Lahote || Twilight / Werwolf

By itsMarena

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Lahote - so viele Jahre hatte mich dieser Name verfolgt und sich wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen... More

Prolog - Die Rückkehr
Kapitel 01 - Was hat sich getan?
Kapitel 02 - Jacob
Kapitel 03 - Erinnerungen
Kapitel 04 - Alte Freunde, neue Fremde
Kapitel 05 - Schlechte Nachrichten
Kapitel 06 - Vernünftig sein
Kapitel 07 - Das Wiedersehen (1)
Kapitel 08 - Das Wiedersehen (2)
Kapitel 09 - Alte Legenden
Kapitel 10 - Prägung
Kapitel 11 - Ein völlig eigenständiger Mensch
Kapitel 12 - Das wahre Monster
Kapitel 13 - Neue Freundschaften
Kapitel 14 - Super-GAU
Kapitel 15 - „Sei freundlich"
Kapitel 16 - Erklärungs- und Versöhnungsversuche
Kapitel 17 - Neue Tagesordnung
Kapitel 18 - Unerwartete Begegnung
Kapitel 19 - Konfrontationen
Kapitel 20 - Happy Birthday
Kapitel 21 - Hysterischer Besuch
Kapitel 22 - Angriffslust
Kapitel 23 - Schockstarre
Kapitel 24 - Wendungen
Kapitel 25 - Längst überfällige Gespräche
Kapitel 26 - Überlegungen
Kapitel 27 - Ein Schweigen sagt mehr als tausend Worte
Kapitel 28 - Die Beichte
Kapitel 29 - Entscheidung
Kapitel 30 - Hoffnung
Kapitel 31 - Briefe
Kapitel 32 - Nichts zu verlieren
Kapitel 33 - Das alte Lied
Kapitel 34 - Forderungen
Kapitel 35 - Angst
Kapitel 36 - Chaos
Kapitel 37 - Herz gegen Kopf
Kapitel 38 - Offenheit
Kapitel 39 - Hochzeit (1)
Kapitel 40 - Hochzeit (2)
Kapitel 41 - Rechtfertigungen
Kapitel 42 - Eine unangenehme Situation
Kapitel 43 - Freundschaft
Kapitel 44 - Quileute Days (1)
Kapitel 45 - Quileute Days (2)
Kapitel 47 - Traumschwiegersohn
Kapitel 48 - Geständnisse
Kapitel 49 - Kein Neuanfang

Kapitel 46 - Entschlossenheit

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By itsMarena

Kapitel 46 - Entschlossenheit

– Julie –

La Push, Juli 2010

Ich hätte nicht gedacht, dass es irgendetwas gäbe, was meine Meinung hätte ändern können, bis ich die Worte aus Pauls Mund gehört hatte.
Er hatte genau das gesagt, was ich hören musste.

Paul lag nichts daran, mich voll und ganz für sich zu haben, damit er glücklich sein konnte. Seine Aufgabe war es, dass ich glücklich war.
Er kannte mich gut genug, um zu wissen, wieviel mir Lou bedeutete und dass es mir das Herz brechen würde, sie aus meinem Leben streichen zu müssen.

Dass er sich bei Sam dafür einsetzen wollte, dass diese idiotischen Regeln endlich überarbeitet wurden, war der letzte Schubs, den ich in seine Richtung gebraucht hatte, um auf einen Schlag umzuschwenken.
Es war der letzte Anstoß, den ich noch gebraucht hatte, um endlich zu verstehen, dass sich Paul tatsächlich geändert hatte.

Er war nicht mehr auf seinen eigenen Vorteil aus, wie es all die Jahre der Fall war. Mein Glück war alles, was er wollte – und vielleicht war ebenjenes tatsächlich er.

Schweigend liefen wir nebeneinander her. Ich hatte meine Hand immer noch ruhig in seiner, als wir die Menschen auf den ausnahmsweise belebten Straßen La Pushs zurückgelassen hatten und uns auf den Weg zu Sams Hütte machten.

Irgendwann brach er schließlich doch die Stille.
„Es tut mir leid, dass ich dich in deinem Leben aufhalte", sagte er und klang dabei so herzerschütternd ehrlich, dass es mir auf der Stelle leid tat, ihm das nur kurz vorher an den Kopf geworfen zu haben.

Seufzend lenkte ich ein.
„Das ist nicht deine Schuld, viel mehr meine. Oder die der Prägung."
„Was ja wiederum auch wieder irgendwie meine Schuld ist", murmelte Paul leise und ich spürte, wie er meine Hand etwas fester griff, als hätte er Angst, ich könnte mich ihm jederzeit wieder entziehen.

Ich wusste nicht, ob sich Paul gerade dafür entschuldigt hatte, dass er sich geprägt hatte oder doch dafür, dass er in der Vergangenheit schon so viel kaputt gemacht hatte.
Fest stand nur, dass ich ihm in diesem Moment rein gar nichts zum Vorwurf machte.

„Was willst du Sam denn jetzt sagen?", fragte ich stattdessen vorsichtig, als wir uns der Hütte immer weiter näherten.
Ich erinnerte mich nur allzu lebhaft an meinen letzten Besuch dort. Im Gegensatz zu damals war ich heute wesentlich gefasster.

„Dass er nicht über dein Leben bestimmen kann. Es reicht ja schon, dass er meines so sehr beeinflussen kann."
„Kann er das denn?"
„Naja, er ist immer noch mein Alpha. Ich muss schon auch im Sinne des Rudels handeln und das ist in der Regel ja Sams Ziel. Was jedoch dich betrifft – da gelten andere Regel. Wobei ich langsam bezweifle, dass diese Regeln tatsächlich so strikt sein müssen."

Paul schien Sam allerhand zu sagen zu haben und seinem Tempo zufolge wollte er das auch schnellstmöglich loswerden.
Ich für meinen Teil beließ es dabei und hoffte bloß, dass Paul das erreichte, was er erreichen wollte.

„Willst du mit reinkommen oder hier warten?", fragte er kurz bevor wir an unserem Ziel angekommen waren. „Wenn du dich unwohl fühlst, kannst du auch gerne hier draußen bleiben."
„Nein, nein", schüttelte ich entschieden den Kopf. „Ich komm mit."

Immerhin war es genau das, wogegen ich mir wehren wollte.
Es waren nicht Paul oder Sam, die über mein Leben entscheiden konnten. Ich war selbst fähig, meine Entscheidungen zu fällen.
Und genauso war ich auch in der Lage, dieser Diskussion beizuwohnen.

„Na schön", nickte Paul einverstanden, als wir gerade wieder zwischen den Bäumen hervortraten und mit einem Mal auf der Lichtung vor Sams Haus standen.

Zielstrebig steuerte Paul auf die Türe zu und zog mich mit sich. Anscheinend war er sich wirklich sicher, dass Sam Zuhause sein musste.
Entsprechend energisch stieß er auch die Türe auf.

Tatsächlich stand dort Emily und hantierte am Herd, während Sam gegen die Küchenablage gelehnt stand, sie beobachtete und sich neben ihr Pancakes in den Mund schaufelte.
Es war beinahe wie eine Karikatur dessen, wovor ich mich so sehr fürchtete.

Niemals wollte ich in der Küche stehen und es zu meiner Lebensaufgabe gemacht haben, Paul oder sämtliche andere Rudelmitglieder zu umsorgen. Denn genau das schien Emily zu tun und sich auch pudelwohl damit zu fühlen. Und sicherlich hätte auch Kim nichts gegen diesen Lebensweg einzuwenden gehabt.

„Sam, hast du 'ne Minute?", fragte Paul direkt, während sich Sam noch an seinem Pancake verschluckte, nachdem er mich erkannt hatte.
Er war wohl so eingenommen von Emily, dass er mich weder gehört, noch gerochen hatte und nun so überrascht wurde.

„Was gibt's denn?", stellte Sam hustend die Gegenfrage und wurde dabei besorgt von Emily gemustert.
Langsam fragte ich mich, ob vielleicht doch ich die Seltsame war, oder ob es normal war, dass mich diese beiden und ihr Verhalten zueinander gerade so maximal ankotzten.

