20 | nordwest

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„Ja ich verstehs ja."

„Gut."

Snape am Kopfende des Raumes räusperte sich und ein schrilles Klingeln gab das Ende der Stunde an. Logan zog ihre Hände unter dem Tisch hervor und entwich Corbens beißendem Blick. Doch aus den Augenwinkeln sah sie, dass er grinste: „Du spielst besser, wenn du konzentriert bist."

„Hey", lachte sie und schüttete ihren Bezoar-Staub ebenfalls in ihre Mischung. Bevor er sich jedoch abwenden konnte, stieß Logan gegen Corbens Schulter. „Hast du was von Rob gehört?"

„Seit Montag nicht, nein."

Und wenn ihr Schuldbewusstsein davor nicht schon gegen ihre Eingeweide gepochert hatte wie ein Vorschlaghammer, dann tat es das spätestens nun.

Denn während es Corben äußerst leicht viel, die Ereignisse des vergangenen Hogsmeade-Wochenendes unter Quidditch-Hysterie zu begraben, so verschwendete Logan kaum einen Gedanken daran, dass sie in vierundzwanzig Stunden schon vor hunderten Schüleraugen über den Mittagshimmel rasen sollte. Dabei wusste sie, dass sie die Lage ernster nehmen sollte. Wenn nicht für sich, dann für Corben. Für ihn allein mussten sie gewinnen.

Allerdings hing der Kompass nach wie vor schwer in ihrer Tasche und mit jedem verstrichenen Tag gewann seine Last an einem Kilo dazu.

Der Wegweiser zeigte ihr nach wie vor eine wild um sich spinnende Nadel. Etwas, das Logan nun nicht mehr vorkam wie gellender Hohn, sondern viel mehr wie ein beißender Hilfeschrei, der ihr eine Spur von Panik durch die Nerven wabern ließ.

Zwar hatte sie schon lange die Idee gehabt, dass ein Fluch auf dem Kompass ruhen musste, dass ihn vielleicht jemand blockiert hatte oder die Schutzzauber Hogwarts seine Fähigkeiten lähmten, doch nie wirklich hatte sie gefürchtet, dass er gegen etwas kämpfte, sich wehrte; gegen etwas, das einen eigenen Willen besaß. Nie hatte sie geglaubt, dass er wirklich gefährlich war. Verflucht vielleicht. Auch, wenn ihr das doch jeder Mensch und jedes Buch durchaus suggerierte - Wegweiser sind Rückstände Grindelwalds Rebellion gegen die Muggelwelt und führten tausende Magier in den Tod.

Und als sie dann an diesem Morgen die Kerker verlies, ebbte ein Sprichwort ihres Vaters lang und zäh durch ihren Kopf, als hätte er es ihr immer bloß für diesen einen Moment erzählt: Vertraue keinem Ding, das mit dir kommuniziert, solange du nicht weißt, wo es sein Hirn hat.

Seit ihrem gestrigen Gespräch mit George tänzelte Logan also um die Überlegung, der Verbotenen Abteilung einen Besuch abzustatten. Eigentlich hatte sie entschlossen, ihr Vorhaben ruhen zu lassen - aber ihre Einstellung wandelte sich, als sie an diesem Freitag Abend, fünfzehn Stunden vor dem ersten Saisonspiel, ihre Sporttasche packte.

Wie auch an jedem Abend zuvor hatte Corben sie hinunter zum Spielfeld dirigiert. Diesmal jedoch nicht für eine praktische Übung, das hatte er versprochen, als Tina Bigstein mit unheilvoller Mine beim Abendessen zur Decke hinauf gedeutet hatte; es sah mehr als nur nach Regen aus.

Logan war gerade dabei gewesen, sich ihren Mannschaftspullover anzuziehen, den Corben ihr am ersten Trainingsabend in die Hand gedrückt hatte - hat deiner Vorgängerin gehört, könnte dir passen -, da fiel der Kompass aus ihrem Umhang auf ihr Bett.

Fast hätte Logan ihn verschwinden lasse ohne drauf zu sehen, aber im nächsten Moment hatte sie nach Luft geschnappt. Die Nadel des Kompasses drehte sich nämlich nicht mehr. Sie tat etwas, was sie noch nie zuvor getan hatte: Sie sprang horizontal über das Ziffernblatt, dann vertikal. Norden - Süden - Westen - Osten - und dann wieder. Für einen Moment beobachtete Logan das Geschehen, reckte ihn ins Licht - und plötzlich begann sich die Nadel wieder zu drehen, als wäre nichts gewesen.

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt