Das Ende einer Reise

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Das Ende einer Reise

Lyria

Vor mir befand sich eine Stadt. Es war nicht irgendeine Stadt. Es war die Stadt in der ich geboren wurde, in der ich aufwuchs.

Es war die Stadt in der ich Königin war und es war die Stadt, die ich brennen sah.

„Sie haben es wieder aufgebaut.", verzaubert strahlte ich die Urmutter an und die Göttin ergriff wieder meine Hand: „Komm Kind, und sehe was aus deinem Volk wurde."

Sie führte mich über Brücken, an Mauern aus weißem Stein vorbei. Überall liefen Drakonier herum, die ihren verschiedenen Beschägtigungen nachgingen.

Über die Stadt hinweg flogen Drachen in den verschiedensten Farben und Größen und ich sah sogar einige Kinder umher rennen.

Drachensteim pulsierte vor lauter Leben und meine Brust schwoll vor lauter Stolz an, als ich sah wie gut es allen, auch nach dem Krieg, ging.

„Wer sitzt jetzt auf dem Thron?", fragte ich Ara Bat'me neugierig.

„Holia hat den Platz der Regentin nach euch übernommen."

Zufrieden nickte ich. Holia war eine der besten Beraterinnen gewesen, die ich damals gehabt hatte. Außerdem war sie emphatisch und eine mächtige Kriegerin.

„Schau, Tocher.", ich riss den Blick von meinem alten zu Hause los und folgte dem Arm der Göttin.

Mein Kiefer klappte herunter und für einen Moment fehlten mir die Worte.
Mitten im Schlosshof von Burg Drachenstein stand, aus buntem Drachenglas, eine riesige, mehrere Meter hohe Statue.

Um die Statue herum, befanden sich mehrere hohe Steinplatten, die reich verziehrt waren, mit Bildern, Edelsteinen und Drachenglas.

„Sie haben dir und den anderen ein Monument erbaut." Mein Herz setzte einen Schlag aus. Die Statue zeigte mich, mit hoch erhobenem Schwert, den Mund zu einem Kriegsschrei leicht geöffnet.

„Zu ehren, der Königin und ihren tapferen Kriegern. Möge der Wind unter ihren Flügeln, sie immer hoch tragen."

Ehrfürchtig wollte ich meine Hand über den Stein gleiten lasse, doch meine Hand rutschte einfach durch den Stein. Verwirrt zog ich sie zurück, da fiel mir zum erstem mal auf, wie seltsam durchsichtig mein ganzer Körper aussah.

„Dein Körper ist nicht in dieser Welt, nur dein Geist.", erklärte die Göttin.

Darum hatte mich also niemand angesehen, oder erkannt.

Ich richtete mich wieder auf und ging dann auf die schmalen Steinplatten zu, die im meine Statue herumstanden.

Zwischen jeder Platte war so viel Platz, dass man bequem dazwischen durch gehen konnte.

Auf dem Stein waren die Namen aller Krieger eingemeiselt, die damals gefallen waren und jeder war in Form seines Drachen auf dem Stein verewigt worden.

„Niemand hat euer Opfer vergessen. Jedes Jahr wird ein Fest zu euren Ehren veranstaltet." ,

„Ich danke Euch.", tief verneigte ich mich vor der Urmutter: „Danke, dass Ihr mir gezeigt habt, wie es meinem Volk geht, bevor ihr mich in die Anderswelt führt."

Zu meiner Verblüffung fing die
Göttin ,bei meinen Worten, an zu lachen: „Du wirst nicht in die Anderswelt gehen.", mit großen Augen und Unverständnis im Blick sah ich sie an: „Du hast alles gegeben um die Drakonier doch noch zu retten. Du hast ein Weltentor verschlossen und du würdest dich ohne zu zögern opfern um deinen Gefährten zu retten. Du meine Tochter, hast wahre Größe bewiesen. Du hast gezeigt, was es heißt eine Königin der Drakonier zu sein. Was es heißt das Herz eines Drachen zu haben."

Hinter der Göttin erschien ein weiteres Portal. Weißes Licht schien daraus hervor und machte es mir unmöglich zu sehen, was dahinter lag.

„Dieses Portal führt dich zurück nach Mittelerde. Doch sei gewarnt, dein Opfer um den Zwerg zu retten, hat dich verändert. Sobald du zurückkehrst, wirst du keine Unsterblichkeit mehr in dir tragen, nur noch ein verlängertes Leben, ähnlich dem der Zwerge."

Schmunzelnd hob ich eine Braue: „Noch ein Geschenk von Euch?"

Verschmitzt zwinkerte Ara bat'me mir zu: „Du hast es dir verdient. Jetzt geh, dein neues Leben hat gerade erst begonnen und du wirst erwartet."

Zu meiner Überraschung schloss mich die Urmutter fest in ihre Arme, dann verschwand sie und ich sah mich noch ein letztes Mal um, nahm jeden Eindruch von Drachenstein in mir auf.

Sie hatten es geschafft.

Mein Volk hatte überlebt und der Erebor war zurückerobert.

Nach einem letzten Blick auf meine Vergangenheit, trat ich durch das Portal und die Welt um mich herum verschwand in grellem Licht.

Meine Zukunft erwartete mich.

Ende

Von Drachen und ZwergenWhere stories live. Discover now