Kapitel 3

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Meine neu gewonnene Freundin zeigte mir noch schnell, wie ich zur Umkleide kam, ehe sie sich zu ihrer eigenen Stunde aufmachte.

Sie erklärte mir noch schnell, wo ich meine Sportkleidung herbekommen würde. Es gab wohl einen Schrank, wo dieselben Shorts und Shirts in verschiedenen Größen hingen.

Meine Sneakers mussten als Sportschuhe wohl ausreichen.

Laut Tenebris konnte ich die Sachen nach der Stunde mitnehmen.

Als ich die Umkleide betrat wurde ich von allen Seiten argwöhnisch beobachtet.

Ich versuchte die Blicke der blassen Mädchen mit den gruseligen Augen zu ignorieren und suchte schweigsam besagten Schrank. Nur ein Mädchen mit platinblondem Haar lächelte mich an.

Als ich ihn fand waren die meisten schon fertig und auf dem Platz. Die Shirts waren scharlachrot und die Shorts schwarz.

Ich beeilte mich einigermaßen passende Größen zu finden, doch es gab nur noch ein Shirt in L das schlabberig an mir herunterging. Wenigstens war es so leichter meine Flügel darunter zu drapieren. Ich zog die Gurte, welche sie nah an meinem Körper hielten, noch etwas nach.

Die Hose hingegen war etwas zu klein und verschwand fast gänzlich unter dem Shirt. Ich fühlte mich absolut unbehaglich, doch ich hatte keine Zeit weiter zu suchen und wollte sicher nicht nach anderen Größen fragen. Also hastete ich eilig den anderen Mädchen nach.

Ich war eine gute Läuferin. In Camden war ich fast jeden Abend am Hafen laufen gegangen.

Meine unförmige Gestalt hatte auch dort viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wenn auch aus anderen Gründen.

Beim Rauslaufen hätte ich fast den Zettel vergessen, den Direktorin Ducane mir für den Trainer mitgegeben hatte.

Als ich zu der Gruppe stieß kam gleich ein hoch gewachsener Mann mit breiten Schultern und einem schwarzen Bart auf mich zu.

„Wer bist du?", fragte er harsch. Ich versuchte mich nicht einschüchtern zu lassen und nahm eine geradere Haltung an.

Wenn ich Schwäche zeigte würde er mich vermutlich nur noch härter rannehmen.

„„Ich bin Luna Moriel. Sind Sie Trainer Nolan?" Der Mann nickte steif. Ich reichte ihm den Zettel.

„„Das hat Direktorin Ducane mir für Sie mitgegeben. Ich bin neu..." Er riss mir den Zettel aus der Hand und überflog ihn. Dann brach er in Gelächter aus.

Ich blinzelte verwirrt.

„Ein Engel, der nicht fliegen will!", lachte er, zerknüllte den Zettel und warf ihn hinter sich. Einige Schüler stimmten in sein Lachen ein. Ich entdeckte Daniel der etwas abseits der Gruppe stand und hämisch grinste. Seine grünen Augen funkelten mich an. Sein Blick richtete sich auf meine nackten Beine und die viel zu kurze Shorts. Und er war nicht der einzige. Ich presste die Lippen zusammen und konnte den giftigen Blick in seine Richtung nicht unterdrücken. Vielleicht war es hier noch schlimmer als auf der High School.

„Nun Mädchen, das hier ist ein Witz. Du bist zu langsam für uns.- Was soll's, mir egal." Er stöhnte, griff mit zwei Fingern seine Nasenwurzel und kniff die Augen zusammen als hätte er Migräne.

„Na schön, fangt an euch zu dehnen. Dann geht's erst mal mit zehn Runden los. Heute mal keine Strafe für den Langsamsten. Wir wissen ja alle, wer das sein wird." Letzteres nuschelte er nur, doch ich konnte es trotzdem gut verstehen. Und all die Schüler mit dem extra feinen Gehörsinn mit Sicherheit auch.

Ich knirschte mit den Zähnen und war dankbar für die emotionale Mauer, die ich mir über all die Jahre in der Schule angeeignet hatte. Ich musste mich beweisen. Er war einfach ein strenger Trainer...es war nichts Persönliches. Die Jungs warfen mir ständig Blicke zu, doch es waren nicht die gierigen Blicke von notgeilen Teenagern...es waren die Blicke von hungrigen Wölfen, die ihr nächstes Opfer witterten. Die Blicke der Mädchen waren kaum besser. Nur wenige waren völlig auf sich selbst konzentriert und ignorierten mich gänzlich.

Fear Gorta - Das Lied der Schatten (Neu!)Where stories live. Discover now