Kapitel 17

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Evelyn

Nervös schaue ich aus dem Fenster meines Zimmers. Die Sonne ist bereits unter gegangen und die ersten Sterne tauchen am Nachthimmel auf, während ich auf Eric warte.

Ich will wissen, ob er mit Aiden reden konnte und habe die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen.

Es hätte mir eigentlich auffallen müssen. Aiden und Eric sehen sich so verdammt ähnlich. Sie haben die gleichen grünen Augen und fast identische Gesichtszüge. Nur Aiden ist etwas sportlicher als Eric und seine Haare sind etwas kürzer. Sie sind eben zweieigige Zwillinge. Dennoch war die Ähnlichkeit die ganze Zeit über da gewesen und ich hatte nicht einmal den Verdacht gehegt.

Spätestens als ich Aidens Name erfahren hatte, hätte ich aufmerksamer sein müssen, doch jetzt ist es zu spät. Ich hoffe nur, dass die Beiden sich wieder vertragen werden.

                              ***

Eine halbe Stunde später öffnet sich die Tür und Eric kommt herein. Sofort erkenne ich, wie fertig und aufgelöst er ist, weshalb ich sofort auf ihn zu laufe und ihn den Arm nehme. 

Er drückt sich an mich und ich lehne mich an seine Brust.

,, Was ist passiert?," fragte ich ihn vorsichtig, als ich mich von ihm löse und ihm in die Augen sehe.  

,, Er wollte wieder nicht reden. Er hat mich fortgeschickt und mir wieder klar gemacht, dass er mich nicht mehr sehen will," antwortet Eric geknickt und ich nehme seine Hand, denn ich ertrage es einfach nicht, ihn so traurig zu sehen.

,, Das alles tut mir so leid. Ich hätte dir sagen sollen, dass hier ein Aiden arbeitet," erwidere ich niedergeschlagen und spüre Erics Hand, die mich am Kinn berührt und mich dazu bringt ihn anzusehen.

,, Dir braucht nichts leid zu tun. Es war klar, dass wir uns eines Tages wieder begegnen würden. Es war nur eine Frage der Zeit," muntert er mich auf und streicht mir schließlich eine blonde Strähne hinter mein linkes Ohr, wodurch ich eine Gänsehaut bekomme.

Ich mag es, wenn er das tut.

Ich lächle ihn an und er schafft es ebenfalls zu lächeln. Dann nehme ich wieder seine Hand und ziehe ihn zu meinem Bett.

,, Lass uns einen Film sehen."

Eric lacht und lässt sich von mir mitziehen.

,, Du hast doch gar keinen DVD Spieler," weißt er mich zurecht, doch ich löse mich von seiner Hand und wedle mit der Fernbedienung, die ich von meinem Bett nehme.

,, Na und. Es ist Samstagabend. Da hat das Fernsehprogramm auch was zu bieten," erwidere ich grinsend und lege mich aufs Bett, während Eric sich neben mich legt. 

,, Da hast du mal wieder Recht, Prinzessin. "

Ich grinste triumphierend.

,, Ich hab immer Recht," erwidere ich stolz und zapfe durch die Kanäle. Bei dem Film Pearl Harbor bleibe ich hängen.

,, Den müssen wir schauen." Eric nimmt mir die Fernbedienung aus der Hand und ich lächle, denn er weiß genau, dass das mein Lieblingsfilm ist.

Während des Films zieht es mich immer näher zu Eric. Irgendwann lege ich meinen Kopf sachte auf seine Brust und lehne mich vorsichtig an ihn. Eric legt seinen Arm um mich und streichelt mir hin und wieder sanft über die Stirn.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich so in Erics Armen liege und ich genieße jede Sekunde davon. In seinen Armen fühle ich mich immer sicher und geborgen. Nach der Hälfte des Films schlafe ich schließlich in seinen Armen ein.

                              ***

Als ich am nächsten Morgen erwache, spüre ich Eric immer noch neben mir und ein Lächeln stielt auf meinen Lippen, als ich die Augen öffne und ihn ansehe. 

,, Guten morgen, Prinzessin," begrüßt er mich sanft an und streicht mir wieder eine Strähne hinters Ohr, die mir ins Gesicht fällt.

,, Guten morgen," begrüße ich ihn zärtlich zurück und schaue dann auf die Uhr, die auf meinem Nachttisch steht. Es ist bereits zehn. 

,, Warst du die ganze Nacht hier ?," frage ich ihn erstaunt und er lächelt schüchtern.

,, Ja. Du hast so friedlich geschlafen und ich wollte dich nicht wecken. "

Eric wird ein bisschen rot und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.

,,Danke. " Ich drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn.

,, Gern geschehen."

Er wirkt leicht verlegen und richtet sich langsam auf.

,, Ich muss jetzt leider nur los, weil ich Helen versprochen hab, sie zu einer Freundin zu fahren. Aber in ner Stunde bin ich wieder da. "

,, Okay." Ich stehe ebenfalls auf und umarme ihn. ,, Bis später Eric. Sag Helen liebe Grüße von mir."

,, Mach ich. Bis später, Evelyn," verabschiedet er sich mit einem Lächeln von mir und verlässt mein Zimmer.

                                ***

Am nächsten Morgen wache ich mit leichten Kopfschmerzen auf. Ich hatte kaum geschlafen, da ich die halbe Nacht kaum Luft bekommen hatte. Wenn ich Pech habe, muss ich wohl doch noch länger hier bleiben, als bisher angenommen.

Verschlafen greife ich nach meinem Handy um die Uhrzeit zu erkennen.  Es ist bereits 13 Uhr und ich habe eine neue Nachricht von Eric.

In einer Stunde will er hier sein.

Die Zeit will ich nutzen, um zu duschen und mich fertig zu machen.  Als ich in der Dusche stehe, merke ich plötzlich, wie mir leicht schwindlig wird und halte mich an einem Griff in der Dusche fest. Ich atme ein paar Mal ein und aus und dann geht es einigermaßen wieder. Dennoch fühle ich mich nicht wirklich sicher auf den Beinen, weshalb ich die Dusche schnell wieder verlasse.

Nach der Dusche ziehe ich mich an und überlege etwas zu essen, doch mir ist durch die Migräne der Appetit vergangen.

Ich will mich gerade wieder ins Bett legen, als ich mich umentscheide und aus dem Zimmer laufe. 

Eric wird in ca.20 min hier sein und genau die Zeit möchte ich nutzen, um mit Aiden zu reden. 

Ich muss ihn einfach dazu bringen, mit Eric zu reden, denn ich ertrage es nicht, ihn so leiden zu sehen. Ich weiß, wie sehr er seinen Bruder vermisst.

Ich suche das halbe Krankenhaus nach ihm ab und kann ihn weder in der Cafeteria noch in den Gängen finden, also muss er im Garten sein.

Auf dem Weg nach draußen fällt mir das Atmen immer schwerer. Ich hoffe, dass es an der Nervosität liegt.

                            ***

Im Garten ist heute kaum jemand, denn es ist windig und die Sonne ist hinter dichten Wolken verschwunden. Sofort erkenne ich Aiden, der gerade dabei ist, den Weg zu kehren. Sofort laufe ich auf zu und versuche meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen.

Doch ich bekomme ich immer weniger Luft...

Mit jedem HerzschlagWhere stories live. Discover now