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By cxrlystxles

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{ »Vielleicht solltest du einfach mal nachdenken bevor du redest. Schließlich weißt du nicht das Geringste üb... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9

Kapitel 6

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By cxrlystxles

An diesem Morgen war ich mit relativ guter Laune aufgewacht. Sowohl der Weg zur Schule verlief ohne weitere Vorkommnisse, als auch jegliche Begegnungen mit Familienmitgliedern meinerseits blieben mir erspart.

Cass und ich trafen uns ganz normal am Bahnhof, wo sie mir Vorwürfe machte, dass ich vergessen hatte, ihr die Hausarbeiten in Mathe zu schicken. Zu ihrem Glück hatten wir die nächste Mathestunde erst in zwei Tagen, weshalb sie mich für heute auch spontan zum 'Lernen' eingeladen hatte.

Natürlich war mir bewusst, dass sie unter 'Lernen' etwas anderes verstand als ich.

Jungs dachten bei diesem Wort an intime Sachen, Cass dachte an Lästernachmittage und Serienmarathone und ich dachte einfach nur an die wahre Bedeutung des Wortes.

Schließlich hatte ich noch ein halbes Jahr Schule vor mir, bevor ich mit den anschließenden Prüfungen bombardiert werden würde, und auch meinen Traum, im Ausland zu studieren, wollte ich mir nicht mit schlechten Noten verbauen.

Dies hatte ich bisher auch relativ gut hinbekommen, doch als wir am Ende der Geschichtstunde ankamen, landeten plötzlich Blätter, mit mindestens 5 Fragen über die Auflösung des Ostblocks, auf unseren Tischen, welche sich schließlich als Überprüfung, der letzten Stunde herausstellten.

Dass diese jedoch vor den Ferien, und damit mindestens 2 Wochen her waren, schien Herr Gilb nicht zu interessieren. Dementsprechend war ich auch vorbereitet, denn meine Ferien verbrachte ich so ziemlich damit, sämtliche Hausarbeiten für verschiedene Leistungsfächer abzuarbeiten. Wie sollte ich da noch Zeit haben, um den Stoff der letzten Stunden zu wiederholen ?

Jetzt saß ich also, mit einem Kulli in der Hand und die Augen auf das immernoch leere Blatt geheftet, auf meinem Stuhl und überlegte fieberhaft, was der 'Warschauer Pakt' war und in wie fern, dieser etwas mit der Auflösung von der DDR und der BRD zutun hatte.

Doch auch nach 10 Minuten standen keinerlei Antworten auf meinem Blatt und allmählich fingen die Buchstaben an, zu verschwimmen.

Also drückte ich die Miene meines Kugelschreibers heraus, kritzelte mit diesem einen großen Kringel auf das Blatt, schnappte mir meine Tasche und verließ ohne ein weiteres Wort den Klassenraum, die verwirrten Blicke meiner Mitschüler und meines Lehrers im Rücken.

Als ich wenig später meinen Weg durch das Schulgebäude suchte, war es noch still, da die Meisten noch Unterricht hatten.

Mit Cass war vor der nächsten Stunde nicht mehr zu rechnen, da diese sich gerade mit Physik und dessen Lehrerin auseinandersetzte. Da Cass sowieso nicht unbedingt sehr beliebt bei ihr war, musste sie meist nach der Stunde länger bleiben, um sich für ihre schlechte Mitarbeit zu verantworten.

Dass dies oft ihre ganze Pause einnahm, waren wir alle schon gewöhnt.

Ich hatte Physik zum Glück schon abgewählt.

Seufzend machte ich mich auf den Weg, um Denas Klassenzimmer zu finden. Diese hatte zwar normalerweiße mit mir zusammen Geschichte, doch musste sie heute ihre, vor den Ferien versäumte, Matheprüfung nachschreiben. Und der Nachschreibetermin wurde eben genau auf die Geschichtsstunden gelegt, in denen unsere Klasse mit einem Test überrascht wurde.

Glück im Unglück.

Wahrscheinlich ließ ich es mir nicht wirklich anmerken, doch der versaute Geschichtstest zog meine Laune erneut ziemlich ins Negative.

Das war in diesem Schuljahr schon die vierte Note, welche schlechter als 'befriedigend' war.
Wenn ich mit diesen Noten weiterhin durch mein Abitur schleichen würde, könnte ich mein Stipendium an einer Universität in England vollkommen vergessen.

Denn ohne Stipendium müsste ich ca. 10000£ im Jahr bezahlen. Für jemanden, wie Dena war das vielleicht nicht viel, doch für mich war solch eine Summe unmöglich aufzutreiben, auch wenn ich nicht so aussah.

Also war ich auf dieses Stipendium angewiesen. Und ich würde es schaffen. Koste es, was es wolle.

Noch immer lief ich durch die langen Schulflure, welche in jedem Gang eine andere Farbe hatten.

Die Gänge der 11. und 12. Klässler waren in einem schlichten Grauton gehalten, während die Flure der 5. Klässler in einem hellen Blauton gehalten wurden.

Dies ging dann weiter bis zu grün, gelb, orange, rot und braun.

Mich interessierten die Farben nie wirklich, da ich mich schließlich nie lange in den Fluren aufhielt. Jedoch konnte ich mir vorstellen, dass es den jüngeren Schülern gefiel, jedes Jahr eine neue Farbe zugeteilt zu bekommen.

Als Dena und ich in der fünften Klasse waren, war das Schulgebäude gerade im Umbau gewesen.
Wir konnten durch die herumliegenden Backsteine nur erahnen, wie alt dieses Gebäude einmal ausgesehen haben musste.
Mittlerweile war dieses nämlich sehr modern eingerichtet.

Die Klassenzimmer sahen mit ihren vielen Fenstern und dem großen Smartboard, anstatt der alten Tafel, eher wie Sitzungsräume irgendeiner Firma aus.

Nur das Pult und die Anordnung der Tische und Stühle ließen erahnen, dass sich dort normalerweiße Schüler im Unterricht befanden.

Auch die Cafeteria glich mehr einem Panorama - Cafe in einem 5 Sterne - Luxus Hotel.

Als ich schließlich an Denas Klassenraum angekommen war, wurde es bereits lauter im Schulgebäude.
Die Klassenzimmer leerten sich und der Pausenhof und das Lehrerzimmer füllte sich allmählich.

Und ich stand hier, völlig genervt von dem Rumgeschreie der Kinder und dem versauten Geschichtstest, und wartete auf meine beste Freundin.

Als diese dann endlich nach weiteren 5 Minuten mit einem niedergeschlagenen Blick aus dem Saal stolzierte, wusste ich bereits, dass sie es versaut hatte.

Sie brauchte sich jedoch wenigstens keine Sorgen um ihre Zukunft zu machen, da sie sowieso später in die Firma ihrer Eltern miteinsteigen würde.

»Ich frage mich wirklich, was sich die Menschen gedacht haben, als sie Mathe eingeführt haben. Ich meine, wer hat sich sowas denn ausgedacht ? Triganometrie und Algebra werde ich sicherlich sowieso nie wieder brauchen«, beschwerte sich die Braunhaarige, während wir in Richtung Hof steuerten.

»Es heißt Trigonometrie«, verbesserte ich sie, woraufhin sie nur mit einem Schnaufen anwortete.

»Was auch immer. Jedenfalls konnte ich es nicht und hab bestimmt nur ein Drittel der Blätter ausgefüllt. Was denkst du, welche Note es wird, Superhirn ?«, beschwerte sie sich weiter.

»Nehmen wir mal an, du hättest keinerlei Fehler in dem ausgefüllten Drittel. Wahrscheinlich würdest du auf eine 4 kommen. Allerdings kenne ich dich und weiß daher, dass du von diesem einen Drittel bestimmt nur etwa die Hälfte richtig hast, also solltest du mit einer verdammt schlechten 5 rechnen«, erklärte ich meine Berechnungen.

»Du bist wirklich der größte Streber, den es auf dieser Welt gibt.«

»Du wirst schon sehen, dass ich Recht habe.«

Gerade als Dena die Tür zum Hof aufstoßen wollte, wurde mir auf die Schulter getippt und in mein Blickfeld trat Heather. Ein blondes Mädchen mit großen, grünen Augen.

Zwar kannte ich sie nicht wirklich, doch regte ich mich innerlich bereits darüber auf, wie unschuldig sie mit ihren großen Kulleraugen aussah.

»Tut mir Leid, aber ich sollte dir von Herr Gilb ausrichten, dass er nächste Woche eine Entschuldigung von dir auf seinem Schreibtisch haben möchte, dafür, dass du den Unterricht früher verlassen hast«, erklärte sie mir mit einem leichten Lächeln.

Und schon war sie eine weitere Person auf meiner Todesliste.

Ich nickte nur emotionslos, ehe ich mich wieder der Tür zuwandt und diese schließlich selbst öffnete.

»Was war das denn ?«, fragte Dena, sobald wir aus der Tür getreten waren.

Ich schenkte ihr einen kurzen Blick und dachte darüber nach, ob ich es ihr sagen sollte, doch entschied mich letztendlich dagegen. Ich mochte es nicht, anderen von meinen schlechten Noten zu erzählen. Auch meinen besten Freundinnen nicht. Schließlich war es nichts, mit dem ich prahlen konnte.

»Nichts weiter, ist egal.«

»Was ist egal ?«, fragte plötzlich eine allzu bekannte Stimme, welche definitiv zu Cass gehörte. Diese gesellte sich nämlich in diesem Moment zu uns.

»Wie schon gesagt, keine große Sache«, wiederholte ich mit fester Stimme, weswegen auch keiner der beiden weiter nachfragte.

»Könnten wir kurz zu Vincent und den anderen gehen ? Ich muss ihm für heute Mittag noch absagen, denn er wollte eigentlich, dass ich ihm beim Training zuschaue, aber wir sind ja heute zum Lernen verabredet«, fragte Cass in die Runde, wobei die Frage mehr an mich gerichtet war.

Normalerweiße wäre meine Antwort gewesen, dass sie doch alleine zu ihm gehen sollte, doch ich wollte seinen Gesichtausdruck nicht verpassen, wenn Cass ihm wegen mir absagen würde, also nickte ich nur.

Während wir uns auf den Weg zur Raucherecke machten, wo Vincent und seine Freunde sich gegenseitig mit Nikotin fütterten, heulte sich Dena bei Cass über ihre vergeigte Prüfung aus.

Ich hingegen lief nur schweigend zwischen den beiden her.

Sie sollte nicht so viel rumheulen, denn wenn sie mehr lernen würde, hätte sie das beste Zeugnis aus dem ganzen Jahrgang. Dena war nämlich bei Welten nicht so dumm, wie sie sich darstellte. Ihr fehlte lediglich die Disziplin und Lust für die Schule.

Schon von ein paar Metern Entfernung konnte ich Vincent erkennen, welcher gerade über irgendetwas, wahrscheinlich vollkommen schwachsinniges, lachte. Schon jetzt konnte ich nur die Augen verdrehen.

Ich konnte diesen Jungen wirklich nicht ausstehen.

Cass verschlimmerte die ganze Situation noch, indem sie sich ganz romantisch an ihren Freund heranschlich und ihn von hinten umarmte.

Dena und ich hielten etwas Abstand zu der Gruppe, da sie wusste, dass ich nicht viel von ihnen hielt, doch ich bemerkte hin und wieder die Blicke, die sie mit Cedric austauschte.

Völlig genervt von diesen ganzen anschmachtenden Blicken, lief ich ein wenig auf Cass und Vincent zu, um Cass zum Gehen zu zwingen.

»Cass, hast du es jetzt bald ?«, fragte ich entnervt, als ich schließlich unmittelbar vor ihr stand. Dies tat sie jedoch nur mit einem Blick ab, der mir zeigte, dass ich die Klappe halten sollte.

»Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich heute doch nicht zum Training komme, da Kayla und ich noch lernen müssen. Sorry Babe«, erklärte Cass mit einer so bedauernden Miene, dass mir beinahe übel wurde.

»Kein Problem. Ich wollte Shane heute sowieso bei den anderen Jungs bekannt machen, da er jetzt auch zu uns ins Team gewechselt ist«, erwiderte dieser.

»Wer ist Shane ? Der Neue, von dem du erzählt hast ?«, fragte Cass daraufhin, wofür ich ihr in Gedanken bereits den Kopf abriss.

Wieso konnte sie es nicht einfach dabei belassen ?

»Genau, er ist seit heute auf der Schule, da er vor kurzem von Berlin hier her gezogen ist«, erwiderte Vince und zeigte auf einen Jungen mit braunen Haaren, welcher sich in diesem Moment umdrehte.

Mein Herz blieb für einen Moment stehen und ich spürte direkt die Wut in mir aufsteigen.

Ich musterte den Jungen, welcher nur ein paar Meter entfernt von mir stand, von oben bis unten. Dass dieser es mir genau gleich tat, bemerkte ich in meinem Wahnsinn allerdings überhaupt nicht.

Die Zigarette zwischen den Lippen und seine Augen auf mich gerichtet, kam er langsam näher, wobei sich beim Auspusten des Rauches, ein Grinsen auf seinen Lippen bildete, für das ich ihm am Liebsten sämtliche Zigarettenstümmel in seinen Mund gesteckt hätte.

Wahrscheinlich hätte ich dies auch tun sollen, um seine folgenden Worte zu verhindern.

»Sieht wohl so aus, als hättest du es heute einmal mit sauberen Klamotten zur Schule geschafft, Prinzessin.«

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