Prolog

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Tausend Wellen fern

April, 1945

Wir schlugen hart auf dem Boden auf und fast sofort ließ ich seinen Arm los. Vor uns erstreckte sich eine weite Ebene an Feldern und irgendwann dahinter kamen die Klippen. Ich sah ein paar schmutzige Schafe auf einer verdorrten Wiese grasen. Möwen zogen kreischend ihre Bahnen über unseren Köpfen. Das Haus, das vor uns lag, passte nicht so recht hier her. Es war groß, von einem schmiedeeisernen Zaun umgeben und besaß mehrere kleine Erker hier und da. Ganz oben, im zweiten Stock, gab es einen Balkon mit Palmen und als wir durch das Tor traten, linste ich um das Haus herum und sah einen weitläufigen Garten mit einem Teich in dem schwarze Schwäne schwammen. Vor der dunklen Ebenholztür blieben wir stehen. Er drehte sich zu mir.

„Ich habe ein wenig herum gezaubert, bis ich es passend für uns fand. Ich hoffe es gefällt dir."

Er drehte sich wieder vor, legte die Hand auf den Türknauf, der sich zu meinem Erstaunen in eine eiserne Schlange verwandelte.

„Passwort?" zischelte sie auf Parsel.

Er kräuselte die Lippen.
„Schlammblütern den Tod."

Die Schlange zischte zustimmend, dann schwang die Tür mit einem lauten quietschen auf. Er legte mir einen Arm um die Taille und führte mich in die Eingangshalle. Sie war aus schwarzem Marmor, mit Säulen und einem kleinen Springbrunnen in der Mitte. Eine breite Treppe mit grünem Teppichläufer führte hoch in den ersten Stock. Links und rechts führte jeweils ein Gang zu weiteren Räumlichkeiten. Er klatschte zweimal in die Hände und eine runzelige Hauselfe mit großen Puschelohren erschien. Ich lächelte sie freundlich an, woraufhin sie schüchtern den Kopf senkte.

„Das ist Happy." sagte er. „Sie wird sich um dich kümmern wenn ich nicht da bin und dir den Haushalt abnehmen. Wenn etwas sein sollte, dann scheue dich nicht sie zu rufen."

Ich ging vor ihr in die Hocke. „Hallo Happy, nett dich kennenzulernen."

Sie ergriff zögerlich meine ausgestreckte Hand und schüttelte sie.
„Es ist Happy eine Ehre. Darf Happy Ihren Mantel aufhängen, Herrin?" fragte sie leise.

Ich überreichte ihn ihr und kurz darauf verschwand sie geräuschlos. Sein Blick ruhte auf mir, als ich mich erhob.

„Wer bewohnte das Haus vorher?" wollte ich wissen.

Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ein älteres Muggelehepaar."

„Was ist mir ihnen geschehen? Sind sie einfach so ausgezogen?"

Er wich stumm meinem Blick aus.
Muggel, hallte es in meinem Kopf nach. Das Wort erklärte alles. Ich hakte nicht weiter nach.

Er nahm meine Hand und führte mich die Treppe hinauf.
„Unten sind die Küche und der Salon und ein weiterer Raum, den ich für meine Versammlungen nutzen werde. Hier oben befinden sich die Bibliothek, ein Wohnzimmer, ein Bad und noch zwei weitere Schlafzimmer, die jedoch im Moment unbewohnt bleiben."

Er blieb nicht stehen, sondern führte mich weiter in den zweiten Stock. Es war ein geräumiger Flur mit einem großen Sofa und zwei Türen, die von ihm abgingen. Er deutete auf die linke.

„Das ist das Kinderzimmer. Ich habe es bereits her richten lassen, damit alles vorbereitet ist, wenn die Zeit gekommen ist."

Ich schritt zur Tür, legte langsam eine Hand auf die Türklinke und drückte sie hinunter. Der Raum war nicht besonders groß, doch es war genügend Platz für eine dunkle  Kommode, einen Schrank und eine kleine Wiege mit einem verzauberten Mobile direkt unter dem Fenster. Als ich den Kopf in den Nacken legte und zur Decke schaute, blickte ich zu einem verzauberten Nachthimmel - ähnlich der in Hogwarts - in dem aber und aber Millionen Sterne leuchteten. Sogar den großen Wagen und die Milchstraße konnte man erkennen. Ich drehte mich einmal im Kreis.

„Das ist wunderschön. Hast du dir das selbst ausgedacht?" Ich sah ihn aufmerksam an.
Er nickte.

Unser zukünftiges Schlafzimmer, in dem ich wahrscheinlich überwiegend die Nächte alleine schlafen würde, war nicht minder prächtig. In Grün- und Silbertönen gehalten - ebenso wie das Bad - und einem breiten Himmelbett in der Mitte des Raumes. Ich lief sofort auf den Balkon, von dem aus man endlos weit auf das dunkle Meer hinaus schauen konnte. Ich hielt den Kopf in den salzigen Wind, genoss das Gefühl der groben Böen in meinem Haar und lächelte, als sich zwei Arme von hinten um mich schlangen und ein Paar Hände behutsam über die Wölbung meines Bauches strich.

„Gefällt es dir?" flüsterte er mir ins Ohr.
Ich nickte und drehte mich zu ihm.

„Sehr. Es ist perfekt für uns." sagte ich.

Er lächelte glücklich und sein gesamtes Gesicht erhellte sich. Er kniete sich zu meinem Bauch hinunter und küsste ihn. Er kam wieder zu mir hoch und drückte seine Lippen zart auf meine Stirn. Seine Nase strich an meine, während seine dunklen Augen mich gefangen hielten.

„Wir werden ein Imperium erschaffen, das tausend Jahre überdauert. Das verspreche ich dir."

ME AFTER YOU Where stories live. Discover now