Kapitel 11

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Sie setzten sich früh am nächsten Tag wieder in Bewegung, doch sehr zum Missfallen aller regnete es aus Ströhmen. Am schlimmsten traf das Wetter die Celva, ihr Fell würde sich vollsaugen und sie aussehen lassen wie eine nasse Ratte! Ahvril saß mit gestreubtem Fell da und betrachtete argwöhnisch die fallenden Tropfen. Die Zwerge um sie herum sammelten ihr Hab und Gut zusammen und bepackten ihre Ponies. Gandalf stand am Rand der kleinen Höhle und sah zu seiner alten Freundin hinunter. In all den Jahren, in denen sie sich kannten, konnte er die Treffen in denen sie tatsächlich als Mensch vor ihm stand mit einer Hand zählen.

Als alle bereit waren und wieder auf ihren Pferden saßen hatte Ahvril keine andere Möglichkeit, als sich unter einem der Mäntel der Zwerge zu verkriechen. Nun saß sie also zusammengekauert hinter Kili und krallte sich an der Satteldecke fest, um nicht herunterzufallen. Die schweren Stoffe seines Mantels schützen sie vor der Nässe.

Die ganze Gemeinschaft litt unter dem Wetter und manche der Zwerge beschwerten sich lauthals. Bofur zum Beispiel versuchte verzweifelt seine geliebte Pfeife anzustecken, doch der Tabak war so durchnässt das er nicht mal zu glühen begann. Die Ponies kämpften sich tapfer durch den Schlamm, dabei spritzte der Dreck bis zu ihren Bäuchen.

Auch der Hobbit war nass bis auf die Knochen, er ärgerte sich keinen Mantel mitgenommen zu haben. Was hatte er wohl noch alles wichtiges vergessen? „Herr Gandalf? Könntet ihr etwas gegen diese Überschwemmung tun?“, fragte Dori in seinem üblich höflichen Tonfall und zog dabei seine Kaputze noch etwas weiter ins Gesicht. Gandalf sah sich mit gerunzelter Stirn nach dem Zwerg um. „Es regnet, Meister Zwerg und es wird weiter regnen, bis es aufgehört hat zu regnen!“ Bilbo verzog genervt das Gesicht und zog die Schulterblätter hoch, in einem letzten Versuch sich irgendwie vor dem Regen zu schützen. Doch nur noch mehr Wasser lief seinen Rücken hinab. „Wollt ihr das Wetter auf der Welt ändern, müsst ihr euch einen anderen Zauberer suchen!“, fügte Gandalf noch hinzu. Jetzt neugierig fragte Bilbo: „Gibt es welche?“

„Was?“

„Noch andere Zauberer?“

„Es gibt fünf von uns“, antwortete Gandalf, „Der höchste unseres Ordens ist Saruman, der Weiße. Und dann gibt es noch zwei blaue Zauberer, deren Namen ich allerdings vergessen habe.“

„Und wer ist der Fünfte?“

„Das ist natürlich Radagast, der Braune!“

„Ist er ein großer Zauberer oder ist er mehr … so wie du?“, Bilbo hielt seine Frage für berechtigt, während einige der Zwerge ihn entweder belustigt oder empört ansahen, gespannt auf Gandalfs Antwort. „Ich finde er ist ein sehr großer Zauberer!“, der Alte zögerte ein wenig, „auf seine Weise. Er ist eine sanfte Seele, der die Gesellschaft von Tieren vorzieht. Er wacht über die riesigen Waldgebiete, die sich weit im Osten erstrecken. Und das ist gut, denn das Böse wird immer wieder versuchen dort Fuß zu fassen.“

„Also ist er auch von den Celva?“, Bilbo ging ein Licht auf, ehe Gandalf ihm widersprach. „Nein, er ist ein Zauberer. Ich bin mir sicher Ahvril bleibt die einzige Celva, die du je zu Gesicht bekommst mein lieber Bilbo!“

Nach einigen Stunden und mehrerer Beschwerden hörte es auf zu regnen und Ahvril kroch unter dem Mantel hervor, froh endlich wieder frei atmen zu können. Sie blinzelte bis sich ihre Augen ans Licht gewöhnten und sprang auf Kilis Schulter. „Ah, meine unsichtbare Weggefährtin!“, sagte er schmunzelnd, was ihm ein Fauchen einbrachte. „Katzen mögen kein Regen“, erinnerte sie ihn und sprang auf das Pony vor ihnen. So bewegte sie sich von Zwerg zu Zwerg, ehe sie Gandalf an der Spitze erreichte. „Ich kenne diesen Weg“, sagte sie ernst, „ich weiß wohin du uns führst. Thorin wird das nicht gefallen!“ Der Zauberer konnte ihr nicht antworten, mit Thorin an seiner Seite, also sah er sie nur an. „Aber das ist der einzige Ort, wo wir Antworten finden. Nicht wahr?“ Ein unmerkliches Nicken folgte. „Hier schlagen wir unser Nachtlager auf!“, unterbrach Thorin die stille Unterhaltung und Ahvril sprang auf den Boden, zufrieden endlich wieder selbst gehen zu können. Hinter ihr stiegen die Zwerge von ihren Pferden. „Fili! Kili!“, rief der König aus, „versorgt die Ponies und bleibt bei ihnen!“ Schon gleich zu Beginn der Reise hatte Ahvril bemerkt wie die beiden Jüngsten der Gemeinschaft die meiste Arbeit bekamen. Sie hielten als erste Wache, ritten meist am Ende der Reihe und versorgten die Tiere. Thorin behandelte sie nicht wirklich wie die Prinzen, die sie waren. Vielleicht kam das von der Tatsache, das er selbst nie wie einer behandelt wurde. 

Arrow Princess (Hobbit FF: Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt