Gefährtin des Schwarzdrachen

By Anshera

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Der Frieden auf dem Planeten Aerrion gehört der Vergangenheit an, es herrscht Chaos und brennende Städte sind... More

Prolog
Kapitel 2 (überarbeitet)
Kapitel 3 (überarbeitet)
Kapitel 3.2 (überarbeitet)
Kapitel 4 (überarbeitet)
Kapitel 5 (überarbeitet)
Kapitel 6 (überarbeitet)
Kapitel 7 (überarbeitet)
Kapitel 8 (überarbeitet)
Kapitel 9 (überarbeitet)
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45

Kapitel 1 (überarbeitet)

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By Anshera

Gegenwart

Elly Pierce

Die junge Elly Pierce saß draußen auf der Wiese, das hohe Gras kitzelte sie. Der kühle Nachtwind wirbelte ihre langen blonden Haare auf und ließ sie ein wenig frösteln.

Verträumt blickte sie zu den Sternen empor und beobachtete, wie sie um die Wette funkelten. Der Anblick war so wunderschön, dass es ihr den Atem raubte.

Das Mädchen stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie gemeinsam mit den leuchtenden Sternen am Nachthimmel funkeln könnte. Dann würde sie sich sicher nicht mehr so schrecklich alleine fühlen.

Bei den anderen Kindern in ihrem Dorf war sie nicht sonderlich beliebt und das eigentlich nur aus dem Grund, weil sie gerne ihre Grenzen austestete.

Wie oft hatte sie bereits Ärger dafür bekommen, dass sie sich Nachts heimlich in den dunklen Wald geschlichen hatte, um im Mondsee baden zu gehen. Wie oft hatte sie die anderen Kinder dazu angestiftet, mit ihr die verrücktesten Dinge zu tun, wofür sie später hart von ihren Eltern bestraft wurden?

Als wenn es eine Strafe wäre, das Leben zu genießen! Elly seufzte frustriert und strich sich eine ihrer Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Sie sehnte sich nach Abenteuern. Das Dorfleben passte einfach nicht zu ihr, sie gehörte nicht hier her. Mit jedem Tag der verging, wurde ihr das bewusster.

Ein Strauch in ihrer Nähe begann plötzlich zu rascheln. Augenblicklich hielt sie still und schaute in Richtung des Gebüschs. Ellys Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Würde sie womöglich in wenigen Sekunden von einem wilden Tier angegriffen werden, das sie die ganze Zeit über beobachtet hatte?

Sie malte sich aus, das gleich ein Drache aus dem Gebüsch springen würde, auf dessen Rücken sie über all die Dächer der Städte fliegen konnte, die sie zuvor noch nie gesehen hatte. Sie konnte bereits den Wind in ihren Haaren spüren. Doch als sie lediglich das braune Fell eines Baummarders zwischen den Blättern aufblitzen sah, wandte sie ihren Kopf enttäuscht wieder ab. Sie hatte sich so sehr darauf gefreut, etwas zu erleben.

Das Leben in Harving war langweilig, der Tagesablauf immer gleich. Morgens früh aufstehen und die Tiere füttern, Wasser aus dem Brunnen des nahegelegenen Dorfes holen, bei den Webers als Köchin arbeiten, den Haushalt erledigen, schlafen gehen. Mit ihren nun beinahe vierzehn Jahren, kam sie sich bereits vor, wie eine ältere Frau, die in ihrem Alltag gefangen war.

Elly verspürte die tiefe Sehnsucht sich von ihrem bisherigen Leben zu trennen und in neue Gewässer aufzubrechen. Das was sie bisher erlebt hatte, konnte doch unmöglich schon alles gewesen sein. Wenn es jedoch nach ihren Eltern ginge, würde sie in wenigen Jahren einen möglichst einflussreichen Mann heiraten, eine zufriedenstellende Ehefrau abgeben und ihr trostloses Leben in Harving weiterführen.

Alles in ihr sträubte sich gegen diese Vorstellung, ihre Kehle schnürte sich langsam zu. Nein, dieses Leben wollte sie nicht. Auf keinen Fall.

Ein markerschütternder Schrei riss sie aus ihren Gedanken. Das Geräusch kam eindeutig aus dem dunklen Wald. Sie zögerte nicht lange und kam hastig auf die Beine, dann rannte sie los. Der Saum ihres grünen Leinenkleides flatterte mit ihren Bewegungen, sie wurde immer schneller. Rasch rutschte sie eine Böschung herunter und wäre beinahe hingefallen, doch sie konnte sich noch so gerade eben auf den Beinen halten. Die Äste und Zweige knackten unter ihren Füßen, die Blätter der Bäume raschelten im Wind. Es war so dunkel, dass sie kaum etwas sehen konnte. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, weiter zu rennen.

Hinter ihr, in der Ferne, waren Stimmen zu hören. Vermutlich hatten einige Dorfbewohner die Schreie ebenfalls vernommen und wollten nun herausfinden, was geschehen war.

Elly lauschte in die Dunkelheit, doch außer den näher kommenden Dorfbewohnern hörte sie nichts.

Dann durchstieß ein weiterer, schmerzerfüllter Schrei die Luft, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Wer auch immer diese Schreie von sich gab, musste unvorstellbare Qualen erleiden. Der Stimme nach zu urteilen, handelte es sich um einen Jungen. Ellys Herz hämmerte vor Aufregung laut gegen ihre Brust. Sie folgte dem Geräusch und lief nach rechts, an einem umgekippten Baumstamm vorbei. Ihr war bewusst, dass sie sich bereits ganz in der Nähe befinden musste.

War sie nun eigentlich völlig verrückt geworden? Ihre Neugier würde sie irgendwann nochmal den Kopf kosten. Ihr konnte alles mögliche passieren, sie wusste nicht, was auf sie zukommen würde. Doch genau das machte die Sache auch so reizvoll.

Elly wich einigen unheimlich aussehenden Bäumen aus und vernahm den Ruf einer Eule, dann folgte erneute Stille. Immer tiefer drang sie in den Wald vor, bis sie schließlich eine kleine Lichtung erreichte. Was sie dann sah, raubte ihr schier den Atem.

Das fahle Mondlicht erhellte die Umgebung und ihr Blick fiel auf ein riesiges, schwarzes Wolfswesen, das sich im Mondlicht badete. Es musste sich bei der Kreatur um einen Warg handeln, seinem furchterregenden Aussehen nach zu urteilen. Die Schauergeschichten, welche die Dorfälteste Agatha hin und wieder erzählt hatte, stimmten also wirklich. Die finsteren Kreaturen existierten, sie hatte nicht gelogen. Ellys Herz schlug ihr bis zum Hals.

Der Warg schien sich ihrer Anwesenheit schon länger bewusst zu sein, doch er labte sich einfach weiter an seiner Beute. Ellys Blick wanderte zum Waldboden, auf dem ein zerfetzter Junge des Dorfes lag. Sie erkannte ihn sofort, es handelte sich um Eric. Sie konnte ihn noch nie sonderlich gut leiden, aber dieses Schicksal hatte er nun wirklich nicht verdient.

Mit einer Mischung aus Ekel und Faszination verfolgte sie die Szenarie. Sie beobachtete das kraftvolle Wesen, das sich wie ein wahrgewordener Albtraum über die Leiche des Jungen hermachte. Erics Eingeweide hingen ihm aus der Bauchdecke, eine riesige Blutlache hatte sich unter ihm gebildet. Der Warg zerrte an seinen Organen und fraß ungestört weiter, doch er ließ Elly dabei nicht aus den Augen.

"Willst du auch ein Stück?", fragte er schließlich mit tiefer, kräftiger Stimme, bei der sich ihre Nackenhaare aufrichteten. Sein spöttischer Unterton war deutlich rauszuhören. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass er sprechen konnte.

"Ich hoffe du hast nicht vor, mir meine Beute abspenstig zu machen", fuhr er belustigt fort und seine scharfen Zähne blitzten auf, als er ein Lächeln andeutete. Der Warg fixierte sie mit seinen glühenden Augen, die Farbe seiner Iriden erinnerte sie an geschmolzenes Gold.

"Nein keine Angst, ich verzichte", winkte sie ab. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Eric besonders gut schmeckt, das Fleisch muss ziemlich zäh sein", fuhr sie fort und versuchte ihre Furcht vor ihm zu verbergen.

Er sah sie verdutzt an, als hätte er mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet. Dann lachte er. Der Warg musterte sie neugierig von oben bis unten, als wäre es ihm möglich, auf diese Weise schlauer aus ihr zu werden. Dann verschlang er ein weiteres Fleischstück.

"Du bist amüsant, kleine Menschenfrau, das muss ich dir lassen. Aber das wird dir auch nichts nützen", raunte er und wirkte nun nicht mehr so, als wäre er zum Scherzen aufgelegt. Er ließ die Leiche des Jungen einfach liegen und näherte sich ihr langsam.

Wie ein gefährliches Raubtier pirschte er sich an sie heran. Ihr Blut rauschte durch ihre Adern, Angst kroch in ihre Glieder. Eigentlich sollte sie schnell das Weite suchen, doch sie konnte ihren Blick nicht von diesem majestätischen Geschöpf abwenden.

"Du wirst mir nicht wehtun, auch wenn du mir Angst einjagen willst", sagte Elly mit verwunderlich fester Stimme. Woher ihre Sicherheit kam, konnte sie jedoch nicht genau sagen. Es war nichts, das logisch zu erklären wäre, eher ein starkes Gefühl, auf das sie nun vertraute.

"Ach und warum nicht?", wollte er von ihr wissen. Seine Augen funkelten vor Gier. Er schien sich bereits darauf zu freuen, sie bald in Stücke zu zerreißen.

"Sag es mir, kleines Menschlein. Ansonsten wird es dir gleich genauso ergehen, wie deinem Freund hier", knurrte er und deutete auf Erics zerfleischten Körper. Der Warg fletschte seine Fänge, Geifer tropfte aus seinem riesigen Maul. Seine scharfen Krallen gruben sich bei jedem seiner Schritte in den Waldboden. Er kam ihr immer näher.

Elly blieb vollkommen ruhig. Selbst als der Warg zum Sprung ansetzte, um sich wie eine wilde Bestie auf sie zu stürzen, wich sie nicht vom Fleck. Innerlich erfüllte sie eine Gelassenheit, die sie auf diese Weise noch nie zuvor erlebt hatte. Ihre blonden Haare wehten im stärker werdenden Wind, die Luft um sie herum begann zu knistern. Es fühlte sich beinahe so an, als würde sich ihre nähere Umgebung mit Magie aufladen. Irgendetwas in ihr erwachte. Etwas Dunkles, das sonst die ganze Zeit über unter ihrer Oberfläche geschlummert hatte.

Elly verstand nicht, was mit ihr los war, doch sie fühlte sich plötzlich über diese Kreatur erhaben. Ganz so, als wäre der Warg nie dazu in der Lage ihr etwas anzutun, weil er in der Hierarchie unter ihr stand. Ellys Blick brannte sich in den der Bestie. Einige Sekunden lang sahen sie sich einfach nur an.

Was in Illunaras Namen ging hier gerade vor sich? Sie hatte das Gefühl, als könnte sie bis auf den Grund seiner Seele blicken. Es war ihr möglich, für einen Moment aus seiner Perspektive zu sehen, seine Gefühle und Taten nachzuvollziehen. Sie entwickelte ein tiefes Verständnis für ihn und doch sah sie ihn warnend an. Wenn er sie jetzt angreifen würde, würde er es bitter bereuen.

Seine glühenden Augen weiteten sich vor erstaunen, als ihm etwas klar zu werden schien. Die Blutgier verschwand aus seinen Augen und er hielt in seiner Bewegung inne. Unsicherheit lag in seinem Blick. Er schien durcheinander zu sein, als wüsste er nicht so recht, wie er nun reagieren sollte.

"Es ist also wahr, genau wie die Orakel bestätigt haben. Es gibt Euch wirklich", sagte er voller Ehrfurcht in der Stimme und Elly wunderte sich über sein verwirrendes Verhalten.

Er kam näher auf sie zu, als müsse er sich noch einmal vergewissern, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Wovon redete er nur? Wer sollte sie schon sein?

Der Warg atmete ihren Geruch tief ein, schmiegte sich dann eng an sie. Sein blutverschmiertes Fell hinterließ dabei rote Flecken auf ihrem Kleid.

"Verzeiht mir mein schlechtes Benehmen, meine Königin. Wenn ich von Anfang an gewusst hätte, dass ihr es seid, wäre ich euch gegenüber niemals so respektlos aufgetreten", versicherte er ihr und senkte seinen Kopf, als würde er bereuen, was er getan hatte. "Ich konnte ja nicht ahnen, dass Ihr wirklich existiert und dass ihr dazu noch so jung seid."

Sie war ihm nicht böse. Dieses dunkle Wesen war für die Jagd geboren, es lag ihm im Blut, mit seiner Beute zu spielen, bevor er sie tötete. Elly wunderte sich über ihre Gedanken, die ihm gegenüber doch sehr wohlgesonnen waren.

Der Wind beruhigte sich langsam wieder und der Hauch der Magie, der in der Luft lag, wurde mit dem nächsten Windstoß weggeweht.

"Ist schon gut", antwortete sie und streckte wie von selbst ihre Finger nach ihm aus, um sein blutverkrustetes Fell zu streicheln. Seine verwirrenden Worte gingen ihr dabei jedoch nicht mehr aus dem Kopf. Warum sagte er zu ihr, dass sie seine Königin war? Das ergab doch keinen Sinn.

Auf eine merkwürdige, verdrehte Weise, fühlte sie sich für das Geschöpf verantwortlich, als würde es unter ihrem Schutz stehen. Wie absurd, wo er sie doch vor wenigen Sekunden noch zerfleischen wollte.

"Ich muss sofort aufbrechen und meinem Herrn von unserem Treffen berichten. Er wird höchst erfreut darüber sein, wenn er erfährt, dass..", weiter kam er nicht mehr. Ein Pfeil zischte durch die Luft und traf den Warg direkt in den Hals. Er jaulte vor Schmerzen auf, hatte Mühe sich auf den Pfoten zu halten. Ellys Herz krampfte sich augenblicklich zusammen. Mit schreckgeweiteten Augen sah sie dabei zu, wie er qualvoll vor ihren Augen verendete. Sie konnte nichts tun, um ihm zu helfen. Sie war völlig machtlos. Er krümmte sich vor Schmerzen und fiepte laut, Todesangst stand in seinem Gesicht geschrieben.

"Nein!", schrie Elly, als ein weiterer Pfeil durch die Luft sauste und seinen Oberkörper durchbohrte. Augenblicklich sackte er in sich zusammen, hauchte sein Leben aus. Es fühlte sich an, als würde sich einer der Pfeile auch in ihr Herz bohren. Der Verlust der Kreatur erschütterte sie bis ins Mark.

"Was hast du getan?", schrie sie ihren Vater frustriert an, der nun gemeinsam mit einigen Dorfbewohner die Lichtung betrat. Henry Pierce senkte den Bogen, mit dem er die Kreatur getötet hatte, und blickte Elly fassungslos an. Seine Miene spiegelte sowohl Wut als auch Enttäuschung wieder. Sie lief ihm entgegen, beharrte auf eine Antwort. Doch als sie bei ihm ankam, verpasste er ihr nur eine schallende Ohrfeige. Ihre Wange brannte vor Schmerzen. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sie suchte seinen Blick und wollte eine Erklärung für seine Handlung, aber Elly bekam keine Antwort. Stattdessen sah er sie einfach nur an, als würde er sie nicht kennen. Als wäre sie eine Fremde für ihn.

"Eric", schluchzte eine Frau mittleren Alters und kniete sich neben den aufgeschlitzten Körper des Jungen. Sie weinte bitterlich und zitterte am ganzen Körper. Eine weitere Frau legte ihre Hand tröstend auf ihre Schulter, während sie Elly vorwurfsvoll ansah.

"Ich kann nicht glauben, was ich hier gerade gesehen habe, Elly", fing ihr Vater mit ernster Stimme an, seine Miene war schmerzerfüllt.

