4. Dezember

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Ho ho ho Kayla, der Haarreif gestern hat mir wirklich gut gefallen, solltest du öfter tragen! Ich bin wirklich begeistert gewesen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du sehr gut in Mathe sein sollst. Die kleine Marry schreibt morgen eine Mathearbeit und erwartet dich heute in der Mittagspause zum üben. Enttäusche sie nicht! LG Santa

Mein erster Gedanke war, wer zum Teufel ist Marry? Noch langem Kopfzermattern kam dann Abby endlich darauf, dass es ausgerechnet das kleine nervige Mädchen von gestern war. Na toll, also würde ich ihr erst eine Stunde helfen müssen und dann mit ihr in diese blöde AG gehen, um alle Zutaten für das backen morgen zu kaufen. Gott sei Dank würde mir der Besuch im Seniorenheim ersparrt bleiben, Kai schmiss am Freitag eine Hausparty, da würde ich den Leuten aus der AG sagen, dass es mir nicht gut ging. In Französisch jammerte ich Abby über mein Schicksal voll, ich wollte die Mittagspause bei meinen Freunden verbringen und nicht irgendwelchen Kindern Nachhilfe geben. Vorallem rechnete man in der 5.Klasse doch noch gar nicht richtig, oder? Was würde das Kind tun, wenn die Buchstaben dazu kamen? Als ich zu Beginn der Mittagspause also zur Mensa schlurfte war meine Stimmung schon wieder im Keller. "Du hast dieses Jahr komische Anwandlungen", meinte Ben, der neben mir herlief. Er würde gleich in Ruhe mit den anderen Essen und die Details der Party besprechen. Ich murrte nur. "Du bist diesen Dezember irgendwie anders", meinte er jetzt nachdenklich. Ich sah ihn hoffnungsvoll an, vielleicht konnte er ja mein Leid aus meinem Gesicht lesen. "Keine Ahnung Kayla, aber irgendwie... ich weiß auch nicht, dass passt alles nicht so zu dir. Seit wann gibst du Nachhilfe? Und ständig gehst du mir aus dem Weg." Ich schaute ihn verdutzt an, war das sein Ernst? "Versteh mich nicht falsch", ruderte er zurück. Mpf, nach so einer Einleitung konnte ich es ja nur noch richtig verstehen. Er blickte zerknirscht hin und her. Ich schaute ihn erwartungsvoll an. Nichts, einfach nichts. Sollte ich jetzt was sagen? Aber was? "Ich muss dann los", murmelte ich und schlich an ihm vorbei. "Kayla warte", rief er mir nach. Ich drehte mich hoffnungsvoll um. "Zieh am Freitag zur Party am besten das enge grüne Kleid an, dass passt dann perfekt zu meinem Hemd" Ich drehte mich um und ging. Perfekt, perfekt, perfekt. Warum musste ich immer perfekt sein?

Die Nachhilfe war eigentlich gar nicht so schlimm gewesen wie ich dachte, ja es hatte sogar spaß gemacht. Ich konnte es fast nicht glauben, aber Marrys gieriger Blick nach Wissen und diese 'Aha-Momente' waren einfach goldwert gewesen. Nun schlenderten wir gut gelaunt zur Aule. "Das ist sooo lieb von dir gewesen", rief Marry zum 10 mal strahlend. "Die Arbeit morgen schaffe ich mit links, dass wird super" "Erzähl mir dann wie es war", grinste ich gut gelaunt. Sie nickte eifrig, du bist ja in unserer Weihnachts-AG WhatsApp Gruppe, ich schreibe dir einfach sofort und direkt nach der Arbeit" Ich lachte. Wir betraten die Aula, es war noch fast niemand da. Luca war noch dabei die Stühle in einen Kreis zu stellen, wo wir dann den Ablauf heute besprechen würden und Min versuchte die Anlage zum laufen zu bringen. Das Ding schien beinahe auseinander zu fallen. "Ich bin dran mit Lieder aussuchen", quiekte Marry begeistert und stürmte los zu Min. So ein Energiebündel, dass war ja richtig ansteckend. Unschlüssig stand ich nun herum. Dann gab ich mich einfach meinem Schicksal geschlagen und maschierte zu Luca. "Kann dir helfen die Stühle aufzustellen?", presste ich hervor. Er schaute mich verwirrt an, dann guckte er hektisch umher. "Du redest mit mir?", fragte er und ein lachen umspielte seine Mundwinkel. Ich verdrehte die Augen, grinste und half ihm die letzten Stühle aufzustellen. Als wir endlich fertig waren, lief schon leise Musik und der Rest der Gruppe war auch gekommen. Ich hatte gerade den letzten Stuhl umgedreht als jemand mit schwung einen Arm um mich legte und mich an sich drückte "Was geht Kayla-Bayla?", es war David, wie immer zu laut. So war er auch in Kunst. Er machte sich an alle Mädchen ran und ich war einfach schon seit immer sein Lieblingsziel. "Zu nah David, einfach zu nah", sagte ich gespielt böse. Warum war ich zu gut drauf? "Ich habe Lebkuchen dabei", rief er jetzt, ließ mich los und rannte zu seinem Rucksatz. "Tadaa", rief er begeistert und drehte jedem einen an, ich lehnte höfflich ab. Er zuckte  nur die Schultern und verschlang ihn in einem Stück. Wow, warum wunderten sie sich nochmal darüber, dass sie von Ben und den anderen geärgert wurden? War es ihnen wirklich egal, dass wir über sie lachten? Irgendwie nagte ein schlechtes Gewissen an mir, aber ich schob es beiseite. "Was ist?", fragte ich Luca, der mich unheimlich von der Seite anstarrte. "Nichts alles gut", sagte er schnell und wandte den Blick ab. "Jetzt sag schon", drängte ich, es war ein blödes Gefühl nicht zu wissen was jetzt ihn im Vorging. Ich schaute an mir herunter, hatte ich Dreck an mir? Stand ich in einem blöden Winkel, dass ich irgendwie unvorteilhaft aussah. "Wirklich alles gut", lachte Luca jetzt, er würde es mir wohl nie sagen, "Keine Sorge du siehst gut aus" "Was?", ich blinzelte. Hatte er gesagt, dass er mich hübsch findet? "Naja eben nett", ruderte er zurück. Ich verdrehte die Augen. "Ist nett nicht die kleine Schwester von hässlich?", fragte ich. "Ne eher der große Bruder von dämlich", jetzt lachte er und gesellte sich zu den anderen, die schon die Listen für das anschließende einkaufen verteilten. Ich wusste mir auf die Zunge beißen, um nicht auch zu lachen. 1:0 für dich Luca.

Bist du Santa?Where stories live. Discover now