25. Mut antrinken (Trying to seduce one another)

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Es war keine Seltenheit, dass ich einen Abend oder auch einmal einen ganzen Tag in der Wohnung, welche ich gemeinsam mit Sherlock Holmes bewohnte, alleine verbrachte. Ich war ein in mich gekehrter Mensch, und so störte es mich nicht, wenn Holmes einmal länger abwesend war. Doch passierte eben dies beinahe ausschließlich eines Falles wegens, und so war der heutige Abend...besonders. Stamford hatte Holmes und mich auf ein paar Drinks eingeladen, da ich aber eine längere Schicht in meiner Praxis hatte, sagte ich ab, Holmes, zu meiner und Stamfords großen Überraschung jedoch, sagte zu. Normalerweise lag dem Detektiv nichts an Alkohol und jeglichen solidarischen Abendbeschäftigungen...doch seine Beweggründe waren von jeher unergründlich... 

Ich war in meinem Lehnsessel wohl eingenickt, denn durch einen plötzlichen Knall schreckte ich hoch und musste mich zunächst erstmal zurechtfinden. Ein Blick auf die Uhr am Kaminsims verriet mir, dass es bereits nach Mitternacht war. Ich wusste, dass Holmes nicht gerade viel Alkohol vertrug, genauso wenig wie ich, da wir es schlichtweg nicht gewohnt waren und ich wegen meiner Familiengeschichte dazu um einiges vorsichtiger sein musste...doch nichts bereitete mich auf den Zustand vor, in dem Holmes sich nach diesem Ausflug  befand. Er stolperte mehr durch die Wohnungstür als das er hindurchlief und ich wunderte mich, wie er überhaupt in der Lage gewesen war, die Haustür mit seinem Schlüssel zu öffnen...nur mit Mühe verbunden schaffte er es, unser Wohnzimmer in einigermaßen geradlinigen Bewegungen zu durchqueren. Er schien nach einer Sitzmöglichkeit zu suchen...doch statt sich in seinen eigenen, freien Sessel zu setzen, trat er auf mich zu und setzte sich umständlich auf meinen, direkt auf meinen Schoß. Unnötig zu sagen, dass ich ein wenig...nun, überrascht war. Obwohl ein wenig gar untertrieben war... "Sherlock, was um Himmels Wi-" Ich hatte kaum Zeit zu Ende zu reden, da hatte er mich bereits geküsst. Seine Zunge war flink und warm, wenn auch ein wenig ungeschickt durch den Alkohol, und seine Hände wanderten bereits frech meine Schultern hinab.  Mein erschöpfter Körper und meine strapazierten Nerven waren schnell davon überzeugt, dass dies eine ganz und gar wunderbare Idee war...mein Kopf jedoch zwang mich zur Vernunft. Ich schmeckte den Alkohol auf Holmes' Lippen, nahm den Kneipengeruch wahr, der ihn zu umwabern schien wie dichter Nebel. Ich schmeckte den entfernten Anhauch rauchigen Whiskeys, roch den Alkohol und Tabak der in diesem Pub konsumiert wurde, als wäre ich selbst auch dort gewesen. Obgleich ich nicht abgestoßen war von diesem für ihn ungewohnten Verhalten, stieß ich ihn mit sanfter Gewalt von mir weg. "Sherlock, was wird das hier?" "Wonach sieht's denn aus?", schnurrte er. "Als hättest du ein paar Drinks zu viel gehabt..." Ein kindliches Lächeln zierte sein Gesicht. "So viele verschiedene Weinsorten, du hättest da sein sollen. Ausgezeichnete Jahrgänge..." "Kommt deine französische Seite raus, wenn du zu viel Wein trinkst?", scherzte ich. Er besah mich mit einem bösen Blick. "Nee, aber im Ernst. Ich mag diese Seite an dir. Die kannst du gerne öfter zeigen." Er kicherte. "Dann werde ich aber irgendwann Alkoholiker..." "Warum das?" Plötzlich errötete er und ich verstand. "Oh mein... Ihr wart weg weil du dir Mut antrinken wolltest?" Beschämt nickte er. "Ist das niedlich..." "Ich bin nicht niedlich!" "Doch. Der kleine Detektiv der sich Mut antrinken muss um seinen Doktor zu verführen...herzerwärmend." "Du...du weißt doch das das alles..." Wild fuchtelte er mit der Hand zwischen uns hin und her. "...für mich ungewohnt ist! Dir zuliebe wollte ich es probieren, doch jedes Mal wenn ich mich aufgerafft hatte, habe ich kalte Füße bekommen." Er blickte mich an, und als ich in seine Augen blickte, wirkten diese aufrichtig und seltsam klar. "Ich liebe dich über alles, John, aber in diesem Gebiet fühle ich mich gänzlich...unwissend." Der Detektiv blickte peinlich berührt weg, doch mir ging, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte, das Herz auf. "Sherlock..." Ich legte meine Hand an seine Wange, zwang ihn so, mich anzublicken, lächelte ihm zu. "Intimität zwischen zwei Menschen ist eine wunderschöne Sache, aber wenn du dich dabei nicht wohlfühlst-" "Tu ich", erwiderte er schnell. "Ich fühle mich mit niemanden so wohl wie mit dir, aber..." "Du hast Angst, etwas falsch zu machen?" Reumütiges Nicken. Es war in der Tat gewöhnungsbedürftig, den großen Meisterdetektiv so eingeschüchtert von solch banalen Dingen zu sehen...aber es war auf seltsame Art charmant. "Du kannst dabei so gut wie gar nichts falsch machen. Wichtig ist nur, dass du deinem Partner zu verstehen gibst, wenn du für etwas noch nicht bereit bist oder wenn dir etwas nicht gefällt. Auch wenn es dir schwer fällt, gib dieses eine Mal das Ruder aus der Hand, und überlass mir die Kontrolle..." Meine Hände umschlossen seinen Oberkörper. "Ich kann dir die Sicherheit geben die du brauchst und dabei so viel mehr. Ich kann der Doktor sein der dich wieder aufpäppelt, ich kann aber auch der Captain sein der dich zurechtweist und dir sagt, was du tun sollst. Ich werde alles sein, was du in diesem Augenblick brauchst, was dir in einem intimen Moment Geborgenheit verschafft und dir hilft, dich komplett fallen zu lassen." Er blickte mit großen Augen auf mich hinab, als ich ihm zulächelte. "Was ist es, das du nun willst?" "Oh, ich weiß nicht", sagte er unsicher. "Aber was ist denn mein nächster Befehl, Captain?" Ich gluckste. "Beweg dich erstmal von mir runter und folg mir in das gemütlichere Schlafzimmer. Und dann überlässt du alle weiteren Verführungsversuche mir..."

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