"Du stehst ganz offensichtlich mit den dunklen Mächten im Bunde", fuhr er fort und schien maßlos von ihr enttäuscht zu sein.

"Das ist nicht wahr! Ich weiß auch nicht, was gerade geschehen ist, aber..", versuchte sie sich zu erklären, doch ihr Vater unterbrach sie.

"Genug", erhob er seine Stimme, er wollte ihre Erklärungen nicht hören. Die meisten anderen Dorfbewohner hielten sich im Hintergrund und wirkten eher verängstigt. Sie machten einen großen Bogen um Elly. Ganz so, als hätte sie eine Krankheit und sie wollten ihr daher nicht zu nahe kommen.

"Auf dem Scheiterhaufen sollte sie verbrannt werden, sie ist eine Hexe!", schluchzte Erics Mutter vor Wut und Verzweiflung, Tränen liefen ungehindert ihre Wangen entlang nach unten. Elly gefror das Blut in den Adern, ihr war bitterkalt. Der Hass, der ihr entgegenschlug, verletzte sie sehr.

"Sie ist eine Dienerin des Bösen, in der Gestalt eines unschuldigen Mädchens. Aber wir dürfen uns nicht von ihrem Aussehen täuschen lassen", fuhr die Frau aufgebracht fort. Sie ließ ihren Blick über die anderen Dorfbewohner schweifen, als würde sie bei ihnen nach Zustimmung suchen. Doch niemand reagierte.

"Ihr habt es doch selbst gesehen!", versuchte sie es noch einmal, um die Dorfbewohner endlich zum Handeln zu bewegen. "Sie war vertraut mit der Kreatur der Finsternis und ihr Kleid ist blutverschmiert. Sicher hat sie gemeinsam mit der Bestie meinen Sohn ermordet", stieß die Frau gequält aus und durchbohrte Elly mit ihrem hasserfüllten Blick. Lautes Getuschel unter den Dorfbewohnern war zu hören.

"Das ist eine Lüge, er war bereits Tod, als ich gekommen bin!", erwiderte Elly und wurde ein wenig wütend. Sie hasste es, für etwas beschuldigt zu werden, was sie nicht getan hatte.

Ihr Vater schien einen Moment lang über die Sache nachzudenken, dann sah er Elly direkt in die Augen, als hätte er eine Entscheidung getroffen.

"Wir werden das Böse aus dir heraustreiben. Ob mit Feuer oder anderen Mitteln wird noch entschieden werden", versprach er ihr. Henry Pierce schien nicht an ihre Unschuld zu glauben, seine Worte klangen endgültig. Das konnte doch nicht wirklich sein ernst sein, oder? Lag ihm denn gar nichts an ihr?

Elly konnte ihre eigenen Tränen nun nicht mehr zurückhalten. Sie hatte zwar nie eine gute Beziehung zu ihren Eltern gehabt, was vermutlich mit daran lag, dass Elly gerne ihre Grenzen austestete. Aber dass es ihm so leicht fiel, in dieser Sache eine Entscheidung zu fällen, erschütterte sie bis ins Mark. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz entzwei reißen.

Warum hörte ihr eigentlich niemand zu? Sie hatte doch gar nichts Schlimmes getan. Sie fühlte sich missverstanden und allein gelassen.

"Komm jetzt", knurrte ihr Vater sie an und forderte sie dazu auf, mit ihm gemeinsam zum Dorf zurückzukehren. Henry verengte vor Wut die Augen und drohte ihr im Stillen, ihm besser nicht die Stirn zu bieten. Elly gab sich geschlagen und wagte es nicht, sich ihm zu widersetzen. Sie fühlte sich wie der letzte Dreck, als sie sich in Bewegung setzte und ihm durch den Wald folgte.

Einige Dorfbewohner drehten sich zu ihr um und tuschelten leise miteinander. Ihre Blicke waren dabei auf Elly gerichtet. Die Worte "Hexe", hörte sie immer wieder deutlich aus den Gesprächen heraus. Ihr drehte sich der Magen um. Was heute geschehen war, würde sich schnell im ganzen Dorf herumsprechen.

Eines stand auf jeden Fall fest, ab dem heutigen Tage würde ihr Leben zu einem Albtraum werden.

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