Die Herrin

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,,Dies hier ist die Küche."

Schotiji, wie die andere Hausklavin hieß, führte mich grade in einen Raum unter der Eingangshalle und erklärte mir meine Aufgaben.

Sie war eine Frau um die vierzig, mit stämmigem Körperbau und einem runden Gesicht. Ihre Zöpfe waren mit Kupferspangen geschmückt, ihre Kleidung war aus edel aussehendem Material, selbst ein paar Ketten und Armbänder trug sie. Hätte ich sie auf dem Marktplatz gesehen, würde ich sie als freie Bürgerin einschätzen. Die Inhaberin eines Ladens villeicht.

Sie verhielt sich mir gegenüber höflich, weder freundlich noch unfreundlich, doch trotzdem war ich leicht enttäuscht. Ich hatte auf ein Mädchen in meinem Alter gehofft, mit dem ich mich anfreunden könnte, so wie bei Syltje.

,,Hier wirst du mir beim Kochen und abspülen helfen."

,,Ich kann nicht sehr gut kochen."

,,Du wirst es lernen."

Die Küche war sehr groß, mit bunten Fliesen am Boden und an den Wänden. ,,Deine weiteren Aufgaben sind, mir beim Putzen des Hauses und dem Waschen der Wäsche zur Hand zu gehen. Am wichtigsten aber ist, dass wir morgens und abends der Herrin helfen sich zu frisieren und anzukleiden."

Ich nickte, im Vergleich zu der Arbeit in dem Bordell kamen mir diese Aufgaben beinahe angenehm vor. Immerhin schien es jetzt nicht mehr so, als müsste ich den Rest meiner Tage damit verbringen fremden Männern meinen Körper zu überlassen. Ob die anderen Frauen ebenfalls an Orte verkauft worden waren, wo sie etwas bessere Arbeiten zu erledigen hatten?

,,Wie viele Sklaven gibt es noch, außer uns?"

Sie öffnete einen der Schränke und holte einen kleinen Sack Linsen hervor. ,,Es gibt noch zwei weitere. Zwei Männer. Einer kümmert sich um die Stallungen, der andere um den Garten und sie stehen dem Herrn und dem jungen Herrn zur Seite. Die Wachen vor den Pforten sind keine Sklaven."

Ich staunte, vier Sklaven waren eine Menge. Und zusätzlich gab es noch freie Wachen?! Diese Familie musste extrem wohlhabend sein.

Schotiji wies mich an Kartoffeln zu schälen, sie schälte Rüben, schweigend arbeiteten wir nebeneinander. Sie bereitete ein Gericht aus Kartoffeln, Rüben und Linsen zu. Jeder einzelne ihrer Handgriffe war flüssig und geübt, unwillkürlich fragte ich mich wie lange sie schon in diesem Haus arbeitete. Ich versuchte mir einzuprägen was sie tat, wieviel sie von was nahm und womit sie alles würzte, aber es gelang mir nicht.

Nach einer Weile legte sie den Kochlöffel nieder.

,,Es ist jetzt an der Zeit die Herrin zu wecken und sie für den Tag vorzubereiten."

Ich wollte ihr aus dem Raum folgen, doch sie wies mich streng zurück an den Herd. ,,Du bleibst hier und rührst gleichmäßig im Topf. Ehe das Essen fertig ist werde ich zurück sein." Sie verließ mit raschelnden Gewändern den Raum, ich blieb zurück und folgte, ein wenig eingeschüchtert, ihren Anweisungen.

Tatsächlich kam sie zurück, als die Linsen grade gar wirkten. Mit geübten Bewegungen nahm sie den Topf vom Feuer und zerstampfte das Gericht ein wenig, bis die Konsistenz zu ihrer Zufriedenheit war. Ich half ihr es in drei Schüsseln zu füllen, das was übrig blieb aßen wir aus dem Topf. Schnell aber nicht hastig leitete sie mich auch an, Feigen, Birnen und Äpfel zu waschen, die sie kleinschnitt. Doch nicht in einfache, mundgerechte Stücke, sondern in kleine Blumen und Tierfiguren. Obgleich mich ihr Geschick beeindruckte, verstand ich nicht warum sie das tat. Es veränderte den Geschmack der Früchte nicht, wenn man an ihrer natürlichen Form herumschnitt.

Um den Tisch in dem Saal, in dem gegessen wurde, zu decken mussten wir ein gutes Stück durch das Haus laufen. Doch Schotiji konnte beinahe alles was wir brauchten in Armen und Händen tragen, den Rest nahm ich, so mussten wir den Weg nur einmal antreten. Beim decken des Tisches und dem anrichten der Speisen war ich ihr keine Hilfe und bald gab ich auf und ließ sie alleine machen.

TialdaWhere stories live. Discover now