12┃Überraschung

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You say I am strong when I think I am weak

Zwölf. Ich seufzte und schaltete mein Handy auf lautlos. Zwölf mal hatte Camille bereits versucht mich anzurufen seit gestern. Mein Handy vibrierte erneut - okay dreizehn mal.

Genervt ließ ich mich in die Polster meines Sofas fallen und starrte an die Decke. Ich war wütend, wütend auf Camille - aber noch mehr auf mich selbst. Das ganze war doch viel zu schön, um wahr zu sein. Sowas hätte ich kommen sehen müssen. Camille war einfach eine Nummer zu groß für mich, abgesehen davon hatte ich auch absolut nichts zu bieten; weder Erfahrung noch einen Job. Urgh. Wütend schlug ich auf das Sofa neben mir.

Gegen Klara würde ich nie ankommen, die Frau war eine Göttin. Ich ballte meine Hände zu Fäusten; wieso hatte Camille mir nicht gesagt, dass sie verheiratet war, so hätte ich sie niemals eingeschätzt. Andererseits kante ich sie auch erst seit ein paar Wochen.

Klara war nicht auf der Trauerfeier - vielleicht hatten die beiden ja Probleme. Camille war jedenfalls nicht erfreut gewesen sie zu sehen - ganz im Gegenteil. Mein Gehirn lief auf Hochtouren, auf der Suche nach einer Erklärung.

Meine Geschwister hatten recht, ich mochte sie vielleicht zu sehr. Anscheinend war Cami nur an einem Interessiert; mich ins Bett zu bekommen. Die ganze Zeit über, war sie die dominantere von uns beiden, hatte sie es etwa darauf ankommen lassen?

Erneut signalisierte mir mein Handy, dass ich angerufen wurde. Diesmal ging ich jedoch ran - ohne zu schauen, wer es war, denn es kam ja nur eine Person in Frage.

"Hallo?", fragte ich genervt.

"Ja, Hallo spreche ich da mit Frau Ackermann?"

Die Stimme kannte ich nicht. Verwirrt schaute ich auf mein Display; auch die Nummer war mir unbekannt.

"Ja, wer ist denn da?"

"Hier ist Frau Weiß, ich bin Leiterin die Personalabteilung der Universität. Frau Schönherz hatte mich kontaktiert und Sie für unsere offene Dozenten-Stelle empfohlen. Das passt gerade super, denn Frau Lehmann - unsere frühere Dozentin für Statik und Baugeschichte, ist in Mutterschutz gegangen und wir bräuchten dringend Unterstützung. Nicht nur als Aushilfe, auch langfristig gesehen, aber das ganze würde ich gerne mit Ihnen persönlich besprechen."

Stille. Ich brauchte einen Moment, um die Anzahl an Informationen zu verarbeiten, die gerade auf mich niederprasselten. Wieso hatte Cam einfach dort angerufen, ich hatte ihr doch gesagt, dass ich erstmal drüber nachdenken würde. Seufzend starrte wieder ich zur Decke.

"Hallo? Frau Ackermann?" - Oh shit.

"Ja - eh ich bin noch dran. Ich würde gerne zu einem persönlichen Gespräch vorbeikommen." - ich konnte ja jetzt schlecht absagen, Frau Weiß klang wirklich gestresst.

"Ach das freut mich! Leider bin ich nächste Woche im Urlaub, hätten Sie spontan heute noch Zeit?"

Das ging aber ganz schön schnell, doch ich hatte sowieso nichts vor.

"Heute ist perfekt, wann und wo?"

Nachdem Frau Weiß mir alle weiteren Daten genannt hatte, legte ich auf. Noch eine Weile blieb ich auf meinem Sofa sitzen. Das Gespräch würde am frühen Vormittag stattfinden, also hatte ich noch gut drei Stunden Zeit. 

Ich entschied mich dazu, ein Bad zu nehmen und meine Haare zu waschen. Auf einmal hatte ich das Verlangen danach, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Unterrichten wäre völlig neu für mich, bis auf den ein oder anderen Praktikanten in der Firma, hatte ich damit noch so gut wie keine Erfahrungen gemacht. Wieso um alles in der Welt, dachte Camille dann, das wäre der ideale Job für mich?

Amor Est Vitae EssentiaWhere stories live. Discover now