Danger ↣ l.t

By phenomenalien

48.1K 2.4K 282

»Du musst dich von mir fernhalten, ich meine es Ernst.« »Aber ich will mich nicht mehr von dir fernhalten!« »... More

» 1 « (✔)
» 2 « (✔)
» 3 « (✔)
» 4 « (✔)
» 5 « (✔)
» 6 « (✔)
» 7 « (✔)
» 8 « (✔)
» 9 « (✔)
» 10 «
» 11 «
» 12 «
» 13 «
» 14 «
» 15 «
» 16 «
» 17 «
» 18 «
» 19 «
» 20 «
» 21 «
» 22 «
» 23 «
» 24 «
» 25 «
» 26 «
» 27 «
» 28 «
» 29 «
» 30 «
» 31 «
» 32 «
» 33 «
» 34 «
» 35 «
» 36 «
» 38 «
» 39 «
» 40 «
» 41 «
» 42 «
» 43 «
» 44 «
» 45 «
» 46 «
» 47 «
» 48 « (✔)
» 49 « (✔)
» Epilog « (✔)
» Danksagung «

» 37 «

832 36 10
By phenomenalien

F A Y E

Ich hörte Stimmen. Leise, murmelnde bekannte Stimmen. Doch ich konnte sie nicht zuordnen. Woher kamen diese Stimmen? Helles Licht drang durch meine Augenlider und ich musste meine geschlossenen Augen noch weiter zusammenpressen. Ein leises raues Stöhnen entkam mir, als die Stimmen lauter und das Licht heller wurde. Schließlich vernahm ich einige Wortfetzen, die nur langsam in mein Gehirn wanderten.

"....Arzt hat gesagt, höchstens in zwei Stunden." Dad? Ich wollte meine Augen öffnen, doch meine Lider fühlten sich so schwer an...

"...gegeben?" Mum.

"...die Krankenschwester... Betäubungsmittel... Ich glaube..." Was redeten meine Eltern da? Und wieso konnte ich nicht einfach die Augen öffnen und zeigen, dass ich hier war? Ich war doch wach... Oder?

Wie als eine Antwort auf meine Frage hörte ich die Stimmen meiner Eltern nur noch wie durch einen Wattebausch; verzerrt und immer leiser werdend... Aber ich wollte doch noch mithören, ich war doch wach...? Immer mehr verschwand ich im Dunklen, wurde ins endlose Schwarz getaucht, bis ich nichts mehr als Schwerelosigkeit wahrnahm. Wohlig seufzte ich auf, es war so gemütlich...

***

Langsam ließ ich meine Augenlider aufflattern, wartete, bis sich meine Sicht etwas klärte, damit ich etwas erkennen konnte. Mein Körper fühlte sich irgendwie... Taub an, so als ob ich mich schon längere Zeit nicht mehr bewegt hatte. Ich versuchte vorsichtig, meine Fingerspitzen zu bewegen. Nach ein paar Sekunden verblasste die Taubheit wieder und ich konnte auch meine anderen Körperteile spüren. Als ich mich vorsichtig umsah, erkannte ich das Krankenzimmer von gestern wieder, wobei ich noch etwas anderes im Zimmer erkannte.

"Tyler...?", krätzte ich und musste gleich darauf Husten. Mein Hals fühlte sich trocken und rau an. Wenn ich doch nur etwas zu trinken hier hätte...

Langsam wandte ich den Blick nach Rechts, dahin, wo mein Bruder auf dem Stuhl saß. Sein Kopf war an der Wand angelehnt, doch sein Gesicht konnte ich von dieser Position aus nicht sehen. Vermutlich schlief er.

"Tyler", versuchte ich es nochmal, meine Stimme diesmal weniger kratzig. Als Antwort bekam ich ein leises Stöhnen zu hören, allerdings schien es nicht dem Anschein nach, als wenn er bald aufwachen würde. Ein leises Seufzen entkam mir und ich schaute an die Decke. Es dauerte nicht lange, da war ich schon wieder eingeschlafen...

***

Das dritte Mal wachte ich auf, als mir jemand an die Stirn fasste. "Mum?", murmelte ich, als sie erschrocken ihre kalte Hand wieder wegzog. "Faye! Gott sei Dank..." Vorsichtig nahm sie mich in den Arm, doch eine andere Stimme unterbrach uns.

"Miss, sie braucht Ruhe. Das ganze Theater gestern hat schon gereicht."

"Ich darf doch wohl meine eigene Tochter umarmen", gab Mum empört von sich und drehte sich zu einer Person hinter ihr um. Dort stand eine Krankenschwester, die mir nicht wirklich bekannt vorkam. Sie ignorierte meine Mum und lief zu mir herüber, bevor sie meinen Puls fühlte und sich etwas auf ihrem Klemmbrett notierte. Ich versuchte mich etwas aufzusetzen, denn ich fühlte mich unwohl und hilflos wie ich da im Krankenbett lag. Ein stechender Schmerz in meiner Brust machte mir einem Strich durch die Rechnung und ich verzog das Gesicht. Wieso tat es jetzt auf einmal so weh? Gestern hatte ich davon kaum was gespürt.

"Liegen bleiben", befahl mir die etwas ältere Krankenschwester. "Wo genau haben Sie Schmerzen?"

Ich deutete mit meinem Finger auf die Stelle und lehnte mich wieder zurück. "Gut, wir werden später den Verband wechseln. Ansonsten ist alles gut soweit, ich bin mir sicher, dass du in Nullkommanichts wieder auf den Beinen sein wirst", lächelte sie mich freundlich an, bevor sie etwas an der Maschine einstellte und dem Raum wieder verließ.

Erst jetzt entdeckte ich Dad an der Wand gelehnt stehen und lächelte ihm zu. Doch mein Lächeln verblasste schnell wieder, als ich bemerkte, dass jemand fehlte. "Wo ist Tyler?" fragte ich unsicher und schaute mich um. Ich konnte mich daran erinnern, dass er schon einmal hier war, aber ich wollte unbedingt mit ihm reden. Und mir sicher gehen, dass es ihm gut geht.

Meine Mum nahm auf dem Stuhl neben mir Platz und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich habe ihm gesagt, dass er nach Hause fahren soll. Er war die ganze Zeit hier und hat kaum geschlafen", seufzte sie und mein Vater nickte. "Er gibt sich die ganze Schuld an dem Unfall", fügte er hinzu und ich biss mir auf die Unterlippe. Wussten meine Eltern, was passiert war? Wussten sie von Tyler's Machenschaften?

"Hat er euch gesagt, was passiert ist?" fragte ich vorsichtig und wusste nicht, was ich von der draufkommenden Antwort halten sollte. Als mein Dad nickte, riss ich erstaunt die Augen auf.

"Schrecklich, dass eine Schießerei ausgerechnet in Chelmsford stattfindet. Damit hätte ich nie gerechtet. Und wenn ich daran denke, was euch beiden hätte passieren können-" Meine Mum hielt sich die Hand vor dem Mund und versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken. Eine Träne rollte über ihre Wange, als sie den Kopf schüttelte. "Oh Faye, wir haben uns solche Sorgen gemacht... Du wärst fast gestorben!", schluchzte sie und konnte weitere Tränen nicht mehr aufhalten. Dad strich ihr beruhigend über den Rücken, während ich nicht wusste, was ich dazu sagen sollte. Einerseits war ich erleichtert, dass sie die Wahrheit nicht wussten und Tyler somit entlastet war. Aber andererseits fühlte ich mich unwohl bei dem Gedanken, dass ich hier im Krankenhaus lag und sie nicht mal wussten, warum. Zudem hatte ich Angst, dass ich irgendwann mal versehentlich etwas ausplaudere und damit die große Bombe platzen lasse. Ich musste mit Tyler reden. Unbedingt.

"Kommt Tyler noch wieder?", fragte ich leise und fühlte mich schlecht, da meine Mum immer noch weinte und ich mich nur um Tyler kümmerte.

"Er wollte in einer Stunde wieder hier sein", sagte mein Vater mit einem Blick auf seine Armbanduhr, bevor er mich nachdenklich musterte.

