Das Wiedersehen

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Langsam öffnete ich meine Augen, gräuliches Tageslicht erfüllte den Raum und hatte mich geweckt.

Das erste was ich sah war das Mosaik auf dem Boden, auf dem ich lag. Es schien eine Landschaft unter Wasser darzustellen, mit Muscheln, Fischen und bunten Pflanzen.

Gähnend richtete ich mich auf. Sicher würde der Hausherr es missbilligen wenn ich den Morgen verschlief.

Der Raum, in dem ich mich befand, war sehr groß, wie ich feststellte. Es war hier nicht ganz so prunkvoll wie in der Eingangshalle, doch wieder erblickte ich Säulen und reichlich verzierte Wände. Was war das für ein Haus in dem selbst die Schlafkammern von Sklaven so stattlich waren?

Ich setzte mich auf und streckte meinen Rücken. Dann öffnete ich meinen Zopf und kämmte mein langes Haar mit den Fingern. Neugierig ließ ich meine Augen durch den Raum wandern.

Ich bemerkte einen breiten Türbogen, der in einen zweiten Raum führte. Ich lehnte mich vor, so dass ich einen Blick erhaschen konnte und erkannte eine Art steinernes Becken. Was war das? Es war zu groß und zu tief um darin Geschirr zu spülen. Villeicht wusch man darin Wäsche?

Sicher würde ich es heute erfahren.

Obwohl ich das Gefühl genoß wie früher meine offenen Haare auf dem Rücken zu spüren, begann ich sie mir wieder zum Zopf zu flechten. Ich hatte noch keine Frau bei den Dunja gesehen die ihre Haare offen trug und es wurde erwartet das ich mich, als Sklavin hier, den Dunja Gepflogenheiten anpasste.

Während ich sorgfältig einen Haarstrang über den anderen legte, besah ich das Bett, welches mehrere Schritte entfernt an der Wand stand.

Es war sehr groß, die Decken und Kissen reichlich verziert. Eine Erhöhung verriet mir, dass die andere Haus Sklavin dort auf der Seite schlief.

Aber wo war das zweite Bett, indem ich eigentlich heute Nacht hätte schlafen sollen? Ich konnte er nirgends entdecken. Hatte der Mann sich geirrt?

Auf einmal beschlich mich das Gefühl das hier etwas nicht stimmte.

Ich band meinen Zopf zu und näherte mich dem Bett. Mir war bewusst das ich das nicht tuen sollte, doch was schadete es, mir mit einem kleinen Blick Gewissheit zu verschaffen?

Atemlos umrundete ich das Bett, darauf bedacht keinen Laut von mir zu geben. Vor dem Kopf des Schlafenden machte ich Halt und ging in die Hocke.

Meine Vermutung fand sich bestätigt, es war eindeutig keine Haus Sklavin. Im Bett lag ein junger Mann.

Er hatte sich die Decke bis zum Kinn hochgezogen, seine schwarzen Haare waren leicht zerzaust, ein paar Strähnen klebten ihm in der Stirn.

Atemlos betrachtete ich die ebenmäßigen Gesichtszüge, die geschmeidige hellbraune Haut, die geschwungenen Brauen. Ich kannte dieses Gesicht. Kailan! Seine Augen waren geschlossen und er atmete ruhig ein und aus. Es war ein so schöner, friedlicher Anblick, dass ich mehrere Atemzüge wie gebannt stehen blieb.

Dann kam ich wieder zur Vernunft. Ich musste den Raum verlassen ehe er aufwachte!

Vorsichtig wollte ich wieder auf die Füße kommen, fiel dabei aber vornüber und musste mich an der Bettkante abfangen. Verärgert über mein Ungeschick sah ich angespannt auf Kailan hinunter. Er schlief noch immer.

Erleichtert richtete ich mich auf und ging auf Zehenspitzen zur Tür.

,,Wohin gehst du?"

Abrupt blieb ich stehen. Langsam drehte ich mich wieder zum Bett. Kailan hatte die Augen geöffnet und beobachtete mich.

,,Aus dem Raum."

,,Warum bist du überhaupt in ihm?"

Ich sah zu Boden.
,,Der Herr hat mir letzte Nacht eine Tür gewiesen hinter der ich schlafen sollte. Doch im Dunkeln ging ich wohl durch die Falsche."

Leise begann er zu lachen, seine Stimme war noch rau vom Schlaf. ,,Und du schliefst die ganze Nacht lang hier? Auf dem Boden?"

Ich nickte und fragte: ,,Wie kommt es, dass es dich nicht überrascht mich in deinem Haus zu sehen?"

Er stützte sich auf den Ellbogen und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. ,,Ich war es, der meinem Vater von den Sklavinnen in dem Bordell erzählt hat. Und ich war es auch der vorgeschlagen hat, dass er dich mitnimmt wenn das Bordell gestürmt ist, da wir dringend noch eine Sklavin brauchen. Es scheint als hätte er auf mich gehört."
Kailan schmunzelte kurz. ,,Das passiert jedoch selten, glaub mir."

Langsam nickte ich, als ich verstand. Mein neuer Herr war also sein Vater. Es überraschte mich, dass er seinem Vater augenscheinlich so offen erzählt hatte wo er sich herumtrieb. Villeicht war es bei den Dunja ja normal, dass junge Männer solche Orte aufsuchten. Ich wusste es nicht, in meinem Dorf hatte es so etwas nicht gegeben.

Rückwärts steuerte ich nun auf die Tür. ,,Nun, es tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe und ohne Erlaubnis heute Nacht in deinem Gemach verweilte."

,,Nicht doch." Seine Stimme nahm wieder jenen spöttischen Tonfall an den ich schon kannte. Unschlüssig blieb ich an der Tür stehen, bevor ich mich dazu entschied mich mit einer angedeuteten Verbeugung zu verabschieden. Endlich eilte ich aus der Tür.

Oh! My! God! Becky! Wer hätte denn possibly ahnen können, dass die Beiden sich nochmal wiedersehen?:)

TialdaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt