„Ich habe am nächsten Tag darauf gewartet, dass du dich meldest. Ich war mich sicher, dass du dich melden würdest. Immerhin wusstest du ja jetzt, wer ich war. Über meine eigene Arroganz, kann ich heute nur den Kopf schütteln. Aber so war ich eben... Als du dich dann an diesem und auch am Tag danach nicht gemeldet hast, hab ich Valerie eine Nachricht geschrieben. Ich wollte von ihr wissen, ob das Angebot mit dem Reden noch steht. Irgendwie hab ich gehofft, dass ich, auch wenn du nicht mitmachst, diese Lüge weiter aufrecht erhalten kann. Valerie hat 'ja' gesagt und wir haben eine Zeit zum Telefonieren vereinbart. In der Zwischenzeit war ich dann auch bei Kai und Sophia hat mir von eurer Begegnung, aber auch vom Open Air erzählt. Also bin ich da Abends zusammen mit Sophia und ihren Mädels hin.

Du warst da. Mit Nicci und diesen Kerlen. Und Himmel du hast so gestrahlt an dem Abend. Ich war im ersten Moment total baff. Die kleine unscheinbare Frau mit den Augenringen war weg und an ihrer Stelle standest du da. Ich hab einen Moment gebraucht, um mich zu sammeln. Und dann bist du mit diesem Alex Getränke holen gegangen und er hat dich an der Theke stehen lassen. Dieser Vollidiot...

Da hab ich meine Chance gesehen und dich angesprochen. Und wie sollte es auch anders sein, hast du mich direkt wieder angemeckert. Als du Alex dann weggeschickt hast, hatte ich die Hoffnung, dass ich doch schaffen könnte dich zu überzeugen. Also habe ich es über die Mitleidsschiene versucht. Als du mir dann sagen wolltest, dass du nicht daran glaubst, dass ich sie zurück bekommen kann, hab ich das erst Beste raus gehauen, was mir eingefallen ist. Ich hab damit bei dir wegen deiner Vergangenheit voll ins Schwarze getroffen. Geplant war das nicht, aber es hat mir in die Karten gespielt, denn da hast du auch plötzlich 'Ja' gesagt. Und ich wollte direkt anfangen. Daher hab ich so getan, als hätte ich eine Nachricht bekommen, dass Valerie da ist. Die... die gab es aber auch nie. Ich wusste ja, dass sie da sein würde, weil ich vorher mit ihr telefoniert hatte. Und irgendwie, ich weiß heute nicht mehr was mich an dem Abend geritten hat, wollte ich dir auch näher kommen. Du warst anders und irgendwie hat mich das gereizt.

Wir sind zurück zu meinem Auto gelaufen und Valerie kam uns hinterher. Das war nicht abgesprochen, also war mir klar, dass es ihr ziemlich auf den Keks geht, dass ich mit dir da war. Dann wollte ich dich küssen und du hast nein gesagt... Wieder ein Schlag für mein Ego... Aber das was dann kam... war der schönste Nicht-Kuss den ich jemals habe. Du hast du so unfassbar gut gerochen. Ich musste mich wirklich zusammen reißen und hab mich dabei selbst nicht verstanden. Absolut nicht...

Mir ist übrigens durchaus aufgefallen, dass du mich gebeten hast, dich an einer Ecke rauszulassen. Du wolltest nicht, dass ich weiß, wo du wohnst. Das war auch kein Ding, immerhin wollte ich ja nichts von dir.... Aber je mehr ich auf dem Heimweg darüber nachgedacht hab, desto mehr hat es mich geärgert, dass ich das nicht wissen sollte. Ich meine immerhin bin ich Julian Brandt."

Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck, steht Julian jetzt auf und läuft ein paar Schritte durch den Raum. Seine Worte tun mir unheimlich weh. Jedes einzelne ist ein Beweis dafür, dass er das alles mit voller Absicht getan hat. Allerdings kann ich auch heraus hören, dass es irgendwo in Julian etwas gab, Gefühle oder was auch immer, das er bei all dem nicht geplant hatte. Da ich nicht weiß wohin mit meinen Händen, halte ich mich wieder an der Kaffeetasse fest.

„In der Woche danach habe ich, nachdem ich dich eingeladen hatte, wieder mit Valerie geschrieben. Sie sollte mir helfen, dich den Jungs vorzustellen. Mir Tipps geben. Ich wollte, dass sie weiß, dass du hier sein würdest.

Aber auch wir beide haben geschrieben und telefoniert. Und du warst witzig, schlagfertig und gar nicht so, wie ich eigentlich dachte. Du hast mich nicht wie einen Fußballer behandelt und dann die Sache mit dem Trikot für Hannah und Mia... Ich fand das... einfach toll. Sie sind deine Familie und sie waren dir wichtig. Genauso wie mir meine... Ich hab am Ende wirklich unbewusst auf den Freitag hin gefiebert, weil ich dich kennen lernen wollte.

Winter Song ❄️ Julian BrandtWhere stories live. Discover now