Lahote || Twilight / Werwolf

By itsMarena

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Lahote - so viele Jahre hatte mich dieser Name verfolgt und sich wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen... More

Prolog - Die Rückkehr
Kapitel 01 - Was hat sich getan?
Kapitel 02 - Jacob
Kapitel 03 - Erinnerungen
Kapitel 04 - Alte Freunde, neue Fremde
Kapitel 05 - Schlechte Nachrichten
Kapitel 06 - Vernünftig sein
Kapitel 07 - Das Wiedersehen (1)
Kapitel 08 - Das Wiedersehen (2)
Kapitel 09 - Alte Legenden
Kapitel 10 - Prägung
Kapitel 11 - Ein völlig eigenständiger Mensch
Kapitel 12 - Das wahre Monster
Kapitel 13 - Neue Freundschaften
Kapitel 14 - Super-GAU
Kapitel 15 - „Sei freundlich"
Kapitel 16 - Erklärungs- und Versöhnungsversuche
Kapitel 17 - Neue Tagesordnung
Kapitel 18 - Unerwartete Begegnung
Kapitel 19 - Konfrontationen
Kapitel 20 - Happy Birthday
Kapitel 21 - Hysterischer Besuch
Kapitel 22 - Angriffslust
Kapitel 23 - Schockstarre
Kapitel 24 - Wendungen
Kapitel 25 - Längst überfällige Gespräche
Kapitel 26 - Überlegungen
Kapitel 27 - Ein Schweigen sagt mehr als tausend Worte
Kapitel 28 - Die Beichte
Kapitel 29 - Entscheidung
Kapitel 30 - Hoffnung
Kapitel 31 - Briefe
Kapitel 32 - Nichts zu verlieren
Kapitel 33 - Das alte Lied
Kapitel 34 - Forderungen
Kapitel 35 - Angst
Kapitel 37 - Herz gegen Kopf
Kapitel 38 - Offenheit
Kapitel 39 - Hochzeit (1)
Kapitel 40 - Hochzeit (2)
Kapitel 41 - Rechtfertigungen
Kapitel 42 - Eine unangenehme Situation
Kapitel 43 - Freundschaft
Kapitel 44 - Quileute Days (1)
Kapitel 45 - Quileute Days (2)
Kapitel 46 - Entschlossenheit
Kapitel 47 - Traumschwiegersohn
Kapitel 48 - Geständnisse
Kapitel 49 - Kein Neuanfang

Kapitel 36 - Chaos

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By itsMarena

Kapitel 36 - Chaos

– Julie –

La Push, Juni 2010

Was in den folgenden zwei Tagen in meinen Gedanken vor sich ging, war mit keinen Worten zu beschreiben. Es gab so viele Dinge, über die ich mir den Kopf zerbrechen musste, doch am Liebsten wollte ich nichts davon zulassen.

Immer wieder erwischte ich mich, wie ich über Bellas Worte grübelte, doch sobald ich mich davon ablenken wollte, kam mir nur die Frage, ob ich mich tatsächlich aufrichtig um Paul sorgte und ob ich Dillon bloß aufgrund des hiesigen Chaos nicht vermisste, in den Sinn.
In welche Richtung meine Gedanken auch gingen – es endete in einer Katastrophe.

Das Ganze gipfelte schließlich an dem Tag, an dem der Kampf stattfinden sollte.
Ich hatte niemanden der Beteiligten mehr zu Gesicht bekommen, sie alle hatten sicherlich alle Hände voll zu tun gehabt, doch in Gedanken war ich stets bei ihnen.
Nun hieß es abzuwarten, bis mich jemand informieren würde oder irgendjemand des Rudels meinen Weg kreuzte.

Immer wieder schickte ich stille Gebete ans Universum und hoffte aus vollem Herzen, dass alles ein gutes Ende finden würde – auch für mich. Was auch immer in meinem Fall ein gutes Ende zu bedeuten hatte.

„Julie? Hörst du mir überhaupt zu?"

Vielleicht hätte ich Paul doch noch mehr sagen sollen. Immerhin hatte er sich in einen Kampf begeben, den ich absolut nicht einschätzen konnte. Und ein schlichtes „Pass auf dich auf" war alles, was ich zu bieten hatte?
Andererseits hätte sich alles andere auch seltsam und erzwungen angefühlt.
Zumindest hatte ich die Wahrheit gesagt. Ich hoffte wirklich, dass Paul auf sich aufpassen würde.

„Julie, ich rede mit dir."

Aber er hatte so unsagbar schwach ausgesehen. War das wirklich eine Verfassung, in der er kämpfen konnte? Ich würde es mir vermutlich nie verzeihen, wenn ihm etwas zustoßen sollte und ich ihm nicht gesagt hätte, dass —
Ja, was hätte ich ihm überhaupt sagen sollen? Ich wusste es doch selbst nicht.
Fakt war bloß, dass es mir nicht egal war. Ich fühlte ihm gegenüber so vieles, doch Gleichgültigkeit war kein Teil davon.

„Julie!"
„Was?"

Erschrocken zuckte ich zusammen und fing Lous ungeduldigen Blick ein.
„Himmel, was ist denn mit dir los? Du bist ja überhaupt nicht bei der Sache."
Skeptisch musterte mich meine beste Freundin, während sie in ihrer Kaffeetasse rührte und sich schließlich misstrauisch in der kleinen Sitznische ihrer Küche zurücklehnte.
„Dillon?"

Ich erinnerte mich kaum mehr daran, wie es war, als ich meiner besten Freundin alles hatte erzählen können. Inzwischen musste ich die größten Herausforderungen und damit das, was mich am meisten umtrieb für mich behalten.
Hätte ich ihr zusammenhangslos berichtet, dass ich mich um Lahote sorgte, hätte sie kein Wort verstanden und mir vermutlich den Kopf abgerissen.
Der einzige Punkt, in dem ich ehrlich mit ihr sein konnte, war tatsächlich Dillon.

„Ja, Dillon", log ich also, obwohl ich mir in diesem Augenblick zu meiner Schande eingestehen musste, dass nicht mein Freund, sondern Paul konsequent durch meinen Kopf geisterte.
Lou verzog ihr Gesicht zu einer besorgten, mitleidigen Miene.
„Du siehst echt nicht besonders glücklich aus seitdem du wieder hier bist", seufzte sie. „Hattest du hier etwa ein wenig Zeit nachzudenken?"

„Ach, ich weiß nicht", versuchte ich einer direkten Antwort auszuweichen. „Irgendwie ist alles anders, als ich es mir vorgestellt habe."
Wieder wurde Lous Gesichtsausdruck ein Stück zweifelnder.
„Ich hab' mir auch nochmal Gedanken darüber gemacht", sagte sie dann verständnisvoll. „Und du weißt, wie gern ich dich mit Dillon sehe und wie sehr ich euch beiden die Daumen drücke, aber ich hoffe natürlich auch, dass du dich zu nichts zwingst. Zweifelst du an euch?"

Mit dieser direkten Frage hatte ich nicht gerechnet. Ertappt wich ich ihrem Blick aus.
„Ich weiß nicht", wiederholte ich mich bloß leise. Diese gesamte Situation überforderte mich schon seit Tagen.
„Das musst du ja glücklicherweise auch gerade nicht. Du hast hier ja noch Zeit für dich und kannst in Ruhe darüber nachdenken."

Lou hätte nicht falscher liegen können. Zwar hatte ich hier in La Push Zeit für mich, doch die Konflikte in mir standen Schlange. In Ruhe nachdenken war demnach in weite Ferne gerückt, solange ich nicht wusste, was heute bei diesem Kampf passierte – oder vielleicht schon passiert war.

„Weißt du, Julie", hörte ich Lou wieder sagen. „Dillon ist ein klasse Kerl. Ob er nun tatsächlich der Eine ist, das kannst nur du beurteilen, aber ich für meinen Teil bin ihm schon jetzt dankbar. Vielleicht ist er auch einfach nur der Mensch, der dich nach Lahote wieder auf die richtige Spur gebracht hat und diesen Idioten endlich verbannt hat. Wenn das also seine Rolle in deinem Leben ist, ist das auch okay. Wie gesagt, ich würde mich für euch freuen, aber zwing dich zu nichts. In diesem Fall sollte man einfach absolut keine Kompromisse eingehen."

Dankbar lächelte ich meine beste Freundin an.
Sie war so in Sorge um mich und auch sie zerbrach sich den Kopf über meine Gefühle – bloß, dass sie das ein oder andere Detail nicht kannte.
Dennoch hatte sie in so manchem Punkt in ihrer kleinen Rede nicht Unrecht gehabt.

Ich wollte nicht mehr bereit sein, Kompromisse einzugehen – nicht in Sachen Liebe.
Was das für mein Leben zu bedeuten hatte und wo genau ich mit Dillon stand, konnte ich in diesem Moment trotzdem nicht sagen.

„Ich weiß", nickte ich bloß. „Ich muss vermutlich bloß nochmal in mich gehen."
Ermutigend streichelte Lou einmal über meinen Handrücken auf dem Küchentisch und lächelte mich an.
„Tu das. Ich will dich endlich mal wieder glücklich sehen."

Gerne hätte ich Lou diesen Wunsch erfüllt, doch solange ich nicht wusste, was in den Reihen der Wölfe vor sich ging, stand ich weiterhin vollkommen neben mir.
Sicherlich würde ich mich besser auf Dillons und meine Zukunft konzentrieren können, wenn ich die Jungs, Leah und Bella erstmal in Sicherheit wusste.

Auch für den Rest des Tages konnte ich nur schwer bei der Sache bleiben und Lou folgen, oder zumindest den Anschein erwecken.
Es war bereits spät abends, als ich schließlich am Höhepunkt meiner Nervosität angelangt war und mich unter einem Vorwand von Lou losreißen konnte.
Einen ruhigen Abend mit meinem Dad hatte ich vorgeschoben und fand mich wenig später auf der Hauptstraße La Pushs wieder.

In all den Stunden mit Lou hatte ich versucht, meine Überlegungen halbwegs zu verdrängen, doch schon mit dem ersten Schritt hinaus auf die Straße hatte ich den Startschuss gegeben.
Meine Gedanken liefen Amok, kaum war ich allein.

Der Kampf musste doch inzwischen beendet sein. War es ein gutes Zeichen, dass ich noch nichts gehört hatte?
Oder hätte ich es nicht vielleicht sogar spüren sollen, wäre Paul tatsächlich etwas zugestoßen? Wer wusste schon, wie weit diese Prägung gehen konnte.

Unruhig wollte ich zuerst den Weg nach Hause einschlagen, um mich dort gänzlich von meinen düstersten Vorstellungen von dem, was möglicherweise auf dem Schlachtfeld passiert war oder immer noch passierte, erschlagen zu lassen.
Letztendlich hatte ich mich aber doch für den kleinen Bungalow der Blacks entschieden.

Ich bezweifelte, dass ich dort Jacob antreffen würde, doch zumindest Billy Black sollte von seinem Angeltrip mit Charlie zurück sein und mir womöglich eine kurze Auskunft geben können.
Er war hier im Reservat einer der Wenigen, mit denen ich offen reden konnte und der auch ohne sich selbst verwandeln zu können von den Gestaltwandlern wusste.
Doch es sollte ohnehin anders kommen.

Der Bungalow der Blacks lag etwas abseits seiner Siedlung, dicht am Waldrand. Schon aus der Ferne erkannte ich, dass das kleine Haus zumindest nicht verlassen im Dunkeln lag, sondern im Inneren sogar Licht brannte.

Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte ich, dass wohl nicht bloß jemand Zuhause zu sein schien, sondern dass sich eine ganze Horde Menschen um den Bungalow versammelt hatten – selbst Billy hielt sich nicht in seinem Haus, sondern unmittelbar davor auf, ebenso wie einige andere stabil gebaute Menschen.

Manche der schwarzen Umrisse wuselten aufgeregt durcheinander, während andere bloß neben der Veranda lehnten.
Diese Umrisse hatte ich schon viel zu oft verflucht, um nicht direkt zu erkennen, dass es sich um niemanden anderes als das Rudel handeln musste, das sich hier bei den Blacks versammelt hatte – und sie schienen unruhig.
Sie machten nicht den Eindruck, als würden sie einen Sieg feiern oder als wären sie getrieben von losgelöster Erleichterung, stattdessen wirkten sie selbst aus der Ferne angespannt.

Schnellen Schrittes näherte ich mich dem Bungalow und spürte, wie mein Herz unwillkürlich zu rasen begann, ohne einordnen zu können, worin der Auslöser lag.
Erst als die Haustüre plötzlich aufschlug und Sam energiegeladen ins Freie trat, setzte es einen Schlag aus – und dieses Mal kannte ich den Grund.

„Wo ist dieser verfluchte Arzt, wenn man ihn ein einziges Mal braucht?", brüllte er in die Dunkelheit und fuhr sich angespannt durch das Haar, während im Hintergrund qualvolle, markerschütternde Schreie nach Draußen drangen.

Es war dieser Moment, in dem mein Herz einen Schlag aussetzte, als würde es kurz inne halten wollen. Als wollte es abwägen, ob es überhaupt noch schlagen sollte, würden diese grausamen Schreie tatsächlich zu Paul gehören und meine schlimmste Befürchtung, die ich so konsequent vergraben hatte, nun wahr werden.

Es waren Augenblicke, die sich anfühlten wie Minuten. Minuten, in denen mir so vieles klar wurde und sich so viele Fragen beantworteten – zumindest für eine kurze Zeit.
Wenn man einen Menschen verloren glaubt, oder wenigstens einen Moment um ihn fürchtet, erscheint alles plötzlich in einem neuen Licht.
Mit einem Mal hielt ich selbst Paul für unentbehrlich und war mir sicher, er würde ein ganzes Stück von mir – den Großteil meiner selbst – mit sich nehmen, sollte er diese Welt jemals verlassen.

Diese wenigen Augenblicke waren ein kurzer, aber intensiver Stich in die Brust und zwang mich beinahe in die Knie.
Erst als ich erkannte, dass ich inzwischen nicht mehr unbemerkt war und jemand auf mich zueilte, fand dieses Stechen ein Ende.

„Julie!", lief ein vollkommen unversehrter, quicklebendiger Paul Lahote direkt in meine Richtung. „Was machst du hier?"

Das Gebrüll im Hintergrund wurde lauter, doch mein einziger Gedanke in diesem Moment war, wie unendlich glücklich ich darüber war, dass nicht Paul der Leidtragende war. Wer auch immer dort drinnen lag – ich konnte es besser verkraften, als wenn Paul derjenige welche gewesen wäre. So unsensibel das auch klingen mochte.

Erwartungsvoll stand Paul vor mir und schon fand ich mich in einer Situation wieder, die unserer Verabschiedung vor einigen Tagen ganz ähnlich war.
Ich war unheimlich froh ihn zu sehen, ganz zu Schweigen von der Erleichterung, dass es ihm gut ging – doch sagen, geschweige denn zeigen konnte ich es ihm nicht.

Ich konnte mir diese Emotionen ja kaum selbst eingestehen, selbst wenn ich sie nun nicht mehr leugnen konnte.

Mit großen Augen starrte ich Paul an.
„Wer schreit da?"
„Jacob", seufzte er, hob aber sofort beruhigend die Hand, als er die Sorge in meinem Blick erkannte. „Einige Knochenbrüche, aber Cullen wird ihn schon wieder zusammenflicken."

Immer noch starr stand ich vor ihm und nickte leicht, um Paul anzuzeigen, dass ich ihn zumindest verstanden hatte.
„Und sonst?", hörte ich mich verwirrt sagen.

Anstatt irritiert zu wirken, schenkte mir Paul ein beschwichtigendes Lächeln.
„Es ist alles gut gelaufen, Bella ist in Sicherheit und Victoria Geschichte. Und Jake wird auch schon bald wieder der Alte sein, sobald er sich mit Bellas und Edwards Hochzeit arrangiert hat. Es wird also alles gut."

Noch während er den letzten Satz aussprach, bemerkte ich, wie Paul ansetzte seine Arme zu öffnen. Erfüllt von Euphorie wollte er mich augenscheinlich in die Arme schließen, doch instinktiv wich ich einen großen Schritt zurück.

Ich wusste nicht, was Paul dachte, wo wir nun standen, doch zu einer Umarmung war ich definitiv nicht bereit.
Es ist also alles wieder gut. Besonders von seiner Warte aus war doch längst nicht alles gut.
Sicherlich war es erleichternd, diesen Kampf erfolgreich gemeistert zu haben, doch hatte er nicht nach wie vor an der Prägung zu knabbern?
Hatte ich ihm tatsächlich wieder Hoffnung gemacht? Und war diese womöglich sogar berechtigt?

Erschrocken hielt er inne und zog seine Arme sofort wieder zurück.
„Tut...tut mir leid, Julie. Ich war nur – Ich weiß es selbst nicht, ich wollte nur.."
„Schon gut", murmelte ich nervös und wich Pauls alarmierten Blick aus. Seine Nähe und diese Spannung zwischen uns war im Moment unerträglich.
„Ich.. Ich sollte wieder gehen. Ich komm' einfach morgen nochmal, um nach Jake zu sehen."

Überstürzt machte ich auf dem Hacken kehrt und ließ Paul damit schon wieder alleine zurück.
Ich musste mir endlich ernsthafte Gedanken machen und dieses Chaos in mir ordnen, solange ich noch hier in La Push war. Ich musste mir endlich klar darüber werden, was ich wollte und vor allem auch, was ich nicht wollte.

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