Melodie der Erinnerung

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Gegenwart

Schnaufend bleibe ich mit meinem kleinen Koffer am Bahnsteig stehen. Die rote Dampflok mit dem Wappen der vier Häuser von Hogwarts und der verschnörkelten Aufschrift Hogwartsexpress sieht noch genauso aus wie vor all den Jahren, als ich das erste Mal durch die Absperrung getreten bin. Ein warmes, prickelndes Gefühl durchströmt mich, als ich daran denke, dass dieser Zug mich einmal zu dem Ort gebracht hatte, den ich vor langer Zeit mein Zuhause genannt hatte...
Hogwarts...
Wie merkwürdig jetzt wieder dorthin zurückzukehren. Ich schüttele den Kopf. Vielleicht war es doch nicht so eine gute Idee von Dumbledore, als er mich vor zwei Wochen in meiner kleinen Wohnung in New Hampshire aufgesucht und mir den Vorschlag unterbreitet hatte, ich könne meine Zauberkünste ja mal wieder auffrischen.
Ich bin zuerst nicht besonders begeistert gewesen, verständlicherweise, jetzt da ich mir ein halbwegs vernünftiges Leben aufgebaut habe. Wie man es halt nennen kann, wenn man rund um die Uhr in einem heruntergekommenen Pub arbeitet und die Wirtin einen bei sich wohnen lässt, da sie noch ein Zimmer frei hatte. So war ich nicht aufgefallen.
Ich wurde schlecht bezahlt.
Aber ich hatte ein Dach über dem Kopf.
Und hatte noch nie alleine gelebt.

Ich seufze und setze mich, meinen magisch vergrößerten Koffer hinter mir schwebend, in Bewegung auf der Suche nach einem leeren Abteil.
Das Schicksal ist nicht auf meiner Seite, nachdem ich durch den halben Zug gelaufen bin und alle Abteile entweder voll oder mit einzelnen Erstklässlern besetzt sind, gelange ich schließlich ein wenig außer Atem zu einem verlockend geräumigen Abteil.
Ich bleibe stehen.
Von innen dringen lautes Gelächter und mehrere freundliche Stimmen an meine Ohren. Soll ich den Versuch wagen und zu ihnen gehen? Und wenn sie genauso unfreundlich wie die letzten zwei Abteile sind? Egal, ein Versuch ist es wert. Ich schiebe die Tür auf.
Sofort wird es still und drei Augenpaare mustern mich neugierig.

„Ähm.... hallo." sage ich und stelle verärgert fest, dass meine Nervosität deutlich zu hören ist.
„Tut mir leid, dass ich euch störe, aber... Naja... alle anderen Abteile sind voll und ich wollte nicht die gesamte Zugfahrt über im Gang stehen bleiben. Also... kann ich mich zu euch setzen?" beende ich schließlich mein Gestotter.

Das Mädchen mit den buschigen, braunen Haaren lächelt mich herzlich an und sofort breitet sich eine wohlige Wärme in meinem Bauch aus.
„Klar, setz dich!" sagt sie und rutscht zur Seite um mir Platz zu machen.

Ich atme erleichtert auf, es ist, als wäre eine tonnenschwere Last von mir abgefallen.

„Harry?" fragt die Braunhaarige, nachdem ihr Blick auf meinen Koffer fällt.

Ich sehe auf und beobachte, wie ein schwarzhaariger Junge nickend aufsteht und meinen Koffer auf die Gepäckablage wuchtet.
Ich kneife die Augen zusammen. Irgendwoher kommt er mir bekannt vor. Er setzt sich wieder und stößt dem rothaarigen Jungen neben sich den Ellbogen unsanft in den Rippen. Besagter schreckt auf und nimmt seinen bösen Blick von dem Mädchen neben mir. Ganz offensichtlich hat er was dagegen, dass ich bei ihnen im Abteil sitze. Das macht ihn mir sofort etwas unsympathisch. Dann ergreift das Mädchen das Wort.

„Ich bin Hermine." stellt sie sich vor. „Und das da sind Ron", sie deutet auf den Rothaarigen, der mir zunickt, „und Harry, Harry Potter. Aber das wirst du wahrscheinlich bereits wissen." fügt sie hinzu und zeigt auf den schwarzhaarigen Jungen mit Brille, der mir ein breites Lächeln schenkt.

Harry Potter! Natürlich, warum ist mir das nicht gleich aufgefallen? Mein Blick zuckt wie von selbst zu seiner Narbe, doch ich vermeide es ihn allzu lange anzustarren. Das macht bestimmt jeder, aber ich finde es unhöflich. Trotzdem lasse ich meinen Blick noch ein zweites Mal über ihn wandern. Merlin! Und vor ihm hat Tom so große Angst? Er ist doch noch ein Junge. Er ist so... unschuldig. Er macht keinen gefährlichen Eindruck auf mich.

ME AFTER YOU Where stories live. Discover now