Normalität

4.1K 119 0
                                    

"Je mehr man liebt, desto tätiger wird man sein."

Vincent van Gogh

Es ist schon der nächste Morgen, als wir zum ersten Mal das Bett wieder verlassen. "Guten Morgen, meine Sonne.", sagt er mit seiner rauen Morgen-Stimme oder ist er noch heiser von gestern. "Wie geht es dir?", fragt er. "Ich glaube ich kann Tage lang nicht laufen.", scherze ich und stehe auf wackligen Beinen auf. "Dann bleib liegen." Er lacht und dreht sich auf die andere Seite, um mich weiter beobachten zu können. "Wir können doch so nicht weiter machen. Obwohl ich es gern tun würde." Ich zwinkere ihm zu und verschwinde im Bad. Ich dusche mich gerade, als ich Damien in meinen Gedanken höre. "Wann kommst du wieder zu mir? Ich vermisse dich!" Ich lache. Es ist so ein komisches Gefühl ihn in meinem Kopf zu haben. Ich trete aus der Dusche und wickle mich in ein Handtuch. Ich mache meine Haare vor dem Spiegel und putze mir die Zähne. Ich laufe nackt in unser Schlafzimmer, was natürlich einige freche Kommentare vom Bett einbringt. Ich ärgere ihn doch nur ein bisschen und es gibt immerhin nichts, was er nicht schon gesehen hat. Ich nehme mir schnell einige Klamotten aus dem Schrank und ziehe mich an. Lotte muss wohl den Kleiderschrank eingeräumt, den als erstes sehe ich meine Unterwäsche. Naja, vielleicht war es auch Damien. Gerade als ich fertig bin und mich noch einmal zu Damien ins Bett legen will, klingelt es an der Haustür. "Ich geh schon.", sage ich und schaue zu Damien. Er hat die Augen wieder geschlossen. "Ziehst du dich auch an?", frage ich. "Ich habe die Hoffnung das du nochmal zurück kommst." Ich lache und gehe nach unten. Lotte und Clara stehen vor der Tür und ich bitte sie in die Küche. "Wie geht es dir?", fragt Clara, als ich ihnen und mir einen Kaffee gemacht habe. "Ganz gut.", sage ich und trinke einen Schluck. Lotte beobachtet mich genau. "Irgendwas ist anders an dir.", stellt sie fest. Jetzt schaut auch Clara mich ganz genau an. "Lasst das.", sage ich genervt. Sie müssen es doch nicht wissen. "Du hattest Sex.", ruft Lotte auf einmal aus. "Was? Woher weißt du das?", frage ich erschrocken. Wie hat sie das denn jetzt heraus gefunden? "Du hast dieses befriedigende Leuchten!" Ich vergrabe meine Hände im Gesicht. Das ist so peinlich. "Wie war es?", fragt sie aufgeregt. "Lotte. Ich muss dir das nicht beantworten, aber es war göttlich. Ich glaube so gut habe ich mich noch nie gefühlt." Damien kommt grinsend in die Küche. Er hat es natürlich gehört. Wie soll ich nur5 jetzt mit diesem aufgeplusterten Ego zurecht kommen? "Guten Morgen, Alpha. Wie geht es dir?", fragt Clara höflich. "Göttlich!" Er grinst frech. "Ich fahre jetzt nach diesem göttlichen Kaffee mit meinem göttlichen Auto zum göttlichen Treffen mit unserem göttlichen Rudel." Jetzt muss ich auch grinsen. "Küsst du dann auch noch deine göttliche Mate?", frage ich und bekomme sofort einen langen Kuss. Dann trinkt er schnell seinen Kaffee und verschwindet nach draußen. "Tschüss, mein Mond.", rufe ich ihm nach. Ich wende mich wieder meinen Freundinnen zu. Sie schauen mich schon gespannt an. "Erzähl uns mehr!", sagt Lotte. "Ich sage nichts mehr ohne meinen Anwalt." Sie lachen und ich frage sie, ob sie nicht mit mir etwas das Haus erkunden wollen. Natürlich stimmen sie zu. Zuerst erkunden wir den Keller, wo Damien anscheinend einen Fitnessraum ausgebaut hat. Dann finde ich im Erdgeschoss noch dass Esszimmer und eine kleine mit Holz vertäfelte Bibliothek. Wie toll! Es gibt so viele Bücher, die ich mag oder schon immer mal lesen wollte. Damien kennt mich wirklich gut. Im ersten Stock gibt es unser Schlafzimmer, wo ich sie natürlich erstmal nicht reinlasse. Da muss erst einmal gelüftet werden. Dann gibt es noch ein paar leerstehende Zimmer. Denkt er etwa über Kinder nach? Wünscht er sich Kinder und wenn ja, wie viele? Darüber muss man doch reden. "Es sind erstmal Gästezimmer!", klärt Clara mich auf. "Ah ja.", bringe ich nur heraus. Ich bin immer noch etwas über die Anzahl entsetzt. Es sind immerhin 10 Stück. So viele Kinder werde ich ihm nicht gebären, da muss er sich noch eine Andere suchen. "Fahren wir auch in das Rudelhaupthaus?", frage ich nachdem wir alles erkundet haben. Wir haben im Haus sogar einen Dachboden! Ich liebe es. "Wenn du willst gern.", sagt Clara. "Aber ich fahre.", werfe ich schnell ein. "Nur über meine Leiche.", kommt es von Clara. "Wer zuerst beim Auto ist, darf fahren. Das ist doch ein guter Kompromiss." Schlichte ich und renne dann los. Ich bin wirklich zuerst am Auto, aber ich habe den Autoschlüssel vergessen. "Ich habe den Autoschlüssel, also fahre ich!", sagt Lotte und drängt mich von der Fahrerseite weg. Ich rolle mit den Augen und setze mich nach hinten. "Ihr beiden seid gemein." "Du bist nur sauer, weil du verloren hast." Es ist wieder fast wie früher. Am Haupthaus angekommen, kommen für einen kleinen Moment die schlechten Erinnerungen wieder hoch, aber ich schüttle sie schnell ab. Ich habe gelernt mit der Vergangenheit abzuschließen und nach vorn zu sehen. 

Ich begrüße alle im Haus und lerne schnell alle neuen Gesichter kennen. Dann besuche ich Damien bei seinem Treffen. Still setze ich mich dazu. Er leitet das neue, vergrößerte Rudel wirklich gut. Er geht auf alle ein und behandelt die gleich, so wie die Mondgöttin es uns aufgetragen hat. Nach einer Weile beendet er das Treffen und als der Raum sich geleert hat, zieht er mich in seine Arme. "Ich habe dich vermisst." Ich küsse ihn. "Ich wollte dich fragen, ob ich meine Aufgaben wieder übernehmen kann und ob mein altes Büro noch verfügbar ist." Er nickt. "Natürlich! Niemand hat etwas verändert!" "Dann mache ich mich wieder an die Arbeit. Ich liebe dich!" "Ich dich auch, fahren wir zusammen heim?" Ich nicke und verschwinde dann in mein Büro. Wie das klingt: 'Zusammen heim fahren', so hätte ich mir das nicht vorgestellt. Mit meinem ersten richtigen Freund nach 7 Monaten in ein gemeinsames Haus ziehen. Gruselig. Hat er eigentlich schon meine Eltern kennengelernt? Ich habe viel von ihm erzählt, wenn sie angerufen haben. Doch persönlich kennen sie ihn nicht. Ich lade sie sofort ein und sie versprechen bald zu kommen. Dann widme ich mich weiter meinen Aufgaben. Ich nehme wieder Kontakt mit den anderen Luna's auf und alle gratulieren mir zu unserem Sieg. Dann rufe ich Jeremy zu mir. Der junge Wolf ist meines Wissens nach als Kindergärtner eingestellt wurden und ich freue mich wirklich für ihn. Wir trinken gemeinsam eine Tasse Tee und ich rate ihm eine richtige Ausbildung zu machen. Ich habe diese Arbeit wirklich vermisst. Am späten Nachmittag arbeite ich mich durch meine E-Mails durch, als ich merke wie ich beobachtet werde. Damien steht in unserer gemeinsamen Tür. "Was ist?", frage ich. "Ich habe es vermisst dich so zu sehen!" Ich lächle ihn an und schließe meinen Laptop. "Fahren wir nach Hause?", frage ich und er nickt. Hand in Hand gehen wir zum Auto und ganz der Gentleman hält er mir die Beifahrertür auf. "Ich habe wirklich Glück mit dir.", sage ich und küsse ihn auf die Wange. Ich steige in den Wagen und zusammen fahren wir die kurze Strecke zu unserem Haus. Als wäre es schon immer so gewesen, kocht er etwas für uns und ich decke den Tisch. Das Leben ist schön.

WolvesWhere stories live. Discover now