Gretel - Das bin ich

De JuneOLeary

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Margarethe - oder besser Gretel - ist Mutter und das mit Leib und Seele. Obwohl es eine Zeit gegeben hat, in... Mais

Prolog
I - Neuanfang
I - 1
I - 2
I - 3
I - 4
I - 5
I - 6
I - 7
I - 8
I - 9
I - 10
I - 11
I - 12
I - 13
I - 14
I - 15
I - 16
II - Abschied
II - 2
II - 3
II - 4
II - 5
II - 6
II - 7
II - 8
II - 9
II - 10
II - 11
II - 12
II - 13
II - 14
II - 15
III - Krise
III - 1
III - 2
III - 3
III - 4
III - 5
III - 6
III - 7
III - 8
III - 9
III -10
III - 11
III - 12
III - 13
III - 14
III - 15
III - 16
III - 17
IV - Hoffnung
IV - 1
IV - 2
IV - 3
IV - 4
IV - 5
IV - 6
IV - 7
IV - 8
IV - 9
IV - 10
IV - 11
IV - 12
IV - 13
IV - 14
IV - 15
Epilog
Bonuskapitel
Danksagung

II - 1

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De JuneOLeary

Wie hypnotisiert schaute sie auf den regenbogenfarbenen Lichtreflex, den ihre Sektflöte auf der weißen Wand des Landgasthofes zeichnete. Jeden Moment würden sie ihn betreten und sie fragte sich, ob sie bereit dazu war. Noch immer hing sie in der Vergangenheit fest. Sie sollte sich darüber freuen, dass Florian heute wieder aus ganzem Herzen strahlen konnte. Dank seiner Frau. Die Liebe bewirkte wirklich die größten Wunder. Sie wusste es, sie hatte es erlebt. Und sie verloren. Wieso Hendrik gerade am heutigen Tag so tief in ihr verankert war, begriff sie nicht. Sie hatte sich doch auf ihr Leben ohne ihn eingelassen. Hatte Schritt für Schritt wieder laufen gelernt. In Schuhen, die ihr erst zu groß waren und die sie hatte anpassen müssen. Aber das war erst das Ende dieser Phase gewesen, pfiff sie sich zurück. Begonnen hatte es anders...

Verschlafen hob sie ein Augenlid und sah sich nach der Quelle des Geräusches um, das sie aus ihren Träumen gerissen hatte. Sie entdeckte Hendrik vor dem Schrank stehen, wie er ein Hemd nach dem nächsten hervorzog und dabei die Kleiderbügel aneinanderschlugen. Irritiert runzelte Gretel die Stirn und versuchte, ihrem umnebelten Hirn abzuringen, warum ihr Mann so nervös war.

Plötzlich spürte sie, wie ein Zahnrad in das nächste griff, und der Grund für seine Unruhe drang in ihr Bewusstsein. Seinem erbosten Murmeln nach, war ihr Mann überhaupt nicht begeistert davon, dass er zu zittrig war, um keine Geräusche zu machen. Sie musste automatisch grinsen und schob sich, nachdem sie sich etwas gereckt hatte, lautlos aus dem Bett. Sie schlich auf ihn zu und umarmte ihn von hinten. Ein Zucken ging durch ihn, ehe er zu ihr herumfuhr. „Tut mir leid, Liebling. Ich wollte dich nicht wecken. Du hast Urlaub."

„Ach sei es drum, Babe. Ich wollte sowieso mit dir aufstehen. Es ist immerhin dein erster Arbeitstag nach deiner Auszeit, da wollte ich dir höchstpersönlich deinen Morgen-Kaffee machen." Sie unterbrach sich und schnüffelte an ihm, als sein Duft ihre Lungen füllte. „Du hast schon geduscht. Flo ist demnach im Kindergarten."

„Ja, ist er. Und jap, ich hab ohne dich geduscht. Du hast noch so friedlich geschlafen und ich wollte das Risiko nicht eingehen, dass ich nicht rechtzeitig zur Arbeit komme, wenn ich dich mit unter die Dusche nehme..." Hendrik zwinkerte ihr zu und Gretel versuchte krampfhaft, ernst zu bleiben und nicht loszukichern.

Die letzten Wochen, seit Florian und sie wieder eingezogen waren, waren sie wie Frischverliebte bei jeder sich bietenden Gelegenheit übereinanderhergefallen und sie musste ihm deshalb zugestehen, dass der Gedanke nicht ganz so abwegig war. Trotzdem hob sie gespielt entrüstet eine ihrer Augenbrauen. „Ach ja? Und wer ist hier der Nimmersatt in dieser Beziehung?"

„Liebling, ich glaube, in der Hinsicht geben wir uns beide nicht viel. Wundert mich, dass er noch nicht wund ist." Jetzt konnte sie ihr Grinsen nicht mehr verbergen und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

Als sie sich schweren Herzens wieder von ihm löste, pikste sie ihm den Zeigefinger in die Brust. „Hände vom Hintern weg, Mr. Da beschwerst du dich in einem Moment und ihm nächsten gehen deine Finger auf Wanderschaft. So wird hier aber nicht gespielt."

„Ich bin machtlos gegen deinen Sexappeal. Alles deine Schuld." Sie schnaubte geräuschvoll, grinste ihn aber wieder an, ehe sie sich von ihm löste und aus dem Schlafzimmer spazierte.

Kurz bevor sie die Tür erreichte, wandte sie sich nochmal zu ihm um und wartete, bis sein Blick bei ihrem Gesicht angekommen war. „Nimm das dunkelblaue Hemd. Das steht dir wirklich gut." Dann verließ sie den Raum lächelnd und stieg die Treppe hinunter, um Hendrik seinen morgendlichen Koffeinschub zuzubereiten.

Während sie die Küche betrat, dachte sie an die bevorstehende zweite Trauung. Die Einladungskarten waren verschickt, der Trauredner gebucht, genauso wie die Liveband und das Zelt für den Garten. Heute trafen sie sich nach seiner Schicht in dem Restaurant, wo sie vielleicht das Essen bestellen wollten, denn sie boten einen Cateringservice an.

Sie konnte nicht glauben, dass sie das wirklich durchzogen. Dass sie sich echt zum zweiten Mal das Ja-Wort geben würden. Obwohl sie an diesem Nachmittag zugestimmt hatte, hatte sie tief in sich drin gezweifelt, ob er das durchziehen wollte. Aber nichts hatte ihn davon abbringen können. Nicht, dass ich es ernsthaft versucht hätte.

Grinsend trat sie vor die Kaffeemaschine, angelte nach einem Becher und stellte ihn unter den Ausguss. Wie immer drückte sie zuerst die Espresso-Taste, ehe sie das Gefäß mit einem weiteren, nicht ganz so starken, Kaffee auffüllte. Würde sie das trinken, wäre sie für den Rest des Tages ein Duracell-Häschen auf Speed, aber Hendrik brauchte den Extra-Schub, um überhaupt richtig funktionieren zu können.

Kaum hatte sie die Tasse befüllt, gab sie einen Löffel Zucker hinein und rührte ihn in die Flüssigkeit. Sie hörte seine Schritte auf der Treppe, als sie nach einem weiteren – kleinerem - Trinkbecher griff und für sich einen Cappuccino zubereitete. Sie gab sich gerade etwas Kakaopulver auf den Milchschaum, als Hendriks Arme sich um ihre Taille schlangen. Sie ließ den Kopf in den Nacken sinken und schloss die Augen, als er seine Lippen auf die Stelle unter ihrem Ohr drückte.

Sofort rieselte ein Schauer durch sie, doch sie ignorierte ihn und schob ihm stattdessen nur still seinen Becher hin, nachdem sie sich wieder aufgerichtet und die Lider geöffnet hatte. Sie merkte, wie sich Hendrik seufzend von ihr löste und sich durch sein Haar strich. Reflexartig drehte sie sich zu ihm und musterte ihn. Seine Finger zitterten ein wenig, als er nach seinem Kaffee griff. Kurz überlegte sie, ob sie etwas dazu sagen sollte, entschied sich aber dagegen.

Stattdessen wandte sie sich wieder ihrer Betrachtung zu: Er hatte wirklich das dunkelblaue Hemd angezogen, obendrein trug er eine Jeans und seine Polizei-Lederjacke, auf deren Schultern je ein neuer Stern prangte. Ihre Augen blieben daran hängen. Jedes Mal, wenn sie die Auszeichnung sah, durchfuhr sie ein Stich. Sie waren die Belohnung für den abgeschlossenen Undercover-Fall, für dessen Lösung er maßgeblich verantwortlich gewesen war. Der ihn aber auch in die Alkoholsucht getrieben hat.

Ihre Aufmerksamkeit wurde wieder auf ihren Mann gelenkt, als er ein genüssliches Seufzen verlauten ließ. Sofort schlich sich aufs Neue ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Du bist einfach der Hammer, Liebling. Ich meine, nicht mal ich bekomme den Kaffee so gut hin, obwohl es meiner ist."

Scherzhaft schlug sie nach ihm. „Blödmann. Du musst kein Süßholz mehr raspeln, weißt du? Ich bin schon wieder eingezogen."

„Oh, weißt du, ich hätte früher öfter Süßholz raspeln sollen. Dann hätten wir uns vielleicht nicht so entfremdet. Dann wäre ich womöglich nicht auf den Undercover-Einsatz und hätte nicht so viel Scheiß gesehen, den ich mit Alkohol bekämpfen musste und..." Sie zog interessiert die Augenbrauen hoch, war aber nicht überrascht, dass er sich unterbrach. Er hatte ihr nicht erzählt, worum es in dem Fall gegangen war. Sie vermutete, dass er es nicht durfte. Doch, dass ihn das Erlebte belastete, hatten nicht nur seine Alpträume verraten. „Entschuldige. Ich hab ein bisschen Bammel, dass ich noch zu instabil bin, um das durchzuziehen."

„Nein, Babe. Du bist so weit. Ich weiß es." Ihr Flüstern schwebte zwischen ihnen und er wich ihrem Blick aus, ehe er in Zeitlupe nickte. Sie lehnte sich wieder gegen ihn und strich ihm über die Wange, sodass seine Augen sich zurück auf ihr Gesicht hefteten. „Im Ernst, Hendrik. Du hast hart an dir gearbeitet. Du gehst weiter zu den A-As und zu deiner Therapie. Der Therapeut hat dir attestiert, dass du die Erlebnisse so weit verarbeitet hast, um dienstfähig zu sein."

„Ich weiß. Ich bin nur ... ich weiß nicht. Was ist, wenn der nächste Fall mich wieder niederstreckt? Ich bin zurück bei der Sitte. Aber es ist anders als vorher. Ich werde meine Arbeit jetzt mit anderen Augen sehen." Da er wirklich betrübt wirkte, legte sie ihm die Arme um den Hals und zog seinen Kopf an ihre Brust.

Kaum schmiegte Hendrik ihn dorthin, ertönte ein Seufzen und ihr Herz verpasste einen beunruhigten Schlag. Dennoch gab sie ihrer Stimme alles an Festigkeit, die sie aufbringen konnte. „Wenn das so ist, finden wir eine Lösung, Babe. Zur Not lässt du dich versetzen. Aber ich denke, dass es gerade dieser Blick sein wird, der dich künftig anders mit den Opfern umgehen lässt. Womöglich wird dein Job jetzt belastender, aber dafür vielleicht auch befriedigender."

Nochmal vibrierte ein Seufzen an ihrer Brust, ehe ihr Mann sich wieder aufrichtete und sie anschaute. „Ich hoffe, du hast recht. Ich muss jetzt los."

Sie nickte nur und streckte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Lippen hauchen zu können. Sie wusste, dass er noch mehr Redebedarf gehabt hätte, doch er setzte ein schiefes Lächeln auf und machte sich endgültig los. Während sie ihm nachsah und seine Schritte verhallten, ehe die Haustür ins Schloss fiel, umklammerte sie ihre Cappuccino-Tasse. Ich hoffe auch, dass ich recht habe.

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