11 | das jägerduo.

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„Armer McLaggen."

„Ob wir ihm diesmal eine Schulter zum Weinen anbieten müssen?"

Dass es letzten Endes Anne war, die am meisten von allen Recht behielt, würde sie selbst vielleicht nie erfahren, dachte Logan noch an jenem Nachmittag, als sie sich bei Corbens Pfiff auf den Besen schwang: Es wäre verdammt schön, das Grinsen der Zwillinge vergehen zu sehen.

Letzten Endes war Corben McLaggen ein guter Trainer. Eigentlich vielleicht sogar der Beste, den Logan in ihrer Zeit auf Quidditchplätzen bisher gehabt hatte. Und wenn sie ehrlich war, spielte er sogar fast besser als ihr eigener Bruder, dem sie in seinem vorletzten Jahr noch einen Stipendiumsplatz bei den Dubliner Dragons angeboten hatten.

Corben trug eine gewisse Leichtigkeit in der Luft; flog beinahe wendiger als er lief und seine grauen Augen scannten bei allen drei Probespielen, die er abhalten ließ, um nacheinander Hüter, Jäger, Sucher und Treiber zu bewerten, den ganzen Platz.

Eigentlich hätte Logan gerne behaupten können, die ihnen gestellten Aufgaben wären ihr leicht gefallen oder das Niveau des englischen Schulteams wäre ein geringeres als das in Irland. Doch als sie nach neunzig Minuten wieder auf dem Boden landete, da zitterten ihre Hände von den krampfenden Griffen und ihr Atem überschlug sich. Und doch: Das erste Mal seit sie sich erinnern konnte, Irland verlassen zu haben, durchflutete sie das Gefühl warmen, wohlverdienten Glücks, als Corben McLaggen am Ende ihren Namen für das finale Team nannte.

Und so wusch sie sich bei dem aufgeregten Gespräch ihrer neuen Treiberinnen Moleen Franks und Tina Bigstein den Schweiß und das in ihr bebende Hochgefühl mit kaltem Wasser von der Stirn. Anschließend war sie die letzte, die die Umkleiden verließ.

Corben McLaggen ruhte an der Besenkammer und ließ sich das nasse Haar in der Abendsonne trocknen, als Logan sich den grauen Hauspullover über den Kopf warf. Ihr von nun an neuer Trainer hob die schwarze, zu seinen Füßen liegende Sporttasche empor, aus der der Schweif seines Feuerblitzes lugte.

„Ich sitz jede Woche vier Stunden neben dir in diesem stickigen Kerkerzimmer", Corben stieß sich von der Holzwand, „und kein einziges Mal hast du auch nur erwähnt, wie gut du fliegen kannst."

Logan erwiderte seine Fassungslosigkeit mit einem Grinsen und schulterte ihren schwarzen Rucksack. „Du hast ja auch nie danach gefragt."

Corben verzog belustigt das Gesicht. Kurz sah es aus als wolle er etwas erwidern, letzten Endes aber schwieg er. 

Stattdessen streifte er bei jedem ihrer Schritte kaum merklich ihre Schulter. Seine Haut war rau vom Herbstwind und der Duft nach herbem Duschgel und frischem Gras haftete noch viel stärker an ihm als sonst.

Aber es stimmte: Niemand hatte gefragt. Niemand außer Naome und Anne. Und auch sonst niemand hatte Logan über irgendetwas ausgefragt. Nicht wirklich zumindest. Niemand hatte nach ihrem zweiten Tag im Schloss noch wissen wollen, warum sie neu in Hogwarts war oder wo sie eigentlich her kam. Und dass Logan Ainsley Logan Ainsley war, hatte allem Anschein nach für niemanden je zur Debatte gestanden. Auch wenn Logan vielleicht das Gefühl gehabt hatte, gesehen zu werden - mehr gesehen zu werden, als ihr lieb gewesen wär.

„Logan, du überrascht mich", kam es schließlich unvermittelt von der Seite. Sie hätte Corben McLaggens Anwesenheit beinahe vergessen.

Verdutzt sah Logan ihn an. „Wieso?"

Er musterte sie, ein Schulterzucken folgte. Sie hatten das Quidditchfeld zurückgelassen, doch noch immer war das Grinsen nicht von seinen Lippen gewichen und das Grau seiner Augen huschte zum Himmel empor als läge dort die Antwort.

„Weil du ins Team kommst", sagte er und nun war dort kein Schmeichel mehr in seinen Worten, sondern rein faktischer Ernst „und prompt die beste Jägerin bist, die wir seit zwei Jahren hatten."

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt