K'14

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Ein älterer Mann, man konnte schon sagen, dass er ein Opa war, aus unserer Gegend sah mich lächelnd an. Er fragt mich ob ich ihm die Ehre erweisen würde und ihm einen Tanz schenke.

Gerührt lief ich rot an. Ich liebte diesen Mann, er war immer so lieb zu uns, wie ein zweiter Vater für mich. Als Kind hatte er immer auf mich aufgepasst, als meine Eltern was wichtiges vorhatten oder ähnliches. Er war es, der mir beim Aufwachsen zusah. Er war ein Teil meiner Familie.

Seine leuchtend blauen Augen sahen so erschöpft aus. Seine grauen Haare waren heute ausnahmsweise gestylt, was einfach nur Zuckersüß aussah.

Lächelnd gingen wir zu den anderen auf die Tanzfläche und tanzten mit.
Als er mir sagte, dass er eine Pause brauchen würde ging ich mit ihm zu seinem Platz, da er etwas krank war half ich ihm beim aufrecht gehen.

Ich verabschiedete mich nochmal bei seiner Frau und begab mich in die Richtung der Toilette.
Vor der Tanzfläche stand ein Tisch, der an der Wand stand. Ich lehnte mich an ihn und sah zu den Menschen, die glücklich mit ihrem Partner oder Vater tanzten.

Sie sahen alle so glücklich aus. Als hätte keiner von ihnen Sorgen oder andere Probleme. Alles war abgeschaltet nur der jetztige Moment zählte. Als sich auch das Brautpaar auf die Fläche begab und mit tanzte, sah ich nur noch die beiden.
Alle anderen waren wie ausgeschaltet.

Von außen wirkten sie beide glücklich, ob es auch wirklich so war? Mir huschte ein schiefes lächeln über die Lippen. Ob es überhaupt mal so weit gekommen wäre, dass ich dort mit Tufan tanzen würde und mit ihm ein neues Leben anfangen würde.
Die Hoffnungen die er mir gemacht hatte waren bis jetzt das schlimmste, was mir jemand angetan hat.
Warum er sowas gemacht hatte wusste ich nicht. Mich interessierte es schon, was er zu sagen hatte aber wollte nie mit ihm darüber sprechen.

Ich hoffe nur zu sehr, dass er es auch wirklich ernst meinte mit Cansu.
Es wäre einfach schade für alles, die Zeit die sie mit ihm verbracht hatte, die Liebe, die sie ihm geschenkt hatte und jetzt auch noch die Hochzeit.
Sie wäre am Boden zerstört, wenn sie wüsste wie er eigentlich wirklich war.

Er hatte es ihr bis jetzt noch nie erzählt gehabt, da er es nicht für nötig hielt.
,, was interessiert sie meine Vergangenheit.", das waren seine Worte, als wir einmal über dieses Thema sprachen.

Das Lied.Deren Tanz, es kam mir so vor, als wenn alles in Slowmotion abgespielt wird.

Als sich plötzlich unsere Blicke trafen, verging sofort sein lächeln. Er sah mich wieder so bemitleidend an. Als wenn ich Schuld für diese jetztige Situation wäre. Irgendwas stimmte nicht mit ihm da war ich mir sicher.
Diese Hochzeit einfach alles passierte so schnell. Er hatte mir doch gesagt, dass er sie nicht lieben würde und auch niemals jemanden heiraten würde, für die er nichts fühlte. Dann müsste er sie doch lieben oder nicht?

Wie man sich in Personen täuschen kann, egal wie lange man einen kennt. Es ändert sich immer was im Leben. Ob man es selber ist oder die Menschen in deiner Umgebung.

Meine Augen füllten sich wieder einmal mit Tränen.
Man ich wurde so zu einer Heuelsuse. Ich lächelte ihm nur zu und wand meinem Blick von ihm ab.

Ich spürte, wie noch eine Träne über meine Wange lief, die ich auch sofort mit meiner Hand wegwischte.

Es lehnte sich eine weitere Person an den Tisch neben mich. Ich sah nur auf den Boden und nahm sie auch nicht wahr.

,,Ihr Kleid passt zu meiner Krawatte." sprach er leicht lachend in mein Ohr.

Ich bekam sofort eine Gänsehaut, mein Herz fing wieder so stark an zu klopfen. Das war doch die Stimme von ihm.
Von diesem Idioten. Meinem Idioten.
Ich blickte in die Richtung von ihm und fing leicht an zu lachen. Recht hatte er.
Seine Krawatte passte wirklich zu meinem Kleid.

Er kreuzte seine Beine und setzte sich dabei leicht auf den Tisch. Seine Hände steckte er in seine Hosentasche und blickte nach vorne. Er sah so verdammt attraktiv aus in seinem Smoking.

Einfach ein hingucker.
Sein Dreitagebart,der wieder mal perfekt aussah.Seine Haare erst. Alles passte. Außer wir beide.
Als er zu mir runter sah, sah ich schnell nach vorne und kreuzte meine Arme vor der Brust.

,,du scheinst ihn ja sehr zu lieben." sprach er ruhig aus und sah mir dabei ins Gesicht.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und sah ihn fragend an.
,,Wie meinst du das?"
,,Deine Trauer ist doch schon
aussagekräftig genug. Deine Tränen, die du ständig für ihn verlierst."
,,Ich liebe diesen Typen nicht und habe es auch nie getan. Zum Glück. Sowas brauche ich nicht in meinem Leben. Du hattest es ja mit bekommen, was vorgefallen war zwischen mir und ihm."

,,Genau deswegen solltest du endlich aufhören dich damit kaputt zu machen. Es macht dich nicht stärker indem du hier auf seiner Hochzeit antanzt, Tränen vergießt und trauerst. Für einen der dich nicht mal Ansatzweise verdient hat." er spannte sein Kiefer an und atmete genervt ein und aus.

,,Mich macht das hier nicht kaputt. Ich bin stark genug um damit klar zu kommen. Das sind Freudentränen, ich freue mich für ihn, dass er endlich ein ordentliches Mädchen gefunden hat und mit ihr glücklich wird mehr auch nicht. Was interessiert dich das überhaupt."
,,So einiges interessiert mich, was mit einem Zwerg zutun hat."

Ich sah ihn empört an und kniff ihn in seinen Bauch. ,,Nenn DU mich nicht so!" zischte ich wütend und wollte gehen, er aber hielt mich wieder sanft am Handgelenk und zog mich leicht zu sich rüber.
,,Lass mich los du Idiot." meine Augen spuckten schon förmlich Feuer, der aber fand es nur witzig und drückte mich an den Tisch.

Genervt setzte ich mich wieder neben ihm und sah zu den anderen. Er nahm auch sofort seine Hand von meinem Gelenk und nahm seine "coole" Pose von eben ein.

,,Wollen sie mir einen Tanz schenken der Herr?" fragte ich ihn plötzlich voller guter Laune.
Er sah mich aber nur schockiert an und fing an zu lachen.
Er zeigte mit seinem Finger einmal auf sich selber und dann auf mich.
,,Du? Du Psycho Zwerg willst mit mir tanzen? Du machst allen ernstens den ersten Schritt"
Genervt fragte ich ihn ob er jetzt mit mir tanzt oder nicht. Er überlegte nicht ein zweites mal und zog mich sofort mit sich auf die Tanzfläche.

Er nahm meine Hand in seine, legte die andere Hand an meine Taille und drückte mich näher an sich.
Ich folgte nur seinen Handlungen und tat nichts dagegen. Mein Herz war kurz davor raus zuspringen. Es tat schon förmlich weh. Mein Gesicht glühte auch wie sonst was.
Ich legte meine Hand vorsichtig auf seine Brust. Ich spürte seinen schnellen Herzschlag und bekam irgendwie ein mulmiges Gefühl.

,,Hast du Schmerzen?" fragte ich ihn schüchtern und sah immer noch auf seine Brust.
,,Etwas aber das ist jetzt Nebensache." sagte er ruhig und bewegte sich einfach perfekt zur Musik.
Der Saal war schon fast leer.
Knapp 50 Mann waren noch hier und tanzten mit ihren Partnern.

Ich sah auf meine linke Seite und sah dort Ezel, wie er mit Aysu lachend tanzte. Aysu und Mehmet waren dabei zu diskutieren, worum es ging wusste ich nicht. Sie fuchtelten nur mit ihren Armen rum, was ehrlich gesagt sehr lustig aussah da man das Gespräch nicht mitbekam.

,,Warum lachst du?" ,,Aysu und Mehmet sie streiten mal wieder" antwortete ich ihm.
,,Und wieso siehst du mir nicht ins Gesicht." Als er dies aussprach blickte ich ihn sofort in die Augen.
Seine dunklen Augen waren einfach beneidenswert.
,,Es tut mir Leid" flüsterte er mir ins Ohr.

Verwirrt blickte ich ihn an und fragte, was er damit meinte.
,,Das ich dich so zurückgelassen habe.. Es war nicht in Ordnung von mir."
Ich schnitt ihm sein Wort ab und schüttelte lachend meinen Kopf, was soviel heißen sollte, das es in Ordnung wäre.

Die Musik war auch nach einer Weile zuende. Aber wir beide standen da noch wie die letzten Idioten.
Ich lächelte ihm zu und ging einfach weg. Ich lies ihn dort einfach stehen und ging rüber zu Aysu und Mehmet. Mehmet wollte vor die Tür eine rauchen gehen und bat uns mit zukommen, da er nicht alleine raus wollte.

Draussen angekommen standen wir in der Kälte und warteten bis der Idiot zu Ende rauchte. Mehmet drückte seine Zigarette aus und ging wieder zurück in den Saal zu einer Gruppe von Jungs.
Aysu ging vor mir und ich dackelte ihr langsam hinterher da meine Füße schon etwas wehtaten.

Ich blieb versteinert stehen, als ich hörte wie jemand meinen Namen rief.
Bitte nicht jetzt ..

Asla vazgecmem'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt