Kapitel 8:is it crossing lines?

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„You didn't cheat on him, Yvonne!", hatte ich nun das dringende Bedürfnis sie zu beruhigen und setzte mich hektisch auf, sodass ich nun auch nicht mehr an der Lehne angelehnt war. Ich legte meinen Arm um ihren Rücken, genauso, wie ich es noch vor wenigen Minuten getan hatte, doch als sie den Blick zu mir wandte und mich mit gerunzelter Stirn ansah, zog ich meinen Arm lieber wieder zurück.
Doch anders als erwartet, war es eine Frage, die über ihre Lippen kam: „Wo ist bitte die Grenze?"
Ihr Unterton klang mittlerweile ein wenig höhnisch, fast schon selbstbeleidigend, als sie nur den Kopf schüttelte. „Liegt sie beim Hinterherschauen? Beim Küssen? Beim Miteinander Schlafen?"
Ich konnte ihr keiner dieser Fragen beantworten, denn jeder Mensch hatte andere Vorstellungen davon, wann eine Grenze überschritten war und ich hatte da vielleicht nicht unbedingt die anerkannteste Meinung.
Ich sah zu, wie sie sich nervös durch die Haare fuhr und noch einmal tief ausatmete. Hätte ich doch nur gewusst, dass unser beinahe Ausrutscher von 2017 sie so fertig machte. Aber wieso war ich da auch nicht früher draufgekommen? Yvonne war eine sensible Frau. Eine charmante, herzensgute Frau, die es immer allen Recht machen wollte, und an jenem Abend waren unsere Gefühle einfach nicht mehr unter Kontrolle gewesen, nachdem der Alkohol sein Bestes dazu beigetragen hatte.

Ich erinnere mich noch genau, wie Yvonne mich ziemlich angetrunken an meinem Arm aus dem Studio gezogen hatte, damit sie den Weinfleck auf meinem Hemd entfernen konnte.
Wir hatten beide definitiv zu viel getrunken, was zu der späten Stunde, nach der Aftershowparty, auch nicht allzu verwerflich war. Hier ein Bierchen mit den Talenten, dort ein Glas Wein zum Anstoßen und ab und zu eine Runde Shots, die wir zum Ausruf der Freude nutzten.
Bereits als Yvonne halb in mich hineinstolperte, nachdem sie Natia bestimmt zum 4x gratuliert hatte und den Inhalt ihres Weinglases dabei auf mir verteilte, hätte ich sie behutsam zur Seite nehmen und ihr ein Glas Wasser zum Ausnüchtern bringen sollen.
Aber irgendetwas in meinem Körper wehrte sich dagegen.
Sie hatte mich an meinem Arm in meine Garderobe gezogen und sich dort sofort zum Waschbecken begeben, wo sie einen feuchten Lappen suchte, den sie nutzen konnte, um den Fleck auf meinem grauen Hemd weg zu reiben. Dass sie damit jedoch nur genau das Gegenteil bewirkte, fiel uns erst auf, als sie die Finger wieder von mir nahm und uns der doppelt so große Fleck entgegen schien.
„Oh Gott...", lachte Yvonne und hielt sich eine Hand vor den Mund, während sie sich schon halb krümmte. Ob sie sich nun krümmte, weil sie so sehr Lachen musste, oder weil der Alkohol seine starke Wirkung zeigte, konnte ich nicht mehr einschätzen. Wahrscheinlich war es eine Kombination aus beidem gewesen.
„Es tut mir leid Samu, aber sieht ganz so aus, als müsstest du dir ein neues Hemd zulegen."
Mit diesen Worten ließ sie den Lappen einfach in mein Waschbecken fallen und trat einen Schritt auf mich zu. Sie stand nun direkt vor mir. Sogar den blumigen Duft ihres Shampoos konnte ich ausmachen, so dicht waren unsere Köpfe aneinander.
Ohne groß nachzudenken, strich Yvonne noch einmal über den Fleck, als wollte sie schauen, ob er vielleicht doch noch wieder rausging. Was sie mit dieser hauchzarten Berührung, in welcher ihre Finger über meine Brust strichen, auslöste, konnte ich gar nicht beschreiben. Doch auch in ihr schien ein Schalter umgelegt worden zu sein, als sie schwer schluckte und dann beinahe in Zeitlupe, wieder die Finger von mir nahm.
„Tut mir leid...", murmelte sie nur und ging wieder einen Schritt zurück. Das ich ihre Berührung jetzt schon vermisste, vermochte ich gar nicht zuzugeben.
Ich konnte nicht bestreiten, dass wir uns während der letzten zwei Staffel schon das ein, oder andere Mal nähergekommen waren, aber ich wusste, dass sie einen Freund hatte, und das schon seit 5 Jahren.
„I better change, or the others will laugh about me for the rest of my life.", räusperte ich mich also und ging auf meine Kleiderstange zu. Ohne zu Bedenken, dass Yvonne ja immer noch im Raum stand, zog ich mir mein Oberteil aus und schaute, welches andere Hemd zu meiner Hose passen würde. Als ich dann jedoch ein leises Poltern hörte, als wäre jemand gegen eine Kommode gelaufen, drehte ich mich zu Yvonne um, um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, doch was ich denn sah, verschlug mir fast den Atem.
Mit leuchtenden Augen, die auf mich gerichtet waren, biss sie sich auf ihre Unterlippe und ich konnte erkennen, dass ihr in diesem Moment mindestens genauso warm wurde wie mir. So von ihr angeschaut zu werden, von der Frau, die ich schon so lange geträumte zu berühren, ließ meine Gedanken vollkommen aussetzen und ich ging einfach schnellen Schrittes auf sie zu.
Stürmisch presste ich meine Lippen auf ihre und drückte sie gegen die Wand, gegen welcher sie gerade noch gelehnt hatte. Das rasante Klopfen meines Herzens, war kaum noch zu ignorieren.
Als sie dann auch noch ihre Arme um meinen Hals und ihre Beine um meine Hüfte schlang, war es ganz um mich geschehen und selbst der kleinste rationale Gedanke, den ich bis eben noch gehabt hatte, war wie verflogen. Die solange aufgehaltenen, nun freigelassenen Gefühle, gepaart mit dem Alkohol, ließen mich keinen klaren Gedanken mehr fassen, als ich sie auf meinen Arm hob und mit meiner Zunge um Einlass in ihren Mund bat.
Ihre Zunge schmeckte noch nach Rotwein, gemischt mit einem Hauch des Cocktails, welchen sie zu Anfang gehabt hatte und ich genoss jeden einzelnen Moment, in welchem dieser Geschmack sich mit meinem eigenen vermischte.
Es war, als würde nun endlich das freigesetzt werden, was sich so lange aufgestaut hatte. Das Einschlagen unserer Hände, die ganzen kurzen Berührungen während des Drehs, die Umarmungen, wenn wir uns gegenseitig für ein Talent stark machten. All das Knistern machte endlich einen Sinn.
Mit einem Schwung drehte ich mich, mit ihr auf meinen Armen um, und trug sie zu dem Ledersofa, welches in der Mitte meines Raumes stand.
Ich setzte mich nieder, noch immer mit ihr in meinen Armen und konnte ein leichtes Wimmern nicht unterdrücken, als ihre Zunge wieder und wieder die meine berührte.
Ihre Beine hatten rechts und links von mir auf dem Sofa in angewinkelter Position, Platz gefunden, wodurch sie sich mit ihrem Unterleib an meinen eignen drückte. Alles in mir war wie elektrisiert.
Nur kurz lösten sich unsere Lippen, als ich deswegen scharf die Luft einsaugen musste, was Yvonne mit einem Grinsen zur Kenntnis nahm. Als ich ihr jetzt so in die Augen schaute, konnte ich die Wirkung des Alkohols genau erkennen. Ich wollte aufhören, ich hätte aufhören sollen, doch diese Frau hatte mich schon längst in ihren Bann gezogen, als sie mit ihren zarten Fingern begann meinen Oberkörper zu erkunden und erneut ihre Lippen auf meine legte.
Mein Körper reagierte stärker als mein Verstand, als sie mit ihren Händen an meiner Gürtelschnalle angekommen war und ich konnte nicht anders, als mich in ihre Haare zu krallen. Verlangend rutschte sie noch weiter auf mich drauf, als wäre das überhaupt möglich gewesen, und ich glitt mit meinen Händen ihren Rücken hinunter. Vorsichtig fuhr ich mit meinen Händen unter den Saum ihres Oberteils und wanderte ihren zarten Rücken wieder hinauf.
Die Gänsehaut, die sich auf meinem Körper breit gemacht hatte, spürte ich umso mehr, als ein Bibbern ihre Lippen überkam.
Doch gerade, als sie meine Gürtelschnalle geöffnet hatte, hielt sie auf einmal inne. Sie nahm ihre Lippen von meinen, ruhte mit ihren Händen an Ort und Stelle und riss geschockt die Augen auf. Die Zeit stand auf einmal still und ich verstand die Welt nicht mehr.
Verwirrt sah ich sie an und wollte sie erneut in einen energischen Kuss verwickeln, als sie auf einmal rückwärts von meinem Schoß aufsprang.
„Oh Gott..", kam es hektisch aus ihrem Mund und mein Herz sank sogleich zu Boden.
Immer noch völlig perplex, rieb sie sich nervös übers Gesicht und hielt sich dann ihre Hand vor den Mund, bevor sie es wieder wagte zu mir aufzuschauen. Ich verstand gar nichts mehr und konnte nur wie angewurzelt dasitzen.
„Samu..ich..ich..es..", stammelte sie und schüttelte nur in Schock den Kopf. Ich war enttäuscht, obwohl ich wusste, dass es falsch gewesen war. Sie hatte einen Freund. Wir waren beide betrunken, und doch realisierte ich erst so richtig, was wir gerade angerichtet hatten, als eine stumme Träne über ihre Wange kullerte.
Sofort sprang ich auf und nahm sie in den Arm. Erst wollte sie zurückweichen, doch dann kamen die weiteren Tränen und sie legte ihre Arme einfach schwach um mich.
„Es..es tut mir leid..", brachte sie zwischen Tränen hervor, was die Worte fast gegen meinen Hals, in welchem sie ihren Kopf vergraben hatte, ersticken ließ. Beruhigend streichelte ich ihr über den Rücken und all die Enttäuschung war verflogen. Es war meine Schuld gewesen, dass sie jetzt so aufgelöst war. Ich hätte es stoppen können, ich hätte es stoppen sollen.
Doch anstatt einer Entschuldigung, kamen nur die Worte: „I know..." über meine Lippen.
„I know, you have a boyfriend and you are not the type for cheating."
Herrgott, selbst ich war nicht der Typ fürs Betrügen, aber unsere Gefühle hatten uns übermannt.
Langsam löste sie sich von mir und wischte sich mit ihrer Hand die letzten Tränen aus dem Gesicht.
„Es tut mir leid", sagte sie erneut und trat dann wieder einen Schritt von mir zurück.
„Ich...Ich gehe jetzt lieber.", meinte sie nur und machte dann mit einem traurigen Blick, auf den Absatz kehrt, während ich mich nicht von der Stelle rühren konnte. Was war gerade nur passiert?

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Hello Hello,
zur Feier des The Voice Finales hier einmal der neue Teil.
Ein kleiner Rückblcik, der denke ich ein bisshcne etwas aufklärt ;) Ich hoffe er gefällt euch!
Lasst mich gerne eure Meinung und auch konstruktive Kritik hören, ich freue mich immer riesig!
In diesem SInne auch vielen Dank für die ganzen lieben Kommentare und einen fröhlichen 4. Advent!

Bleibt gesund!

Blurs of the mirrorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt