Gefährtin des Schwarzdrachen

By Anshera

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Der Frieden auf dem Planeten Aerrion gehört der Vergangenheit an, es herrscht Chaos und brennende Städte sind... More

Prolog
Kapitel 1 (überarbeitet)
Kapitel 2 (überarbeitet)
Kapitel 3 (überarbeitet)
Kapitel 3.2 (überarbeitet)
Kapitel 4 (überarbeitet)
Kapitel 5 (überarbeitet)
Kapitel 6 (überarbeitet)
Kapitel 7 (überarbeitet)
Kapitel 8 (überarbeitet)
Kapitel 9 (überarbeitet)
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45

Kapitel 27

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By Anshera

Siana spornte ihr Pferd dazu an schneller zu laufen. Der Matsch unter den Hufen ihrer weißen Stute gab schmatzende Geräusche von sich, während Siana ihre Aufmerksamkeit nach vorne richtete, um dem Tier den richtigen Weg zu weisen. Die Gegend war trostlos. Ein weitläufiges Sumpfgebiet mit kahlen Bäumen, knorrigen Ästen und dichtem Nebel, der sich hier überall ausgebreitet hatte.

Ein unheimliches Jaulen ertönte in der Nähe und Siana bekam eine Gänsehaut. "Sie kommen näher" sagte Teron, der auf seinem Pferd neben ihr her galoppierte. Teron war ein mächtiger Eismagier und Sianas bester Freund. Oft hatte er ihr schon das Leben gerettet und sie musste nicht lange darüber nachdenken, ihn auf ihre Reise mitzunehmen.

Siana war klar gewesen, dass es keine leichte Sache werden würde die weißen Hexen davon zu überzeugen, einen ihrer Tränke für sie herzustellen doch letztendlich hatten sie Erfolg gehabt. Sie warf einen kurzen Blick zum kleinen Beutel an ihrem Gürtel und lächelte leicht. Das Fläschchen im Inneren würde der Auserwählten dabei helfen die Dunkelheit abzuschütteln, die sie befallen hatte.

Jetzt mussten sie nur noch den Sumpf überleben und nach Taleth gelangen, dorthin wo Nevion die Frau gebracht hatte. Normalerweise gaben die Hexen ihre Tränke nicht so einfach her. Vorallem nicht, wenn es sich um eine seltene Mixtur wie diese handelte doch sie mussten selber begriffen haben wie ernst die Lage war denn das einzige was Siana für den Trank zahlen musste, war ein altes Schmuckstuck ihrer Familie gewesen.

Die Pferde wurden unruhiger und wieherten laut, als die Geräusche ihrer wölfischen Verfolger immer näher kamen. "Es macht keinen Sinn weiter zu reiten, die Pferde halten dem Tempo nicht mehr lange stand. Wir müssen kämpfen" rief Teron ihr zu. Siana nickte, auch wenn sie diese Situation lieber vermieden hätte. Schattenwölfe waren kleiner als Lykaner und hatten nur wenig mit ihnen gemeinsam. Sie besaßen nichtmal ansatzweise soviel Kraft wie Werwölfe und hatten keine festen Körper doch das brauchten sie auch nicht. Alles was Ihnen fehlte, glichen sie mit ihrer Schnelligkeit aus.

Sie bewegten sich wie Schatten voran und nur die Umrisse ihrer Gestalten, sowie das gelb ihrer Augen zeichneten sie als Wölfe aus. In Silas Reihen nahmen diese flinken Wesen meist den Platz von Spähern ein, da sie hervorragende Kundschafter waren.

Siana drosselte die Geschwindigkeit mit der sie ritt und bewegte das Pferd dazu stehen zu blieben. Rasch stieg sie aus dem Sattel und zückte ihren Dolch doch ehe sie etwas tun konnte, sprang einer der Wölfe aus dem dichten Nebel und riss ihre Stute zu Boden.

Das Pferd wehrte sich und trat immer wieder mit den Hufen aus, aber die Bestie kannte keine Gnade und riss das Tier in Stücke. Teron webte einen Zauber, ließ einige größere Eiszapfen entstehen und schleuderte sie auf die bösartige Kreatur.

Viele Bewohner von Aerrion gingen davon aus, dass Schattenwölfe immun gegen Zauber und andere Angriffe waren da ihre Körper nur aus schwarzem Nebel bestanden, doch das stimmte nicht. Ganz im Gegenteil, sie waren sogar leicht verwundbar und hielten nur wenigen Angriffen stand.

Die Eiszapfen trafen ihr Ziel und durchlöcherten das unheimliche Geschöpf. Laut fiepend starb es und löste sich in Luft auf. Zwei weitere Bestien näherten sich und Siana zögerte keine Sekunde, den Kampf mit ihnen aufzunehmen. Sie war schon immer eine geschickte Kämpferin im Umgang mit dem Dolch gewesen, wenn auch nicht perfekt.

Während sie den Krallen und Zähnen der Wölfe auswich, stieß sie einem von Ihnen mit der Waffe ins Herz. Wie der Erste zuvor, hinterließ auch dieser keinen Kadaver nach seinem Ableben. Teron kümmerte sich in der Zwischenzeit um den Letzten. Er fror ihn ein und ermöglichte Siana nun den Todesstoß. Sie stach in den Eisklumpen woraufhin die Oberfläche tiefe Risse bekam und schlug einige weitere Male zu, bevor das Eis in der Mitte brach und die Bestie ebenfalls in zwei Hälften gerissen wurde.

Siana atmete tief durch und beruhigte sich, als sie bemerkte, dass keine weiteren Schattenwölfe im Nebel auf sie warteten. Sie sah sich noch einmal um und ließ anschließend ihre Waffe zurück in die Halterung an ihrem Gürtel gleiten. Traurig blickte sie zu der toten Stute im Schlamm.

"Wir haben keine Zeit. So unangenehm die Situation auch sein mag, wir müssen hier weg. Der Geruch von Blut wird schon bald weitere Wölfe anlocken" sagte Teron und stieg auf sein Pferd. Siana wusste das er Recht hatte und tastete mit den Fingern ihren Beutel ab, um sich zu vergewissern, dass das kleine Fläschchen im Inneren keine Schäden davon getragen hatte. "Es wird Zeit, dass wir Silas einen Strich durch die Rechnung machen. Bitte bring mich nach Taleth" wandte sie ihre Worte an Teron und ging zu ihm.

Er schenkte Siana ein schwaches Lächeln und half ihr aufs Pferd. "Aber sicher doch" Teron lenkte das Tier Richtung Osten. Während des gesamten Weges, wechselten sie kein weiteres Wort miteinander. Siana war einfach nicht zum Reden zumute und er schien es zu verstehen.

Allgemein war Teron sehr einfühlsam und ein eher zurückhaltender Elf. Er bevorzugte die Ruhe und schätzte die Gesellschaft von Büchern mehr, als die anderer Wesen. Daher hatte Siana sich auch umso mehr darüber gefreut, als er zustimmte sie zu begleiten. Es kam nicht selten vor, dass er sich mehrere Monate lang nicht meldete und seine Zeit in Bibliotheken verbrachte, um sein Wissen zu erweitern.

Obwohl sie nie sonderlich viel Kontakt hatten war er neben ihrem Bruder, den sie noch immer nicht für tot hielt, die wichtigste noch lebende Person in ihrem Leben. "Wir sind bald da" durchbrach Teron die Stille, als sie die magische Kuppel von Taleth durchquerten. Die Stadt war gewaltig und neben der hellgrünen Barriere die den gesamten Ort einhüllte, gab es auch noch weitere Schutzmaßnahmen um Taleth vor ungebetenen Eindringlingen zu schützen.

Massive, mit Efeu überwucherte Steinwälle umzäunten die Stadt und an den Wachtürmen standen mehrere Bogenschützen, die Ausschau nach möglichen Gefahren hielten. Als sie sich den Stadttoren näherten und diese geöffnet wurden, strahlte Siana. Ein Gefühl von Geborgenheit breitete sich in ihr aus. Taleth war schon immer eine der wenigen Städte gewesen, in denen sie sich sicher gefühlt hatte.

Das Pferd trabte die gepflasterte Hauptstraße entlang und Siana sah sich um. Hunderte von Elfen lebten hier und gingen ihren täglichen Beschäftigungen nach. Einige von ihnen unterhielten sich, andere schenkten Siana und ihrem Begleiter ein warmes Lächeln, als sie an ihnen vorbei ritten. Zwei Kinder spielten in der Nähe einer Gaststädte fangen und provozierten einen älteren Mann, indem sie immer wieder um ihn herum liefen. Aus jeder Ecke drangen neue Geräusche zu ihr und sie wusste garnicht, wie sie die ganzen Eindrücke verarbeiten sollte.

Einige Händler hatten sich auf dem Marktplatz versammelt und verkauften lautstark ihre Waren, während an einer anderen Stelle ein Karren mit Obst und Gemüse ausgeladen wurde. Das Grunzen einiger Schweine war zu hören, lautes Pferdewiehern und das schlagen von Stahl auf dem Amboss der Schmiede.

Die Häuser wurden eng aneinander gebaut, um möglichst vielen Elfen ein Zuhause zu bieten. Die Dächer bestanden aus roten Dachziegeln und waren ebenso von Blumen und Pflanzen überwuchert, wie die Stadtmauer.

Ihr Blick fiel auf das höchste Gebäude der Stadt. Eine riesige Festung deren Turmspitzen so hoch waren, dass sie fast die magische Barriere berührten. Siana wusste, dass sich die Auserwählte dort aufhalten musste und gerade als Teron nach links abbiegen und vermutlich einen Pferdestall aufsuchen wollte, ergriff Siana das Wort. "Danke, dass du mich hierher gebracht hast, aber ich muss jetzt los."

Der schwarzhaarige Elf hielt das Pferd an und stieg ab um Siana runter zu helfen. "Ich verstehe" sagte er und umarmte sie freundschaftlich. "Hoffentlich kannst du der Auserwählten helfen, halte mich auf dem Laufenden und viel Glück." Er löste sich von ihr und fuhr fort "Ich werde noch ein wenig in der Stadt bleiben, du weißt ja wo du mich finden kannst." Er zwinkerte ihr zu.

"In der Bibiothek?" sie schmunzelte und er nickte grinsend. Nachdem sie sich verabschiedet hatten, ging sie zur Festung. Die Wachen am Eingang gewährten ihr sofortigen Zugang und so gelang sie nach wenigen Minuten in den Innenhof. Ein Weg führte weiter zur Pforte der Feste doch sie kam nicht darum herum die vielen kleinen Vögel zu betrachten, die sich laut piepsend in einem sprudelnden Brunnen badeten.

Verschiedene Pflanzenarten hatten sich hier ausgebreitet und Bienen sowie andere Insekten flogen munter durch die Gegend. Siana genoss die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und blickte zum Himmel empor. Die grüne Schutzkuppel der Stadt tauchte das gesamte Gebiet in wunderschöne Farben und ließ selbst die Blumen auf der Wiese, noch schöner erstrahlen.

Sie atmete tief durch und erinnerte sich daran warum sie hier war. Schließlich betrat sie das riesige Gebäude. "Mylady die Auserwählte befindet sich in Nevions Zimmer" sagte eine der hier positionierten Wachen und beschrieb ihr den Weg dorthin.

"Danke" antwortete sie knapp und stieg die Treppenstufen nach oben. Siana hatte es fast geschafft, als stechende Schmerzen durch ihren ganzen Körper fuhren und ihre Eingeweide verkrampften. "Wie ist das möglich?" fragte sie sich schockiert und presste die Hände eng an ihren Bauch, als die Schmerzen zunahmen. Siana hatte das Gefühl, als würde das Leben aus ihrem Körper gesaugt werden. Sie alterte, ihre Haut schrumpelte und sie wurde immer schwächer.

Beinahe wäre sie gestürzt und nach hinten gekippt, doch sie konnte sich mit Mühe am Geländer festhalten. Es gab nur eine einzige Erklärung dafür warum sie innerhalb weniger Sekunden um so viele Jahre gealtert war. Nevion musste den Rubinstein für einen mächtigen Zauber genutzt haben, aber aus welchem Grund? Was ging hier vor sich?

Als sie endlich auf der ersten Etage ankam, zitterten ihre Knie vor Anstrengung doch sie kam nicht zur Ruhe. Ein ohrenbetäubender Knall ließ ihr Trommelfell fast platzen. Die Erde bebte und feiner Staub rieselte von der Decke. Einen Augenblick lang nahm sie sogar an, dass das Gebäude gleich einstürzen würde, aber es geschah nichts dergleichen. "Die magische Barriere der Stadt wurde ausgeschaltet" schoss es Siana durch den Kopf und Galle stieg in ihr auf. Nun waren sie angreifbar und das Leben aller Stadtbewohner in Gefahr. Sollten ihre Feinde jetzt zuschlagen, würde es viele Tote geben.

Die Erde bebte erneut, immer und immer wieder. Kronleuchter fielen krachend zu Boden und aus den verschiedenen Zimmern drang der Lärm von schepperndem Geschirr an ihre Ohren. Sie hörte Schränke umkippen und Holz brechen. Siana kämpfte sich den Gang entlang und stützte sich an den Wänden ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Panische Schreie ertönten von draußen und sie nahm das metallische Geräusch von aufeinander treffenden Klingen wahr. Als Siana bewusst wurde, dass sich ihre Befürchtungen bestätigten, schwirrte genau ein Name durch ihren Kopf "Silas." Sicher war er für den Angriff verantwortlich, um die Auserwählte zu holen. Siana versuchte nicht weiter darüber nachzudenken. Sie durfte ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren und musste die Frau vor ihren Feinden erreichen. Am Ende des Flurs gab es eine kleine Wandöffnung, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

Schwarzer Nebel drang durch den Spalt und formte sich zu einer schattenhaften Gestalt. Gelbe Augen funkelten sie an und ihr stockte der Atem, als das Wesen den Korridor entlang an ihr vorbei huschte und so schnell verschwand, wie es gekommen war.

Sie runzelte verwirrt die Stirn, setzte ihren Weg aber fort. Als sie das Ende des Flurs fast erreicht hatte, hörte sie schwere Schritte hinter sich. Ihr wurde mulmig zumute und alles in ihr schrie danach sich nicht umzudrehen, doch letztendlich tat sie es trotzdem.

Siana riss die Augen weit auf, als sie realisierte wer nur wenige Meter von ihr entfernt stand. "Hallo Schwester" Azriels eiskalter Tonfall versetzte ihr einen tiefen Stich ins Herz und ihre Atmung setzte mehrere Sekunden aus. Hunderte Gefühle brachen gleichzeitig über sie herein, allem voran Unglaube und die nackt Angst.

Er bewegte sich langsam auf sie zu, pirschte sich wie ein Raubtier an seine Beute heran. Blut tropfte vom Schwert in seinen Händen und hinterließ einige rote Flecken auf dem braunen Teppich, der sich durch den gesamten Korridor zog. Azriels Haut war blass, seine Augen wirkten wie die eines Fremden und er lächelte wie ein Todesengel. "Azriel" brachte sie kaum hörbar hervor und blieb wie erstarrt stehen, nicht dazu fähig noch irgendetwas zu tun.

Er hatte sich komplett verändert. Dieser Mann hatte nichtsmehr mit ihrem Bruder gemeinsam, den sie so sehr liebte. Azriel kam ihr immer näher und Tränen liefen ungehindert ihre Wangen entlang. Sie wimmerte und konnte nicht glauben was gerade geschah. "Was hat Silas dir angetan?" fragte sie schluchzend, als er direkt vor ihr stehen blieb.

Seine Rüstung war schwarz, die Haare schneeweiß und seine Lippen verzogen sich zu einem boshaften Grinsen. Er sagte kein einziges Wort und packte stattdessen ihren Hals. Siana schrie laut auf, doch es schien ihn nicht zu kümmern denn er macht keine Anstalten von ihr abzulassen und zwang sie dazu, ihm in die Augen zu schauen. Das war der Moment in dem ihr klar wurde, dass sie Heute noch sterben würde. Sterben, durch die Hände ihres eigenen Bruders.







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