60 | drei.

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Wenn in den kommenden Tagen aus Winterbriesen Frühlingslüfte wurden und die Sonne länger das Schloss erhellte, saß Logan im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws und sah der Zeit beim Verstreichen zu.

Der Februar wurde zum März, die Lehrer verhaspelten sich in Predigen über ihre Abschlussprüfungen und Ravenclaw marschierte geradewegs auf das letzte Quidditchspiel der Saison zu.

Wenn es draußen regnete, saß Logan in der Bibliothek und brütete mit Naome und Anne über alten Prüfungsaufgaben. Beim Mittagessen glitten ihre Blicke zum Slytherintisch und wenn die Dämmerung in den Ravenclawturm einbrach, hockte Logan unter den Treppen, während Corben McLaggen über Spieltaktiken grübelte. Nur sah er mittlerweile im gleißend blauen Schein des Kaminfeuers anders aus. Fremder, irgendwie.

Allgemein erinnerte Logan sich nicht daran, jemals so viel Zeit mit Naome und Anne verbracht zu haben und beinahe gewöhnte sie sich daran, dass keiner von ihnen makabre Witze machte wie Rob, Situationskomiken beherrschte wie Fred oder ihre Stimmung hob wie Corben. Trotzdem waren sie da und banden Logan an das Leben, das sie hätte haben sollen.

Sie besuchte die Unterrichtsstunden. Im Kesseldunst schielte sie zu Fred. Wenn ihre Blicke sich begegneten grinste er schamlos und manchmal, wenn sie einander auf den Korridoren passierten, streifte er ihren Arm ein wenig zu lang. Als wolle er versprechen, dass er sie trotz dieses Momentes im Nebengang nicht aufgab. Dass er wusste, dass sie ein Teil von sich noch immer an ihn verlor.

So war es zwei Wochen her, dass Logan sich in dem Morgenlicht des Gemeinschaftsraumes von Corben verabschiedet hatte und der Frühlingsregen plätscherte sanft auf Hogwarts Ländereien nieder. Logan stand abseits des Schülerstaus einer Wendeltreppe, die in die fünften Stockwerke führte, und sah durch die Sandsteinsäulen auf den Innenhof hinaus.

Corben saß unter dem Schutz eines Ahornbaumes und kritzelte über seine Taktikblätter. Sie hatte seit Tagen nicht den Klang seiner Stimme gehört. Die Broschüre der Yorker Lions war an die Ecke geklemmt, vereinzelte Wassertropfen perlten in seinem Haar.

„Du hast Schluss gemacht."

Logan zuckte zusammen.

So kühl und nüchtern wie die Worte hinter ihr ertönten hatte sie den letzten Stoß eines Winterwindes erwartet. Doch es war nur Rob, der eine Zigarette drehend neben sie trat. Die feuchte Lederjacke knatschte und seine Meeraugen flüchteten in den Regen hinaus.

Sie hatte auch ihn viel zu lange nicht aus dieser Nähe gesehen. Und beinah hätte sie auch seine Stimme vergessen.

„Du hast dich echt von ihm getrennt?"

„Nein", sagte Logan. „Das war er. Er hat mich verlassen."

Rob leckte das Papier entlang.

„Gut", befand er dann, „Wenigstens ist er jetzt in Sicherheit."

Dann steckte er sich die Zigarette zwischen die Lippen.

Auf schräge Art und Weise klang er als wäre er stolz. Auch, wenn er Corben mit einer platonischen Sehnsucht bedachte, die viel zu viel verriet.

„Rob?",raunte Logan deshalb und wusste, dass er sich ertappt fühlte. „Ich weiß, was dein Vater wollte."

Rob hob eine Braue.

Sie balancierten womöglich auf einem Drahtseil, aber diese Worte hatte sie ihm schon viel zu lange sagen wollen. Seitdem sie damals Dumbledores Büro verließ.

Also flüsterte sie: „Er wollte Heiler werden."

Und schaute wieder zu Corben hinaus.

„Er war ein guter Mensch. Er wollte Leben retten."

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt