-10-

3 0 0
                                    

Jetzt habe ich alles was ich brauche und freue mich sogar ein bisschen auf Montag.

                                ***

Als Jana und ich jedoch am Sonntag zum gefühlt zehnten Mal meinen kompletten Kofferinhalt durchgehen, ist in meinem Magen nur Platz für ein Gefühl.
Nervosität.
Sie hat sich am Freitag ganz vorsichtig über mich gelegt und nimmt seit dem jeden Tag ein bisschen mehr zu.
Heute früh konnte ich vor Aufregung noch nicht einmal etwas essen und das hat bei mir schon was zu heißen.

Allerdings hat Jana beim Abendessen keine Gnade mit mir. „Du kippst mir morgen noch um, wenn du nichts isst.“, meckert sie.
Auch mein Vater zieht eine Augenbraue hoch und musterte mich besorgt. Er und Olivia wurden von Jana eingeladen um am letzten Abend nochmal mit mir zu essen.
„Ich glaube das ganze Tam-Tam um die Sendung tut mir einfach nicht gut.“, versuche ich meinen Vater zu beruhigen.
Zum Beweis quäle ich mir sogar einen ganzen Teller mit Spagetti rein.
Als Jana mir jedoch noch eine Portion anbietet, lehne ich stöhnen ab.

Nachdem mein Vater und Olivia gegangen sind, legt das Karussell in meinem Bauch nochmal einen Gang zu und ich lege mich vorsichtshalber schon mal hin.
Immerhin brauche ich mir ja eigentlich keine Sorgen mehr zu machen. Der Koffer ist gepackt, mein Rucksack mit den wichtigsten Dingen steht auch schon bereit und die Anziehsachen für morgen, die ich vorhin mit Jana besprochen habe, hängen auch schon an dem Haken an meiner Zimmertür.
Trotzdem fühlt es sich so an, als hätte ich irgendetwas Wichtiges vergessen.

Zur Ablenkung versuche ich ein paar Kapitel in meinem neuen Buch zu lesen, aber meine Gedanken driften immer wieder zum morgigen Tag ab und ich muss jeden Satz dreimal lesen um ihn auch nur ein wenig zu verstehen.

Als ich gerade verzweifelt das Buch zuklappe und auf den kleinen Tisch neben meinem Bett lege steckt Jana ihren Kopf durch meine angelehnte Zimmertür.
Sie hat auch schon ihren Pyjama an und als sie die Tür ganz aufstößt habe ich freien Blick auf ihre Matratze, die sie samt Bettwäsche aus ihrem Zimmer gegenüber rüber zerrt.
„Ich dachte mir, dass es vielleicht ganz gut ist, wenn du diese Nacht nicht alleine schläfst.“ Dazu grinst sie mich schief an.
Ich kann nicht anders und stehe langsam auf, nicht das mein Bauch doch noch einmal beschließt vom Kettenkarussell zur Achterbahn zu wechseln, und umarme sie.

Danach ziehe ich ebenfalls meine Matratze auf den Boden und schiebe sie neben ihre. Beim letzten Mal, als ich mit meinen Freundinnen so ein Meer aus Matratzen auf dem Boden gebildet habe, war ich bestimmt 15 oder 16 gewesen, aber komischerweise ist das genau das, was ich gerade, auch mit meinen 24 Jahren, brauche.

Ich lege mich also neben Jana und wir beide starren die Decke an, an der sich immer mal wieder die Lichter von vorbeifahrenden Autos wiederspiegeln.
„Der Typ hat echt Glück, dass du eine von den 15 bist.“, durchbricht Jana das Schweigen. Ich lächele schon fast wehmütig und überlege wie ich die Zeit ohne meine zwei Chaosköpfe da nur überstehen soll.
„Versprich mir, dass du dich meldest, wenn du angekommen bist.“, fordert Jana von mir. Ich drehe meinen Kopf in ihre Richtung und nicke. Zwar bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie das in dem schummrigen Licht erkennen kann, aber sie scheint verstanden zu haben.

Gemeinsam schlafen wir irgendwann ein. In meinem Traum reite ich mit Jana zusammen auf Giraffen zu Line und ihrem Liam nach Bayern. Dort treffen wir dann auf meinen Vater und Olivia und fahren auf einmal mit ihm Ski. Am Ende der Piste macht mein Dad ihr dann einen Heiratsantrag.

Als ich aufwache bin ich zwar mehr als verwirrt über meine Träume, doch das Glücksgefühl, über die im Traum bevorstehende Hochzeit der beiden, hält immer noch an. Ich nehme mir fest vor meinen Vater, nachdem diese Show vorbei ist, vorzuschlagen Olivia endlich zu seiner Frau zu machen.
Kurz danach erwacht auch Jana neben mir.

Da es erst kurz vor 9 ist, frühstücken wir ganz entspannt vor dem Fernseher.
Später lasse ich mir ganz viel Zeit im Bad, gehe ausgiebig duschen und föhne meine langen Haare bis auch die kleinste Haarspitze getrocknet ist. Danach tapse ich im Bademantel in mein Zimmer und schlüpfe in die schwarze Hotpants.
Dazu haben Jana und ich gestern ein dunkelgrünes T-Shirt mit V-Ausschnitt ausgesucht. Denn zunächst treffen sich ja alle nur am Flughafen und da noch nicht klar ist, wo es dann mit dem Bus hingeht und vor allem wie lange, wollte ich etwas möglichst bequemes anziehen. In dem besagten Hotel kann ich mich dann ja immer noch aufbrezeln.

Jana besteht darauf mich mit dem Auto persönlich bis vor das Flughafengebäude zu bringen und so setzte wir uns um 12:30 in ihren Polo und düsen los.
Jana hat extra ein paar Minuten mehr eingeplant, da es schon vorprogrammiert ist, dass wir in einen Stau kommen.

Während der ganzen Fahrt hören wir Musik und ich bin Jana echt dankbar dafür, dass sie alles dafür tut, dass ich nicht an das denke, was mir gleich bevorsteht.

Am Flughafen angekommen hält sie fast direkt davor und schmeißt mich raus. Da sie verständlicherweise keine Lust hat in eins der Parkhäuser zu fahren gestaltet sich unser Abschied sehr kurz. Sie hilft mir noch meinen Koffer und den Rucksack aus dem Auto zu nehmen und drückt mich nochmal ganz doll. „Du rockst das!“, ruft sie mir noch hinterher und steigt dann schnell wieder ein, als ein Auto hupend hinter ihr zum stehen kommt. Ich winke ihr noch kurz hinterher und mache mich dann auf zum ausgeschilderten Platz vor dem Flughafen.

Jetzt geht das Abendteuer wirklich los und ich bin komplett auf mich allein gestellt.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Oct 29, 2021 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Mrs. RightWhere stories live. Discover now