Gefährtin des Schwarzdrachen

Per Anshera

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Der Frieden auf dem Planeten Aerrion gehört der Vergangenheit an, es herrscht Chaos und brennende Städte sind... Més

Prolog
Kapitel 1 (überarbeitet)
Kapitel 2 (überarbeitet)
Kapitel 3 (überarbeitet)
Kapitel 3.2 (überarbeitet)
Kapitel 4 (überarbeitet)
Kapitel 5 (überarbeitet)
Kapitel 6 (überarbeitet)
Kapitel 7 (überarbeitet)
Kapitel 8 (überarbeitet)
Kapitel 9 (überarbeitet)
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45

Kapitel 42

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Per Anshera

Elly verschlug es fast die Sprache, als nach und nach herausragende Wandmalereien zum Vorschein kamen. Sie zeigten Bilder von gewaltigen Schlachten, riesigen Drachen, Menschen und andere Bewohner von Aerrion. Silas löschte die Kerzen und Elly fiel auf, das Feuer die feinen Risse in den Wänden ausfüllte und somit für dieses wunderschöne Schauspiel verantwortlich war.

"Das ist ja der Wahnsinn" quiekte sie und ließ die Atmosphäre auf sich wirken. Es war stockdunkel und einzig das Feuer, welches die Bilder zum Leben erweckte, erhellte den Raum. Silas Mundwinkel zuckten und ohne ein Wort zu verlieren, ging er zum Schrank und holte eine schwarze Kugel heraus. Neugierig beobachtete sie, wie er den Gegenstand über dem Holzbottich platzen ließ und eine dunkle Substanz in die leere Wanne tropfte. Ein Zischen war zu hören und Elly zuckte zusammen. Was zum Teufel war das? Der Bottich füllte sich langsam mit einer schwarzen Flüssigkeit und als sie zu Blubbern begann, richteten sich ihre Nackenhaare auf. So etwas hatte sie noch nie gesehen.

Ungläubig blickte sie zu Silas der nun ohne mit der Wimper zu zucken in die Wanne stieg und ihr die Hand reichte. Elly verschränkte die Arme vor der Brust "Vergiss es, da geh ich definitiv nicht rein." Silas bewegte sich keinen Zentimeter und streckte weiterhin die Hand nach ihr aus. Sie sah sich noch einmal im Raum um und dachte darüber nach, was sie nun tun sollte. Schließlich seufzte sie und trat doch ein wenig näher an ihn heran. "Was ist das für ein Zeug" fragte sie und deutete misstrauisch auf die schwarze Masse, die nun bereits die Hälfte des Bottichs füllte. "Das Werk von Targuns magischen Badeperlen, eine ganz besondere Mischung zum wohlfühlen und entspannen" antwortete er amüsiert, als sie vorsichtig einen Finger in die Flüssigkeit tauchte. "Das fühlt sich an wie warmes Wasser" meinte sie fasziniert und Silas nickte. "Leistest du mir Gesellschaft?" Elly zögerte eine Sekunde, ehe sie sich von ihm in die Wanne ziehen ließ. Das Wasser hatte genau die richtige Temperatur und sie seufzte wohlig. Gerade wollte Elly sich entspannen und in eine Ecke zurückziehen, da nahm er einen Schwamm von der Ablage neben dem Bottich, sog ihn mit der schwarzen Flüssigkeit voll und wrang ihn über ihrem Kopf aus. "Hey was soll das?" fragte sie leicht gereizt und strich sich die nun nassen Haare aus dem Gesicht. Silas schmunzelte. "Wonach sieht es denn aus? Ich mache dich sauber, du scheinst es ja alleine nicht hinzubekommen." Elly verengte die Augen und sah ihn wütend an, keine Sekunde später spritzte er ihr das Wasser direkt ins Gesicht. Sie biss sich auf die Lippe und rieb über ihre Augen, damit sie wieder etwas sehen konnte. Als Elly ihn lauthals lachen hörte, reichte es ihr. Wenn dieser arrogante Drache Krieg haben wollte, konnte er ihn gerne haben. "Vielleicht solltest du dich lieber waschen so sehr wie du eben geschwitzt hast" konterte sie und attackierte ihn nun ebenfalls mit dem Wasser. Er blinzelte und fuhr sich mit einer Hand über das nasse Gesicht, es schien ihn zu ärgern, dass er nicht rechtzeitig ausgewichen war. Elly wehrte seinen nächsten Angriff ab und kicherte. Sie dachte, sie wäre auf alles vorbereitet gewesen aber mit dem Schwamm, der nur einen Moment später in ihrem Gesicht landete, hatte sie nicht gerechnet. Eine ganze Zeit lang spritzten sie sich gegenseitig nass, tunkten sich unter und alberten herum. Elly lachte und fühlte sich wie ein kleines Kind. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass sie soviel Spaß mit Silas haben konnte. Vielleicht war er ja doch nicht so unausstehlich, wie sie angenommen hatte. Als er sie rittlings auf seinen Schoß zog und über ihre Wange streichelte, schlug ihr Herz schneller. Er lächelte sie an und schaute direkt in ihre Augen.

"Du kannst dir garnicht vorstellen, wie sehr ich die Zeit mit dir genieße. Deine Nähe ist wie ein Geschenk für mich" flüsterte er und küsste ihre Lippen. Seine Worte berührten sie und ein kleiner Schmetterling schwirrte in ihrem Bauch herum. Schockiert darüber, was sie fühlte, rückte sie ein Stück von ihm ab. Sie durfte sich aufkeinenfall in ihn verlieben. "Du.. ich.." fing sie an und wusste nicht so recht was sie sagen sollte. Schließlich schüttelte sie den Kopf.

Reiß dich zusammen Elly mahnte sie sich selbst aber es fiel ihr schwer, die nächsten Worte auszusprechen. "Wir müssen damit aufhören Silas. Ich möchte nichtmehr, dass du mich küsst. Es war leichtsinnig gewesen meinem Verlangen nachzugeben und das wird sich nicht wiederholen. Ich kann nicht, ich will nicht dass.." er grinste nur und sofort wurde ihr klar, dass sie sich die Worte auch sparen konnte. Er überbrückte die Distanz zwischen ihnen und beugte sich zu ihr. Ellys Atmung beschleunigte sich, je näher er ihr kam. "Ich meine es Ernst, das mit uns Beiden kann nicht funktionieren" stotterte sie und spürte sogleich seinen Mund auf ihrem. Sanft leckte er über ihre Lippen und bat um Einlass. Ellys Bauch kribbelte und ihr wurde ganz heiß, als sie ihren Mund leicht öffnete und ihre Zungen miteinander verschmolzen. Gott, was tat sie hier nur? Sie musste ihm unbedingt widerstehen, bevor es endgültig zu spät war. Erst jetzt wurde ihr der ernst der Lage bewusst. Sie hätte niemals nachgeben und sich in seinem Spinnennetz verfangen dürfen. "Silas" sagte sie leise, fast schon flehend, nachdem sie den Kuss beendet hatten. Sie befand sich auf sehr dünnem Eis, spielte geradezu mit dem Feuer. "Ich weiß wann du etwas Ernst meinst und wann nicht Elly. Wir wissen Beide, wie verdammt richtig sich das anfühlt und das du eigentlich garnicht willst, dass ich damit aufhöre" meinte er und nahm sie in den Arm. "Tu uns beiden einen Gefallen und öffne dein Herz für mich, ich will mehr als nur deinen Körper" wisperte er und fuhr mit seinen Fingern durch ihre Haare. Unwillkürlich musste sie daran denken wie er sie neckte und wie unverschämt er sein konnte, aber auch wie zärtlich und liebevoll er zu ihr war. Ein weiterer Schmetterling flog in ihrem Bauch herum und sie musste sich eingestehen, dass sie seine Art irgendwie mochte. Nicht vergessen wer er ist.. rief sie sich erneut ins Gedächtnis. "Ich kann nicht." antwortete sie ihm schließlich und schluchzte, sie schmiegte sich eng an seine Brust und kniff die Augen fest zusammen.

Lange lagen sie einfach nur da und lauschten den Geräuschen des blubbernden Wassers. Als ihr Körper plötzlich an einigen Stellen zu kribbeln begann, schreckte sie hoch. Elly hielt ihren Arm aus dem Wasser und betrachtete eine kleine Verletzung an ihrem Ellenbogen, die merkwürdig prickelte.

"Ganz ruhig mein Engel, das sind nur deine Wunden die langsam heilen" versuchte er sie zu beruhigen. "Targun hat die Badeperlen mithilfe schwarzer Magie hergestellt, sie sorgen für einen beschleunigten Heilungsprozess."

Elly schüttelte den Kopf und hätte beinah laut losgelacht, das war doch lächerlich. "Schwarze Magie kann nur Schaden anrichten und für Zerstörung sorgen, sie ist nicht dazu in der Lage Wunden zu heilen." Als sich die Verletzung vor ihren Augen schloss, fiel ihr fast die Kinnlade runter.

"Warum nicht?" fragte Silas amüsiert. Elly konnte nicht glauben was gerade geschehen ist, hier stimmte etwas ganz und garnicht. Schwarze Magie war gefährlich, brachte nur Chaos und Verderben, genau deshalb wurde sie auch verboten. Seitdem sie denken kann galt es als eines der schwersten Verbrechen diese Art von Magie zu praktizieren. Wer es trotzdem tat und sich dabei erwischen ließ, wurde hingerichtet. "Nun, die Bewohner Aerrions haben schon ihre Gründe sie zu verbieten" sagte Silas als könnte er ihre Gedanken lesen.

"Schwache oder unerfahrene Magier die sich an den dunklen Künsten probieren, sterben meist innerhalb kürzester Zeit und reißen andere mit sich ins Verderben. Für die meisten ist die Macht, die sie durch das Wirken von schwarzer Magie erhalten zuviel, sodass sie nicht wissen wie sie damit umgehen sollen. Sie verlieren ihre Skrupel, werden gierig und überheblich und schrecken vor nichtsmehr zurück. Nicht selten sprechen sie Zauber aus, denen sie anfangs nicht gewachsen sind und lassen sich auf Mächte ein, die ihre magischen Fähigkeiten bei weitem übersteigen. Erst wenn es zu spät ist bemerken sie, dass die dunkle Magie ihren Preis hat und nicht weniger als ihre Leben und das der anderen in ihrem Umfeld kostet, wenn sie unvorsichtig sind"

Elly schluckte schwer, ihr wurde ganz anders zumute. "Nur die Wenigsten sind dazu in der Lage mit der Macht umzugehen und bei Verstand zu bleiben. Jenen denen es jedoch gelingt werden Wege eröffnet, die sie so nie für möglich gehalten haben"

Silas grinste finster. Da war ein Funkeln in seinen Augen, dass sie erschauern ließ. "Schwarze Magie birgt Kräfte, die du dir nichtmal ansatzweise vorstellen kannst. Es gibt keine Grenzen für wahre Meister der dunklen Künste. Sag Elly, hast du schonmal von Kaedras Marre gehört?"

"Du redest von dem Hexer, nicht wahr?" entgegnete sie ihm mit einem flauen Gefühl im Magen. Man erzählt sich, dass Kaedras der mächtigste Hexenmeister Aerrions gewesen war. Es soll ihm sogar gelungen sein den menschlichen Alterstod zu überwinden und ganze Ländereien zu verderben, ehe er von der Bildfläche verschwand. Die Bewohner Aerrions hatten aufgeatmet, als sie nichtsmehr von ihm hörten. Bis Heute weiß niemand so genau, was aus ihm geworden ist aber das interessierte auch die wenigsten. Sie waren einfach nur froh, das er weg war. Kaedras soll ein unberechenbarer und blutrünstiger Mann gewesen sein. Silas nickte und Elly konnte so etwas wie Ehrfurcht in seinem Blick erkennen. "Er war wahrlich ein Meister auf seinem Gebiet, nutzte die schwarze Magie wie kein anderer. Je tiefer er in die Materie eintauchte, umso mehr kostete er von der Macht, die die Dunkelheit für ihn bereit hielt. Er besaß ein so unglaubliches Wissen, dass es ihm sogar möglich war, dem Bösen das diese Welt in Form von Katastrophen und Krankheiten heimsuchte, ein Gesicht zu verleihen."

Elly riss die Augen weit auf und wurde ganz blass, sie konnte sich denken worauf er hinaus wollte. Silas lachte und wuschelte durch ihre Haare, er musste ihren Gesichtsausdruck gesehen haben.

"Siehst du das Bild dort vorne?" er zeigte auf das goldgerahmte Kunstwerk welches über der Kommode hing und das sie zuvor schon gesehen hatte, da war es allerdings noch komplett Schwarz gewesen. Nun war dort ein junger Mann zu erkennen, der ziemlich mürrisch dreinblickte aber trotzdem ein gewisses Maß an Attraktivität besaß. Er hatte einen Bart und kurz geschnittene Haare, seine Gesichtszüge waren hart und eine lange Narbe zog sich über sein rechtes Auge. "Das ist er, Kaedras Marre. Derjenige, dem es gelungen ist ein dunkles Ritual zu vollenden bei dem er mir, der Finsternis einen Körper schuf. Ich bin die Manifestation des Bösen, das Leid dieser Welt. Zuvor war es mir nicht möglich gezielt für Zerstörung zu sorgen doch nun, wo ich sowohl einen Körper als auch einen Verstand besitze, kann ich genau dort zuschlagen, wo es am schmerzhaftesten ist. Bald werden die Bewohner Aerrions aufgeben und die Lichtwesen scheitern, die Welt wird ein Ort reinster Qual werden und wir Beide werden über sie herrschen mein Engel." Elly erstarrte. Trotz des warmen Wassers, wurde ihr eiskalt. Silas beobachtete sie genau und ein Schauer lief ihr über den Rücken, als er sanft über ihre Haut streichelte. Sie wollte ihm widersprechen aber sie musste alles wissen, was er zu sagen hatte. Wenn er wirklich das Böse selbst war, dann war es kein Wunder, dass ihm die bösartigen Kreaturen Aerrions dienten. Dann verstand sie, warum er so gnadenlos und kaltherzig zu Anderen war. "Soll ich weiter reden?" fragte er und zog eine Augenbraue nach oben. Elly steckte ein Kloß im Hals, also nickte sie nur langsam. "Ich hätte mich gerne persönlich bei Kaedras bedankt, aber leider starb er nachdem er das Ritual beendete. Letztendlich hatte er seine Macht doch überschätzt. Das Einzige was ich noch tun konnte war sein Opfer zu würdigen, indem ich seine Magie in mir aufnahm." Elly verzog das Gesicht, es war ihr schleierhaft warum ein Mensch so ein Ritual vollziehen und die ganze Welt in den Abgrund stürzen wollte. Wie bösartig musste man dafür sein? Er hatte es wirklich verdient zu sterben.

"Weißt du warum er soweit gegangen war? Warum er dir einen Körper schaffen wollte?"

"Natürlich weiß ich das. Seine Tochter ist ebenfalls eine talentierte Hexenmeisterin und hat mir von den Plänen ihres Vaters erzählt. Schwarzmagische Zauber werden stärker je dunkler der Ort ist, an dem sie gewirkt werden. Wie alle Magier die sich auf dunkle Magie einlassen, dürstete auch Kaedras nach mehr Wissen und wollte eine Welt erschaffen, die die idealen Grundvoraussetzung für schwarze Magie bot. Welcher Ort wäre dazu besser geeignet, als eine Welt in der pures Chaos herrscht. In der Gewalt und Leid an der Tagesordnung stehen und Furcht die Herzen der Bewohner erfüllt."

Ellys Blick schweifte durch den Raum und blieb an einer Wandmalerei hängen, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Kaedras stand inmitten eines Blutbads, umringt von duzenden Leichen. Er war gerade dabei einen Zauber zu wirken, während sich ein schwarzer Drache aus der Dunkelheit formte. Elly musste nicht lange überlegen, bevor sie wusste, dass es Silas war. Beinahe hätte sie sich übergeben. Rasch wanderte ihr Blick weiter und sie wurde auf ein Bild aufmerksam, dass eine handvoll Magier in Kapuzenumhängen zeigte, die kleinere Drachen erschufen.

"Kaedras Tochter mag zwar nichtmal annähernd so stark sein wie einst ihr Vater, aber sie hat vor seine Pläne weiter zu verfolgen und umzusetzen. Wir haben dasselbe Ziel, also habe ich mich mit ihr verbündet. Mithilfe meines Bluts gelang es ihr und einigen anderen Magiern, schwächere Kopien von mir zu erschaffen. Leider gibt es nur sehr wenige Zauberer die stark genug sind, um ein solch schwieriges Ritual zu vollziehen. Daher wird es auch nie sonderlich viele Schwarzdrachen geben."

"Kannst du es nicht selber tun?" fragte Elly. "Mit Kaedras Macht sollte es dir doch eigentlich möglich sein oder?"

"Nein, ich kann das Ritual nicht selbst durchführen." Silas schmunzelte. "Aber nett von dir, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast."

Elly biss sich auf die Lippe. "Dann stammen also alle lebenden Schwarzdrachen so gesehen von dir ab" murmelte sie. "So ist es. Wenn ich meinen Körper verlieren sollte, wird unsere Art früher oder später aussterben."

Sie ging nicht näher darauf ein und fragte stattdessen etwas, dass ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge lag. "Wenn alle Schwarzdrachen mit dunkler Magie erschaffen wurden, warum kann ich dann ebenfalls einer werden?"

"Nun das solltest du die Saz'rjsh fragen, wenn du sie irgendwann mal triffst" scherzte er. "Ich weiß es nicht. Als die Prophezeiung wie ein Lauffeuer verbreitet wurde, habe ich gespürt, dass ich derjenige bin von dem dort die Rede ist. Damals, als ich dich getroffen habe und du mein Herz zum schlagen gebracht hast, war mir sofort klar was ich tun muss, um diesen Krieg zu gewinnen und das du so werden kannst wie ich."

"Dann hast du also auch keine Ahnung wer diese Saz'rjsh sind oder was sie wollen?" Er schüttelte zur Antwort den Kopf. "Es gibt Dinge, die nicht zu erklären sind und auf die wir vermutlich nie eine Antwort bekommen werden."

Als Elly zu einer Wandmalerei blickte die eine lächelnde junge Frau zeigte, musste sie zweimal hinschauen. "Das ist doch.."

"Aliya Marre, die Tochter von Kaedras" beendete Silas den Satz, der ihrem Blick gefolgt sein musste. "Du hast sie bereits kennengelernt. Meiner Meinung nach macht sie ihrem Vater alle Ehre. Sie leitet den Coven von Zendrag, einem mächtigen Hexenzirkel, der mir seid Jahrhunderten gute Dienste leistet"

Elly war fassungslos und meinte sich verhört zu haben. Als sie die Rothaarige damals in der Kirche kennengelernt hatte, wirkte sie freundlich und einfühlsam, nicht so wie man sich eine bösartige Hexe vorstellt. Sie konnte sich doch unmöglich so in Aliya getäuscht haben oder? Der Schein kann trügen dachte sie und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie nahm Abstand von Silas und wich immer weiter vor ihm zurück. "Du wolltest, dass Aliya mich damals begleitet, du hast das alles eingefädelt"

"Das ist richtig mein Engel. Ich wollte, dass dich jemand im Auge behält und dafür sorgt, dass du deine Magie einsetzt"

"Warum?"

"Weil deine dunkle Seite dadurch jedesmal stärker wurde und somit auch der Drache in dir. Aber kannst du mir die Sache wirklich verübeln? Ich wollte dich einfach so schnell wie möglich an meiner Seite wissen"

Sie antwortete nicht und knirschte mit den Zähnen. "Was ist mit Simon und den Anderen geschehen, die mit uns im Wald waren?" Er machte eine wegwerfende Geste. "Targun sollte sich um sie kümmern. Wer weiß was er mit ihnen angestellt hat, aber spielt das wirklich eine Rolle? Sie hätten dich zum sterben zurückgelassen um ihre eigenen Leben zu retten. Außerdem haben sie dich behandelt wie den letzten Dreck, hast du das etwa vergessen?" Silas ballte die Hände zu Fäusten. Natürlich hatte sie das nicht vergessen aber das war noch lange kein Grund dafür, sie alle abzuschlachten, sowie es Targun vermutlich getan hatte.

Elly wurde schwindelig. Die Wänden schienen immer näher zu kommen und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Egal zu welcher Wandmalerei sie blickte, überall war Tod und Leid zu sehen. Sie musste hier raus, und zwar so schnell wie möglich. Elly stieg aus dem Bottich, nahm sich ein Handtuch das in dem offenen Schrank lag und trocknete sich ab, ehe sie ihr Kleid anzog. Silas lag noch immer in der Wanne und beobachtete sie amüsiert. "Geh nur mein Engel, sieh dich in deinem neuen Zuhause um und verarbeite was ich dir eben erzählt habe. Ich werde dich später zu mir holen." Elly schnaubte und verließ den Raum ohne etwas zu antworten.

Als Silas sie durch den Korridor getragen hatte, wirkte er nichtmal ansatzweise so unheimlich wie in diesem Moment. In regelmäßigen Abständen hingen dunkle Gemälde an den Wänden, der Boden war mit einem roten Teppich ausgelegt und einige wenige Fackeln spendeten Licht in der Dunkelheit. Sie blickte nach links und rechts und hatte keine Ahnung wo sie hingehen sollte, alles sah gleich aus. Elly entschied sich für den rechten Weg und während sie dem Gang folgte, fragte sie sich wie ihr Leben nun weitergehen sollte. Die Burg zu verlassen kam vorerst nicht in frage, sicher würden die Wesen des Lichts sie jagen und töten sobald sie ungeschützt war. Was für Optionen blieben ihr eigentlich überhaupt offen? Es gab keinen Platz mehr für sie dort draußen, sie hatte alles falsch gemacht, was sie falsch machen konnte. Keiner würde sie mehr akzeptieren, sie war ganz alleine.

"Dein Selbstmitleid macht mich krank Elly" knurrte ihre dunkle Seite. "Du bist nicht allein. Silas wird immer einen Platz für dich haben, selbst wenn sich die ganze Welt gegen dich wendet."

Wer war sie nur, dass sie Gefühle für einen Mann entwickelte, der vorhatte Aerrion in Dunkelheit zu hüllen? Wer war sie nur, dass sie sich auf Silas eingelassen und mit dem Bösen selbst geschlafen hatte? "Du musst aufhören, dir so viele Gedanken zu machen. Lass dich von Silas wandeln und vergiss deine Menschlichkeit, dann kann uns nichtsmehr davon abhalten, das zu tun was wir wollen" Elly bog um eine Ecke und kam an mehreren Türen vorbei, doch sie wagte es nicht auch nur eine von ihnen zu öffnen. "Oh ich kann bereits die schmerzerfüllten Schreie unserer Opfer hören, wenn wir ihnen langsam das Leben aushauchen. Ich kann spüren wie unsere Klauen durch Menschenfleisch schneiden, so zart, so weich und nachgiebig." Elly versuchte die Stimme so gut es ging zu ignorieren. Ihr fiel auf, dass immer weniger Fackeln den Korridor mit Licht versorgten. Angst machte sich in ihr breit und fuhr ihr bis ins Mark. "Ich will töten, Schmerzen verbreiten und mich an dem Leid Anderer ergötzen, so wie wir es bereits getan haben. Hör auf dagegen anzukämpfen, du willst es schließlich auch." Elly versuchte die Tränen die in ihr aufstiegen mit aller Kraft zurückzuhalten. Sie war ein Monster, genauso wie Silas. "Erinnere dich daran wie wir Edan aufgeschlitzt haben, wie sein Blut unsere Kleidung tränkte. Erinnere dich an die Musik in unseren Ohren, als er starb" ihre innere Stimme lachte finster. Elly stolperte und fiel zu Boden. Die Dunkelheit umfing sie vollständig. Sie wimmerte, zog die Beine an den Körper und machte sich ganz klein. "Dein Gewissen wird sich nichtmehr lange zwischen uns stellen. Es gibt kein entkommen Elly. Mit jeder Sekunde die vergeht werde ich stärker, bald sind wir wieder eins."

Sie hielt sich den Kopf fest und Verzweiflung machte sich in ihr breit. Durch Silas Nähe und diesen düsteren Ort gewann ihre dunkle Seite immer mehr an Kraft. Wenn sie hier blieb, würde sie zu dem werden wovor sie sich fürchtete, dessen war sie sich ganz sicher. Aber wenn sie die Burg verließ, würde sie vermutlich sterben. Elly konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten, so oder so, sie war verloren.

Continua llegint

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