19. Wunscherfüller (Spoiling each other)

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"Harten Tag gehabt?" Manchmal verfluchte ich Holmes' Fähigkeit, alles und jeden innerhalb weniger Sekunden lesen zu können.  Oder aber, es war so offensichtlich, dass er es nicht einmal nötig hatte, sich seiner speziellen Fähigkeiten zu bedienen. Ich musste einfach erschöpft aussehen... "Du hast ja keine Ahnung", schnaubte ich, vermutlich ein wenig zu grob, ließ mich aber dennoch unbeirrt in meinen Lehnsessel fallen und streckte die schmerzenden Glieder vor dem Kamin aus. Mitleidig blickte Holmes mich von der anderen Seite des Zimmers aus an. Ich war heilfroh, dass es ihn nach seiner langen Krankheitsphase nun endlich besser ging. Er aß wieder normal und hatte wieder seine normale Gesichtsfarbe, war wieder aktiver...doch noch immer verkroch er sich abends zu mir, um einigen Geschichten zu lauschen. Ich hatte nichts dagegen, im Gegenteil... "Mrs Hudson hat bevor du gekommen bist, Tee hochgebracht. Möchtest du?" "Ich würde STERBEN für eine Tasse Tee..." Einige Sekunden später hatte ich auch schon das Gefäß voller dampfender Flüssigkeit in der Hand und war in eine wunderbar weiche Decke eingehüllt. "Danke, Liebes!" Holmes antwortete nicht, sondern musterte mich nachdenklich. So wie ich ihn kannte, versuchte sein maschinenartiges Gehirn vermutlich gerade, durch verschiedene Analysen die beste Entspannungsmöglichkeit für mich zu finden... "Wie wäre es, wenn du deinen Tee trinkst und ich dir ein schönes, heißes Bad einlasse?" Sag ich ja! Aber wenn ich ehrlich war, hätte ich als letztes an ein Bad gedacht...doch mein ganzer Körper stimmte Holmes zu, dass dies eine wundervolle Idee wäre. Deswegen nickte ich nur, trotzdem schien er zu verstehen. "Ich werde mich um alles kümmern. Kleine Entschädigung dafür, dass du mich gesund pflegen musstest!" "Hab ich doch gerne gemacht!" Ich bemerkte das leichte Lächeln, welches er auf den Lippen trug, bevor er im Badezimmer verschwand, erst, als es schon beinahe wieder verblasst war. Irgendwann, ich musste wohl eingenickt sein, fuhr ich hoch, weil ich ein Gewicht auf meiner Schulter spürte. Holmes' Hand... Dankbar drückte ich sie, bevor ich mich mühselig erhob und ins Badezimmer trottete...

Das heiße Wasser war eine wahre Wohltat für meine steifen, schmerzenden Glieder und der Duft des Badeschaums war benebelnd, beinahe einschläfernd... Im Wohnzimmer hörte ich Holmes herumwerkeln...und im nächsten Moment blendete ich alles weitere aus, ließ mich bis zum Kinn ins Wasser gleiten und schloss die Augen...

"Erfrischt?" Ich nickte lächelnd, als ich mich, eingemummelt in meinen Bademantel, auf meinen Sessel hockte und nach meiner Pfeife griff. "Dich so zu sehen erinnert mich irgendwie an unsere Besuche in den Türkischen Bädern..." "Da könnten wir tatsächlich mal wieder hin." Holmes lächelte. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun?" "Bleib einfach in meiner Nähe, dann bin ich wunschlos glücklich!" "Ich denke, das dürfte nicht allzu schwer werden..." "Obwohl, wo wir gerade von Wünschen sprechen..." "Hm?" Holmes' Augen fixierten mich. "Nenn irgendeinen und ich sehe, ob ich ihn dir erfüllen kann..." "Also gut...ich möchte, dass du mir eine Frage beantwortest..." "Ja?" In seinen Augen glitzerte eine seltsame, kindliche Neugier... "Möchtest du immer noch, dass ich dich küsse?" Er blinzelte, doch der zarte Rosaton in seinen Wangen verriet mir, dass er sich sehr wohl erinnerte. "Du wolltest, dass ich dich küsse als du krank warst...und ich habe dir versprochen, es zutun, sobald du wieder gesund bist. Und das bist du jetzt..." "Wenn du denn noch möchtest?" Es war eine Frage...und Holmes' plötzliches Unbehagen und Unsicherheit war auf ungewöhnliche Weise ziemlich niedlich... Wortlos winkte ich ihn zu mir; zögernd schlich der Detektiv auf mich zu, ergriff die Hand die ich ihm anbot, ließ sich, zwar mit einem kurzen, überraschten Aufschrei, auf meinen Schoß ziehen. "Keine Angst", hauchte ich, sein Körper erschauderte als mein Atem auf die nackte Haut seines Halses traf. Mein Finger hob sein Kinn an und... Nun, der erste Versuch war etwas ungeschickt, nicht perfekt und makellos wie man es vielleicht aus dem Theater kennt und die ersten paar Minuten danach saßen wir einfach nur da und kicherten. "Neuer Versuch?" Er nickte lachend. Der nächste war schon deutlich besser. Die Unterarme auf seinen Schultern abgelegt, seine Hände an meine Brust gestützt... 

Es war...ein seltsames Gefühl, Holmes auf meinem Schoß, während ich nichts außer meinem Bademantel trug. Die Umstände waren seltsam...aber passte das nicht zu uns? 

Mit dem Schließen meiner Augen schien ich in eine andere Welt zu gleiten. Entfernt nahm ich Holmes' leises Stöhnen wahr, spürte seine Hände über meiner Haut...

Selbst nach dem Kuss hielt Holmes es nicht für nötig, seinen neuen Lieblingsplatz zu verlassen. Seine langen Beine baumelten über der Armlehne, katzenähnlich hatte er sich auf meinem Schoß zusammengerollt, der Kopf war gegen meine Brust gesackt und ich griff um ihn herum nach meinem Buch. Verschlafen lächelnd blickte er zu mir auf und kuschelte sich danach wieder an mich.  Es war ein wunderbares Gefühl, so beschützt und versorgt und zur selben Zeit gebraucht zu werden...

JohnLock OTP challengeWhere stories live. Discover now