Lahote || Twilight / Werwolf

By itsMarena

24.7K 1.4K 109

Lahote - so viele Jahre hatte mich dieser Name verfolgt und sich wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen... More

Prolog - Die Rückkehr
Kapitel 01 - Was hat sich getan?
Kapitel 02 - Jacob
Kapitel 03 - Erinnerungen
Kapitel 04 - Alte Freunde, neue Fremde
Kapitel 05 - Schlechte Nachrichten
Kapitel 06 - Vernünftig sein
Kapitel 07 - Das Wiedersehen (1)
Kapitel 08 - Das Wiedersehen (2)
Kapitel 09 - Alte Legenden
Kapitel 11 - Ein völlig eigenständiger Mensch
Kapitel 12 - Das wahre Monster
Kapitel 13 - Neue Freundschaften
Kapitel 14 - Super-GAU
Kapitel 15 - „Sei freundlich"
Kapitel 16 - Erklärungs- und Versöhnungsversuche
Kapitel 17 - Neue Tagesordnung
Kapitel 18 - Unerwartete Begegnung
Kapitel 19 - Konfrontationen
Kapitel 20 - Happy Birthday
Kapitel 21 - Hysterischer Besuch
Kapitel 22 - Angriffslust
Kapitel 23 - Schockstarre
Kapitel 24 - Wendungen
Kapitel 25 - Längst überfällige Gespräche
Kapitel 26 - Überlegungen
Kapitel 27 - Ein Schweigen sagt mehr als tausend Worte
Kapitel 28 - Die Beichte
Kapitel 29 - Entscheidung
Kapitel 30 - Hoffnung
Kapitel 31 - Briefe
Kapitel 32 - Nichts zu verlieren
Kapitel 33 - Das alte Lied
Kapitel 34 - Forderungen
Kapitel 35 - Angst
Kapitel 36 - Chaos
Kapitel 37 - Herz gegen Kopf
Kapitel 38 - Offenheit
Kapitel 39 - Hochzeit (1)
Kapitel 40 - Hochzeit (2)
Kapitel 41 - Rechtfertigungen
Kapitel 42 - Eine unangenehme Situation
Kapitel 43 - Freundschaft
Kapitel 44 - Quileute Days (1)
Kapitel 45 - Quileute Days (2)
Kapitel 46 - Entschlossenheit
Kapitel 47 - Traumschwiegersohn
Kapitel 48 - Geständnisse
Kapitel 49 - Kein Neuanfang

Kapitel 10 - Prägung

640 27 0
By itsMarena

Kapitel 10 – Prägung

– Paul –

La Push, September 2009

„Wow, ist Jacob einfältig", staunte Jared und sah Sam, der vor uns allen stand, beeindruckt an, als wir quer über den Strand lauschten, wie Jacob Bella von den Legenden, die er noch für Ammenmärchen hielt, erzählte. „Dass du das echt so kommen sehen hast."

Ich lauschte ihren Unterhaltungen nur sehr halbherzig. Seitdem ich diesen Strand betreten hatte – oder genau genommen eigentlich seit gestern ununterbrochen – war ich in Gedanken bei den Ereignissen von gestern. Egal wo ich war, verfolgte mich der Gedanke an Julie.
Noch nie hatte ich mich so sehr nach ihrer Nähe gesehnt, wie seit unserem gestrigen Wiedersehen.

„Ach", raunte Sam zu Jared. „Was Jacob tut, ist so leicht vorherzusehen. Er ist hin und weg von dieser Bella."
Kurz herrschte Stille innerhalb des Rudels und bloß die verschiedenen Stimmen der Leute am Strand waren zu hören. Doch Embry wäre nicht Embry, hätte er diese nicht wenig später wieder gebrochen.
„Denkt ihr, Jake wird sich nach seiner Verwandlung auf Bella prägen? Vielleicht spürt er es ja jetzt schon."

Skeptisch guckte Sam drein und zuckte dann mit den Schultern. „Ich weiß nicht, möglicherweise. Ich würde es ihm jedenfalls wünschen. Vorausgesetzt, Bella schlägt sich endlich diesen Cullen aus dem Kopf."

Vielleicht war es der Wolf in mir, vielleicht aber auch der Mensch, der jedes Mal aufhorchte, wenn es um den Freund, von dem ich mich abwenden musste, ging – jedenfalls hatte mein Rudel in diesem Moment meine volle Aufmerksamkeit.
„Was soll sich Jake auf Bella?", hakte ich verständnislos nach und merkte interessiert auf.

Überrascht musterten mich allesamt, ehe sie dann Sam gespielt tadelnd ansahen.
„Ach, die Prägung wurde also noch nicht behandelt?", lachte Embry amüsiert. „Steht die so weit hinten im Wolfs-Handbuch?"
Genervt seufzte Sam, als er zuerst Embry einen verurteilenden Blick zuwarf und seine Augen dann zu mir weiterwandern ließ.
Ich war hier noch nicht lange mit von der Partie, doch dass Sam unter Anspannung stand und ihm die Situation in Forks zu schaffen machte, hatte selbst ich mitbekommen.

„Nimm's mir nicht übel, Paul, aber im Moment gibt es Wichtigeres. Über die Prägung können wir auch später noch sprechen, du hast erstmal mit genug klarzukommen. Du musst erstmal deine Selbstbeherrschung erlangen, da ist die Prägung zweitranging", versuchte er mir klarzumachen, bevor er schließlich seinen Kopf leicht schief legte und mich intensiver musterte.
So hart und forsch Sam äußerlich auch wirken mochte, hatte er doch ein ausgesprochen gutes Feingefühl, was seine Mitmenschen – oder zumindest seine Rudelmitglieder – anging.

Kurz hielt er inne und schien interessiert in meinem Blick zu lesen.
„Es sei denn...", murmelte er leise vor sich hin, ohne mich aus den Augen zu lassen.
Offenbar hatte er es sich binnen Sekunden anders überlegt und hielt es nun doch für eine gute Idee, diese „Prägung" nicht sofort wieder abzuhaken.

„Wir Wölfe, wir können geprägt werden. Wenn wir unserer Seelenverwandten in die Augen sehen, erkennt der Wolf in uns darin seine Gefährtin. Du wirst es spüren, wenn es so weit ist. Ohne sie wirst du niemals wieder vollständig sein. Es gibt nichts Anderes, nichts Wichtigeres mehr, als diesen einen Menschen glücklich zu machen und ihm nah zu sein", erklärte er mit ernster, bedeutungsvoller Stimme, während immer noch dieser aufmerksame Blick auf mir lag.

„Na, das war aber die Kurzfassung", merkte Jared an dieser Stelle an. „Sei froh, Lahote, ich hab' mir damals einen 30-minütigen Vortrag anhören dürfen."
„Bei dir war's ja scheinbar auch nötig, immerhin hat's dich ja sofort mit Kim erwischt", erwiderte Embry, als ich bereits wieder meinen eigenen Gedanken nachhing.

Prägung. Sich prägen. Oder viel mehr geprägt werden.
Nach Selbstbestimmung klang das, was Sam eben erzählt hatte, immerhin kaum.
Allerdings beschrieb er erschreckend genau das, was mich seit gestern verfolgte.

Genau in diesem Moment bereitete es mir regelrecht körperliche Schmerzen, hier zu sitzen und nicht dort drüben am Strand, an Julies Seite zu sein, sie zu berühren und ihr nicht die Welt zu Füßen legen zu können.
Wieso hatte ich damals nur nicht jede Sekunde geschätzt, die ich ihr nahe sein durfte? Und wie lange konnte ich es ertragen, ihr fern zu bleiben?

Aus der Distanz beobachtete ich sie mit meinen geschärften Sinnen. Ihr melodisches Lachen würde ich aus tausenden Stimmen wiedererkennen. Sie wirkte fröhlich, umgeben von ihren Freunden und strich sich immer wieder die dunklen Haare, die ihr der Wind ständig ins Gesicht blies, hinters Ohr.
Wie wunderschön sie war, wenn sie lächelte.

„Willst du vielleicht etwas loswerden, Paul?"
Auffordernd sah Sam mich an, als ich erschrocken zusammenzuckte und meinen Blick wieder auf den Alpha richtete. Es war unmöglich, dass er mein Starren auf Julie nicht bemerkt hatte.
„Wer ist es? Lou oder Julie?"

Sofort war es mucksmäuschenstill um mich herum und alle neugierigen Blicke lasteten auf mir.
Privatsphäre war innerhalb des Rudels kaum ein Thema, das war mir vom ersten Tag an klar gewesen, doch diese Neuigkeiten schienen für alle von immensen Interesse zu sein.

Ich selbst wusste Sams Frage noch kaum einzuordnen, doch tief in mir – vermutlich der Wolf in mir – kannte die Antwort längst. Sam hatte recht.
Du wirst es spüren, wenn es so weit ist.
Und ich hatte es gespürt - gestern, als Julie mir in die Augen gesehen hatte. 

Ohne also länger darüber nachzudenken, murmelte ich gedankenverloren vor mich hin.
„Julie. Es ist Julie."
Während ich noch versuchte, mich zu ordnen und für mich festzustellen, wie ich es nun finden sollte, dass diese fremden, undefinierbaren Emotionen in mir endlich einen Namen hatten, brachen um mich herum die verschiedensten Reaktionen aus.

Sam hatte vorerst bloß ein tiefes Seufzen für mich übrig und ließ sich nun auf die Knie in den Sand fallen. Embry hingegen gab beinahe eine Art spitzer Schrei von sich.
„Nicht dein Ernst!", platzte es unter schallendem Gelächter aus ihm heraus. „Julie Hanson! Das ist ja herrlich!"
„Brüll' es doch vielleicht noch lauter, dann hört sie's direkt", brummte Quil Embry weitaus weniger amüsiert zu, ehe er dann mich ernst ansah, ohne eine Miene zu verziehen.

„Dir ist schon klar, was du Julie in den letzten vier Jahren angetan hast?", rief er mir vorwurfsvoll in Erinnerung. „Wenn sie auch nur mit einem kleinen bisschen Stolz aus London zurückgekommen ist, dann kannst du froh sein, wenn sie überhaupt noch ein Wort mit dir spricht."

Was das Thema Julie betraf, hatte sich Quil bisher, auch vor unserer beider Verwandlung, immer vornehm zurückgehalten. Er hatte beobachtet, mich manchmal verurteilend angesehen, doch er hatte niemals das Wort gegen mich erhoben – bis heute.
Und das Schlimmste daran war, dass ich es ihm noch nicht einmal übelnehmen konnte.
Auch wenn ich immer noch nicht einsehen konnte und wollte, dass ich etwas Falsches getan hatte, war mir bewusst, dass ich jahrelang der Grund dafür war, dass Julie nicht frei und nicht glücklich sein konnte.
Ich hatte sie davon abgehalten und noch dazu war es mir vollkommen gleichgültig gewesen – ganz im Gegensatz zu jetzt.

Ich war noch nicht einmal im Stande, Quil etwas entgegenzusetzen, doch dafür trat Sam für mich ein. „Das tut nichts zur Sache, Paul ist nicht mehr derselbe. Schon gar nicht derselbe wie vor vier Jahren", stellte er klar und sah Quil eindringlich an.
Dieser schnaubte bloß verständnislos. „Das wird Julie bestimmt nicht so sehen."

„Halt dein Maul, verdammt", keifte ich ihn wutschnaubend an. Meine Stimmung hatte von einer auf die andere Sekunde umgeschlagen und ich spürte dieses wilde, unkontrollierbare Pulsieren an meinem Hals.
Ich war nicht wütend auf Quil, ich wollte einfach, dass er still war – weil er die Wahrheit sagte.
Ich war wütend auf mich selbst, weil ich all die Jahre so verdammt blind gewesen war.

Warnend schob sich Sam in Sekundenschnelle in mein Blickfeld, damit ich Quil nicht länger sehen konnte.
„Paul, in den Wald, wenn du dich nicht beherrschen kannst!", befahl er mit herrischer Stimme und sah mich alarmiert an. Doch nur ein Blick in Richtung Julie genügte, um meinen Puls wieder zu regulieren.
„Nein, schon gut."

Skeptisch musterte mich Sam und schien abzuwägen, ob er meiner Selbsteinschätzung trauen konnte, ehe er meinem Blick über den Strand folgte und dort wieder Julie ausmachte.
Seufzend schloss er die Augen und sah müde in die Runde.
„Fest steht, dass wir damit auch ein Auge auf Julie haben müssen. Sie scheint Bella zu mögen, da bleibt bloß zu hoffen, dass sie sich nicht auch bald mit Blutsaugern umgibt. Im Idealfall versteht Bella die Legenden ohnehin und hält sich künftig fern von den Cullens", murmelte er wenig hoffnungsvoll und strich sich angestrengt mit den flachen Händen über das Gesicht.

Vermutlich hätte Sam einen weitaus größeren Aufriss um meine Prägung gemacht, wäre er in Gedanken nicht so zerstreut gewesen. Das Rudel wuchs, die Zeiten waren unsicher und Sam verfluchte seinen Alphaposten regelmäßig – es war keine einfache Situation für ihn.
Und auch ich war in dieser Zeit neben der Spur, wenn auch aus völlig anderen Gründen.

Mein Lebenszentrum hatte sich von einem auf den anderen Moment, vollkommen unerwartet verschoben und die Welt drehte sich um einen Menschen, den ich zuvor wie Dreck behandelt hatte.
Nachdenklich beobachtete ich Julie weiterhin und dachte voll Reue an all das, was ich ihr damals angetan hatte, obwohl ich wusste, wie sehr sie mich geliebt hatte.

La Push, Juli 2007

Die Hütte war brechend voll, obwohl ich noch nicht einmal wusste, auf wessen Party ich hier auf Umwegen gelandet war. Es musste irgendein Kerl aus der Schule gewesen sein, der vermutlich seinen armseligen Geburtstag feierte. Doch was immer hier in der Gegend der Anlass für wilde Nächte war – mir kam alles recht.

Zuhause würde ich auch bloß wieder allein in meinem Zimmer hocken, die Wand anstarren und irgendwann hören, wie Dad besoffen nach Hause kommt. Nicht, dass es mich stören würde, immerhin arbeitete er Tag und Nacht, da hatte er sich nach Schichtende seine Bierchen verdient.
Ansehen musste ich es mir trotzdem nicht jeden Tag. Deshalb zog ich auch bei jeder Gelegenheit um die Häuser – wie auch an diesem Abend.

Kichernd saß Jane auf dem alten Sofa neben mir und warf sich schwungvoll die Haare über ihre Schulter, ehe sie näher an mich heranrückte und ihre Beine über meine Oberschenkel legte.
Wir kannten uns flüchtig von der Schule, doch es überraschte mich immer wieder, was der Alkohol bei so manchem Mädchen zum Vorschein brachte.

„Hi, Lahote", grinste sie mich anzüglich an und strich mir spielerisch durch mein schwarzes Haar.
Sie bot sich regelrecht an, sodass ich gar nicht anders konnte, als mich ihr zuzuwenden. Bereitwillig legte ich also meine Hand an die Außenseite ihres Oberschenkels und zog ihr Bein noch näher an mich, woraufhin sie bloß noch breiter grinste.

Aus dem Augenwinkel erkannte ich noch Jake, der sich hinter dem Sofa näherte und sich kurz über die Lehne zu mir beugte. Der Kerl kam aber auch immer in den ungünstigsten Momenten.
„Du weißt schon, dass Julie auch hier ist?", raunte er mir warnend zu und erntete dafür meinen genervtesten Blick, als ich kurz von Jane abließ.

„Und was soll mich das interessieren?", zischte ich abweisend zurück, doch Jake war bereits wieder, unschuldig die Hände hebend, zwischen den Menschen verschwunden.
Leise knurrend sah ich ihm hinterher. Dass sich hier wirklich niemand um seine eigenen Angelegenheiten kümmern konnte.

Doch anstatt Jacob noch einmal ausfindig zu machen, um ihn vernichtend anzusehen, fiel mir Julie ins Auge. Mit Lou und Kim stand sie etwas abseits. Selbst wenn sie vorgab, sich mit ihnen zu unterhalten, bemerkte ich klar und deutlich, wie sie mich über Kims Schulter hinweg beobachtete.

Ich wollte sie niemals bewusst verletzen oder demütigen, doch manchmal war ich einfach blind vor Egoismus und Angst, in meiner Freiheit eingeschränkt zu sein. Julie war mir nicht egal, aber ich wollte keine Beziehung mit ihr und das hatte ich ihr auch mehrmals deutlich gemacht. Im Grunde tat ich also nichts Falsches.

Reaktionslos wandte ich meinen Blick also wieder von Julie ab und widmete mich Jane, die inzwischen fordernd meinen Nacken küsste. Ihre Berührungen waren wild, ihre Lippen weich, ihr Atem schwer – kein Mann hätte ihr widerstehen können.
Ich wusste nicht, wie lange wir dort, eng umschlungen auf dem Sofa saßen. Ich vergaß alles um mich herum, auch Julie.

Atemlos löste ich mich kurz von ihr und sah ihr anrüchig lächelnd, auffordernd in die Augen. „Wollen wir zu dir?"
Ich erwartete, dass sie sofort nach meiner Hand greifen und mich vom Sofa zerren würde, um mit mir zu verschwinden, doch stattdessen sah sie mich mit großen Augen an.
Irritiert hielt Jane inne und schüttelte zögerlich den Kopf.
„Nein. Nein, Lahote. So bin ich nicht", stellte sie klar und klang beinahe pikiert, als hätte ich sie eben beleidigt.

Nun war ich es, der irritiert in seinen Bewegungen einfror und sie verständnislos anstarrte.
„Wie?", schüttelte ich perplex den Kopf. „Was.. Was sollte das hier dann?"
Mit meinen Händen deutete ich zwischen unseren Körpern, die immer noch nah beieinander lagen, hin und her. Nur eine Sekunde später allerdings, waren wir uns gar nicht mehr so nahe, denn Jane hatte mich wütend von sich gestoßen.
„Wow, Lahote, was bist du denn für ein Arschloch!", brüllte sie mich an, sprang aufgebracht von der Couch und ließ mich allein zurück.

Da versteh' einer die Frauen. Zuerst schmeißt sie sich mir an den Hals und plötzlich ein solcher Abgang.
Frustriert schloss ich die Augen und ließ mich zurück in die Couch sinken.
Dieser Abend hätte an dieser Stelle gelaufen sein können, doch ich wusste, dass immer ein Backup auf mich wartete.
Ich wollte die Nacht nicht alleine verbringen, ich wollte nicht alleine nach Hause gehen.

Schwungvoll hievte daher auch ich mich auf die Beine und scannte kurz die Menschen um mich herum. Es dauert nicht lang, bis ich Julie ausgemacht hatte und zielsicher auf sie zulief.
„Gehen wir?", raunte ich ihr selbstsicher ins Ohr, sobald ich neben ihr stand und sah sie auffordernd an.
Sofort schnellten die bösen Blicke ihrer Freundinnen zu mir, um mich verurteilend anzusehen.
„Du wirst doch wohl nicht...", hörte ich noch dumpf Lous Stimme, die versuchen wollte, ihrer besten Freundin Vernunft einzubläuen, doch ich kannte Julies Antwort bereits.

Niemals würde sie eine Nacht mit mir ausschlagen. Eine Gelegenheit, Zeit mit mir verbringen, mir nah zu sein. Julie war mir gänzlich verfallen und das wusste ich.
Ihre Augen waren traurig, doch trotzdem griff sie, wie erwartet, nach meiner Hand und umklammerte sie.
„Gehen wir."

Ich hatte mich oft gewundert, wie mir Julie so zu Willen, ja, regelrecht abhängig von mir sein konnte. Egal was ich getan hatte, sie hatte mich immer bedingungslos geliebt. Sie hatte La Push irgendwann verlassen müssen, ansonsten hätte ich sie vermutlich kaputt gemacht.

Vielleicht hatte Julie immer schon ein feineres Gespür gehabt und unterbewusst den Wolf in mir längst erkannt gehabt. Vielleicht hatte sie immer gewusst, dass sie meine Bestimmung, meine Seelenverwandte war.
Fakt war jedenfalls, dass ich ihre damalige Situation nie hatte besser nachvollziehen können, als nun.
Nichts wünschte ich mir sehnlicher, als die Zeit zurückzudrehen und sie von Anfang an auf Händen zu tragen.

Continue Reading

You'll Also Like

13.2K 355 23
Ich lebe im Waisenhaus mit meinen besten Freundinnen. Dort werden wir misshandelt, weswegen wir beschlossen haben abzuhauen. Was dann passiert lest s...
57.4K 2.5K 56
„Woher sollte ich dich denn kennen?" „Von früher", sprach er und kam näher. Ich wich ein Stück zurück, stieß aber mit der Hüfte an dem Tisch an. Er...
306K 11.8K 50
Pink Z die bekannteste Songwriterin des Landes wen nicht sogar der Welt. Niemand weiß, wer sie ist! Sie ist ein großes Geheimnis. Brooklyn Payne ist...
5.9K 211 38
Ihr Name ist Lilly Rose. Ein ganz normales Mädchen, welches gerade dabei ist ihr Abitur zu machen. Doch die Rechnung hat sie ohne ihr Schicksal gema...