25 | hinter den schlossmauern.

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Am nächsten Morgen erwachte Logan zu einer Meldung, die dem gesamten Schloss das Blut in den Adern gefror.

Sie hatte gerade erst nach einer äußerst zähen Nacht die Schwelle zur großen Halle übertreten - Anne tänzelte im munteren Singsang voran - und hielt Ausschau nach den Zwillingen. Weil jedoch niemand um diese Zeit schon Kanariencremeschnitten am Gryffindortisch vertickte, folgte Logan ihren Freunden zum anderen Hallenende.

Keine sonderlichen Auffälligkeiten, bis die Eule des Tagespropheten durch das offene Kopffenster hineingeflattert kam und das Pergament so energisch auf Naomes Brezel platschen ließ, dass ihr der Kürbissaftkrug in Annes Müsli knallte. Fast hätte sie sich an absolut gar nichts verschluckt. Logans Blick schoss auf - Was ist los? - und schon hatten sich alle um die Ausgabe der Tageszeitung gebeugt.

Keine Sekunde, und Cho neben ihr schnappte nach Luft.

Die Titelseite verriet alles.

Zehn Gesichter, fahl und blass vor tiefschwarzem Stein, Körper gewickelt in zerfetzte Leinen. Rasselnde Ketten um dünne Handgelenke und peitschender Wind stob durch filziges Haar. Wahnsinn in den Augen, fletschende Zähne und drohende Minen.

Naome las die Überschrift vor: „Zehn Todesser entfliehen Askaban."

Gallsensaft brannte sich in Logans Speiseröhre und ohne auf die Schüler um sie zu achten, entzog sie ihrer Freundin das Pergament. Fast schon manisch scannte sie die Gesichter, ihre Ausdrücke und die Besessenheit in ihrem Blick. Forstete nach einem Gefühl, einem Funken, einem Erkenntnis - ob einer von ihnen dabei gewesen war?

„Ey", ächzte Naome und fischte sich die Zeitung zurück. „Ich les ja schon."

Doch Logan hörte kaum hin. Viel mehr starrte sie auf den bebenden Zettelrand, der bloß knapp über den Kürbiskerzen hingen, die zur langsam einschleichenden Halloweendekoration im Schloss passten und dachte nach. Dachte an Dumbledore in seinem Büro. An Rob, der schon vor Wochen von einem Ausbruch gesprochen hatte, an die silbernen Masken die blau unter Flüchen blitzten - und fragte sich, ob diese Berichterstattung vielleicht nur eine äußerst verspätete Schadensbegrenzug war. Ob Fudge diese Ausbrüche viel zu spät erst verkünden ließ; ob er sie einfach nicht länger hätten verschweigen können.

Und, ob unter den zehn Personen, die in ihren Fotos tobten, lachten oder bloß gelangweilt die Zähne fletschten, die Mörder ihrer Familie waren.

„Ne, das ist was Brandaktuelles", erklärte Rob, als sie ihn am Sonntagabend auf dem Weg zu ihren Ruinzimmer traf und auch Corben schielte begierig zu ihm hinüber. „Ma meinte, weils diesmal mehr sind, kann mans nicht mehr unter den Teppich kehren."

Das Nachtdunkel hüllte sie in Sicherheit und das von Schleierwolken gedämpfte Mondlicht warf die Bilder an den Wänden in lange Schatten.

Corben ruckte seine Tasche zurecht. „Aber eigentlich sinds mehr, sagst du? Wie viele sind denn raus?"

Rob klemmte sich die Haare zusammen, bevor er die Achseln zuckte. „Keinen Schimmer." Dann sah er über die Schulter, ob ihnen jemand gefolgt war. „Zu viele."

Auch Professor McGonagall, die Logan bloß Stunden nachdem sich die Neuigkeiten im Schloss breit gemacht hatten, unter einem gemurmelten Vorwand in ihrem Büro aufgesucht hatte, war um eine Abwehrhaltung bemüht gewesen.

„Miss Ainsley", hatte sie ihren Appell begonnen und nachdrücklich über den Rand ihrer Brille hinweg zu ihr hinauf gestarrt. Auch sie faltete in diesem Moment den Tagespropheten beisammen und legte ihn rücklings nieder als fürchtete sie, die zehn Portraits der Titelseite würden sie sonst belauschen. „Ich verstehe Ihre Sorge. Doch diese Meldung hat rein gar nichts mit Ihnen zu tun. Und auch nichts mit Ihrer Familie und dem, was war."

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt