37. Der restliche Tag

5 0 0
                                    

Nachdem wir die nächsten Termine gemacht haben, verlassen Ben und ich die Praxis wieder. Glücklich nehmen wir uns in den Arm und verharren einen Moment. Ich weiß, dass ein Kind eine große Verantwortung mitbringt und vielleicht bin ich auch naiv, aber ich glaube daran, dass wir das schaffen werden und eine gemeinsame Zukunft haben.


"Was machen wir jetzt? Oder fährst du jetzt doch noch zum Training?", frage ich Ben, während wir händchenhaltend zum Auto laufen. Wir hatten jetzt anders als erwartet direkt um 8:00 Uhr einen Termin. Daher würde Ben es noch fast pünktlich zum Training schaffen. Ich konnte mir heute spontan noch einen freien Tag ermöglichen mit meinen Überstunden.

"Wäre das für dich in Ordnung?", fragt Ben mich.

"Aber natürlich! Geh ruhig."

Ben stimmt mir zu. Dann setzen wir uns ins Auto und fahren zu mir. Wir gehen zusammen in die Wohnung. Während ich mich auf das Sofa setze, packt Ben seine Tasche. Er fährt jetzt gleich mit meinem Auto, da er dieses Mal hierher geflogen ist und dadurch kein Auto hier hat.

"Tschüss! Ich liebe dich!"

"Viel Spaß und verletz dich nicht! Ich lieb dich!", antworte ich, bevor Ben mir einen kurzen Kuss gibt und dann zur Tür geht. Ich sitze auf dem Sofa und überlege was ich machen könnte. Kurz danach stehe ich noch einmal auf und hole die Unterlagen, die ich von meiner Frauenärztin bekommen habe, aus meiner Tasche. Sie hat mir viele Informationen mitgegeben und ich entscheide mich dazu diese zu lesen.

So geht der Vormittag tatsächlich sehr schnell rum. Zusätzlich google ich mich noch ein bisschen durch und gucke ein paar Videos zum Thema Schwangerschaft. Ich werde vollkommen aus meinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klingelt. Irritiert gucke ich zunächst auf mein Handy. Da sehe ich, dass ich einige Nachrichten habe. Außerdem sehe ich, dass wir schon kurz nach zwei haben und vermutlich Ben vor der Tür steht.

Also stehe ich auf und öffne die Tür. Durch die Kamera konnte ich sehen, dass es sich tatsächlich um Ben handelt. Ich lasse die Wohnungstür offen stehen, da ich jetzt beim Aufstehen bemerkt habe, dass ich ganz schön dringend auf die Toilette muss. Genau das mache ich jetzt und höre in der Zeit, wie Ben in die Wohnung kommt und die Tür schließt.

Ich wasche mir noch schnell die Hände und gehe dann Ben begrüßen.

Wir beschließen etwas zu essen. Ich mache Nudeln und eine Sahnesoße mit Pilzen, während Ben am Tisch sitzt und etwas am Handy macht.

"Kommst du später mit zum Spiel?", fragt Ben mich als er das Handy weglegt.

"Ja, wieso nicht. Ist Amelie eigentlich auch hier?", frage ich dann. Mike ist zusammen mit Ben hergeflogen. Aber durch die ganze Aufregung weiß ich überhaupt nicht, ob Amelie auch hier ist.

"Nein, sie hatte heute einen anderen Termin und konnte deshalb nicht herkommen", antwortet Ben.

"Aber Leon und Tina kommen heute auch zum Spiel."

Wir reden noch ein bisschen über dies und jenes und dann stelle ich auch schon das Essen auf den Tisch und wir essen gemeinsam.

Nach dem Essen überkommt mich auf einmal eine enorme Müdigkeit. Daher entscheide ich mich dazu mich ein wenig hinzulegen. Ben wollte in der Zeit mit seinem Bruder telefonieren. Leon hatte irgendwas geschrieben und das wollten sie dann jetzt über das Telefon klären. Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken kann, bin ich auch schon eingeschlafen.


"Mia! Ich muss jetzt los und wenn du gleich kommen willst, musst du vielleicht auch aufstehen", weckt Ben mich sanft und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

"Wie? Was?", frage ich irritiert und gucke auf die Uhr. Ich habe eine Stunde geschlafen. Allerdings habe ich eher das Gefühl noch drei weitere Stunden schlafen zu können.

"Bist du mir böse, wenn ich doch nicht komme? Ich bin immer noch unfassbar müde", sage ich zu Ben.

"Nein, alles in Ordnung! Dann ruh dich weiter aus. Und wenn was ist, ruf Leon oder Tina an." Ben klingt ein wenig besorgt.

"Mach dir jetzt keine Sorgen. Müdigkeit ist zu Beginn einer Schwangerschaft ganz normal. Im zweiten Trimester wird es besser und zum Ende hin wieder schlimmer", erkläre ich grinsend und fasse das zusammen, was ich heute Vormittag gelesen habe.

"Na dann! Ich melde mich, wenn ich kann!"

"Mach das! Viel Erfolg und verletz dich nicht! Ich liebe dich!", sage ich und gebe Ben einen kurzen Kuss.

"Danke und ich liebe dich auch!", verabschiedet Ben sich und verlässt dann das Zimmer. Kurz darauf höre ich, wie auch die Wohnungstür ins Schloss fällt. Ich lege meinen Kopf wieder auf das Kissen. Wir haben jetzt halb fünf. Das Spiel beginnt um sechs. Jetzt ist die Frage, ob ich jetzt noch weiter schlafen sollte oder ob ich dann heute Nacht überhaupt nicht schlafe.

Meine Müdigkeit nimmt Überhand, weshalb ich noch eine Runde schlafe. Vorher schaffe ich es aber noch einen Timer für eine Stunde einzustellen, sodass ich nicht zu lange schlafe und heute Nacht auch noch schlafe.


Als mein Wecker klingelt, fühle ich mich deutlich fitter. Ich bin nicht mehr ganz so matt. Deshalb stehe ich auf und gehe ins Wohnzimmer. Aus Lindas Zimmer höre ich Geräusche, was bedeutet, dass sie inzwischen zu Hause ist. Ich klopfe an ihrer Tür. Es dauert einen kurzen Moment, bevor ein "Herrein" ertönt. Ich öffne die Tür und sehe Linda, wie sie sich ihr Handy ans Ohr hält und mit der anderen Hand ihren Kleiderschrank durchwühlt. Sie dreht sich kurz zu mir um. Ich hebe fragend eine Augenbraue.

"Das weiße oder das schwarze?", fragt sie und hält zwei Tops hoch.

"Das kommt drauf an: gehts zu Wasserspielen? Dann das schwarze. Gehts zu Farbspielen? Dann das weiße", antworte ich. Woraufhin Linda mich verwirrt anguckt.

"Wohin willst du denn? Und was ist der restliche Teil des Outfits?", frage ich daher.

"Ich will nirgendwo hin, die sind für das Outfit am Freitag", antwortet Linda. Was mir nicht weiterhilft.

"Telefonier du erstmal zu Ende und dann sprechen wir. Ich bin im Wohnzimmer", sage ich deshalb und gehe dann aus dem Zimmer.

"Achja, ups, du bist ja auch noch da!", höre ich Linda noch sagen, bevor ich kopfschüttelnd die Tür schließe.

Im Wohnzimmer schalte ich den Fernseher an. Es läuft aktuell noch das, ich sage mal Vorprogramm, vom Fußball. Ich setze mich aufs Sofa und schreibe Amelie: "Na? Was hast du für Termine, dass du nicht hier bist?"

Amelie muss zwar nicht unbedingt zu jedem Spiel, aber eine Möglichkeit nach Hamburg zu kommen, lässt sie sich eigentlich nicht nehmen.

"Nichts spektakuläres, nur ein Arzttermin. Aber bis es da einen neuen gäbe, ist wieder ein halbes Jahr vergangen. Aber wir sehen uns ja spätestens in einem Monat bei Leons Hochzeit!", antwortet Amelie kurz darauf.

Ach stimmt, die Hochzeit ist auch bald. Da Mike und Ben zusammen aufgewachsen sind, kennt er auch Leon. Und mit der Zeit, als drei Jahrealtersunterschied eigentlich nichts mehr war, wurden die zwei auch Freunde. Daher kommen Amelie und Mike auch zur Hochzeit.

Amelie und ich schreiben ein wenig hin und her und dann ist auch schon Anpfiff. Amelie hat heute Abend auch nichts besseres zu tun und guckt deshalb auch das Spiel. Ihre Worte, nicht meine.

"Warum bist du eigentlich nicht da?", schreibt sie jetzt.

"Bin noch bisschen schlapp, vom ganzen krank sein...", antworte ich.

"Ah ja, eine Woche lang liegen, ist schon anstrengend", schreibt sie und schickt ein paar Smileys mit. Dann fragt sie noch wie es mir geht und ich berichte ihr, dass ich morgen wieder arbeiten bin. Der Rest unseres Gesprächs ist eher belanglos oder bezieht sich auf das Spiel.

My One And Only FootballstarWhere stories live. Discover now