Gefährtin des Schwarzdrachen

By Anshera

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Der Frieden auf dem Planeten Aerrion gehört der Vergangenheit an, es herrscht Chaos und brennende Städte sind... More

Prolog
Kapitel 1 (überarbeitet)
Kapitel 2 (überarbeitet)
Kapitel 3 (überarbeitet)
Kapitel 3.2 (überarbeitet)
Kapitel 4 (überarbeitet)
Kapitel 5 (überarbeitet)
Kapitel 6 (überarbeitet)
Kapitel 7 (überarbeitet)
Kapitel 8 (überarbeitet)
Kapitel 9 (überarbeitet)
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44

Kapitel 45

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By Anshera


Noch bevor Elly auf dem Stuhl Platz nehmen konnte, den Silas für sie zurückgezogen hatte, stand bereits eines der Schattenwesen neben ihr.

"Was darf ich ihnen zu Trinken bringen, Mylady? Wir hätten folgendes zur Auswahl: Branntwein, Weißwein, Rotwein, Met, Bier, verschiedene Liköre, Schnaps und natürlich Wasser", leierte das Wesen die Auswahlmöglichkeiten runter. "Kurz gesagt, eigentlich alles."

"Einen Rotwein bitte", antwortete Elly freundlich und lächelte, während sie auf dem Stuhl Platz nahm. Die Kreatur erwiderte ihr Lächeln und nickte kurz, ehe sie sich Silas zuwandte und den Kopf leicht senkte. "Und für sie, mein Herr?"

Silas schnaubte, als würde er sich über das aufdringliche Verhalten der Schattengestalt ärgern.

"Ich nehme dasselbe", knurrte er, sichtlich darum bemüht, die Fassung zu bewahren. Noch ehe Elly blinzeln konnte, war das Wesen verschwunden und Silas atmete tief durch. Er nahm auf seinem eigenen Stuhl platz und wenige Sekunden später, wurden ihnen zwei Gläser mit Rotwein gereicht. Mehrere Teller mit Blätterteiggebäck und unterschiedlichen Früchten folgten, gekochte Äpfel und Feigen waren ebenfalls dabei.

"Erzähl mir mehr über dich, Elly. Ich will dich besser kennenlernen", forderte er sie schließlich auf.

"Was möchtest du denn genau wissen?", fragte sie und er zuckte mit den Schultern. "Erzähl mir von deinen schönsten Erinnerungen. Dinge, die dir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert haben."

Elly stocherte in ihrem Essen rum und dachte angestrengt nach. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es ihr so schwerfallen würde, ein paar Dinge zu finden, die ihr positiv im Gedächtnis geblieben waren.

"Früher als ich noch klein war", fing sie schließlich an und erinnerte sich zurück an ihre Kindheit. "Bin ich häufig mit Mutter im Wald gewesen, um Pilze und Kräuter für die Speisen zu sammeln, die sie zubereiten wollte. Wenn ich fleißig geholfen habe und der Korb am Ende voll war, haben wir manchmal sogar fangen oder verstecken gespielt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie sehr ich mich freute, wenn sie mir erlaubte mitzugehen. Damals habe ich einiges über die Natur gelernt. Unter anderem welche Waldfrüchte sich gut für den Verzehr eigneten oder welche ungenießbar, gar giftig waren. Du musst wissen, dass meine Mutter eine bekannte Köchin in unserem Dorf war und bei einer wohlhabenden Familie, den Webers, gearbeitet hat. Sie teilte ihr Wissen mit mir und ich war immer gespannt darauf, etwas Neues zu erfahren. "

"Du hast also viel über den Beruf deiner Mutter gelernt", wiederholte er und sprach eher zu sich selbst, als zu ihr. "Gefielen dir ihre Aufgaben? Hast du, als du älter wurdest, ebenfalls als Köchin gearbeitet?"

Elly nickte. "Als meine Eltern eines Tages nach Harving zogen, übernahm ich die Arbeit meiner Mutter. Die Webers waren nette Leute und ich habe mich wohlgefühlt, wenn ich bei ihnen war. Tom, der kleinste in der Familie, hat mir ständig Streiche gespielt und versucht mich aufzumuntern, wenn es mir mal nicht so gut ging", meinte Elly und musste schmunzeln, als sie sich an die Zeit zurückerinnerte. "Und Margret, die älteste Tochter, war genauso wissbegierig wie ich, als ich noch kleiner war. Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich die Webers und die Arbeit in ihrer Küche." Elly musste nicht erwähnen, dass sie die Webers nie wiedersehen würde. Silas wusste ganz genau, dass sie seinetwegen tot waren.

"Aber die Zeiten sind vorbei", sagte sie schließlich geknickt und hoffte, dass zumindest ein Hauch von einem schlechten Gewissen auf seiner Mine sichtbar wurde, aber er zeigte keinerlei Gefühlsregungen.

"Wir haben hier auch eine Küche, du kannst jederzeit kochen und meinen Dienern unter die Arme greifen", schlug er vor, als wäre das dasselbe. "Aber um nochmal auf deine Eltern zurückzukommen", fuhr er rasch fort. "Du hattest ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter oder?"

"Wir sind eine Familie", antwortete Elly knapp.

"Das beantwortet meine Frage nicht", erwiderte er.

Elly seufzte und schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich, aber das liegt vermutlich daran, dass ich selten das getan habe, was von mir verlangt wurde. Mutter hat mich hart bestraft, wenn ich ungezogen war oder wenn ich die Aufgaben, die mir zugeteilt wurden, nicht zufriedenstellend erledigt habe. Oft hat sie gefragt, womit sie ein Balg wie mich verdient hat, aber im Grunde wusste ich immer, dass sie mich liebt. An manchen Tagen hat sie mir das auch gezeigt."

"Und was ist mit deinem Vater?", wollte Silas wissen, als eines der Schattenwesen herbeigeeilt kam und einen Teller mit rohen Fleischstücken vor ihm abstellte. Das Wesen verschwand so schnell wie es gekommen war und Silas begann zu essen.

"Er war selten freundlich zu uns, hat Mutter immer wieder in ihre Schranken gewiesen und ihr gezeigt, wo ihr Platz ist. Sie hatte nur wenig Freiraum und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte sie ohne seine Zustimmung nicht mal Atmen dürfen, genauso wenig wie ich." Elly zwang sich dazu, ein Stück Pastete in den Mund zu schieben und kaute darauf herum. "Trotzdem würde ich nicht behaupten, dass sie Pech hatte, als sie mit ihm verheiratet wurde. Auch wenn keine Liebe im Spiel war, kam er all seinen Pflichten nach und sorgte für ein sicheres Zuhause."

Elly blickte aus dem Fenster in die Ferne und konnte nicht verhindern, dass sich Tränen in ihren Augen bildeten.
"Weißt du, wenn mir Vaters Griff zu eng wurde, habe ich mich manchmal Nachts aus dem Haus geschlichen, um die Schönheit der Natur zu genießen. Ich war oft alleine im Wald, habe mich auf einen Baumstamm gesetzt und durch das Blättermeer zu den Sternen hinauf geblickt. Ich erinnere mich noch genau an meinen Lieblingsplatz. An das leise Plätschern des Flusses in der Nähe, an das Zirpen der Grillen und den Wind, der meine Haut streichelte. Immer wenn ich dort saß, fühlte ich mich frei. Ganz so, als könnte mir niemand diese Freiheit nehmen, nicht einmal mein Vater. Dieser Ort gab mir Kraft für den harten Alltag und spendete mir Trost, wenn ich ihn brauchte."

Elly spürte, wie sie eine leichte Windbrise streifte, obwohl das Fenster geschlossen war. Sie schaute verwundert zu Silas, der sie liebevoll anlächelte. Ihr wurde ganz warm ums Herz und ihr Unterleib kribbelte. Der Wind berührte ihre Wange, streichelte über ihren Hals und kitzelte sie am Nacken. Elly wischte sich eine Träne von ihrer Wange und kicherte. "Hey, lass das", meinte sie und Silas Lächeln wurde breiter.

Einer der Schmetterlinge in ihrem Inneren breitete seine Flügel aus und schwirrte wie verrückt in ihrem Bauch herum.
"Sag mal, kennst du auch so einen Ort?", fragte sie rasch, um sich von ihren Gefühlen abzulenken. "Einen Platz, der dir Besonders gut gefällt und an dem du dich gerne aufhältst?", wollte sie wissen und nahm einen Bissen von ihrem Brot.

"Sicher, ich kenne viele schöne Orte, aber einer von ihnen ist mir Besonders im Gedächtnis geblieben. Er befindet sich sogar ganz in der Nähe", antwortete Silas.

Elly runzelte die Stirn und fragte sich, wie der Ort wohl aussehen mochte, von dem er sprach. Wenn sie aus dem Fenster blickte, konnte sie nichts als eine kahle Landschaft mit spitz zulaufenden Felsen und blattlosen, knorrigen Bäumen erkennen.

"Du fragst dich sicher, wie es in einem Land wie diesem, einen Ort geben kann, an dem es möglich wäre, sich wohlzufühlen. Nun, ich werde ihn dir noch zeigen Elly.
Manchmal versteckt sich die Schönheit vor dem Auge des Betrachters und nur jene, die genauer hinsehen, werden belohnt."

Sie nickte und tunkte ihr Brot in einen Topf mit Suppe, es schmeckte herrlich.

"Gab es jemals einen anderen Mann in deinem Leben?", wechselte Silas das Thema und Neugier schwang in seiner Stimme mit.

Elly war sich unsicher, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte. Letztendlich entschied sie sich aber dafür. "Damals wurde ich mit unserem Dorfschmied verheiratet und kurze Zeit später bin ich bei ihm eingezogen."

"Du warst verheiratet?", fragte Silas empört und schien alles andere als begeistert zu sein. "Hast du ihn geliebt?", hakte er schnell nach und schnaubte. Seine plötzliche Wut überraschte sie, schließlich war Erik Müller nicht länger Teil ihres Lebens.

"Nein, es war eine Zweckehe. Wenn ich ehrlich bin, konnte ich ihn nie leiden", versuchte Elly ihn zu beruhigen.

"Dann kam ich ja gerade rechtzeitig, um dich von ihm zu befreien", gab er zurück und entspannte sich langsam wieder.

Elly sagte dazu nichts und nahm stattdessen einen Schluck von dem Wein, der weder zu süß noch zu herb schmeckte. Sie schwenkte das Glas und beobachtete die dunkelrote Flüssigkeit, während sie sich fragte, ob es ihren Eltern wohl gut ging. Immerhin hatte sie schon eine ganze Weile nichts mehr von ihnen gehört. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie stellte ihr Getränk zurück auf den Tisch. Was gab ihr überhaupt die Sicherheit, dass Harving von Silas Dienern verschont wurde und dass ihre Eltern in Sicherheit waren? Sie könnten genauso gut unter der Erde liegen, ohne dass sie etwas davon mitbekommen hatte. Elly wurde übel bei dem Gedanken und ihre Hände zitterten. Möglicherweise saß sie hier mit dem Mörder ihrer Eltern an einem Tisch und trank in Ruhe ein Glas Wein mit ihm.

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