Kurz sah ich mich um, bevor ich das Glas, welches auf meinem Nachttisch stand, nahm und es zu Boden fallen ließ.
Eine der Scherben hob ich auf, biss mir auf die Lippe und schnitt mir in den Finger.
,,Damon, Stefan", rief ich im selben Moment.
Nach einigen Sekunden wurde die Tür aufgerissen und ich hörte Stefans Stimme, dem ich den Rücken zugekehrt hatte.
,,Was ist passiert?" Er kam näher und als er hinter mir stand, drehte ich mich um.
Sein Blick fiel auf meine Wunde, während ich ihn anstarrte und auf eine Reaktion wartete. Augenblicklich drehte er sich weg von mir.
,,Stefan?" Ich versuchte, sein Gesicht zu sehen.
,,Geh weg", grummelte er.
,,Sieh mich an" Ich griff nach seiner Schulter und versuchte, ihn umzudrehen.
,,Geh weg!", rief er und drehte sich ruckartig um.
Dabei sah ich sein Gesicht... Seine Augen hatten sich blutrot gefärbt und waren von pulsierenden Adern unterzeichnet. Aus Stefans Mund ragten spitze, weißglänzende Vamirzähne.
Er wollte mich wegstoßen, durch seine Kraft flog ich jedoch einige Meter und prallte gegen die Wand.
,,Stefan!", rief Damon, der gerade ebenfalls den Raum betreten hatte. Stefans Blick löste sich von seinem Bruder und er starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Anschließen verließ er beinahe in Lichtgeschwindigkeit den Raum.
,,Leah!" Damon kam zu mir rüber gelaufen und half mir auf.
,,Geht es dir gut?", fragte er besorgt und sah mir abwechselnd in beide Augen, während er seine Hände auf meine Oberarme gelegt hatte. Ich nickte nur geschockt.
Einen Moment blickte Damon ebenfalls auf den Schnitt in meinem Finger, bevor er kurz mit den Augen blinzelte und mir wieder ins Gesicht sah.
,,Ist nur Stefan ein Vampir?", fragte ich, als wir einigen Minuten später im Wohnzimmer saßen.
Damon schüttelte den Kopf.
,,Nop", begann er, wobei er die Betonung auf das P legte.
,,Ich hab' es nur besser unter Kontrolle"
,,Warum?", erwiderte ich verwirrt.
,,Weil Stefan seine komische Tier Diät schon seit Jahrhunderten durchzieht. Er trinkt kein Menschenblut. Doch dadurch hat er das Verlangen nach Menschenblut schlechter unter Kontrolle"
,,Das heißt... du saugst Menschen aus?", fasste ich geschockt zusammen.
,,Tut mir Leid, deine perfekte Welt zerstören zu müssen, Schätzchen, aber genau so ist es", erwiderte er mit diesem typischen Lächeln.
Ich wusste nicht, was ich antworten sollte.
Der eine motierte schon beim kleinsten Tropfen Blut zu einem von Emotionen gesteuerten Wesen. Der andere hatte das besser im Griff, doch der Preis dafür war ab und zu eine kleine Trinkparty mit Menschen, wobei es definitiv sie waren, die dabei auf ihre Kosten kamen.
,,Du solltest wieder schlafen gehen, Bella", riss mich Damon aus meinen Gedanken.
,,Warum Bella?", wollte ich verwirrt wissen.
,,Bella?... Twilight?...", erwiderte er und hob die Augenbrauen. ,,Grauenhaftes Buch... So unrealistisch", fügte er mit einem angeekelten Gesichtsausdruck hinzu.
,,Ich weiß nicht, ob ich jetzt noch in Ruhe schlafen kann", schmunzelte ich und stand auf.
,,Wenn nicht, kannst du auch in meinem Bett schlafen", bot er lächelnd an.
,,Gute Nacht, Damon", antwortete ich lachend.
Am Morgen war ich recht spät dran. Ich schlüpfte in die Jeans vom Vortag und ein schwarzen Männershirt, dass über einem Stuhl hing. Ohne groß darüber nachzudenken, wem es gehörte, streifte ich es über und stopfte es in die Jeans. Schnell zog ich meine braunen Stiefel an, schnappte meine Tasche und lief die Treppe hinunter.
,,Viel Spaß in der Schule", rief Damon sarkastisch, der mit einem Drink in der Hand auf der Couch saß.
,,Oh, und mein Shirt will ich sauber und unbeschadet zurück", rief er mir noch hinterher.
Lächelnd zog ich die Haustür zu. Vor dem Haus stieg Stefan gerade in sein Auto.
,,Nimmst du mich mit?", fragte ich, nachdem ich die Beifahrertür geöffnet hatte.
,,Du redest noch mit mir?", war Stefans reuevolle Antwort. Ohne ihm eine Antwort auf seine Frage zu geben, stieg ich ein und sah ihn lange an.
,,Natürlich tu ich das... Du wolltest mich nur schützen, indem du mich weggestoßen hast"
Stefan nickte mit einem traurigen Blick nach unten.
,,Hey, Stefan" Damit nahm ich seine Hand. ,,Es ist alles gut", versicherte ich ihm lächelnd.