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Schöne Scheiße.                              

                                ***

Mir ist egal, ob es schon nach 11 ist und ob Line oder Jana schon schlafen. Wütend und frustriert laufe ich zuerst in Lines und dann in Janas Zimmer. Dort knipse ich ohne Vorwarnung die Lichter an. „Krisenbesprechung im Wohnzimmer, JETZT!“.
Als ich bei Line keine Reaktion sehe ziehe ich ihr die Bettdecke weg und nehme sie vorsichthalber gleich mit ins Wohnzimmer, denn wenn es eine Sache gibt, die Line davon abhalten kann weiterzuschlafen, dann ist es ihre Decke zu klauen.

Nach ein paar Minuten kommen zwei Leichen schlurfend ins Wohnzimmer. Doch das ist mir in diesem Moment egal. Schnaubend halte ich den Beiden mein Handy mit der E-Mail entgegen. Geblendet von dem Licht kneifen Line und Jana die Augen zusammen. Es fängt an zu arbeiten, dann verstehen sie. Jana hält sich vor Schreck die Hand vor den Mund und Line lässt sich rückwärts aufs Sofa fallen. Beide sind sprachlos. Doch das hilft mir gerade am wenigsten.

„Und jetzt?“, frage ich. „Jetzt umgarnst du ab übernächster Woche Noah von Engelsburg.“, gibt Jana trocken von sich. Entgeistert von der nüchternen Reaktion der beiden springe ich vom Sofa auf. Sitzen geht gerade überhaupt nicht, also tigere ich im Wohnzimmer auf und ab.
„Ihr habt mir die Scheiße eingebrockt und ihr müsst das auch wieder geradebiegen!“, spreche ich meine einzige sinnvolle Schlussfolgerung aus.
Line stöhnt genervt: „ Mein Gott, du gehst da einfach hin, guckst dir den Typen an und wenn es wirklich so schlimm ist kannst du dich ja gleich in der ersten Runde raus wählen lassen. Und jetzt gibt meine Decke wieder her, ich will schlafen! Morgen ist meine letzte Klausur und ich kann die echt nicht in den Sand setzen.“
Da kommt mir eine Idee. „Ich kann aber gar nicht mitmachen, ich muss doch zur Uni. Und 4 Wochen Vorlesungen schwänzen könnt ihr vergessen!“

Stolz über meine Argumentation und scheinbar simple Erklärung für meine unmögliche Teilnahme setze ich mich wieder zwischen Line und Jana. „Aber Bella, diese Woche Mittwoch hast du doch auch deine letzte Klausur und dann sind Semesterferien. Du hast praktisch gar nichts geplant und bist vollkommen frei“, bemerkt Jana schuldbewusst. Meine Zufriedenheit zerspringt in 1.000 Stücke. Hilflos lasse ich den Kopf in meine Hände fallen.
„Ich habe keine Lust, dass ganz Deutschland mir dabei zugucken kann, wie ich in einer TrashTV-Serie einen Typen verführen soll, von dem ich noch nicht einmal was halte.“

Mutlos schaue ich meine besten Freundinnen an. Janas Blick ist voller Mitleid, aber das bringt mir jetzt auch nichts mehr. Line rechts von mir ist schon wieder eingepennt.
„Na gut“, sage ich und bringe eine letzte Möglichkeit aus der Sache wieder rauszukommen hervor, „ ich werde denen morgen antworten und die Situation klarstellen. Bestimmt freut sich eine andere Bewerberin wenn sie doch noch genommen wird.“ Jana nickt mir aufmunternd zu.

                               ***

Genau das ist auch am nächsten Morgen meine erste Aktion, noch vor dem Frühstücken. Dieses Mal nehme ich mir meinen PC und setzte mich an den Esstisch. Nach mehreren Umformulierungen und Neustarts lese ich mir meine E-Mail an die Produktion ein letztes Mal durch:

Sehr geehrtes Team von „Mrs. Right“,

leider muss ich Ihnen mitteilen, dass meine Teilnahme an der Fernsehsendung nicht möglich ist.
Nicht ich war es, die sich angemeldet hat, sondern zwei Freundinnen, die dachten, dass sie mir damit einen Gefallen tun.
Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie meinen Platz an eine Bewerberin weitergeben, die mit ehrlichem Interesse an der Sendung teilnehmen möchte.
Denn ich will garantiert niemandem die Chance nehmen seine große Liebe im TV zu finden.
Nur leider kann ich das nicht.
Ich bitte um Entschuldigung für diese Unannehmlichkeiten.

Mit freundlichen Grüßen

Isabella Fuchs

Zufrieden darüber, dass ich die richtigen Worte gefunden habe, klicke ich auf den Sendebutton. Mein Problem sollte damit hoffentlich geklärt sein und jemand anders wird dafür umso glücklicher sein.

Nachdem der Sendevorgang abgeschlossen ist klappe ich den Laptop zu, schnappe mir meine Sachen fürs Lernen in der Unibibliothek und laufe los.

Mrs. RightDonde viven las historias. Descúbrelo ahora