Mit jedem Herzschlag

By endlessdream97

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Der 17 Jährige Aiden Scott wird zu mehreren Sozialstunden im Krankenhaus verdonnert. Zu allem Übel muss er si... More

Kapitel 1 und 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70

Kapitel 23

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By endlessdream97

Eric

Müde fahre ich am frühen Morgen nach Hause. Helen hatte gestern Abend darauf bestanden, dass ich sie heute zu einer Freundin fahre, da sie  eine Woche lang bei ihr bleiben will.

Nun befinde ich mich auf dem Heimweg. Es ist gerade einmal acht Uhr morgens und ich bin immer noch leicht erschöpft von der kurzen Nacht, die ich gehabt hatte. Wieder einmal hatte ich aufgrund von Erinnerungen kaum schlafen können.

Als ich gerade am Park vorbei fahre,  erkenne ich ihn und bleibe ruckartig am Straßenrand stehen.

Auf einer Parkbank liegt Aiden und er sieht total fertig aus. Schon von weiten kann ich den großen blauen Fleck erkennen, der sich um sein linkes Auge gebildet hat.

Sofort steige ich aus und laufe zu ihm.  Ich versuche ihn vorsichtig zu wecken, doch Aiden schreckte trotzdem hoch, so als hätte ich ihm gerade eine verpasst.

Als er mich erkennt, funkelt er mich wütend an und richtet sich bedrohlich auf der Bank auf.

,, Na toll. Wenn man gerade genug Dreck am Stecken hat, haut das Schicksal nochmal was drauf!"

Genervt ignoriere ich seine Aussage und sehe ihn stattdessen verwirrt an.
,, Was machst du hier?"

,, Ich zelte. Sieht man das nicht !," erwidert er sarkastisch und lehnt sich wieder auf der Parkbank zurück, während seine Alkholfanne einen Weg in meine Nase findet.

,, Ist zelten jetzt dein Synonym für abhauen," stelle ich fest und deute mit dem Kopf auf seinen Rucksack, der neben der Bank liegt.

,, Nenn es wie du's willst und jetzt hau ab!," erwidert er fordernd und macht es sich wieder auf der Bank bequem. 

,, Und wo willst du jetzt hin? Etwa hier bleiben?," frage ich ihn und nehme seinen Rucksack, woraufhin er sich wieder aufrichtet.

Auf keinen Fall werde ich ihn jetzt einfach hier zurück lassen.

Aiden stöhnt gereizt und baut sich bedrohlich vor mir auf.
,, Alter,Eric. Verpiss dich einfach ! Ich komm schon klar. "

,, Das sieht man," erwidere ich kalt und deute auf sein blaues Auge, das sich eigentlich mal ein Arzt anschauen sollte.

Aiden erwidert auf meine Aussage nichts. Stattdessen ignoriert er mich und will es sich gerade wieder auf der Bank bequem machen, als ich ihn zurückhalte

,, Komm," befehle ich ihm genervt und deute Richtung Auto, während er mir einen verwirrten Blick zuwirft. 

,, Was komm ?," erwidert er nun gereizt und verschränkt die Arme vor der Brust.

,, Helen ist ne Weile nicht zu Hause und ich glaube nicht, dass du jeden Tag hier pennen willst, also komm jetzt einfach mit. Kannst dir ja bei mir immer noch überlegen, was du machst !," antworte ich woraufhin er  gehässig lacht.

,,Vergiss es!"

Er macht keine Anstalten aufzustehen und ich zucke nur mit den Schultern.

,, Ich könnte auch die Polizei anrufen," drohe ich ihm, was Aiden nun wirklich rasend macht. Drohen ist eigentlich nicht meine Art aber es ist vermutlich gerade das einzige, womit ich ihn dazu bringen kann, mit zu gehen.

,, Das würdest du nicht wagen !" Wütend setzt er sich auf und sieht mir drohend in die Augen.

,, Wenn du's drauf anlegen willst!," erwidere ich ohne mit der Wimper zu zucken.

Aiden gibt ein wütendes Schnauben von sich, dann reißt er mir seinen Rucksack aus der Hand und torkelt zu meinem Auto, während ich mir ein Grinsen verkneifen muss.

Ich habe ihn wirklich dazu gebracht.

                            ***

Die Autofahrt schweigt Aiden und starrt die ganze Zeit nur wütend aus dem Fenster.
Nach einer Weile schalte ich das Radio an, da ich die Stille nicht aushalte, doch Aiden schaltet es sofort wieder aus.

,, Lass den Mist ! Ich hab Kopfschmerzen," beschwert er sich und lehnt seine Stirn an das kalte Fensterglas.

Ich lache leise und werfe ihm einen kurzen Blick zu.
,, Da hat wohl jemand zu tief ins Glas geguckt," stelle ich fest, doch Aiden erwidert darauf nichts. Nach einer Weile fährt er mich plötzlich an, sodass ich für eine Sekunde fast die Kontrolle über den Wagen verliere.

,, Halt an!"

,, Wieso ?," erwidere ich laut und sehe ihn nun ebenfalls an.

,, Halt einfach an, verdammt!"

Ich lege eine halbe Vollbremsung hin. Gut, dass das hier eine 30er Zone und eine wenig befahrbare Straße ist. Kaum kommt das Auto zum Stehen, reißt Aiden die Tür auf, steigt aus und übergibt sich auf dem Fußgängerweg.

Entsetzt sehe ich mich um und hoffe, dass das niemand gesehen hat.
Aiden steigt wieder ein, knallt die Tür hinter sich zu und lehnt sich wieder ans Fenster.

,, Wenn du hier drin kotzt....ich wisch die Scheiße dann net weg !," warne ich ihn und werfe ihm einen drohenden Blick zu.

,, Halt einfach die Klappe und fahr!," erwidert er gereizt und schließt die Augen, während ich nun ebenfalls genervt weiterfahre.

Aiden

Ich kann nicht mehr. Mein ganzer Kopf dröhnt und mir ist immer noch kotztübel. Selbst das kühle Seitenfenster hilft kein Stück.

Ich hatte noch nie so mit dem Alkhol übertrieben, dass ich einen Kater bekommen hatte. Bis jetzt. Müde schließe ich die Augen, doch auch das bringt nichts. Die Tatsache, das ich wirklich mit Eric in diesem Auto sitze  und zu ihm fahre, bereitet mir noch mehr Kopfschmerzen. Ich meine, wie dumm kann ich eigentlich sein ! Ich hasse diesen Typen, wieso hatte ich mich also dazu überreden lassen, mit ihm zu gehen. Er hätte eh nicht den Mumm gehabt, seine Drohung war zu machen. Dazu war ist er einfach zu feige. Dennoch... irgendwie habe ich gerade keine andere Wahl. Entweder Eric oder die Straße.

Nach wenigen Minuten hält Eric vor einem kleinen Haus an. Kaum bin ich ausgestiegen, kommt es mir schon wieder hoch, doch ich schaffe es, mich nicht noch einmal zu übergeben. Noch leicht benommen folge ich Eric in das Haus und hoch in sein Zimmer.
Im Türrahmen bleibe ich stehen und sehe mir dieses Zimmer an.

Ja. Genauso hatte ich mir ein richtiges Zimmer vorgestellt.

,, Du kannst auf dem Sofa schlafen. Ich werd kurz zu Evelyn fahren. Fühl dich wie zu Hause. Falls du weg willst schließ bitte ab. Ersatzschlüssel ist draußen unter der Fußmatte. "

Eric läuft zu seinem Kleiderschrank, zieht sich eine dünnere Lederjacke an und öffnet eine Schublade seines Nachttischs.

,, Und Aiden...hier."

Er wirft mir etwas zu, das er aus der Schublade geholt hatte und ich fange es reflexartig auf. Es ist eine Aspirintablette.

,, Die könnte eventuell helfen."

Mit diesen Worten lässt Eric mich allein in seinem Zimmer zurück und fährt davon, während ich völlig perplex im Zimmer zurückbleibe.

Was zur Hölle soll ich jetzt hier bitte schön machen ?

                              ***

Nach einer halben Stunde wirkt die Tablette langsam. Dennoch erhebe ich mich nicht von dem Sofa, auf dem ich es mir bequem gemacht hatte, denn dazu ist sie einfach zu bequem.  Irgendwann fällt mir dann die X-Box auf, die neben Erics Fernseher steht und mich gerade zu anlächelt.

Ich sollt mich wie zu Hause fühlen? Das kann er haben!

Müde rapple ich mich auf und wühle seine Spiele durch. Seit vier Jahren habe ich keine Konsole mehr gesehen. Schließlich entscheide ich mich für GTA 5 und spiele einfach Erics angefangenes Spiel weiter. Ist mir doch egal, ob er noch weiter spielen will.

Gegen Abend höre ich Schritte die Treppe hochkommen und sehe schließlich aus den Augenwinkel Eric, der am Türrahmen lehnt und mich beobachtet.

,, Wie ich sehe hast du meine Spiele entdeckt.

,, Das siehst du richtig," erwidere ich schroff, ohne mich von dem Spiel abzuwenden. Kurz darauf setzt sich Eric neben mich und sieht dem Spiel zu.

,, Danke, dass du für mich weiter gespielt hast."

Wie erwartet klingt er leicht verärgert, was mir eine kleine Genugtuung verschafft.

,, Bist ja nicht sonderlich weit gekommen bisher," erwidere ich gereizt und ignoriere ihn dann wieder.

,, Ach scheiß drauf!"

Eric lehnt sich zurück und siehr mir weiterhin zu. Ich spüre, dass er wegen irgendwas gereizt ist. Die Frage, wie es Evelyn geht, liegt mir bereits auf der Zunge, doch ich halte mich zurück. Es juckt mich nicht. Zumindest nicht wirklich.

Nach einer Weile steht Eric auf und läuft Richtung Tür.
,, Willst du auch was essen?," fragt er mich, als er sich an der Tür nochmal zu mir umdreht und ich schüttle nur den Kopf, denn mir ist immer noch kotzübel.

,, Okay." Genervt läuft er nach unten in die Küche, während ich in der Zwischenzeit weiterspiele. Als Eric wieder nach oben kommt, hat er Decke und Kissen in den Armen,die er auf dem Sofa neben mir ablegt.

,, Ich leg mich hin. Kannst ruhig noch weiter machen. Das Zeug hier ist für dich."

Ich bedanke mich nicht und spiele einfach weiter. Für mich existiert Eric gar nicht.

                               ***

Eine Stunde später bin ich dann schließlich auch müde und schalte den Fernseher aus. Das Sofa ist bequemer zum Schlafen, als ich zunächst dachte.

Mitten in der Nacht wache ich dennoch auf, da Eric etwas im Schlaf murmelt, wodurch ich wach geworden war. Ich will ihn gerade wütend wecken, als ich höre, wie er ein paar Mal nach unserem Vater ruft.

Da ich weiß, wieviel Kraft diese Träume kosten, will ich ihn wecken, jedoch etwas vorsichtiger, als vorher beabsichtigt.

Erschrocken fährt Eric trotzden hoch und sieht erst mich und dann die Uhr verwirrt an. Es ist erst zehn vor vier.

,, Was ist ?," fährt er mich an und ich will etwas gereiztes erwidern,belasse es aber erst mal bei einem wütenden Blick meinerseits.

,, Hast du noch Asparin?," frage ich ihn schroff und verschränke die Arme vor der Brust. Irgendwas muss ich ja jetzt fragen. Über seinen Traum will ich sicherlich nicht reden.

,, In der ersten Schublade!," antwortet Eric genervt und dreht sich wieder um, während ich mir eine Tablette aus seiner Schublade nehme, obwohl ich keine Kopfschmerzen mehr habe. Dann lege ich mich zurück auf das Sofa und versuche wieder einzuschlafen, doch das ist jetzt gar nicht mehr so einfach. 

Danke Eric! Dank dir ist mein Schlaf nun hinüber! 

                               ***

Am nächsten Morgen wache ich aufgrund von Sonnenstrahlen, die in Erics Zimmer fallen, auf, weshalb ich sofort gereizt bin, denn ich hasse es am Wochenende nicht von selbst aufzuwachen. Wer macht auch nachts den Rollladen nicht gescheit runter!

Ich stehe auf und sehe mich im Zimmer um, doch Eric ist nicht mehr da. Verschlafen und plötzlich wieder mit leichten Kopfschmerzen ziehe ich mich um und gehe nach unten in die Küche, in der Eric bereits am Tresen lehnt und mit jemanden telefoniert.

Bedauerlicher Weise hat er heute anscheinend bessere Laune als gestern, denn er sieht glücklich aus, während er der Person am anderen Ende der Leitung zuhört. Mich beachtet er gar nicht.

Da ich leichten Durst verspüre, laufe ich an den Kühlschrank und hole mir eine Colaflasche raus. Dann entdecke ich ein Pizzastück und mir fällt
auf, dass ich seit über 24 Stunden nichts mehr gegesssen hab. Also nehme ich das kalte Pizzastück, erhitzte es in der Mikrowelle und trinke einen großen Schluck aus der Colaflasche. Während ich das Pizzastück esse, sieht Eric mich angeekelt an. Er telefoniert immer noch, doch anscheinend ist er kurz von meinem Essen abgelenkt. Dann fasst er sich wieder und spricht weiter mit der Person am Handy.

Als er mit einem Lächeln auf den Lippen auf auflegt, verändert sich sein Blick sofort wieder, als er mir wieder beim Essen zusieht.

,, Wie kann man morgens um acht schon Pizza essen ?," fragt er mich angeekelt, während er mich beim Essen beobachtet.

,, Wie kann man morgens um acht schon wach sein ?," kontere ich und esse genüsslich weiter.

,, Ich werde Evelyn in einer Stunde abholen. Sie hat gerade angerufen und gesagt, dass sie entlassen wird. Deshalb bin ich schon wach," verteidigt er sich und kann seine Erleichterung darüber nicht verbergen.

,, Und warum musst ausgerechnet du sie abholen?," frage ich ihn gelangweilt und trinke den letzten Schluck aus der Colaflasche.

,, Weil ihr Vater arbeiten muss und sie sonst niemanden hat, der sie abholen kann. Außerdem mach ich das gern," erwidert Eric, um sich zu rechtfertigen.

,, Lässt dich aber ganz schön von denen ausnutzen, aber war ja auch klar. Etwas zu widersagen war ja noch nie deine Stärke!"

Wütend stelle ich meinen Teller in die Spüle. Eric weiß genau worauf ich angespielt habe.

,, Aiden. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass es mir leid tut. " Niedergeschlagen sieht Eric mich an und ich werfe ihm einem wütenden Blick zu.

,, Bis zu dem Tag, an dem du tot umfällst! "

Mit diesen Worten dränge ich mich an ihm vorbei, laufe wieder nach oben und lasse einen entsetzten Eric in der Küche zurück.

                              ***

Eine Stunde später bin ich wieder mit dem Spiel beschäftigt. Eric hatte sich in der Zwischenzeit fertig gemacht und ich hatte ihn ignoriert. Das war nicht sonderlich schwer gewesen, denn Eric hatte sich kein einziges Mal an mich gewandt. Anscheinend hatte meine Aussage ihn getroffen. Gut so !

Mittlerweile ist Eric bereits nach unten an sein Auto gegangen. Vermutlich um Evelyn zu holen. Ich bin gerade dabei einen weiteren Teil des Spiels zu schaffen, als ich plötzlich ein nerviges Geräusch höre. Ein Motor der nicht gescheit anspringt. Genervt lege ich den Controller weg und sehe aus dem Fenster, wodurch ich Eric erkenne, der versucht den Motor seiner Schrottkiste zu starten, doch es gelingt ihm immer wieder aufs Neue nicht.

Das mit Evelyn kann er also vergessen.

Kopfschüttelnd wende ich mich vom Fenster ab und wieder dem Spiel zu. Doch meine Konzentration ist am Arsch. Immer wieder denke ich mir, dass Evelyn jetzt doch nicht nach Hause gehen kann, da sie erst mal keiner abholen kommt.Wütend über mein schlechtes Gewissen schalte ich die Konsole aus, nehme meine Autoschlüssel und gehe nach unten.

Eric sitzt immer noch in seinem Wagen und versucht immer noch den Motor zu starten. Er sieht extrem wütend aus aber nicht so wütend wie ich es bin.  Als er mich wahrnimmt,  kommt er aus seinem Wagen und fährt sich durch die Haare.

,, Meine scheiß Karre springt nicht an."

,, Das hat man gehört!," erwidere ich gereizt und dann zeige ich ihm meine Autoschlüssel, während er mir einen irritiertend Blick zuwirft.

,, Dann müssen wir wohl mit meiner Karre fahren. Dafür müssen wir aber erst mal zum Heim laufen," stelle ich fest und er sieht mich dankbar an.

,, Komm jetzt einfach und halt auf dem Weg deine Fresse," befehle ich ihm, als er gerade etwas sagen will und laufe einfach los. Eric folgt mir und sagt zu meinem Glück auch kein Wort.

                               ***

25 Minuten brauchen wir bis zu dem Parkplatz vor dem Heim. Mein Auto ist zu meinem Glück noch da. Karen hat es also noch nicht abschleppen lassen. Und genau diese Person kommt gerade aus der Tür gestürmt und direkt auf uns zu.

,, Da bist du ja, Freundchen! Sei froh, dass ich noch nicht die Polizei geholt hab. Du kommst jetzt rein ! "

Zornig baut sie sich vor mir auf und versperrt mir den Weg zu meinem Wagen.

,, Aiden wird in dieses Heim keinen Fuß mehr setzen ! Er bleibt jetzt eine Weile bei mir. Das ganze wird noch geklärt, Karen. Helen wird sich bei dir melden und jetzt mach Platz!," fährt Eric sie an, bevor ich etwas erwidern kann.

Karen sieht Eric nur verblüfft an, doch sie tritt nicht zur Seite, also laufen wir einfach an ihr vorbei, während wir ihre Flucherei ignorieren.

Im Auto fahre ich sofort mit Eric als Beifahrer los, doch auf der Hauptstraße halte ich es nicht mehr aus.

,, Was sollte das gerade ? Hast du gelogen oder war das dein Ernst ? "

,, Das war mein ernst. Ich hab gestern mit Helen telefoniert. Du darfst bleiben, bis du eine eigene Wohnung gefunden hast," antwortet Eric und schaut weiterhin gerade aus.

,, Warum machst du das ? Wieso willst du, dass ich bleibe ? Wenn du das wegen deinen Schuldgefühlen machst, dann lass den Scheiß, denn glaub mir, ich werde dafür sorgen, dass du nie vergisst, was du getan hast!," fahre ich ihn an und Eric schweigt.

Erst nach einer Weile ergreift er wieder das Wort.

,, Ich mach das nicht aus Schuldgefühlen, sondern weil ich es will. Du bist mein Bruder und ich will dir helfen, ganz einfach ! Du kannst dir die Zeit, die du bei uns bist, gemütlich oder ungemütlich machen. Ist deine Entscheidung! Ich hab zurzeit eigentlich andere Sorgen, aber trotzdem bist du mir nicht egal, auch wenn du mir das mittlerweile eigentlich sein müsstest! Also wenn ich du wäre, wäre ich froh, wenn ich nen Platz zum Schlafen hätte, also reiß dich zusammen oder du bist schneller wieder auf der Straße, als du denkst."

Noch nie hatte ich Eric so wütend erlebt und auch meine Wut baut sich immer weiter auf. Die Rest der Fahrt herrscht Schweigen, während sich die Luft im Wagen zu elektrisieren scheint.

                             ***

Auf dem Parkplatz ist das Erste, das mir auffällt Evelyn, die bereits am Eingang auf uns beziehungsweise auf Eric wartet. Als sie mich am Steuer erkennt, schaut sie mich verwirrt und erstaunt zugleich an. Der Wagen kommt vor ihr zum Stehen und Eric steigt sofort aus, um Evelyn zu begrüßen und ihre Tasche in den Kofferraum zu tragen. Evelyn setzt sich in der Zwischenzeit auf den Rücksitz.

,, Hi," begrüßt sie mich und ein kurzes Lächeln erscheint auf ihren Lippen.

,, Hi."

Zum Lächeln bin ich immer noch zu wütend.

Sobald Eric wieder eingestiegen ist, fahre ich sofort los und hätte ihn am Liebsten stehen gelassen.

Irgendwann bricht Evelyn das Schweigen das im Wagen herrscht.

,, Ich glaube ihr zwei seid mir eine Erklärung schuldig."

Sowohl ich als auch Eric sehen sie fragend im Rückspiegel an.

,, Was meinst du ?," kommt Eric mir zuvor.

Evelyn schaut zwischen uns beiden kurz hin und her.

,, Die Tatsache, dass ihr zusammen in diesem Auto sitzt. "

Evelyn verschränkt die Arme vor der Brust und wartet auf eine Antwort.

,, Lange Geschichte kurzer Sinn. Aiden hat ein Dach überm Kopf gebraucht. Ich habs ihm gegeben," antwortet Eric gereizt und ich umklammere das Lenkrad fester, um ihm nicht eine reinzuschlagen.

Stattdessen funkle ich ihn wütend an und er erwidert den Blick.
Evelyn spürt anscheinend die Anspannung im Wagen und wechselt das Thema.

,, Was ist mit deinem Auto, Eric ? Weil die Frage, warum ich in diesem Auto sitze, ist immer noch nicht geklärt."

Bevor Eric was sagen kann, beantworte ich gehässig die Frage.

,, Tja. Die kleine Schrottkarre von Eric hat den Geist aufgeben. Ohne mich würdest du jetzt immer noch vorm Krankenhaus warten."

Erics Augen funkeln jetzt vor Zorn.
,, Gar nicht wahr. Ich hätte schon noch ne Lösung gefunden ! Ich war auf deine Schrottkiste nicht angewiesen !"

,, Im Gegensatz zu deiner Kiste läuft meine noch und noch dazu ist meine Karre größer und besser als deine," erwidere ich verärgert. Ich hasse es, wenn man mein Auto beleidigt. Das Ding ist das Einzige, das ich wertschätze.

,, Hast du dir deine Karre mal angeguckt.Sie...," provoziere Eric mich weiter, doch Evelyn bringt ihn zum Schweigen.

,, Mein Gott, Jungs. Es reicht jetzt ! Ich wollte nur wissen, was passiert ist. Ist doch jetzt Scheiß egal,wer von euch beiden den Größeren und Besseren hat. "

Wütend sieht sie uns beide an. Wie eine Mutter, die den Streit ihrer Kinder schlichtet.

Belustigt grinse ich sie durch den Rückspiegel an.

,, Das klang jetzt ganz schön zweideutig, Mädchen. Aber selbst in der Hinsicht hätte ich definitiv den Größeren gezogen."

Sowohl Evelyn als auch Eric verdrehen genervt die Augen.

Mit einem triumphierenden Grinsen fahre ich zu Evelyn, denn ich habe endlich wieder Schweigen im Auto.

                             ***

Evelyn wohnt in einem großen Haus nahe meiner alten Schule. Als ich den Wagen vor ihrem Haus parke,  schnallt sie sich ab und beugt sich zu uns nach vorne.

,, Danke fürs Heimbringen. Ich danke euch beiden. " Sie lächelt uns an und Eric erwidert es.

,, Gern geschehen," schießt es aus mir und Eric im gleichen Moment heraus.

Evelyn lacht kurz leise in sich hinein und dann verlässt sie meinen Wagen. Ich und Eric schauen ihr noch kurz hinterher, bis sie ihre Haustür hinter sich geschlossen hat. Dann fahre ich los.

Bei Eric setze ich mich wieder an die Konsole, während er irgendwas für die Schule lernt. Ich bin so froh, dass ich die Schule geschmissen und nichts mehr zu lernen habe. Den ganzen Abend reden Eric und ich kein Wort miteinander und das ist gut so. Meine Laune ist immer noch im Keller.

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