16. Trost, Hogwarts AU (Needing Each Other)

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Seit ich hier bin, schweifen meine Gedanken immer wieder zu IHM ab...denn ich habe das Gefühl, dass dies die einzige Möglichkeit ist, nicht den Verstand zu verlieren. Meistens denke ich dabei an den Moment zurück, an dem Holmes und ich uns zum letzten Mal gesehen haben. Unseren Streit...der in meiner Entführung endete..
Die überstürzts Flucht aus Hogwarts , ein harter Schlag auf den Hinterkopf...und als ich aufwachte, befand ich mich in dieser Zelle. Allein, nur mit einem weiteren Mitgefangenen, der in einer mir gegenüberliegenden Zelle saß. Ein Vampir, wie mir meine Nase verriet, der dazu halb verhungert aussah. Er reagierte nicht, als ich ein kurzes Hallo herausbrachte, starrte nur apathisch vor sich hin...bis sie ihn schließlich abholten. Ich wusste nicht, was genau sie mit ihm anstellten...doch die Schreie, die danach durch das winzige Gefängnisgebäude hallten, sagten mir, dass dies auch gut so war... Er kam danach nicht wieder, und mein Gefühl sagte mir, dass sie ihn wohl nicht mehr gebraucht und somit 'entsorgt' hatten. Von da an blühte mir ein ähnliches Schicksal wie diesem armen Gesellen. Den ganzen Tag verbrachte ich in meiner Zelle, wurde ab und zu in einen anderen Raum gebracht, das Untersuchungszimmer wie sie es nannten, wo sie all möglichen Dinge, die ich hier lieber nicht aufzählte, mit einem 'wertlosen' Werwolf wie mir anstellten. Eines Abends kam ein weiteres 'Spielzeug' hinzu, nahm den Platz des Vampirs ein, und genau wie er am Abend meiner Ankunft zeigte ich keinerlei Reaktion als der Neuankömmling kurz die Hand hob, um mich zu grüßen. Ich blinzelte nur leicht; ein ungewöhnlich beißender Geruch ging von ihm aus, der meine empfindliche Nase reizte. Was er wohl für ein Geschöpf war? Konnte mir auch egal sein; sein Schicksal wird sicher auch nicht besser ausfallen wie meines oder das des namenlosen Vampirs... Als ich das nächste Mal aufblickte, war er verschwunden... Vermutlich hatten die Wächter ihn für seine Untersuchung abgeholt... Armer Kerl...
Lustlos zog ich an der störrigen Leine, die ich schon seit meinem ersten Tag hier trug. Sie hatten versucht, mir einzureden, dass ich mich wie ein Hund aufführte, und es auch verdiente, so behandelt zu werden... Ich musste an Holmes' Worte denken, dass Wolf eigentlich nicht der passende Ausdruck für mich ist, da ich doch stur wie ein Esel sei, und der Gedanke an ihn ließ mich unweigerlich lächeln.
Holmes würde herkommen und mich befreien, natürlich würde er das! Doch die Zeit wurde knapp... Diese Nacht war Vollmond, und dann würden sie mich, einen Tier im Zirkus gleich, vorführen um zu zeigen, wie gefährlich meine Spezies doch war. Nun, wenn du einem Werwolf seinen Wolfsbanntrank abnimmst, ihn folterst und hungern lässt, wird es keine Überraschung sein, wenn er wild wird...
Mit müden Augen starrte ich an die triste, graue Wand meiner Zelle. Ich spürte eine seltsame Sehnsucht in mir hochkommen... Nicht nur nach Hogwarts, meinem gemütlichen, sicheren Bett... Sondern vorallem nach Holmes. Immer hatte ich seine Anwesenheit als selbstverständlich erachtet...und nun, in dieser einsamen, grauen Zelle wurde mir bewusst, wie furchtbar abhängig ich von ihm war. Ich brauchte ihn. War dies noch Sehnsucht nach einem Freund...oder mehr nach einem Partner? Hier hatte ich genug Zeit zum Nachdenken, auch über das unverblümte Angebot, welches Holmes mir vor meinem Verschwinden gemacht hatte, welches ich so voreilig abgelehnt hatte... Doch nun nahm ich mir vor, sollte ich es hier herausschaffen...würde ich es annehmen, es versuchen...
Ein lauter Knall seitlich von mir ließ mich zusammenfahren. Eine der Wachen hatte gegen das Gitter meiner Zelle geschlagen. Keine Seltenheit; das passierte mindestens dreimal täglich. Sie fanden es lustig, mich wie ein Tier im Zoo zu begaffen und mit Dingen zu bewerfen. Daher hatte ich auch einige meiner Blutergüsse... Ich war eine Art... Attraktion. Am besten war es eifnach, die Kommentare zu ignorieren... Selbst als die Zellentür aufging, machte ich keinen Mucks. Vielleicht glaubten sie ja dann tatsächlich irgendwann, ich sei lediglich aus Stein gemeißelt... Aber nein...denn schon wurde ich grob an meinem Halsband in die Höhe gezwungen. "Hoch mit dir, der Chef will dich sehen, du Promenadenmischung!", keifte die Stimme des Wärters und ich blickte unmotiviert zu ihm auf. Hinter der Härte der grauen Augen traf ich unverhofft auf tiefes Mitleid, als würde ihm die Grobheit dieser Worte insgeheim leidtun. Das verstand ich nicht...
Er schubste mich voran, durch die offene Zwingertür und ich dachte, wir würden den gewohnten Weg zu meinem 'Untersuchungszimmer' gehen. Doch wir schlugen eine völlig andere Richtung ein. Fragend öffnete ich bereits meinen Mund, blickte auf zu dem großgewachsenen, schmächtigen Kerlchen mit Backenbart und Wärteruniform, sah das Funkeln in seinen Augen...und plötzlich verstand ich. Kommentarlos ließ ich mich weiterführen, was mich allerdings verwirrte war, dass wir unterwegs nur zwei weiteren Wachen begegneten, wo hier doch normalerweise alles vor Personal wimmelte... Der Weg an die frische Luft war mit überraschend wenig Komplikationen verbunden... Als wir die Außenwelt betraten, rauschten die Polizisten bereits an uns vorbei in das Versteck...
Sofort machte Holmes sich daran, mir Leine und Halsband abzunehmen, sie beinahe abzureißen. Ich sah ein Feuer in seinen grauen Augen lodern, vermutlich deduzierte er bereits, was mir während meines Aufenthalts an diesem Ort angetan wurde. Um ihn zu beruhigen, und weil ich schlichtweg nichts außer Erleichterung verspürte, fiel ich ihm erschöpft in die Arme. "Watson... Alles in Ordnung?" "Es geht, den Umständen entsprechend... Wie haben Sie mich gefunden? Und wie verlief die Flucht so glatt?" Er betrachtete mich zunächst nur eine Weile, wie um sicherzugehen, dass ich nicht log, ohne mich dabei loszulassen. Er war mir so nahe... "Bereden wir das lieber morgen früh in Ruhe..." Prüfend blickte er gen Himmel. "Es wird schon dunkel...suchen wir ihnen einen Rückzugsort...", flüsterte er, packte mich fest am Arm und apparierte mit mir zusammen. Das Apparieren half mir nicht wirklich, meine Nerven zu beruhigen...und so war ich froh, als wir endlich wieder kühle, befreiende Abendluft einatmeteten. Es roch frisch und süß, nach Wald und Natur...doch das Brennen in meinen Muskeln verriet mir, was die einsetzende Dunkelheit mit sich gebracht hatte...
Schon spürte ich, wie sich meine Augen an die Finsternis anpassten, die Zähne sich verlängerten und die Panik mit einem Mal in mir hochstieg. "Watson..." Seine Stimme zog meine Aufmerksamkeit auf sich. "Alles wird gut. Ich bleibe bei Ihnen..." "Nein, das ist Wahnsinn... Sie wissen nicht wie der Wolf ohne Wolfsbann-" "Es ist mir egal, was er tut. Ich habe sie in den letzten Tage alleine gelassen, sie an diesem furchtbaren Ort gelassen...aber das werde ich von nun an nie wieder tun... Ich weiß mich schon zu verteidigen, alter Junge." Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln, ehe mich der Schmerz der Verwandlung in die Knie zwang. Knochen krachten und knackten, verlängerten sich, Haare stießen wie abertausende winzige Nadeln schmerzhaft durch meine Haut. Noch einmal hörte ich Holmes' Stimme neben mir, ehe der Wolf schließlich Überhand gewann...

JohnLock OTP challengeWhere stories live. Discover now