„Muss Julie denn wirklich alles stehen und liegen lassen und selbst ihre Freunde abservieren, wenn sie mir noch einmal 'ne Chance gibt?"
Pauls Direktheit an diesem Tag war erstaunlich. Keine langen Vorreden, keine Pausen – er kam jedes Mal direkt zur Sache.
Es war ihm wohl ernst damit, mich keine Sekunde länger aufhalten zu wollen.

Erstaunt starrte Sam uns an. Selbst Emily nahm nun das Rührei von der Herdplatte, hatte aber weiterhin ihren besorgten Blick auf.
„Woher kommt das denn plötzlich?", war Sams erste Reaktion.
Eine Reaktion, die Paul wenig zufrieden stellte.
„Ja oder Nein?", wollte Paul ungeduldig wissen.

Düster verengten sich Sams Augen, als er sich von der Arbeitsfläche der Küche abstieß und sich stattdessen an dem großen Tisch niederließ.
Er bewegte sich ruhig und ließ sich sichtlich Zeit, als wollte er Paul provozieren.
Sam war definitiv ein klassischer Alpha – er wurde nicht gerne in die Enge getrieben.

„Denk' doch mal logisch. Wenn du ihr Partner bist, wie soll sie dann noch mit Anderen befreundet sein, ohne unser Geheimnis in Gefahr zu bringen?", fragte Sam besserwisserisch und ich spürte, wie in mir die Wut hochkochte – allerdings wohl nicht weniger als auch in Paul.
„Das ist doch Bullshit!", war sich dieser sicher. „Ich hab' mich im Griff, ich bin ein Stück weit immer noch auch ein normaler Kerl. Und Julie muss mir doch auch nicht 24/7 am Hacken kleben, wenn sie das nicht will. Da ist rein gar nichts, was unser Geheimnis gefährden könnte."

Irritiert guckte Sam drein. Er konnte und wollte wohl nicht verstehen, was Paul meinte.
„Geprägte sind Gefährten", sagte er dann nachdrücklich und sah damit insbesondere mich an. „Julie sollte also sehr wohl ein Teil von dir und damit auch von uns allen werden."
Jetzt war es doch an der Zeit, dass auch ich mich zu Wort meldete.

„Das würde ich doch auch, immerhin sind in diesem Rudel einige meiner alten Freunde, die ich sehr vermisse. Aber dafür alles andere aufzugeben – insbesondere Lou – kommt nicht in Frage. Ich würde euer Geheimnis doch auch nie ausplaudern, meine Freundschaft zu Lou würde doch nichts gefährden! Das einzige Auffällige ist, dass ihr jedes Mal überstürzt davonheizt, sobald euch irgendein Rudelexterner begegnet."

Sam guckte skeptisch drein und runzelte die Stirn, ehe er mit den Schultern zuckte.
„Wie dem auch sei, mir sind die Hände gebunden. So sind nun mal die Regeln."
„Dir sind überhaupt nicht die Hände gebunden!", schnaubte Paul. „Old Quil und Billy haben beide gesagt, dass du diese hirnverbrannten Regeln selbst aufgestellt hast!"
„Was hast du denn hinter meinem Rücken mit Old Quil und Billy zu schaffen?"
Sam wurde zunehmend verärgerter, doch Paul überging seine Frage.

„Ich bin eigentlich nur hier, um dir zu sagen, dass deine hausgemachten Regeln bei Julie nicht greifen. Ich will das für sie sein, was sie am meisten braucht – genau so, wie du es mir immer prophezeit hast. Und das ist jemand, der für sie da ist und sie gleichzeitig nicht einschränkt. Und du als Alpha müsstest dabei hinter mir stehen. Das war's auch schon."
Mit diesen Worten wandte sich Paul zu mir um und legte sanft seine Hände an meine Arme, um mich wieder zur Tür hinauszuschieben.

„Darüber reden wir nochmal, Lahote", hörte ich Sam nur noch leise knurren, doch er rührte sich nicht und machte auch keine Anstalten, Paul aufhalten zu wollen.
Beeindruckt von Pauls plötzlicher Standhaftigkeit ließ ich mich also bereitwillig nach draußen bugsieren.

„Das war.. ziemlich dreist, aber auch total lieb von dir", räumte ich ein, als wir etwas Abstand zwischen uns und die Hütte gebracht hatten. „Was ist denn nur mit dem Kerl los?"
Seufzend blieb Paul stehen und sah mich an.
„Tut mir leid, dass du Sam von dieser Seite kennenlernst. Er ist echt nicht übel, er hat mir eine Menge beigebracht – insbesondere in Bezug auf dich. Nur was eben seine Herrschaftsstrukturen angeht, ist er etwas unflexibel."

„Denkst du, du bekommst Probleme mit ihm?"
Beruhigend schüttelte Paul den Kopf.
„Wie gesagt, Sam ist schwer in Ordnung. Er würde mir niemals im Weg stehen, auch wenn das gerade an seinem Ego kratzt. Der fängt sich wieder."

Paul kannte Sam wesentlich besser als ich, demnach war ich auch gewillt ihm zu glauben.
Im Grunde wäre es mir auch egal gewesen, wie sehr sich Sam ärgerte – ich wollte bloß nicht, dass sich Paul meinetwegen in Schwierigkeiten brachte. Obwohl ich gestehen musste, dass er mir mit seinem Einsatz imponiert hatte.

„Jedenfalls danke", sagte ich ehrlich und musste etwas schmunzeln. „Was du ihm da gesagt hast, war vollkommen wahr. Ich glaube, du kennst mich jetzt, nachdem wir getrennte Wege gegangen sind, besser als früher."
„Um ehrlich zu sein – ich kannte dich immer schon sehr gut, Julie. Ich wollte es früher nur nicht zugeben, weil ich gedacht hab', ich würde mich dadurch verletzlich machen. Inzwischen weiß ich, dass ich immer schon verletzlich war und eigentlich nur gewinnen kann, wenn ich dir auch zeige, wie es in mir aussieht."

Das waren tatsächlich vollkommen neue Töne, doch sie passten sehr gut zu dem Lahote, den ich immer schon zu kennen glaubte. Nur langsam traute er sich an die Oberfläche und ich mochte, was ich sah.
Wie ferngesteuert griff ich nach der Kette um meinen Hals und strich über den Anhänger, den er mir letztes Jahr zukommen hat lassen.
„Das ist schön", lächelte ich ihn an und auch Paul sah mir in die Augen.

Dieser Moment erinnerte mich schwer daran, als wir uns nach meiner Rückkehr zum ersten Mal begegnet waren.
Wieder durchfuhr mich dieses elektrisierende Gefühl und ich verlor mich vollkommen in seinen Augen.
Die ganze Vergangenheit und die ganze Zukunft verlor an Gewicht, es gab nur noch diesen Augenblick, in dem ich erfüllt war von der Gewissheit, dass es keinen anderen Menschen gab, der mich so ergänzen konnte wie Paul.

Nach all dem Hin und Her gab es in diesem Moment nicht das leichteste Zögern und nicht den leisesten Zweifel, als ich seine warme Hand an meinem Nacken spürte und er mich sanft zu sich zog.
Liebevoll strich er mir das dunkle Haar aus dem Gesicht, ehe er zärtlich seine Lippen auf meine legte und mich küsste.

Es war das erste Mal, dass ich ihn küsste und aus vollem Herzen in diesem Moment war - und das furchtlos.
Ich musste nicht unterbewusst Angst vor der Zukunft haben und mich davor fürchten, was morgen kommen würde, wie ich es früher jedes Mal getan hatte.
Es war das erste Mal, dass sich alles richtig anfühlte und ich vor Glück beinahe zu explodieren drohte.

Sanft legte Paul seine Stirn gegen meine und lächelte überglücklich.
Dieser Moment war so schön und gleichzeitig so irreal.
Ich hatte das Gefühl, jeden Moment den Boden unter den Füßen zu verlieren und im selben Moment war ich so fest mit Paul verankert – es war unbeschreiblich.
Es gab keine Worte, die diesem Augenblick gerecht geworden wären, also sagte ich das Erste, das mir durch den Kopf schoss.

„Mein Vater wird mich umbringen. Und dich auch", murmelte ich leise, konnte aber nicht aufhören zu grinsen – selbst das war im Moment vollkommen zweitrangig.
„Das kriegen wir schon hin", lächelte auch Paul zuversichtlich und zog mich wieder eng zu sich.

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