Kapitel 3

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Aiden

So ein verdammter Mist!

Wütend schlage ich ein paar Mal auf das Lenkrad meines Wagen, bevor ich schließlich losfahre. 400 verdammte Stunden für ein demoliertes Fenster! Die haben sie echt nicht mehr alle !
Und für einen Teil des Schadens muss ich trotzdem noch aufkommen. Richtig geil!

Kaum bin ich ausgestiegen, zünde ich mir eine Zigarette an und werfe die leere Schachtel auf den Parkplatz. Ich brauche den Scheiß jetzt einfach. Immerhin hatte die Schachtel für ne Woche gehalten. Langsam ziehe ich an ihr und versuche noch ein bisschen frische Luft inklusive Nikotin einzuatmen, bevor ich in dieses muffige Gehäuse, das sich seit Jahren mein zu Hause nennt, gehen muss. Genervt werfe ich den Rest der Zigarette weg und begebe mich nach drinnen. Kaum habe ich die Tür hinter mir geschlossen, kommt auch schon die Alte aus der Küche gewatschelt. Ihre Neugierigkeit geht mir schon seit Jahren auf den Sack. Mit einem gehässigen Grinsen stellt sie sich vor mich und verschränkt die Arme vor der Brust.

,, Na. Wartet der Knast auf dich, Bürschen!"

Natürlich muss sie mir wieder unter die Nase reiben, wie gerne sie mich loshaben will. Das beruht auf Gegenseitig. Es würde mich allerdings nicht wundern, wenn sich die Alte bereits meinen 18.Geburtstag ganz fett in den Kalender eingetragen hat. Den Tag, an dem sie mich endlich rausschmeißen kann.

Ich erwidere ihr gehässiges Grinsen.
,, Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber du hast mich noch ein paar Monate an der Backe."

Mit diesen Worten schlängele ich mich an ihr vorbei, was bei ihrer Masse gar nicht so einfach ist und nehme die Treppe nach oben. Ich höre sie unten noch laut vor sich hinfluchen, was mir ein Grinsen entlockt. Ich liebe es, diese alte Schachtel auf die Palme zu bringen.

Im zweiten Stock befinden sich 14 Zimmer. Das Linke am Ende des Flurs gehört mir. Als ich an ihrem Zimmer vorbei laufe, öffnet sich die Tür und Lily steckt ihren Kopf heraus. In ihrem kleinen Prinzessinenpyjama und ihren zwei geflochtenen blonden Zöpfen sieht sie heute wieder extrem süß aus.

,, Aiden. Stimmt es, was Karen gesagt hat. Dass du ins Gefängnis musst ?," fragt sie mich traurig und erste Tränen kullern aus ihren Augen.  Sofort kniee ich mich vor sie und schenke ihr ein aufmunterndes Lächeln.

,, Karen hat nur Spaß gemacht. Ich muss nicht ins Gefängnis. Ich bleibe noch eine Weile hier."

Lilly lächelt wieder und Grübchen bilden sich auf ihren Wangen.
Dann nimmt sie mit ihrer kleinen Hand meine und zieht mich in ihr kleines enges Zimmer, um mir ihre neue Puppe zu zeigen. Ihr Zimmer ist noch kleiner als meins und nur ein Bett und ein Schrank haben hier drin platz.

Zwei Puppen. Das ist das Einzige, womit Lily spielen kann. Sie ist wie ich ein Waisenkind und lebt nun seit sie 4 ist, also mittlerweile seit über einem Jahr, in diesem Heim. Zusammen sind wir 6 Kinder. Mein Magen zieht sich zusammen, als mir wieder bewusst wird, dass Lily im schlimmsten Fall noch 13 Jahre hier aushalten muss. Ich bete für sie, dass sie bald eine Familie bekommen wird, die sie adoptiert. Das hier ist einfach kein Leben.

,, Schau mal. Ist die nicht schön?" Lily reicht mir eine Barbiepuppe, die schon wieder ziemlich mitgenommen aussieht. Natürlich hatte Karen wieder nur gebrauchte Sachen für die Kinder gekauft!

Wut überkommt mich, doch ich halte sie vor Lily zurück.

,, Ja. Die ist sehr schön. Hast du ihr schon einen Namen gegeben?"

,, Ich nenne sie Barbie." Lily scheint stolz auf diesen Namen zu sein und ich muss aufgrund des Namens lachen.

,, Der Name passt zu ihr." Mit einem Lächeln auf den Lippen fahre ich ihr spielerisch über die Haare, wodurch sie kichert. Dann wende ich mich zum Gehen.

Mit jedem HerzschlagWhere stories live. Discover now