167 Tage und Malboro

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Die nächsten Wochen waren wundervoll. Harry und ich verhielten uns, als würden wir uns schon ewig kennen. Vielleicht taten wir das auch. Was konnten wir schon sagen? Mehrere Menschen nannten uns lächelnd goldig. Eine alte Frau im Park sagte sogar, dass wir ein süßes Paar wären. (Ich war ganz rot angelaufen und Harry hatte gekichert wie ein Schulmädchen)

Meine schemenhafte Erinnerung, die ich von unserem ersten X-Factor hatte, zeigte, dass wir uns weiterentwickelt hatten. Auch früher waren wir auf Zärtlichkeiten und Verbundenheit angesprochen worden, aber jetzt schien es offensichtlicher. Es machte mir klar, dass nicht nur ich das Glitzern in Harry's Augen sah, wenn er mich anlächelte. Es konnte jeder sehen und das bekamen wir oft zu hören.
,,Noch nie habe ich zwei junge Männer wie euch so vertraut miteinander gesehen. Wie lange kennt ihr euch schon?"

,,Seit etwa einem halben Jahr.",antwortete ich dem Interviewer, der neugierig zu uns herüberglotzte, als wären wir eine Kuriosität. Ich fühlte mich unwohl. Harry merkte es sofort und ich konnte in seiner Mimik Sorge um uns und Verachtung gegen die Fragen lesen.
,,167 Tage.",korrigierte Harry und brachte mich zum Lächeln.
,,Das hast du gezählt?"
,,Erst gestern. Ich dachte,die Frage kommt ja jedes Mal, weil die Reporter auch nicht kreativer werden und da wollte ich einmal korrekt antworten."Als ich den Schalk in seinem Gesicht bemerkte, musste ich lachen und die Jungs stimmten ein, während der Interviewer der Kamera ein verbissenes Lächeln schenkte.

,,Und wie alt seid ihr zwei?"
,,Harry ist 16 und ich bin 18. Aber jetzt bitte ich Sie wieder auf unsere Band zurückzukommen. Wir sind nämlich keine Zweiergruppe. Sollten Harry und ich jemals den Drang verspüren, uns vor Ihnen als Paar zu outen, beziehungsweise überhaupt eines sein, erfahren Sie es schnell genug. Ich möchte wirklich nicht unfreundlich sein. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber ich würde liebend gerne andere Fragen hören." Harry und ich hatten beschlossen unsere Beziehung zuerst als offenes Geheimnis zu geben. Noch war der Zeitpunkt nicht gekommen , an dem wir bereit waren,es in die Welt herauszuschreien. Vielleicht, weil wir es nie gemacht hatten. Ich schluckte und unter dem Glastisch der Talkshow griff er nach meiner Hand.

,,Es gibt Gerüchte, dass Simon Cowell euch einen Vertrag bei Modest anbieten will. Einige Musikproduzenten haben auch Interesse an einer Band, die schon während sie X-Factor noch nicht gewonnen hat, schon so viel Erfolg hat. Würdet ihr euch für Simon entscheiden, weil ihr ihn schon länger kennt und macht ihr euch Hoffnung X-Factor zu gewinnen?"
Wir tauschten Blicke und bei der Erwähnung von Simon's Namen senkten Harry und ich gleichzeitig den Kopf.
Schließlich antwortete Zayn. Er schenkte der Kamera ein schüchternes Lächeln.
,,Wenn jemand uns tatsächlich unter seine Fittiche nimmt, wären wir geehrt. Ebenso wäre es mit dem Sieg bei X-Factor. Wir können uns bei nichts davon sicher sein, aber wir sind darauf vorbereitet, falls es eintritt." Er schwieg kurz und runzelte dabei die Stirn, als wähle er seine Worte mit Bedacht. ,,Wir werden uns einem Management aber nur anvertrauen, wenn wir sicher sind, dass sie uns gut behandeln und uns die Freiheit geben, die wir brauchen, um unsere Leben zu leben. Es gibt zu viele tragische Beispiele, bei denen es falsch lief."

Sein Blick blieb einen Moment zu lange an Harry und mir hängen, als das es Zufall sein konnte und ich beschloss ihn darauf anzusprechen, wenn das X-Factor Finale in 2 Tagen gewonnen oder verloren sein würde. Ob er sich wohl erinnerte? So wie Harry und ich? Hatte Zayn plötzlich wieder Alles gewusst?
,,Also. Das war doch ein schönes Interview mit den One Direction Boys. Kommt bald wieder!"
,,Wiedersehen.", sagte ich und die Anderen winkten in die Kameras. Das Licht ging aus und das Lächeln des Moderators fiel.
,,Schön, dass ihr da wart."Er klang trotz der netten Worte so gemein, dass ich mich augenblicklich unwohl fühlte.

,,Junge Liebe...Wie schön. Aber nicht zwischen zwei Jungs und ganz bestimmt nicht unter meinem Glastisch."
Ich nickte nur und Harry ließ meine Hand los, als hätte er sich verbrannt.
,,Ganz bestimmt. Sie können sich sicher sein. Wenn wir einmal berühmt sind bewegen wir uns nie wieder zu ihrem Tisch.", antwortete Liam ruhig, bevor er Harry schützend einen Arm um die Schulter legte.
,,Im Gegenteil kommen wir nie wieder in ihre Nähe und falls uns je jemand fragt, wir erzählen die Geschichte gerne. Ich hab das Gefühl, dass es Leute gibt, die sich daran stören, dass sie Jugendliche, die einander mögen, erniedrigen.",bekräftigte Niall.

Der Herr lachte leise, aber das sah ich gar nicht mehr, weil Zayn mich an der Schulter packte und herumriss. Seine braunen Augen waren ganz ernst, als sich Meine mit Tränen füllten. ,,Hör nicht hin."
Die drei Worte,die mich schwerer trafen, als ich zugeben konnte.  Dass ich dazu gezwungen war, Worte zu ignorieren, tat weh.
Als ich sprach, war meine Stimme mit Enttäuschung getränkt.
,,Was weißt du schon?Du wirst mich doch alleine lassen."
Ich wusste, dass es unberechtigt war, Zayn anzugehen und dass wir mal eine enge Bindung gehabt hatten, war kaum zu bestreiten, aber jetzt war diese nichts mehr wert, weil ich ich erinnerte.
,,Ich...Ich glaube...Ich brauche frische Luft."

,,Ich bin gestorben und nicht mal das hat die Menschen verändert.",flüsterte ich, als ich Schritte hörte. Ein Feuerzeug klickte und Zigarettenrauch stieß mir ins Gesicht.
,,Bäh, Zayn! Wann hast du denn damit angefangen ?" Ich hörte Zayn leise lachen.
,,Schon vor Jahrzehnen, Loueh. Zeitgleich mit dir. Weißt du noch?" Das von einem 17 Jährigen zu hören, war irgendwie schräg.

,,Ich hab aufgehört.",antwortete ich knapp.
,,Gerade du weißt doch wie das ist. Gewohnheiten gehen lassen und nicht wieder kommen. Verdammt. Du bist nicht mal zur Beerdigung meiner Mutter gekommen."
Wir schwiegen und kleine Rauchkreise flogen gen Himmel. Zayn trat seine Zigarette aus und drückte mir die Zigarettenschachtel in die Hand.
,,Wirf sie weg, Louis. Sie bedeuten mir nichts. Ich möchte dieses Mal länger leben. Ich setze mich unter kalten Entzug, wenn es dir klar macht, dass wir hier und jetzt leben. Ich werde nie wieder eine Zigarette anrühren, du auch nicht. Du bleibst mit Harry zusammen. Simon wird ihn dir nie wegnehmen.
Und Louis...Deine Mutter lebt noch.
Versuch solche Dinge nicht zu vergessen. Wir leben jetzt. Lass das hier nicht zu einer neuen Chance werden, die du verstreichen lässt."

Ich blickte auf die Zigarettenverpackung herunter. Malboro. Rot-weiß mit dem Aufdruck "Rauchen erhöht das Risiko zu erblinden" und einem Bild eines schrecklich leeren Auges mit weißer Pupille.
,,Und blind will ich doch nie wieder sein. Wirf sie weg."
Zayn deutete mit einem Kopfnicken auf die Zigaretten. Wieder blickte ich in die Schachtel. In einer dieser Dinger befanden sich 24 Zigaretten. Das wusste ich noch ganz genau. 24 Zigaretten. Fast wie ein Adventskalender. Eine kleine Lücke prangte darin. Noch 23 verblieben, die er jetzt wegschmeißen wollte, um mir etwas zu beweisen.

,,Los!" Ich ging ein paar Schritte zum nächsten Mülleimer und warf sie hinein. ,,Gut."
Zayn sah mich sanft an und Tränen flackerten in seinen braunen Augen.
,,Gut.",sagte ich.
,,Freunde?"
,,Beste Freunde."
,,Beste Freunde. "

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Hey ihr Lieben!
Bald ist das Buch vorbei. Noch 3 Kapitel. Genießt sie! Habe euch lieb.
Eure Charlie030506

In another life...{Larry Stylinson deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt