Mate - Aeternitas

By jesuisannasophie

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[ gen.: aeternitātis (f.) lat. - Ewigkeit, Unvergänglichkeit, Verewigung ] Die zwischen den Baumwipflen eine... More

Information
I. Until Midnight
prolog
(I) eins
(I) zwei
(I) vier
(I) fünf
(I) sechs
(I) sieben
(I) acht
(I) neun
(I) zehn
(I) elf
(I) zwölf
(I) dreizehn
(I) vierzehn
(I) fünfzehn
(I) sechzehn
(I) siebzehn
(I) achtzehn
(I) neunzehn
(I) zwanzig
(I) einundzwanzig
(I) zweiundzwanzig
(I) dreiundzwanzig
(I) vierundzwanzig
(I) fünfundzwanzig
II. After Moon's Rising
(II) eins
(II) zwei
(II) drei
(II) vier
(II) fünf
(II) sechs
(II) sieben
(II) acht
(II) neun
(II) zehn
(II) elf
(II) zwölf
(II) dreizehn
(II) vierzehn
(II) fünfzehn
III. Between Night's Shadows
(III) eins
(III) zwei
(III) drei
(III) vier
(III) fünf
(III) sechs
(III) sieben
(III) acht
(III) neun
(III) zehn
(III) elf
(III) zwölf
epilog
Danksagung

(I) drei

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By jesuisannasophie


Lilian

„Die würd' ich an deiner Stelle nicht essen." Gloria Black, die mit mir noch zwei Stunden im Krankenzimmer verbracht und Mathe geschwänzt hatte, schob den Stuhl zurück und setzte sich wie selbstverständlich mir gegenüber an den runden Tisch in der Cafeteria. Bei dem Anblick der Suppe auf meinem Tablett rümpfte sie die Nase. „Man weiß nie, was drin ist."

Ich schenkte ihr einen misstrauischen Blick und rührte mit einem Löffel in meinem Mittagessen. Ehrlich gesagt hatte ich überhaupt keinen Hunger, außerdem hielt sich meine Begeisterung für die braun angelaufenen Erbsen sowieso in Grenzen.

„Bist du sicher, dass es dir gut geht?", fragte Glory und biss in einen Apfel. „Du bist noch ein bisschen blass."

„Alles gut", erwiderte ich und zwang mich zu einem Lächeln. „Was haben mir nach der Mittagspause?" Uns beiden war aufgefallen, dass wir größtenteils den gleichen Stundenplan hatten und ich somit nicht mehr ganz so verloren war. „Ich hoffe aber, dass es kein Physik oder so ist, sonst lasse ich mich doch noch krank schreiben."

Mir war Schule gerade sowieso relativ egal. In ein paar Monaten würde ich mein Abitur machen, aber Noten waren noch nie ein Problem gewesen. Ich wollte es einfach nur hinter mich bringen und endlich anfangen, zu leben, anstatt eingepfercht von den Entscheidungen meiner Eltern zu sein. Meine Gedanken drehten sich in einem wilden Karussell, immer weiter im Kreis, immer weiter, immer weiter. Ich wollte die Hände auf die Ohren pressen und schreien. Es war immer die gleiche Abfolge der Sequenzen, die ich schon kannte: Das Gefühl, alleine zu sein, der Stress meiner Familie, umziehen zu wollen, dann dieses kalte Gesicht über mir, es war das Gesicht meines Exfreundes. Dann drehte sich das Karussell weiter. Nur dass meine Gedanken jetzt noch zusätzlich einen weiteren Anhaltspunkt hatten – die dunkeln Augen von Will, die immer wieder aufblitzten.

Was wohl passiert wäre, wenn Glory uns nicht unterbrochen hätte, ich wollte es mir nicht ausmalen. Es war mir schon vor wenigen Monaten zum Verhängnis geworden, dass ich mein Herz an den falschen Jungen verloren hatte, und darüber war ich sicherlich noch nicht hinweg. Meine neue Freundin hatte mich soeben vor dem nächsten verhängnisvollen Fehler bewahrt. Noch eine toxische Beziehung und ich wäre an einem elendigeren Ort als jetzt.

Und trotzdem wollte mir das Gefühl der Wärme auf meiner Haut nicht aus dem Sinn gehen, als er mich vorhin im Krankenzimmer berührt hatte, sowie die tiefgreifende Ahnung, dass zwischen uns eine unerklärliche Spannung lag.

Wütend über mich selbst und dass ich Will Black nicht aus meinem Kopf verbannen konnte, rührte ich energisch in der Suppe, die auf dem Plastiktablett stand.

„Erdkunde", antwortete meint Gegenüber und beobachtet misstrauisch jede meiner Bewegungen. „Wir haben als nächstes Erdkunde. Sag mal, ist wirklich alles gut? Du scheinst die ganze Zeit so abwesend."

Nervös spielte ich mit meinen Fingern mit einer Haarsträhne. Was war nur mit mir los? Schon wieder geisterte sein Bild in meiner Vorstellung, wie er sich immer tiefer zu mir hinabbeugte, ich spürte das Kribbeln und die leichten Funken, die zwischen uns hin und her sprangen, das Gefühl seines Körpers so nah an meinem ...

„Verdammt, Lilian, ich rede mit dir!" Glory fuchtelte wild mit einer Hand vor meinem Gesicht herum und ich zuckte erschrocken zusammen.

„Was hast du ... äh, ich meine, ja", stammelte ich und wurde rot.

„Sicherlich", schmunzelte sie, aber schien es mir nicht übel zu nehmen, und grinste, dann richtete sich ihr Blick auf etwas hinter mir und das Grinsen erlosch wieder. „Seltsam, was hat Jackson denn hier zu suchen?"

Neugierig, über wen sie sprach, drehte ich mich um und sah zum Eingang der Cafeteria.Ich war definitiv nicht die einzige. Unzählige Augenpaare ruhten auf den Personen, die in unsere Richtung zuhielten. Ganz vorne ging ein schwarzhaariger Junge, nein, ganz vorne lief ein Mann, dem unzählige Mädchen verträumt hinterher zu starren schienen. Auch ich musste zugeben, dass er wirklich gut aussah. Geschätzt zwei oder drei Jahre älter als ich, selbst aus der Entfernung erkannte ich sein nahezu perfektes und ebenmäßiges Gesicht; der einzige Makel, der mir von Weitem auffiel, war eine winzige Narbe unter seinem linken Augenwinkel . Er strahlte eine rohe Männlichkeit aus, die zu den feinen Gesichtszügen kontrastierte.

Wenn er nicht so viel reifer aussehen würde als die anderen Typen aus dem Abiturjahrgang hätte mich meinen Kopf darauf verwettet, dass er der beliebte Herzensbrecher der Schule war, der seine One Night Stands so schnell auswechselte wie seine Unterhosen.

„Wer ist das?", flüsterte ich Glory ins Ohr, die sich sichtlich angespannt vorgelehnt hatte.

Sie trommelte mit ihren Fingern einen unruhigen Rhythmus auf die Tischplatte. „Darf ich vorstellen, der angeblich bestaussehendste Mensch der westlichen Nordhalbkugel, auch bekannt als mein ältester Halbbruder." Bitterkeit schwang in ihrer Stimme mit, als sie den Namen aussprach. „Jackson Black."

Gott, war diese Familie denn überall präsent?

Ich runzelte die Stirn bei dem Versuch, diese Familienbande zu durchblicken. „Wie genau seid ihr eigentlich verwandt, also du, Will und Jackson?", rutschte es mir raus und ich hätte mir fast peinlich berührt die Hand vor den Mund geschlagen.

„Gemeinsamer Vater", antwortete sie knapp und fuhr sich durch die gelockten schwarzen Haare. „Glaub mir, ich wäre lieber mit jemand anderem verwandt als mit Jackson."

Bevor ich weiter fragen konnte, weshalb sie ihren eigenen Bruder so zu hassen schien, spürte ich das altbekannte Kribbeln in meinem Nacken und ich war mir auf ein Mal relativ sicher, dass auch Will den Raum betreten hatte. Doch diesmal würde ich mich nicht nochmal umdrehen.

Das Geplapper der uns umgebenden Schüler, die klappernden Teller, das klirrende Geschirr, die Sonnenstrahlen, die durch die hohen Industriefenster den Raum erhellte, es war die typische Atmosphäre einer Schulkantine, eine Mischung aus fröhlicher Ausgelassenheit und der Anspannung, wann denn die Klingel zum Unterricht wieder ertönen würde.

Es war doch immer gleich.

„Ist hier noch Platz?", riss mich eine warme Stimme aus meiner Trance.

„Jay, da bist du ja endlich!", antwortete Glory an meiner Stelle. „Na klar, setz dich doch, oder hast du ein Problem damit, Lily?"

Als sie mich so selbstverständlich mit meinem Spitznamen ansprach, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen, ich fühlte mich nicht ganz so fremd und einsam an diesem Ort. Ich schüttelte den Kopf und sah den Neuankömmling neugierig an, während er sich rechts neben mir auf den Stuhl sinken ließ und sich eine blonde Strähne aus der Stirn strich. Überraschenderweise hielt er mir die Hand hin.

„Hi, ich bin Jason", stellte er sich leicht grinsend vor und rückte den Kragen seines Pullovers zurecht.

„Lilian Bennett", murmelte ich und schüttelte seine Hand, mit aller Kraft versuchte ich diesmal, mich nicht wieder aus dem Gespräch auszuklinken. Zunächst drehte sich die Unterhaltung nur um Belanglosigkeiten, weshalb mir zunehmend das Gefühl auffiel, beobachtet zu werden. Immer wieder unterdrückte ich den Drang, mich wie eine Irre unter Verfolgungswahn umzudrehen, da Glory mir andauernd prüfende Blicke zuwarf.

„Du kommst also aus London?", integrierte mich Jason schließlich interessiert ins Gespräch. Über seine Schulter hinweg entdeckte ich im wirren Gedränge der Menschen die beiden Black-Brüder, die sich an einen freien Tisch setzten; zusammen mit der eisigen Blondine, dank der mein Unterarm mit einer Reihe blauer Flecken geschmückt war. Und die Will nun einen Kuss auf die Wange hauchte.

„Erde an Lily", hörte ich Jason belustigt sagen und wandte mich ihn diesmal entschlossener zu.

„Ja genau, mitten in der City", antwortete ich entschuldigend. „Warst du schon mal da?"

„Leider noch nicht, ich würde aber gerne mal ... du hast ja so Glück!"

Über seinen Kopf hinweg traf mich Wills Blick und ich schluckte. Mein Körper fühlte sich zu ihm hingezogen, meine Hand umklammerte krampfhaft die Tischkante. Wie konnte ein Mensch so eine starke Wirkung auf mich haben? Glory sah mich die ganze Zeit über so seltsam an, als würde sie etwas vermuten. Das alles war mir einfach zu viel, meine Umgebung schien mich zu erdrücken. Ich musste dringend hier raus, an einen Ort, an dem es still war, an dem ich alleine sein konnte, einen Ort, an dem ich mich ablenken konnte.

„Jason", brachte ich mit einem flachen Lächeln heraus. „Kennst du hier ein paar Orte, an denen es nicht so überfüllt ist wie in der Cafeteria? Sowas wie die Bibliothek, oder so?"

„Ja klar, ich zeig dir was." Erfreut schob er seinen Stuhl zurück und wandte sich an Glory. „Kommst du mit?"

„Nein, lass mal", seufzte sie. „Ich muss herausfinden, was mein Bruder hier macht. Bis später Leute, wir sehen uns."

„Bis dann in Erdkunde." Ich winkte ihr kurz zu und nahm meine Tasche, dann folgte ich dem blonden Jungen erleichtert nach draußen. Die stickige Luft der Schulkantine hatte mich an den Rand des Wahnsinns getrieben, außerdem hielt ich es kaum länger aus, Will und Blondie beim Knutschen zuzusehen, sonst würde ich mich noch vor meine eigenen Füße übergeben. Eine kurze Zeit gingen wir schweigend nebeneinander, bis Jason sich schließlich räusperte. Er hielt mir die Tür zu einem leeren Flur auf und blickte mich direkt an.

„Und, wie findest du es bis jetzt hier?"

Wenn ich ehrlich sein sollte, schrecklich. „Es ist okay", log ich etwas außer Atem und versuchte, ihm ein Lächeln zu schenken. „Die Leute hier scheinen ganz ... nett zu sein."

Belustigt und skeptisch sah er mich von der Seite an, er glaubte mir kein Wort.

„Ist ja gut." Ich hob kapitulierend die Hände. „Es ist anders, als ich es bis jetzt kenne. Ich vermisse meine Freunde, die Partys, die vielen kleinen Dinge, die es hier nicht gibt. Ich vermisse London." Nur noch ein Dreivierteljahr, dann wäre das Abitur in der Tasche, zwar war ich schon volljährig, aber dann könnte ich endgültig gehen, wohin ich wollte.

„Du denkst wirklich, wir würden hier keine Partys feiern." Ich merkte, wie er mit Mühe ein Lachen unterdrückte, als er die nächste Tür aufstieß und mich hinaus ins Freie führte. Die Luft war frisch und roch nach Spätsommer, der schon klar in den Herbst überging, hier am Hintereingang des Gebäudes hielt sich keine Menschenseele auf.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ganz ehrlich, keine Ahnung", murmelte ich, dann ging ich zu den leeren Fahrradständern und lehnte mich an das kalte Metall. „Jedenfalls habe ich hier noch keinen Technoclub gesehen, und ich weiß nicht, wie lange ich ohne überleben kann."

Natürlich war das übertrieben, aber ich liebte dieses Gefühl über alles; die schwitzigen, sich zum Takt der Musik windenden Körper, der Bass, der alle Herzen im selben Rhythmus schlagen ließ, diese Dunkelheit durchzuckt von Strobolicht, und alles roch nach Rauch, Schweiß, Alkohol und Lust.

Diesmal lachte er wirklich, sein schallendes Lachen hallte kurz an der Wand der Sporthalle gegenüber wieder, dann kramte er in seiner Hosentasche und holte ein Feuerzeug und eine Packung Zigaretten heraus. Amüsiert starrte ich ihn an, als er eine Zigarette in seinen linken Mundwinkel schob und sie in aller Ruhe anzündete. Mit hochgezogener Augenbraue hielt er mir ebenfalls eine Kippe hin. „Für dich sind wir also holzhackende Hinterwälder, oder wie?"

„Witzig", machte ich und verdrehte die Augen, bevor ich die Zigarette nahm und sie zwischen den Fingern drehte. „Du weißt ganz genau, dass ich das so nicht gemeint habe."

Das letzte Mal hatte ich geraucht, als mein Exfreund Dylan mit mir Schluss gemacht hatte. Erst hatte die Wirkung des Nikotins meine Sinne benebelt, es war mein kleines, harmloses High, es hatte mich beruhigt, aber dann hatte ich wieder aufgehört. Ich wollte von nichts und niemandem mehr abhängig sein, nicht mehr von Dylan und nicht vom Rauchen.

Und trotzdem holte mich sein Gesicht wie ein Geist immer wieder ein und verfolgte mich in manch einer schlaflosen Nacht.

Jason blies den grauen Rauch vor sich in die Luft und reichte mir das Feuerzeug. „Hier. Ich nehme es zwar schon persönlich, dass du mich als langweilig betrachtet, aber ich verspreche dir, ich nehme dich auf die beste Party deines Lebens mit."

Mit ruhigen Bewegungen drehte ich am silbernen Rädchen und das Feuerzeug entzündete meine Zigarette. „Wenn du dir da mal nicht viel vornimmst", neckte ich ihn und lehnte mich zurück. „Aber ich lasse mich definitiv darauf ein."

Es überraschte mich, dass meine Stimmung von gestresst und angespannt in der Cafeteria nun zu kompletter Ruhe wechselte. Glory und Jason, beide vermittelten den Eindruck, als könnte ich ihnen vertrauen. Es war unglaublich erleichternd. Die Stille um uns herum war angenehm, doch mir brannte eine unauslöschliche Frage auf der Zunge, die nicht mehr zurückzuhalten war.

„Wer war eigentlich diese Blondine am Tisch bei Jackson und Will?", wollte ich beiläufig aus ihm herauskitzeln, doch sobald ich die Frage gestellt hatte, kam ich mir ungefähr so unauffällig wie ein Elefant im Porzellanladen vor.

Jason hüstelte und steckte die Hände in die Hosentaschen, die Zigarette hing reglos zwischen seinen Lippen. „Nicht seine Freundin, wenn du das wissen wolltest", entgegnete er weiterhin belustigt. „Ihr Äußeres ist das einer Göttin, ihr Inneres das einer Eiskönigin, wenn du mich fragst." Und damit wandte er sich ab, nicht gewillt, mehr Informationen preiszugeben. „Komm mit, ich zeige dir, wo wir Hinterwäldler unser Zeit verbringen, wenn wir keine Lust auf Schule haben."

Unwillkürlich musste ich kichern und folgte ihm, als er mich an der Sporthalle vorbei bis zum äußersten Rand des Schulgeländes führte, das unmittelbar an den Wald angrenzte.

„Sag nicht, dass du da rein gehen willst", stoppte ich ihn und stützte protestieren eine Hand in die Hüfte. Mit jemanden, den ich seit einer knappen Stunde kannte, in den Wald zu gehen, stand ganz oben auf der Liste gefährlicher Dinge, die besser nie passieren sollten. „Vergiss es, ich geh nicht mit dir in den Wald."

Er grinste breit. „Hast du Angst vor dem großen, bösen Wolf?"

„Das hättest du wohl gerne", erwiderte ich trocken. „Eher vor Axtmördern und Psychopathen. Außerdem gibt es hier keine Wölfe."

„Aber Werwölfe", raunte er mir geheimnisvoll zu.

„Du bist ein Spinner", winkte ich ab.

„Und du ein Feigling. Komm schon, ich will dir nur den kleinen Pavillon zeigen, der ist hier ganz in der Nähe und steht an einem Tümpel. Nichts Gefährliches."

Angespannt kaute ich auf der Unterlippe, nickte dann nur gleichgültig. „Ich vertraue dir jetzt mal, dass du mich nicht entführen willst." Meine Schreie würde gleich sowieso niemand mehr hören können.

„Beruhig dich, das wird gut." Er strahlte begeistert und winkte mich mit sich, schweigend folgte ich, als wir auf die im leichten Wind raschelnde Reihe von Bäumen zuliefen. Ich ignorierte das Kribbeln im Nacken, doch mit jedem Schritt wurde mir schwindeliger, und die leichten Kopfschmerzen, die mich seit dem Sturz begleitet hatten, verschlimmerten sich um ein Vielfaches.

„Können ... können wir kurz stehen bleiben?", keuchte ich, meine Sicht drohte weiter und weiter zu verchwimmen.

„Lilian." Jason war sofort bei mir, besorgt legte er mir eine Hand auf den Rücken. „Was ist los?"

„Ich glaube, ich habe mir meinen Kopf härter angeschlagen als erwartet", brachte ich heraus und taumelte orientierungslos, bevor ich umfallen konnte. „Mir ... ist schlecht ..."

„Komm, setz dich hin", meinte er behutsam und legte einen Arm um meine Taille. Ich legte meinen Kopf kraftlos auf seiner Schulter ab, während er mich stützte, damit ich mich auf den Boden sinken lassen konnte.

Auf einmal wurde er von mir weggezerrt, schlagartig waren der und Schwindel und die Schmerzen wie weggefegt. Vor mir stand mit vor Wut kochendem Gesichtsausdruck Will, mit zur Faust geballter Hand sah er zu Jason.

„Geh weg von ihr!", knurrte er und dieser hob beruhigend die Hände.

„Mann, beruhig dich mal, okay?" Er trat ein paar Schritte zurück, bis er an der Wand der Sporthalle stand, mit Verwunderung bemerkte ich die Angst in seinen Augen. Das schelmische Blitzen seiner Augen war verschwunden, zurückblieben nur kleine, unauffällig glitzernde Schweißtropfen an seinen Schläfen. „Hey, Lily, wir sehen uns später, war nett dich kennenzulernen." Ohne mich direkt anzusehen, hastete er mit gesenktem Blick davon, und weg war er, die Person, von der ich dachte, ich könnte mich mit ihr anfreunden, war einfach abgehauen.

Zurück blieb ich vor Wut zitternd mit dem letzten Jungen, den ich gerade sehen wollte. Langsam drehte ich mich um.

„Bist du wahnsinnig?", fuhr ich ihn giftig an und schenkte ihm meinen innigsten Mörderblick. „Was sollte das? Hau ab und lass mich in Ruhe!"

„Er hat dich angefasst", knurrte Will wieder, seine Augen waren dunkel wie vorhin im Licht der Neonröhre im Krankenzimmer. Ich erschauderte.

„Sag mal, spinnst du?" Meine Wut wuchs mit jedem Atemzug. „Weißt du, was, vergiss es. Aber wehe, du kommst mir je zu nahe ... lass mich einfach in Frieden machen, was ich will!"

Ich wollte mich umdrehen, doch in einer einzigen, blitzschnellen Bewegung packte er meine Taille und hielt mich fest.

„Was soll das?", schrie ich beinahe und wollte mich befreien, doch mein Körper entspannte sich gegen meinen Willen und wohlige Wärme breitete sich in meiner Brust aus.

Wenn ein Gefühl beschreiben könnte wie es war, nach Hause zu kommen, sich sicher und geborgen zu fühlen, dann verspürte ich gerade genau das.

Ich konnte seinen Atem an meiner Stirn spüren, er zog mich noch näher an sich. Seine Stimme war tief und rau, eine Gänsehaut breitete sich auf meinen nackten Armen aus, als er mir die Worte ins Ohr raunte.

„Du gehörst zu mir. Nur zu mir.

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