Tialda

By snowleopard074nit

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Das junge Mädchen Tialda wird als Sklavin genommen, als die Dunja ihre Provinz erobern. Durch einige Umwege l... More

Der Sklavenmarkt
Der Käufer
Der erste Abend
Der Abend, der zur Nacht wurde
Morgen Grauen
Water Fountain
Veränderungen
Das Wiedersehen
Die Herrin
Der Garten
riiiiiideee till I can't no more
Mütter
Überlegungen und eine Entdeckung
Der Feiertag
Ankündigung
Extrakapitel
Ein Spielkamerad
Tallis
Geschwisterliebe
Die Trauer verstecken
Blaue Blumen
Der Traum
Rede und Antwort
Der Mörder
Das Ende
Nachwort
Zweiter Teil!!! (oder so ähnlich)
Minispiel

Das Gespräch

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By snowleopard074nit

Der Regen hatte meine Kleidung und Haare durchnässt und war bis auf meine Haut durchgedrungen. Mir war trotz der Nässe nicht kalt, die Luft war immer noch sehr warm. Ich hatte das Bedürfnis stundenlang im Regen zu tanzen, machte mich aber wieder auf den Weg ins Haus, als der Regenfall nach einer Weile abschwächte.

Schotiji sah mich, schüttelte den Kopf und schickte mich los, damit ich mich umzog. So kam ich ihr nicht in die Küche.

Wenig später trat ich, nun in trockenen Kleidern, erneut zu ihr an den Herd. Sie tadelte mich wegen der blauen Blumen hinter meinen Ohren, was dazu führte, dass ich versonnen lächelte und bettelte sie behalten zu dürfen. Schließlich stimmte sie zu, ich sollte nur um Himmels Willen aufpassen, dass sie nicht in einen der Töpfe fielen. Ich konnte nicht aufhören zu lächeln und zum ersten Mal seit einer Weile vergaß ich die Anwesenheit von Schotiji beinahe völlig. Seit der Entdeckung von ihrem Schrank war mir ihre Gegenwart jedes Mal nur allzu bewusst gewesen. Doch jetzt war ich wie berauscht vom dem Wissen das Kailan dasselbe fühlte. Ein wenig hatte ich gegrübelt, Kailan war zwar immer so freundlich zu mir, doch ich war mir nicht sicher gewesen, ob er mich ebenfalls liebte. Jetzt wusste ich es. Und nichts konnte dieses Wissen trüben. Nicht einmal der lodernde Hass den ich bei dem Gedanken an die Frau, die ihm wehgetan hatte, spürte.

Ich lächelte immernoch, als Schotiji und ich mit der Arbeit des Tages fertig waren und ich wieder die Treppe zu Rondra's Gemächern hochstieg. Wie ich dort so die Stufen erklomm, fiel mir ein, dass Kailan dem Herrn inzwischen sicher schon von Schotiji berichtet hatte. Was er jetzt wohl tuen würde? Ein Hauch von schlechtem Gewissen zwickte mich. Im Laufe der Zeit hatte ich mich nun einmal an Schotiji gewöhnt und sie war schließlich nicht unfreundlich zu mir gewesen. Auch die Tatsache, dass sie Kailan als Einzige geholfen hatte, veränderte meine Sicht auf sie. Trotzdem hegte sie eine Besessenheit für den Herrn und war somit die Hauptverdächtige. Das Schotiji eine Bestrafung bekam und wegen dem Komplizen befragt wurde war nur richtig. Wie sonst wollte man denjenigen finden, der den Mord ausgeführt hatte? Denn laut Kailan hätte Schotiji es ja nicht selber tuen können.

Entschlossen stieg ich die Stufen wieder hinab. Ich würde den Herrn einfach fragen, ob Kailan ihm schon von Schotiji erzählt hatte und was er jetzt mit ihr zu tuen gedenke. Villeicht könnte ich ja ein gutes Wort für sie einlegen, so das ihre Strafe nicht ganz so schlimm ausfiel? Und villeicht könnte er mir ja schon sagen, wen er für den Komplizen hielt?

Meine Neugier siegte, wie meistens und ich lief zum Gemach des Herrn und klopfte, bevor ich eintrat. Der Herr saß hinter seinem Tisch und stützte den Kopf in eine Hand, während er etwas auf ein Stück Papyrus schrieb.

,,Eigentlich wartet man nach dem Klopfen, bis man hereingebeten wird."

Seine Hand bewegte sich wie beiläufig weiter, formte Zeichen auf dem Papyrus, die ich nicht verstand. ,,Verzeihung." Sagte ich und verbeugte mich leicht.

,,Es ist in Ordnung. Was ist dein Anliegen?"

Mir fiel das große Gemälde an der Wand auf. Es zeigte Gesicht und Oberkörper einer Frau. Sie hatte schwarze Haare, die in drei reichlich geschmückte Zöpfe geflochten waren. Um den Hals trug sie mindestens zehn wertvoll aussehende Ketten, an den Ohren baumelten riesige Ohhringe. Goldene und silberne Klammern, in die Edelsteine eingelassen waren, schmückten ihre Oberarme. Ihre Handgelenke und Hände sah man nicht, doch ich war mir sicher, sie waren ebenfalls voller Schmuck.

Doch das Auffälligste an der Frau auf dem Gemälde war nicht ihre Aufmachung, sondern ihre hellen, honigfarbenen Augen, die großzügig geschminkt worden waren. Sie schienen den Betrachter anzustarren.

Der Herr folgte meinem Blick und seufzte. ,,Wie du sicher erkennen kannst ist dies die Mutter von Rondra und meine geliebte Frau." Er ließ den Füllfederhalter, mit dem er geschrieben hatte, sinken. ,,Ein Engel auf Erden. Eine Göttin in der Form einer Sterblichen. Das war sie." Sein Blick verweilte auf dem Gemälde, wurde erst sehnsüchtig, dann voller Schmerz und Trauer. Ich betrachtete sie ebenfalls noch weiter.

Ihr Gesicht war recht hübsch, auf eine ungewöhnliche, merkwürdig kindliche Weise. Die Wangen waren rund und rosa gepudert. Ihre Nase war klein, aber breit, mit einer Spitze die leicht nach oben zeigte. Der Mund war schmal, herzförmig und in ein Lächeln verzogen, das so klebrig-süß war wie Honig. Ich spürte den Hass in meinem Magen. Diese Frau hatte Kailan über Jahre hinweg gequält und war nie dafür zur Rechenschaft gezogen worden. Und der Herr verehrte sie? Immer noch?

Ehe er weiter über seine verstorbene Frau lamentieren konnte, brachte ich mein Anliegen vor. ,,Herr, hat Kailan ihnen schon von Schotiji erzählt? Wie denken sie darüber?"

Fragend hob er die Brauen, eine Geste die Kailan sich von ihm abgeschaut haben musste, so tat er es nämlich auch immer. ,,Kailan hat mir gar nichts erzählt. Worum geht es?"

Blitzschnell dachte ich nach. ,,Oh es war nichts von Wichtigkeit. Es ging nur um das Essen für Morgen. Schotiji wollte ein ungewöhnliches Gericht kochen und hat Kailan nach seiner Meinung gefragt. Er war sich nicht sicher, was ihr davon hieltet und sagte er wolle euch nachher fragen."

In die Stimme des Herrn war eine Spur Ungeduld geschlichen. ,,Lass Schotiji kochen was sie für richtig hält, ich war bisher immer zufrieden mit ihrem Essen. Sicherlich hat Kailan mich nicht gefragt, da er weiß, dass er mich nicht mit unwichtigen Dingen ablenken soll. Im Übrigen solltest du Kailan ,,den jungen Herrn" nennen."

Ich verbeugte mich und murmelte eine Entschuldigung. Der Herr winkte ab.

,,Ich nehme es dir nicht übel. Kailan ist einfach keine respektherrschende Erscheinung, es ist nur natürlich, dass du von ihm mit seinem Namen denkst."

Ich hob den Kopf und fixierte den Herrn, darauf bedacht die Augen freundlich und offen zu halten, anstatt sie zu verengen.

,,Oh Nein. Es war mein Fehler. Ihr Sohn ist durchaus respektherrschend." Der Herr lachte und schüttelte den Kopf. ,,Wenn er denn mein Sohn ist. Ich hatte schon immer meine Zweifel. Wenn du seine Mutter gekannt hättest wüsstest du warum." Ich biss wütend die Zähne zusammen, als er fortfuhr schlecht über Kailan zu sprechen. ,,Du musst nicht lügen, er hat einfach keine Autorität, villeicht erlernt er sie noch. Wenn er eines Tages meine Stelle übernehmen will, braucht er ein gewisses Maß an Autorität."

Der ältere Mann nahm den Füllfederhalter wieder in die Hand und fuhr mit dem Schreiben fort. ,,Dennoch ist er mir nützlich. In jeder Hinsicht ist er der perfekte Sohn, oder weiß ihn zumindestens zu spielen. Klug, gelehrig, talentiert, gutaussehend, er kümmert sich um seine Schwester. Was noch könnte ich mir wünschen? Nur mögen tue ich ihn nicht. Ich bin froh wenn ich bald eine passende Frau für ihn finde, dann wird er in ein eigenes Haus ziehen und ich sehe ihn nur noch auf der Arbeit."

Warum erzählte er mir das? Warum sprach er über seinen Sohn, als wäre er ein Pferd das er gekauft hatte damit es ihm nützte?

Der Herr merkte nichts von der sich aufstauenden Wut in meinem Inneren. Er fuhr beiläufig fort über Kailan zu reden. ,,Weiß du, meine Frau, Rondra-" er deutete auf das Gemälde. ,,Sie hat ihn sehr gut erzogen, obgleich er nicht ihr eigenes Kind war. Ich hatte Sorge, dass er die Eigenschaften seiner Schlange von Mutter übernommen hatte, doch wenn dem so war, so hat Rondra sie ihm wieder ausgetrieben. Ein frecher kleiner Junge war er vorher, wollte ständig Aufmerksamkeit, doch sie lehrte ihm Respekt. Ist ein wahrhaftig gutes Elternteil nicht von beinahe göttlichem Wesen?"

Ohne das ich es bemerkt hatte, hatte sich mein ganzer Körper angespannt. Meine Fäuste waren geballt und ich hatte das Bedürfnis den Herrn zu schlagen oder anzuschreien. Er vergötterte die Frau, die Kailan unmenschliches angetan hatte. Wie konnte er es wagen so zu sprechen, als hätte diese Frau Kailan gut erzogen. Sie hatte ihn gequält und der Herr hatte ihm nicht einmal geglaubt, als Kailan den Mut aufgebracht hatte ihm davon zu erzählen. Und nun trauerte er dieser bösen Frau hinterher und sah seinen Sohn bloß als eine Art Schachfigur?

Der Herr bemerkte meine Wut nicht. Versonnen das Porträt anlächelnd, redete er über seine Tochter und wie sehr er hoffte ihr ein ebensolches Elternteil zu sein.

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und unterbrach ihn, so höflich wie möglich. ,,Herr, der Mond steht bereits hoch am Himmel und ich habe schon viel von eurer Zeit in Anspruch genommen. Ich bin sicher ihr habt Arbeit zu erledigen, von der ich euch nicht länger abhalten möchte." Überrascht nickte der Herr. ,,Nun, sag Schotiji einfach sie soll morgen kochen was sie für passend hält. Gute Nacht."

,,Gute Nacht, Herr." Ich verbeugte mich noch einmal an der Schwelle bevor ich endlich aus dem Gemach hastete. Mein Herz loderte vor Wut. Wut auf die Frau, Wut auf den Herrn. Ich gönnte ihm den Kummer über ihren Tod, der ihm das Herz zereißen musste. Und ihr... ihr gönnte ich ihren Tod.

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