22. Überraschung

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Als wir nach draußen kommen, sehen wir, dass Ben und Mike noch nicht da sind. Jedoch ist der Parkplatz bereits noch leerer als zuvor. Vereinzelt laufen auch bereits andere Spieler über den Parkplatz. Ein paar von ihnen grüßen Amelie und vielleicht auch mich, da bin ich mir jedoch nicht sicher. Nach wenigen Minuten sehe ich Ben und Mike durch die Tür kommen. Sofort fange ich an zu grinsen. Ich freue mich so sehr, dass ich Ben wieder sehe.

"Na los! Geh schon! Er hat dich bestimmt schon erkannt", sagt Amelie lachend zu mir und schiebt mich ein Stück in die richtige Richtung. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen, sondern laufe direkt los. Und tatsächlich scheint Ben mich schon erkannt zu haben. Wir beschleunigen beide unsere Schritte und schließen uns endlich in die Arme.

"Überraschung!", flüster ich Ben zu. Dieser lacht mich an und legt dann seine Lippen auf meine. Ich erwidere den Kuss sofort. Es ist merkwürdig, wie sehr man sich nach Berührungen sehnt und wie normal sie wieder sind, sobald sie wieder da sind. Bereits nach diesen wenigen Sekunden habe ich mich wieder vollkommen daran gewöhnt Ben küssen zu können und ihn zu umarmen. Wir lösen uns wieder von einander und Ben nimmt mich noch einmal fest in den Arm.

"Wow! Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Umso mehr freue ich mich, dass du hier bist", murmelt Ben in der Umarmung.

Dann gehen wir gemeinsam zu Mike und Amelie, die uns grinsend angucken. Ich umarme Mike noch zur Begrüßung und dann stelle ich mich wieder zu Ben.

"Wusstet ihr zwei davon?", fragt Ben die beiden, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass er die Antwort bereits kennt.

"Ja natürlich! Irgendwer musste sich ja darum kümmern, dass du dir das Wochenende frei hälst", antwortet Mike lachend.

"Das erklärt im Übrigen auch, warum du unbedingt wolltest, dass wir gemeinsam hierher fahren!", lacht Ben.

"Apropos fahren: mir ist kalt! Ich bin dafür nach Hause zu fahren und dann könnt ihr auch eure Zeit zu zweit nutzen. Also: wir sehen uns morgen!", verabschiedet sich Amelie.

"Danke dir! Oder euch!", sage ich leise zu Amelie als ich sie noch kurz umarme.

"Kein Problem!"

Und damit machen wir uns alle auf den Weg nach Hause. Die Fahrt zu Bens Wohnung dauert 20 Minuten.

"Und du bist wirklich einfach so acht Stunden hierher gefahren?", fragt Ben nochmal ungläubig und guckt kurz zu mir rüber. Er fährt jetzt, da ich heute schon so viel gefahren bin.

"Nicht einfach so. Sondern um dich zu überraschen!", antworte ich lachend. Er hat ja recht, einfach so acht Stunden fahren ist wirklich nicht ohne und beim nächsten Mal greife ich wohl doch eher auf den Zug zurück.

"Du bist doch verrückt! Aber dafür liebe ich dich", sagt Ben jetzt auch lachend. Und schon sind wir da. Ben parkt am Straßenrand auf einem Parkplatz für Anwohner und wir steigen aus. Ben wohnt in einer Wohnung etwas außerhalb. Das Haus hat einen kleinen gepflegten Vorgarten mit eine, gepflasterten Weg in der Mitte. Das Haus hat drei Etagen und Ben wohnt in der obersten. Seine Wohnung besteht aus zwei Ebenen und ist sehr offen gestaltet. Wenn man reinkommt, ist rechts eine Kücheninsel und auch der Rest der Küche. Wenn man weiterreingeht , an der Treppe nach oben vorbei, kommt man in einen Wohnzimmerbereich. Auf der rechten Seite befindet sich das Badezimmer, welches der einzige Raum mit einer Tür ist. Die obere Ebene ist der Schlaf- und Arbeitsbereich. Es gibt ein Bett, einen Schreibtisch, einen Kleiderschrank, eine Kommode und ein Bücherregal. Doch mein Highlight ist der Balkon, auf den man von hier oben gelangt.

"Schön hast du es hier! Großer Fan bin ich vom Balkon. Ich hätte auch gerne einen", wende ich mich an Ben, als wir die kleine Tour auf dem Balkon beenden. Unsere Jacken haben wir vorhin bereits ausgezogen, weshalb es jetzt ein wenig frisch hier draußen ist.

"Du darfst hier so viel Zeit verbringen, wie du möchtest!", sagt Ben und nimmt mich in den Arm. Es ist so schön ihn wieder zu haben. In seinen Armen fühle  ich mich einfach wohl und Zuhause. Mir kommt der Spruch "Home is where your heart is" in den Kopf. Es stimmt, was bringt dir die tollste Wohnung, das schönste Haus, wenn die Menschen, die du liebst, nicht da sind? Dieser Moment macht mir noch einmal klar, wie sehr ich in Bens Nähe leben möchte, aber andererseits macht es mir auch noch einmal bewusst, dass ich andere Menschen, die ich liebe verlassen würde. Ich wäre dann von meiner Familie, Linda und Nina getrennt. Würde ich das wollen?

"Woran denkst du?", fragt mich Ben ohne sich von mir zu distanzieren. Sollte ich ihm sagen, was ich wirklich denke? Aber dann zerstöre ich die Situation. Andererseits hat Amelie recht, ich sollte mit ihm darüber sprechen, er macht sich wahrscheinlich auch Gedanken darüber.

"Daran, wie doof es ist, dass wir soweit auseinander wohnen. Und das ich das gerne ändern würde, aber ich auch Linda, Nina und meine Familie nicht verlassen kann", antworte ich ehrlich. Jetzt tritt Ben einen Schritt zurück, nimmt mich an die Hand und führt mich nach unten, wo wir uns auf das Sofa setzen.

"Ich wünsche mir auch nichts mehr, als dass wir näher beieinander wohnen würden. Aber ich hoffe du weißt, dass ich niemals verlangen würde, dass du deine Familie und deine Freunde verlässt. Ich habe mir schon so viele Gedanken darüber gemacht, aber es ist und bleibt einfach eine beschissene Situation. Vor allem wenn ich bedenke, dass ich im Sommer für einen Monat nach Brasilien muss. Ich habe schon überlegt, ob ich den Verein wechseln kann, aber mein Vertrag läuft noch fast zwei Jahre, das heißt solange, muss ich auf jeden Fall hier bleiben"

"Warte!", unterbreche ich Ben "Ich weiß, dass du niemals verlangen würdest, dass ich Hamburg verlasse. Aber genauso würde ich niemals verlangen, dass du München verlässt. Ich weiß doch, wie sehr du Fußball und auch die Mannschaft liebst. Und das ist eine einmalige Chance, wie sie nicht viele erhalten."

"Ja, da hast du recht. Ich liebe den Fußball, aber ich liebe auch dich und für dich würde ich, dass auch aufgeben!"

"Aber du würdest niemals vollkommen glücklich sein und ich könnte es auch nicht, weil du deinen größten Traum für mich aufgegeben hättest."

"Was bedeutet das dann jetzt für uns?"

My One And Only FootballstarWhere stories live. Discover now