Erdrutsche«, sagte Onex. »Unser Dorf hat es nie getroffen, aber ein paar Stunden von uns entfernt wurden Häuser verschüttet. Slar und ich haben beim Aufräumen geholfen.«

»Freiwillig?«

»Natürlich. Der Tempel dort hat um Hilfe gebeten.« Onex zögerte. »Bei uns ist es anders als hier. Die Tempel sind winzig im Vergleich zu dem hier. In unserem haben nur ein Priester und zwei Templer gewohnt.«

»Nur drei Frömmler? Traumhafte Zustände.« Ridley seufzte. »Haben die euch sehr gequält?«

»Nein, natürlich nicht. Der Priester war doch mein Vater. Hat Slar das nicht erzählt?«

»Er ist nicht sehr gesprächig.«

Sie beide sahen Slar an, der essend zu Boden starrte und vermutlich hoffte, dass die Pause bald vorbei war.

»Nein.« Onex lächelte. »Slar, weißt du noch, als Vater uns weisgemacht hat, im Garten wäre ein Schatz vergraben?«

Slars Mundwinkel zuckten. Ja, er kam einem Lächeln so nahe, dass Ridley einen Moment lang sprachlos war.

»In Wahrheit wollte er ein Beet anlegen, aber hatte keine Lust, den Garten selbst umzugraben«, sagte Onex.

»Clever.«

»Na ja. Am Ende hatte er eine Wiese mit unzähligen Löchern. Ich glaube, so hatte er sich das nicht vorgestellt. Mein Onkel meinte, das wäre seine eigene Schuld und dass er sich nicht so anstellen solle. Ich glaube, er fand das lustig. Er hat Slar und mich bei jedem Abendessen gefragt, ob wir den Schatz schon gefunden haben.«

Bei jedem Abendessen? »Ihr seid zusammen aufgewachsen.«

»Ja, na, zumindest, seit wir sieben waren. Als Slars Eltern ihn ...« Onex zögerte. Slars Schultern spannten sich so, dass der Stoff fast platzte. »Aber das sollte er dir selbst erzählen, wenn er mag, denke ich.«

»Nein«, sagte Slar.

»Sagst du heute nochmal was anderes, Frömmler?« Ridley hob eine Augenbraue.

»Warum interessiert es dich?«

»Nur so.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich war noch nie in den Bergen. Das klingt alles sehr ... faszinierend.« Er sah Onex zweideutig an. Der kapierte eindeutig nicht, worauf er hinaus wollte. Slar anscheinend schon, der alte Heuchler. Ob Onex ahnte, dass sein guter Kumpel genau so ein Sünder war wie Ridley? Oder tat der nur so unschuldig und hatte es ebenfalls faustdick hinter den Ohren? Ridley überlegte, ob er sie zu einem Dreier überreden konnte. Das stellte er sich ziemlich scharf vor: Onex' weicher zarter Körper zwischen ihren harten, der Anblick von Slars schweißbenetzten Bauchmuskeln, während der Kleine ihn in den Mund nahm, der flackernde Ausdruck in den Augen des Riesen, des leichte Öffnen der Lippen, die sich entspannten und weich wurden ... Erstaunt kapierte Ridley, dass der Gedanke an Slars nackten Körper ihn stärker erregte als an den von Onex.

Gedankenverloren betrachtete er dessen sauertöpfische Miene.

Dich kriege ich, dachte Ridley.

Aber der Mistkerl entwischte ihm. Kubik schickte Ridley in den Materialraum, um neue Skalpelle zu besorgen und als er zurückkam, war Slar verschwunden.

Unter der Dusche war er nicht. Und er würde auch nicht mehr kommen. Das wurde Ridley klar, als seine Haut langsam schrumpelig wurde und das warme Wasser sich dem Ende zuneigte. Verdammt. Er war sicher gewesen, dass der Blödmann sich nur zierte. Dass sie endlich beenden würden, was sie gestern angefangen hatten. Es nervte ihn. Wie ein Lied, das mitten in der Strophe abbrach. Diese Strophe würde zu Ende gebracht werden und der Hundesohn würde singen. Na ja, stöhnen. Laut.

Es lag nicht wirklich daran, dass Ridley zu schlecht gewesen war, oder? Nein. Das hatte der Frömmler nur behauptet, um ihn zu ärgern. Und er war darauf reingefallen, wenigstens einen Moment lang. Oder stimmte es? Hätte er härter rangehen sollen? War der Kerl mit ein paar unschuldigen, nassen Fummeleien nicht zufrieden gewesen? Überhaupt hatte Ridley sich überrumpelt gefühlt, da hatte er wohl nicht sein übliches Können gezeigt ... Die Grübelei nervte! Fast so sehr wie der Frömmler, der ihm durch die Lappen gegangen war.

Für heute.

Andrew Dostal stellte sich ihm in den Weg, als er das Krankenhaus verließ. Im Tageslicht sah der Kaufmannssohn noch arroganter aus, als er im Licht der Bibliothekslampen gewirkt hatte. Er trug eine lilafarbene Seidentunika und Hosen in einer etwas dunkleren Farbe. Sein schmales Gesicht war frisch rasiert und seine Stiefel sahen aus, als wäre das Leder zarter als jedes Fleisch, das Ridley je gegessen hatte.

»Machst du in dem Aufzug dein Praktikum?«, fragte Ridley. »Keine Angst, dass da hässliche Blutspritzer draufkommen?«

Dostal verdrehte die Augen. »Selbstverständlich nicht. Ich mache mein Praktikum nicht in diesem«, er sah an der Fassade des Krankenhauses hoch, »Seuchenherd. Ihr könnt euch freuen, wenn ihr eure Zeit dort lebend übersteht. Mein Vater hat mich in einer exklusiven Privatklinik untergebracht. Im Grünen Viertel.«

»Das war klar. Und was läuft in eurer exklusiven Privatklinik so? Entfernt ihr heimlich Hühneraugen von feinen Damenzehen? Oder helft ihr den alten Knackern, damit sie im Freudenhaus wieder einen hochkriegen?«

Ridley hatte keine Ahnung, was der Idiot von ihm wollte, aber Dostal hatte auf ihn gewartet. Ein paar Meter hinter dem feinen Pinkel wartete eine Kutsche auf der überfüllten Straße. Zwischen den Fußgängern blitzte das Emblem der Dostal-Familie auf. Es war hundertfach in den Stoff der Vorhänge und der Polster gestickt und prangte als versilberte Medaille auf den Rädern.

»Unsere Kundenliste ist streng vertraulich.« Dostal verzog das Gesicht. »Aber ich kann dir versichern, dass wir der Gesellschaft einen Dienst erweisen.«

»Lass mich raten: Nasenverkleinerungen.«

»Unter anderem«, gab Dostal zu. »Es ist gut, dass Vater so viel Einfluss hat, sonst müsste ich bei den Operationen mithelfen. So kann ich mich ganz auf das Heilen danach konzentrieren.«

»Das freut mich ja für dich.« Was wollte der Lackaffe? »Bist du hier, um mir das zu erzählen? Oder willst du dich dafür entschuldigen, wie ihr den Kleinen behandelt habt?«

»Den Kleinen? Ach, Onex.« Dostal schnaubte. »Natürlich nicht. Aber ja, wegen ihm bin ich hier. Sozusagen.«

Jetzt bin ich gespannt, dachte Ridley, ließ sich aber nichts anmerken. »Ich höre.«

»Sein ... Freund hat mich bedroht.« Empörung färbte Dostals Stimme. »Dieser bleiche Bastard.«

»Ach, echt?« Eine Sekunde lang war die alte Steinfresse Ridley richtig sympathisch.

»Tu nicht so erfreut. Ich weiß, dass du auch deine Probleme mit ihm hast. Ich meine, das ist offensichtlich. Eure kleine Vorstellung am ersten Tag war wirklich äußerst würdelos.«

»Kommst du jetzt mal zum Punkt?«, sagte Ridley.

Dostal sah ihn an, als hätte er ihm auf die feinen Lederschuhe gepisst. »Der Punkt ist, dass ich einen Leibwächter brauche. Ich kann diesem Monster nicht alleine ausgesetzt sein. Du weißt, wozu diese Tiere imstande sind. «

»Ja, die bedrohen gern mal andere Leute. So ähnlich wie du. Nur, dass Slar das ganz alleine schafft und nicht zwei Gehilfen braucht.«

Das Gesicht des Kaufmannsohns wurde noch bitterer. »Bist du etwa auf seiner Seite?«

»Was? Nein! Ich mag's nur nicht, wenn man auf Schwächeren rumhackt.«

»Dann verstehst du sicher, dass ich Schutz benötige. Und da du unter den Studenten anscheinend der Einzige bist, der Slargaran Kovar etwas entgegensetzen kann, habe ich an dich gedacht. Du kannst anfangen, sobald die Kurse wieder losgehen.«

»Hm, nö.«

Dostal hatte nicht mit einer Ablehnung gerechnet, das war offensichtlich. Solange sein Mund offenstand, redete er nicht. Eine wahre Wohltat.

»Wenn das alles war, gehe ich mal wieder. Tschüss.« Ridley wandte sich ab.

»Willst du nicht wissen, wie viel ich bezahle?« Die Sicherheit war zurück. »Ich schätze, es ist mehr, als du in der Arena verdienst.«

Ridley zögerte. Er hasste sich dafür. Dostal nannte eine Zahl und Ridley wurde noch wütender. Ja, verdammt, das war das Dreifache von dem, was er in der Arena verdiente, selbst, wenn man seine Wettgewinne dazu zählte. Er hatte keine Wahl. Das musste er einfach annehmen, selbst wenn er für diesen kleinen Schleimer ertragen musste. Jeden Tag.

»Ihr müsst doch Leibwächter haben. Zufällig weiß ich, dass dein Vater gleich drei Leibwächter beschäftigt. Warum nimmst du nicht einen von denen?«

»Es muss ein Student sein.« Dostal klang verbittert. »Vater soll nicht ...« Er stoppte.

»Dein Vater soll nichts davon erfahren, dass du nicht alleine klarkommst?«

»Du kannst froh sein, dass er nicht weiß, dass du mich geschlagen hast!«, schnappte Dostal. »Wenn er das wüsste, würden sie dich morgen aus dem Kanal fischen!«

Karls graues Gesicht erschien in Ridleys Kopf. Er drängte es beiseite.

»Und trotzdem willst du mich anheuern? Du musst echt verzweifelt sein.« In seinem Hinterkopf flehte Becca ihn an, die Klappe zu halten.

»Hast du dieses ... Untier gesehen?« Dostals Augen waren weit vor Wut und Angst. »Der ist nicht menschlich. Einer wie der hätte nie an der Akademie angenommen werden dürfen! Aber sie lassen ja jeden rein. Bastarde, Bauernsöhne, Kuhhirten und jedes verdammte Gossenkind, das auch nur einen Funken minderwertiger Magie in sich trägt!«

Verdammte Gossenkinder wie mich. Er musste leider auf Dostals Angebot eingehen, egal, wie wenig er es wollte. Wenn er ihm half, würde er seine Schulden dreimal so schnell abbezahlen können.

»Und weil die Akademie von Unrat überschwemmt ist, ist es für Leute wie mich nicht sicher dort. Diese Tiere wittern es, wenn ein überlegener Intellekt anwesend ist. Und weißt du, was sie dann tun? Sie versuchen, ihn auszulöschen.«

»Oder sie sind einfach sauer, weil du ihren Kumpel angegriffen hast.« Ridley rammte Dostal mit der Schulter, als er sich an ihm vorbeidrängte. »Such dir einen anderen Leibwächter.«

Mist, dachte er. Aber wahrscheinlich hätte er Dostal an seinem ersten Arbeitstag persönlich den Hals umgedreht.

Er spürte dessen hasserfüllten Blick im Nacken noch lange, nachdem er die Kutsche hinter sich gelassen hatte.

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