Kapitel 61

3.8K 208 39
                                    

Evelyn

Ich will einfach nur sterben. Einfach einschlafen und für immer diesen Schmerzen entfliehen.

Dies ist mein einziger Gedanke, als ich am nächsten Morgen mit einem stechenden Schmerz in meiner Brust erwache.

Ich sehe nichts mehr, denn Tränen vernebeln mir die Sicht. Ich schreie und presse meine Handfläche auf meine stechende Brust. Meine Lunge fühlt sich an, als würde sie in tausend Stücke zerreißen.

Zwei Arme packen mich und jemand schreit meinen Namen.

Ich will antworten, doch durch die Schmerzen bringe ich nichts als Schreie heraus. Ich kann nicht einmal erkennen wer es ist, denn der Klang seiner Stimme klingt meilenweit weg und ich presse meine Augen vor Schmerz zusammen.

,, Mach das es aufhört! Mach das es aufhört!," schreie ich verzweifelt und klammere mich an den Armen fest.

Ich spüre zwei weitere Arme, die mein Gesicht in die Hände nehmen, während die anderen verschwinden und mir sanft über die Stirn streichen, um mich zu beruhigen.

,, Es wird alles gut. Alles wird gut. Halte durch, Evelyn," dringt eine Stimme zu mir.,, Bleib bei mir."

Ich spüre eine Träne auf meine Stirn. Jemand weint. Ich will nicht, dass jemand wegen mir weinen muss.

Ich versuche die Augen zu öffnen, denn ich will die Person trösten. Will ihr sagen, dass alles gut wird, doch vergebens. Ich kann meine Augen nicht öffnen.

Stattdessen spüre ich, wie der Sauerstoff meine Lungen verlässt und ich nicht mehr atmen kann. Ich schnappe nach Luft, versuche zu atmen, versuche zu kämpften, doch ich bin nicht stark genug.

Ich spüre, wie die Müdigkeit mich in ihren Bann zieht. Spüre, wie die Schmerzen langsam nachlassen und Dunkelheit mich umschließt.

,, Sie stirbt verdammt! Evelyn tu mir das nicht an!," schreit die Stimme verzweifelt und rüttelt heftig an meinen Schultern, doch ich spüre seine Berührung kaum noch, denn es fühlt sich an, als würde ich schweben.

,, Evelyn!"

Der Schrei wird lauter und auch der Druck an meinen Schultern verstärkt sich. Doch ich lasse mich immer weiter in die Dunkelheit reißen.

,, Ich liebe dich. Bitte bleib mir."

Die Stimme ist schon so fern. Nur ein leiser Schall...und doch zieht sie mich ins Licht zurück...

Eric

Ich habe nie an Wunder geglaubt. Sie schienen mir so fremd wie das Übernatürliche. Ein Wunschgedanke an den sich Menschen klammern und enttäuscht werden.

Doch an diesem Tag, als Evelyn im Sterben liegt und ich ihrer kalte Hand in meiner spüre, hoffe ich zum ersten Mal auf ein Wunder. Ich bete und bitte Gott um Hilfe. Ausgerechnet Gott. Jemanden, an den ich bisher niemals geglaubt hatte. Aber in diesem Moment, als das Mädchen, das ich mehr liebe, als alles andere auf der Welt, dabei ist zu sterben, brauche ich einfach irgendetwas, an das ich mich klammern kann. Auf das ich hoffen kann. Hoffen, dass ich das Mädchen, das ich liebe nicht verlieren werde.

In diesem Moment, in dem sie beinahe in meinen Armen stirbt und ich ihr erneut sage, dass ich sie liebe, kann ich an nichts anderes denken, als daran, nicht ohne sie leben zu können.

Ich glaubte bis zu diesem Tag nicht an Wunder. Doch dann geschieht es...
Ein Wunder in der allerletzten Sekunde.

Noch in dieser Nacht gibt es für Evelyn ein neues Herz...

Mit jedem HerzschlagOù les histoires vivent. Découvrez maintenant