"Ach" winkt er ab. "Das wird schon mach dir keine Sorge. Komm ich fahr dich nach Hause" grinst er und scheint sich überhaupt keine Gedanken darüber zu machen. "Außerdem hat er für seine Verhältnisse noch ruhig reagiert"

Das stimmt. Ich hätte gedacht, dass er komplett ausrastet und mich rum schubst. Doch er hat sich seit langem unter Kontrolle gehabt und mich nicht verletzt. Was ist nur los mit ihm?

Langsam mache ich mir echt sorgen.

Wieder ein Mal sind einige Tage seit dem Vorfall vergangen. Ich habe viel nachgedacht und nach gegrübelt, doch leider komme einfach nicht zu einem Entschluss. Meine Hände sind mir irgendwie verbunden. Ich führe einen innerlichen Kampf. Ein Kampf zwischen meinem Verstand und meinem Herz. Mein Herz sagt mir, dass ich zu Emir gehen soll und ihm erzählen soll, dass Ela in Cems Händen ist. Doch mein Verstand warnt mich davor, nicht voreilige Schlüsse zu ziehen. Beides steht im Gleichgewicht und es macht mich fertig. Ich bin in letzter Zeit auch noch sehr verträumt und nehme meine Umgebung nicht wahr, was auch Kaan und Elif bemerkt haben. Sie durchlöchern mich förmlich mit Fragen, was es mir nicht leichter macht.

Derya und Medina haben mich auch zu getextet, doch ich bin nicht bereit ihnen zu antworten. Ich muss mich erst mal selbst sammeln und brauche sehr viel Zeit für mich selber.

"Hey Dünya die Nudeln brennen gleich an" holt mich Elif wieder aus meinen Tagträumen raus und drückt mich leicht zur Seite, um den Topf zur Seite zu stellen.

Wir befinden uns grad in der Küche und kochen gemeinsam.

"Tut mir leid" murmele ich und muss dabei leicht lachen.

"Überlass mir lieber das kochen" grinst Elif und stellt den Sieb in die Spüle, um die Nudeln da rein zu kippen. "Du bist zurzeit nur in deinen Gedanken. Willst du mir endlich verraten, was da abgeht?"

"Bald" seufze ich nur und spiele mit dem Kochlöffel, der in meiner Hand ist.

Sie ist meine beste Freundin, dennoch traue ich mich ihr nicht von Emir zu erzählen. Sie würde mich doch hassen, da sie auch noch auf ihn steht. Das alles macht mich sowas von fertig. Mein Leben fühlt sich so kompliziert und schwierig an. Vielleicht sollte ich neue Männer kennenlernen, um Emir endlich aus meinen Gedanken verschwinden zu lassen.

Elif nimmt sich ihr Telefon in die Hand und scheint etwas zu lesen, den plötzlich werden ihre Augen groß.

"Kaan kommt hierher mit Emir und Kerem" spricht sie panisch und schaut aus dem Küchenfenster raus, wahrscheinlich um zu gucken, ob sie sein Auto irgendwo erblickt.

Mein Herz setzt kurz aus, doch dann macht es Klick in mir. Ich denke es ist nun an der Zeit, mit meinem Bruder zu reden. Ich möchte nicht mehr weg laufen, sondern mich meinen Problemen stellen. Auch wenn ich ihm nicht die Wahrheit erzählen kann und er mir jegliche Beleidigungen an den Kopf werfen wird, ist mir das wert. Ich bin schon seit ca. 2 Monaten zurück und hab mich immer noch nicht getraut. Wenn ich jetzt nicht mit ihm reden werde, dann werde ich das immer mehr aufschieben und das will und kann ich einfach nicht mehr.

Ich möchte kein Feigling mehr sein.

"Es ist okey" spreche ich ruhig und bewege mich nicht vom Fleck.

"Was?" geschockt sieht mich Elif an. "Bist du verrückt geworden?"

Ich schüttele den Kopf. "Ich möchte mich ihm stellen. Ihr habt doch selber gesagt, dass ich das tun soll"

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