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Stolz darüber, dass ich eine Katastrophe, in Form einer Anmeldung bei der offiziell bescheidensten Show der Welt, abwenden konnte kuschel ich mich in mein Bett.

***

Am nächsten Morgen weckt mich mein Wecker pünktlich um 9.00 Uhr. Ich habe mir vorgenommen den sonnigen Tag für eine kleine Joggingrunde im Grünen und Lernen auf unserem Balkon zu nutzen. Gut gelaunt laufe ich in unsere Küche, nur um feststellen zu müssen, dass das dreckige Geschirr von gestern unangerührt neben der Spüle steht. Seufzend mache ich mich an die Arbeit und wasche die Teller, Schalen und Gläser ab. Nachdem alles abgetrocknet und weggeräumt ist, trinke ich ein Glas Wasser und schnappe mir einen Apfel aus unserem kleinen Obstkorb. Mehr vertrage ich vor dem Laufen nicht.

Leise gehe ich zurück in mein Zimmer und ziehe mir eine Leggings und ein luftiges Top an. Dann verlasse ich die Wohnung. Draußen empfangen mich noch die Reste der frischen Morgenluft. Ich genieße noch kurz die Ruhe und jogge dann los. Am See mache ich eine kurze Pause und lasse meine Waden einen Moment entspannen. Dabei fällt mir auf, wie viele junge Frauen um diese Uhrzeit schon am Wasser sind. Trotz der noch etwas kühleren Wassertemperatur stehen einige im Bikini im Wasser und posieren für ihre Freundinnen, die am trockenen Strand stehen und begeistert Fotos mit ihren Kameras und Handys machen. In der Grünanlage rund um den See sieht es nicht anders aus. Das muss ich unbedingt Line und Jana erzählen, wenn ich wieder zuhause bin, denke ich.

Auf dem Weg nach Hause mache ich noch einen kurzen Abstecher beim Bäcker. Vielleicht haben die Mädels ja nach ihrer langen Nacht etwas Hunger, auch wenn ich mir das bei Lines Weinkonsum von gestern kaum vorstellen kann.

In unserer Wohnung angekommen erwarten mich Jana und Line schon in der Küche. Ihrem Aussehen nach zu urteilen hat Jana gestern auch noch einmal mindestens eine halbe Flasche Wein nachgelegt. Ich schaue mir die beiden belustigt an. „Ich habe euch Brötchen mitgebracht, aber ich fürchte, dass keiner von euch gerade so richtig Hunger darauf hat." Beide schauen mich gequält an. Also nehme ich mir zumindest ein dunkles Brötchen aus der Tüte und beschmiere es mit etwas Frischkäse aus dem Kühlschrank.

Als ich mich wieder umdrehe schauen mich die beiden immer noch zerknirscht an. Ich muss lachen. „Hey Leute", alles in Ordnung. Ich hatte heute Morgen so gute Laune, dass ich den Abwasch ganz freiwillig gemacht habe. Ich weiß auch nicht, ob das in eurem Zustand gestern noch so eine gute Entscheidung gewesen wäre, die Teller anzufassen."

„Darum geht es gar nicht.", sagt Jana. Ich bin verwirrt. „Was habt ihr denn sonst angestellt? Ist gestern doch noch etwas zu Bruch gegangen? Lass es bitte nicht die antike Vase von meinem Vater sein. Er hat sie doch nicht extra vor der Verschrottung im Museum gerettet, nur damit ihr sie zerschellen lasst."
Ich setzte mich zu ihnen an den Tisch. „Nein", sagt Line und hält sich dabei den Kopf, „dass ist es nicht." Nun fällt mir endgültig nix mehr ein. „Los, raus damit. Ich reiße euch schon nicht die Köpfe ab.", sage ich ungeduldig.

„Nun ja, also gestern, da hat mir Line doch so viel von ihrem Liam vorgeschwärmt", druxt Jana herum, „und da haben wir überlegt, dass es doch ganz schön wäre, wenn du auch endlich eine Person finden würdest, die dir zur Seite steht." „Wenn das nur so ist", antworte ich lachend, „hoffe ich mal, dass ich mich nicht gleich übereifrig bei Tinder oder so angemeldet habt." Immer noch schauen beide total schuldbewusst drein, keiner lacht mit mir. „Naja, sowas in der Art schon.", flüstert Lina nun fast. Langsam bin ich mit meiner Geduld echt am Ende. „Soll ich euch also jedes Detail aus der Nase ziehen?" Jana blickt entschlossen zu Line. „Du oder ich?", fragt sie diese. Line schaut mich an und seufzt: „Da war dieser Laptop und die Seite war noch offen....es tut uns auch total Leid, aber der Alkohol hat unsere Finger schneller werden lassen, als unser Kopf denken konnte. Du wirst doch bestimmt eh nicht genommen. Bis jetzt sollen sich schon über 500 Frauen beworben haben und die denken sogar über einen Bewerbungsstopp nach. Bitte sei nicht böse. Du weißt doch, wozu Alkohol einen bringen kann."

Nach diesem Monolog muss ich erst mal tief durchatmen. Die Informationen sind nur so auf mich eingeprasselt und mein Kopf ist nicht schnell genug um hinterher zu kommen. Erst langsam fügen sich die Puzzleteile zusammen. Dann macht es auf einmal ‚Klick'.
„Ihr habt bitteschön was gemacht?", krächzte ich. „Es war der Wein, nicht wir. Er hat uns dazu verführt.", gibt Jana kleinlaut von sich. Ich schnaube: „Und ihr wart diejenigen, die den Wein getrunken habt! Ich hoffe mal stark für euch, dass eure Vermutungen richtig sind und ich gleich in der ersten Bewerbungsphase rausfliege."

Wütend lasse ich die beiden alleine in der Küche sitzen und verschwinde im Badezimmer. Dort schmeiße ich meine Klamotten achtlos auf den Boden und steige in die Dusche. Das Wasser beginnt kalt auf mich einzuplätschern, doch das merke ich gar nicht. Mein Kopf ist viel zu sehr damit beschäftigt, dass der Ernstfall, den ich heute früh gedacht habe, abgewendet haben zu können, nun wirklich eingetreten ist. Meine besten Freundinnen haben mich bei Mrs. Right angemeldet.

Die gute Laune vom Morgen ist auch nach meiner kalten Dusche nicht wiederzufinden. Ohne Line und Jana zu begegnen setze ich mich auf den Balkon und hole die Lehrbücher. Die nächsten zwei Wochen werden echt hart.

Mrs. RightWhere stories live. Discover now