"Wer war der junge Mann gestern im Wartezimmer?", fragte er mich schließlich und ich runzelte die Stirn. "Welcher junge Mann?" Verwirrt betrachtete ich ihn.

"Er hatte Piercings im Gesicht und überall Tattoos. Ich glaube, er hieß... Lewis oder so ähnlich."

"Louis", verbesserte ich ihn automatisch und fragte mich, was Louis hier im Wartezimmer gemacht hatte. Wenn meine Eltern mit dabei waren, müsste dies während meiner Operation gewesen sein. Mein Herzschlag verschnellerte sich augenblicklich; Hieß das, er war mitgekommen und hatte die ganze Zeit gewartet, bis die Ärzte fertig waren?

"Ja, genau. Woher kennt ihr euch? Er meinte, er hätte dir das Leben gerettet", sagte Dad stirnrunzelnd. Anscheinend wollte er nicht, dass ich etwas mit Leuten wie ihm zutun hatte.

"Er... Er ist ein Freund von einer Freundin", log ich und schaute auf meine Decke, damit sie es nicht bemerkten. Ich wollte sie nicht anlügen, wirklich nicht. Aber es schien mir nicht der richtige Augenblick zu sein, ihnen zu sagen, dass ich ihn in einer dunklen Gasse kennengelernt hatte.

Mein Dad beließ es dabei. Die nächste Zeit redeten wir über belangloses Zeug, wahrscheinlich um meine Mum etwas abzulenken, der der Schock von gestern noch deutlich in den Knochen lag. Als es schließlich an der Tür klopfte und Tyler hereinkam, wurde es augenblicklich still. Mein Dad, der wahrscheinlich wusste, dass wir alleine über Gestern reden wollten, beziehungsweise mussten, überredete meine Mutter dazu, mit ihm in die Cafeteria des Krankenhauses zu gehen und etwas zu essen. Sie ließ sich zwar nur ungern dazu überreden, tat es aber und schließlich fiel die Tür hinter den Beiden ins Schloss und Tyler und ich waren alleine.

Ich hätte in dem Moment mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass er auf mich zugelaufen kommt und mich in eine feste Umarmung schlingt. Trotzdessen tat es unglaublich gut und ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsgrube.

"Ich bin so froh, dass es dir gut geht", murmelte ich und sog seinen vertrauten Duft ein.

"Hör auf damit", entgegnete er und ich ließ von ihm ab. "Was meinst du?", fragte ich und musterte sein Gesicht. Seine Augen waren blutunterlaufen und sein Blick seltsam leer, eine Furche zwischen seinen Augenbrauen fand auf seiner unnatürlich blassen Haut platz, dazu ließen ihn leichte Bartstoppeln an seinem Kinn älter aussehen. Mein Bruder setzte sich auf den Stuhl zu meiner Rechten und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, während ich anfing, mir Sorgen um ihn zu machen. Was war los? Als er mir nach ein paar Sekunden immer noch nicht geantwortet hatte, fragte ich noch einmal nach. "Tyler? Was ist los?"

Sein Adamsapfel bewegte sich hoch und wieder runter und ich hörte, wie er, - immer noch mit den Händen vor dem Gesicht -, Luft entweichen ließ. "Tyler?", fragte ich besorgt und griff nach seiner Hand. Doch plötzlich riss er sich los und er schaute mich mit wildem Blick an. "Was, Faye? Was?!", brüllte er schon fast als er abrupt aufstand und mich erschrocken zurückweichen ließ. So langsam machte mir sein Verhalten Angst.

"Was ist auf einmal los mit dir?", fragte ich mit gerunzelter Stirn und beobachtete, wie er zum Fenster schritt und mit dem Rücken zu mir hinausschaute. Nach einiger Zeit fuhr er sich mit einer Hand über sein Gesicht. "Ich hätte hier liegen sollen. Nicht du", flüsterte er auf einmal niedergeschlagen und lehnte die Stirn an das Fenster vor ihm. Mein Herz schmerzte bei diesem Anblick meines Bruders. Er sah in diesem Moment so verletzlich aus...

"Das ist alles meine Schuld. Ganz allein meine. Ich hätte dich nicht mitnehmen dürfen", sagte er mit zitternder Stimme und ich spürte, wie meine Augen anfingen zu brennen. Ich konnte diesen Anblick einfach nicht ertragen, er konnte sich für das alles nicht die Schuld geben. Tyler drehte sich wieder zu mir um und schluckte hart. "Ich hätte dich fast verloren", krätzte er zitternd und ich war geschockt, als eine Träne über seine Wange rollte. Energisch wischte Tyler sie mit dem Saum seines Pullovers weg, bevor er sich einmal durch die Haare fuhr und tief durchatmete.

"Es ist nicht deine Schuld, Tyler", sagte ich leise und machte Anstalten aufzustehen, weil ich ihn umarmen wollte. Doch er gestikulierte mir, dass ich liegen bleiben sollte und kam auf mich zu. "Doch, ist es. Und das kannst du mir auch nicht ausreden, ich weiß es", sagte er reumütig und setzte sich an die Kante meines Bettes. Er starrte auf seine Hände und als eine weitere Träne seinen Augen entwich, wischte er sie wütend und mit gerunzelter Stirn weg.

"Hey", tippte ich ihn sanft an der Schulter an. "Ich lebe noch, und das ist die Hauptsache, stimmt's?"

Sein Kopf fuhr ruckartig hoch. "Es hätte gar nicht erst soweit kommen dürfen!" In seinen vertrauten braunen Augen schimmerten die Tränen und ich konnte diesen Selbsthass in ihnen lesen. Ich schluckte und schüttelte den Kopf, den Tränen nahe und wusste nichts anderes zutun, als ihn in eine Umarmung zuziehen. Es tat zwar ein wenig weh, aber das war nichts gegen das Gefühl, meinen großen Bruder so zu sehen. Es war schon fast erschreckend. Ich hatte ihn selten Weinen sehen, aber die Male die ich es getan hatte, waren noch immer in meinen Erinnerungen gespeichert.

"Es tut mir leid, Faye", flüsterte er in meine Halsbeuge und ich zog ihn als Antwort nur noch fester an mich. Ich wollte nicht, dass er sich schlecht fühlte. Genau genommen, war es nämlich meine Schuld, dass ich hier war. Hätte ich Tyler nicht dazu angestiftet, mich mitzunehmen, wäre nichts dergleichen passiert und wir hätten jetzt vielleicht am Tisch gesessen und Mittag gegessen.

"Tyler?", fragte ich nach ein paar Minuten der Stille. Tyler gab einen fragenden summenden Laut von sich, was ich als Bestätigung sah, weiterzusprechen. "War Louis gestern auch hier? Also als ich operiert wurde?"

Tyler löste sich von mir und schaute mich nachdenklich an. "Ja, war er. Warum?"

Mein Gesicht erhellte sich augenblicklich und mein Herz schlug schneller. Er war tatsächlich hier gewesen. Die ganze Zeit, bis er kurz nach Hause gefahren ist und Liam und er diesen Streit hatten. Und dann ist er wieder hier her gekommen, zu mir.

"Warum?", holte Tyler mich wieder aus meinen Gedanken. Seine Stimme war ein wenig lauter geworden und die Furche zwischen seinen Augenbrauen tiefer.

"Ich... Weiß nicht", zuckte ich mit den Schultern. "Ich hätte es nur nicht erwartet."

"Man hätte schon fast denken können, ihr wäret ein beschissenes Paar, so wie der sich aufgeführt hat", murmelte Tyler und rieb sich mit einer Hand über die Stirn.

Augenblicklich musste ich an gestern zurückdenken. Da, wo ich die Panikattake hatte. Wo wir uns gestritten hatten. Wo Liam kam und überraschend meinte, Louis würde etwas für mich empfinden. Wo Louis kam und reden wollte. Und dann der Kuss. Die Küsse.

Als ich an seine weichen Lippen zurückdachte, wurde ich rot und schaute überall hin, nur nicht zu Tyler. Noch bevor Louis gestern verschwunden war, meinte er, dass er wiederkommen würde. Leider hatte er nicht gesagt, wann das sein soll. Er war nicht mal zwölf Stunden - in denen ich wohlgemerkt nur geschlafen hatte - weg, und ich vermisste ihn. Ich wusste nicht was, aber irgendwas hatte sich nach gestern zwischen uns verändert, ich spürte es. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart sicher. Sicher vor Jace, den Louis und Liam gestern soweit ich weiß nicht mehr aufgespürt hatten.

"Faye?", sagte Tyler und ich schnappte aus meinen Gedanken. Fragend schaute ich ihn an und wartete darauf, dass er fortfuhr. "Du weißt, dass wir beide jetzt am Arsch sind?" Ich schluckte. Ich wusste genau, was Tyler damit meinte. Jace wird nicht eher locker lassen, bis mein großer Bruder erledigt war. Und das machte mir deutlich mehr Angst als der Fakt, das ich da mit hineingezogen wurde und mitten in der Schusslinie stand.

"Ja, ich weiß", seufzte ich und stützte mein Gesicht auf meinen Händen ab. Tyler nickte abwesend und schaute aus dem Fenster. Ich hingegen versuche seine Gedanken zu lesen. Diese ganze Situation musste ihm ziemlich zusetzen. Ich hatte ihn noch nie so durcheinander und mental am Ende gesehen.

"Ich glaube, ich hab 'ne Idee", sagte Tyler auf einmal und sein Gesicht hellte sich auf. "Was?", fragte ich verwirrt und runzelte die Stirn.

"Wie ich uns Jace vom Hals halten kann", erwiderte er und war schon dabei, aufzustehen.

"Und wie willst du das anstellen?"

"Erklär' ich dir später." Und mit diesen Worten verschwand er durch die Tür und ließ mich so verwirrt wie noch nie zuvor auf meinem Krankenbett sitzen.

***

Es war später Nachmittag, als meine Eltern mich verließen und ich wieder alleine mit meinen Gedanken in dem Zimmer saß. Seufzend glitt mein Blick zur Uhr über der Tür.

17:36 Uhr.

Die Krankenschwester müsste jeden Moment kommen und mir den Verband wechseln, wie sie es vor einer Stunde gesagt hatte. Gerade als ich das dachte, meldete sich mein Magen zu Wort. Ich hatte so schrecklichen Hunger, dass ich schon fast Bauchschmerzen bekam. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal was gegessen hatte, aber nach der Größe meines Hungers mussten es mindestens drei Tage gewesen sein. Ich seufzte noch einmal auf und strampelte die Decke von meinen Beinen. Schon besser. Es war so warm hier drinnen... Ich wünschte, ich könnte aufstehen und das Fenster öffnen. Nur leider unterlag ich der strengen Anordnung meines Arztes, die besagte, dass ich mich unter keinen Umständen aus dem Bett bewegen durfte. Nach gestern herrschte absolute Bettruhe. Mir war bewusst, dass ich es vielleicht etwas übertrieben hatte - schon allein die heutigen Schmerzen waren Beweis genug dafür - aber dass ich überhaupt nicht mehr das Bett verlassen durfte und jede Stunde eine Krankenschwester kam und schaute, ob alles in Ordnung war, fand ich schon etwas übertrieben. Ich meine, mir ging es gut und so sehr tat meine Brust auch nicht mehr weh, was vielleicht aber auch an den ganzen Schmerzmitteln liegen könnte. Zum Glück war ich wenigstens die ganzen Infusionen und Kabel los, die mich an der Maschine gehalten hatten. So schlecht schienen meine Werte also nicht zu sein. Ich seufzte ein drittes mal und wie auf's Stichwort klopfte es einmal an der Tür, bevor die selbe Krankenschwester wie auch schon letzte Stunde eintrat. Sie schien mittleren Alters zu sein und schenkte mir ein Lächeln, bevor ich auf den Gegenstand in ihren Händen aufmerksam wurde. Ein Tablet.

"Oh Gott", murmelte ich erleichtert und die Krankenschwester lachte leicht.

"So einen Hunger?", fragte sie belustigt und stellte das vollbeladene Tablet auf dem Nachttisch neben mir ab.

"Mhm-mhm", murmelte ich und beobachtete, wie sie mir ein Glas Wasser einschenkte. Freundlich überreichte sie es mir und gab mir gleichzeitig eine kleine Schale mit drei verschiedenen Tabletten, die sich sowohl in der Farbe, als auch in der Größe unterschieden. Misstrauisch starrte ich die Pillen an.

"Keine Sorge, die sind einmal gegen die Schmerzen und damit du besser Schlafen kannst. Die Große ist Antibiotika für die Wunde, damit sie schneller verheilt und sich nicht entzündet", klärte sie mich leicht lächelnd auf und schaute mit freundlichen braunen Augen auf mich hinunter. Ich wünschte, ich hätte auch braune Augen. Ich hatte mal gelesen, dass braune Augen Warm und Lieb auf andere Menschen wirkten und außerdem mochte ich gleichzeitig diese Ernsthaftigkeit hinter diesen Augen.

"Na dann", zuckte ich mit den Schultern und würgte die erste Tablette hinunter. Mir gefiel zwar die Idee nicht, gleich wieder schlafen zu müssen, aber ich konnte mich schlecht weigern. Als ich die größte und zum Glück letzte Tablette runterschluckte, konnte ich förmlich spüren, wie sie meine Speiseröhre hinunterrutschte. Ich hielt einen Moment inne, bis das unangenehme Gefühl verschwunden war und stellte schließlich das Glas und die nun leere Schale wieder auf das Tablet. Die Krankenschwester warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.

"Sie haben ungefähr eine Stunde, bis die Schlaftablette wirkt. Wenn ich Sie wäre, würde ich mich beeilen mit dem Essen", zwinkerte sie und verschwand wieder durch die Tür, bevor ich mich überhaupt bei ihr für das Bringen des Essens bedanken konnte. Als ich meinen Blick auf das Tablet wandte, knurrte mein Magen wieder. Leicht lächelnd schnappte ich es mir und legte es vorsichtig auf meine im Schneidersitz überkreuzten Beine ab. Der Duft von Tomatensuppe strömte mir entgegen ich packte den Löffel neben der Schüssel und fing an zu Essen.

Nach einer Weile spürte ich, wie die Müdigkeit einsetzte. Draußen war es bereits dunkel und die Wolken hatten sich vor dem Mond geschoben, sodass es außer der Lampe auf dem Nachttisch keine weitere Lichtquelle gab. Bevor ich noch einschlief, stellte ich das Tablet wieder auf den Nachttisch und mummelte mich in die Decke ein. Nach kurzer Zeit überrollte mich wieder der Schlaf.

***

"Fuck", nahm ich eine Stimme in meinem Unterbewusstsein war. Daraufhin folgte ein lautes Knallen, und ich schreckte aus meinem Schlaf. Erschrocken setzte ich mich auf schaute mich um. Es dauerte eine Weile, bis meine Augen sich der Dunkelheit anpassten und ich eine Gestalt in der Nähe des nun offenen Fensters erspähte.

"Louis! Was machst du hier?", flüsterte ich eindringlich, konnte aber nicht leugnen, dass ich mich freute ihn wieder zusehen.

"Wenn ich mich richtig erinnere, hab' ich dir gesagt, dass ich wieder komme. Also sollte dich das nicht wirklich überraschen." Er trat näher und nahm auf dem Stuhl neben mir Platz. Seine Haare waren komplett durcheinander und fielen ihm vorne auf die Stirn. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann müsste ich eingestehen, dass ich seine Haare so liebte. Ein freches Grinsen war auf seinen Lippen platziert und ließ ihn jünger erscheinen.

"Ja schon, aber... Du hättest auch durch die Tür kommen können, weißt du?" Ich konnte nichts gegen das Lächeln tun, dass sich auf meine Lippen schlich.

"Das ist langweilig", zuckte er mit den Schultern. "Und außerdem, wozu sind Feuerleitern sonst gut?"

"Nun ja, wenn es brennt, dann kön-"

"Das war eine rhetorische Frage, Faye", unterbrach er mich lachend und ich wurde rot. Ich wusste, dass es eine rhetorische Frage war, aber ich dachte ich könnte irgendetwas Witziges darauf erwidern. Gott, war ich peinlich.

Als ich wieder hoch schaute, starrte Louis mich mit schiefgelegtem Kopf an. "Was?", fragte ich nach ein paar Sekunden Stille und strich mir unsicher eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Nichts", antwortete er, starrte mich aber weiterhin an. Unwohl rutschte ich auf meinem Platz hin und her. Wieso starrte er mich so an?

"Habe ich... Irgendwas im Gesicht oder so?", fragte ich nervös und versuchte zu lächeln, um die Stimmung ein bisschen weniger komisch zu machen.

"Du bist hübsch", sagte er plötzlich einfach so und ich riss die Augen auf, die Röte auf meinen Wangen verdunkelte sich merklich. Was?

Louis lachte leicht, als er mein geschockten Gesichtausdruck sah. "Was bist du so überrascht? Es kann nicht das erste Mal gewesen sein, dass dir das jemand gesagt hat." Um ehrlich zu sein, doch. War es. Und das ausgerechnet von Louis zu hören, war schockierend. Er hatte bestimmt schon so viele Mädchen, da konnte ich nicht wirklich hübsch sein. Schon allein wenn ich an die schwarzhaarige Frau zurückdachte, die ich mit Louis gesehen hatte, konnte ich nicht anders als ihm nicht zu glauben. Ich war nicht wirklich hübsch, ich war nur ein tollpatschiges Mädchen von Vielen. Ich schluckte den Klos in meinem Hals hinunter und schüttelte den Kopf. Louis' Augen verdunkelten sich kaum merklich und er runzelte die Stirn.

"Schau' dich doch an. Diese Haare-" Er beugte sich vor und zupfte leicht an einer meiner rostbraunen Haarsträhnen. "Die Augen", ich erwiderte seinen Blick und schluckte. Wieso sagte er das alles? "Die kleine Stupsnase mit den Sommersprossen." Leicht tippte er mit seinem Zeigefinger auf meine Nase und ich musste leicht Lachen. "Diese Grübchen." Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sich noch weiter verbeugte. "Und diese Lippen", flüsterte er und berührte mit seinen fast die Meinen. "Fuck, diese Lippen." Und dann küsste er mich endlich.

___________

Hey guys,

Wir nähern uns langsam dem Ende! O.o

Es sind noch um die dreizehn Kapitel geplant und dann ist Schicht im Kasten. Scheiße, ich kann's gerade gar nicht glauben. Ich meine what? Nur noch dreizehn Kapitel? Gut bei meinem Update - Tempo kann das noch ewig dauern, aber scheiß' die Wand an... Nur noch dreizehn Stück, dann muss ich mich von meinem Baby trennen. :(

Ich bin noch nicht bereit, Danger loszulassen lol. Gut aber es wird langsam Zeit. Danger ist schon ein Jahr und drei Monate alt, und dass, obwohl andere Autoren solche Story's von diesem Ausmaß in vier Monaten schaffen. Schon traurig, vergebt mir.

Naja, bis denne Antenne und bis zum nächsten Kapitel, schätze ich mal.

Celine xx

Continue Reading

You'll Also Like

58.2K 3.1K 86
Naruto wird für ein Verbrechen verurteilt was er nicht begannen hat. Am Rande seines Todes wird er von Akatsuki gerettet. Können sie es schaffen Naru...
21.7K 330 124
Eigentlich dachte Mira immer sie würde auf nette, freundliche und romantische Typen stehen. Sie dachte es... Bis Tom Riddle ihr eines Tages zu nahe k...
33.5K 1.8K 33
Nachdem sich das Team von den vergangen Wochen erst mal erholen muss, hat jemand anders in New York mit ganz anderem Problemen zu Kämpfen. Werena und...
9.7K 533 58
"Kannst du nicht für einen kleinen Moment dein Riesen-Ego abschalten und mir einfach mal zuhören?" - "Könnte ich schon, aber wo wäre denn der Spaß da...