Kapitel 8. Im Auftrag der Thalmor

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Ancano hatte neue Anweisungen aus Einsamkeit erhalten. Der Oberste des Thalmor-Ordens hatte dem Magier den Auftrag erteilt, das Auge des Magnus an sich zu nehmen und so schnell wie möglich nach Cyrodiil, zu ihrem Hauptsitz zu transportieren.

Ancano verbrachte schlaflose Nächte, stundenlange Überlegungen vor seinem Schreibtisch und viele Stunden, einfach nur vor dem Auge stehend, in der Halle der Elemente. Er ging jedes Szenario hunderte Male in seinem Kopf durch und selbst wenn er sich die Aktion unter optimalen Bedingungen vorstellte, konnte sein Plan nicht funktionieren.

Es hatte fünf Lehrer, erfahrene Magier, extrem viel magische und physische Kraft gekostet, das Auge die kurze Strecke von Saarthal nach Winterfeste zu transportieren. Wie sollte er alleine ein derart mächtiges Artefakt bis in die Kaiserstadt schmuggeln? Es ließ sich nicht lösen. Ancano musste nach anderen Wegen suchen, das Auge des Magnus für die Thalmor nutzbar zu machen.


Der Elf hatte seinem Auftraggeber mitgeteilt, dass eine Schülerin nach Labyrinthion aufgebrochen war, um ein wichtiges Werkzeug zu beschaffen, das den Magiern der Akademie dabei helfen sollte, das Auge besser zu verstehen.

Ancano hatte es durch Zufall vom Erzmagier erfahren. Er wusste zwar nicht, was in dieser Nord-Ruine lauerte, aber es missfiel ihm ganz und gar, dass Maija ganz alleine an einen verlassenen und gefährlichen Ort geschickt worden war. Er hätte sich gewünscht, mit ihr mitgehen zu können. Dann hätte er das Werkzeug sofort an sich nehmen können und all seine derzeitigen Probleme wären gar nicht erst entstanden. Außerdem wäre er an ihrer Seite gewesen, hätte sie beschützen können... und hätte sich wahrscheinlich die ganze Zeit ihre Nörgelei über seine „Arroganz" und sein „nervtötendes Gehabe" und „ich kann auf mich selbst aufpassen" anhören müssen. Aber das hätte er gerne getan...


Sein Auftraggeber schickte als Antwort ebenfalls einen Brief, in dem er den Magier darüber in Kenntnis setzte, dass ein weiterer Agent losgeschickt worden war, um den Gegenstand, den Labyrinthion versteckt hielt, zu beschaffen. Es handelte sich bei dem Agenten um Ancanos Kollegen Estormo, sie hatten in der Vergangenheit häufiger zusammengearbeitet und Ancano hielt ihn für einen fähigen Magier.

In dem Brief stand auch, dass die Trägerin des besonderen Werkzeugs, sollte sie sich wehren, eliminiert werden durfte. Der Erfolg der Thalmor in dieser Angelegenheit war das einzig wichtige und auf das Leben einer unbedeutenden Akademie-Schülerin konnte keine Rücksicht genommen werden.


Ancano ließ das Stück Papier in seiner Hand verglühen und unterdrückte einen wütenden Aufschrei. Er knirschte mit den Zähnen und ließ seine zu einer Faust geballten Hand, in der er zuvor noch den Brief gehalten hatte, mit einem dumpfen Schlag auf seinen Schreibtisch niederfahren. In seinem Kopf kreisten Gedanken, Abwägungen, Ängste und Zweifel.

Wenn Estormo auf Maija angesetzt worden war, hatte die kleine Kriegerin keine Chance. Ancano hielt sie in jedem Fall für fähig, sie war geschickt und eine gute Magierin, aber er kannte Estormo, er hatte viel mehr Erfahrung als sie. Sein Thalmor-Verbündeter würde sie töten und er würde sie niemals wieder sehen. Das Blut des Elfen gefror zu Eis, dessen Splitter sich tief in sein Herz bohrten. Und er konnte nichts dagegen tun.


Die Ungewissheit machte den Elfen-Magier wahnsinnig. Er konnte nur in seinem Zimmer sitzen und abwarten. Er versuchte krampfhaft, alle Gedanken an Maija aus seinem Kopf zu verbannen. Er gehörte den Thalmor an, er musste ihnen und seinem Volk gegenüber loyal sein.

Ihm ist immer beigebracht worden, dass die meisten Menschen weniger Magie-begabt und daher auch nicht würdig waren, den Thalmor beizutreten. Seit jeher hatte Ancano andere Völker von oben herab behandelt und niemandem erlaubt, sich zu beweisen. Er hatte es nicht sehen wollen, bis die junge Kriegerin ihn dazu gezwungen hatte, zu erkennen, dass sie ebenso würdig war Magie zu studieren und dass sie einige seiner Thalmor-Kollegen locker in die Tasche stecken könnte.

Stubbornness versus Arrogance (Skyrim FF)Where stories live. Discover now