Per aspera ad astra

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„Meinst Du es ist die ganze Mühe wert?“  Ben und Eric waren die Einzigen auf der Brücke, die Areion war im Nachtmodus unterwegs. Eigentlich hatte Eric schon Dienstschluss, aber er konnte nicht schlafen und leistete Ben Gesellschaft, er überlegte eine ganze Weile, bevor er Bens Frage beantwortete.

„Meinst Du für uns oder für die Withestar Industries?“

„Naja, ich meine denk mal drüber nach, wir sind sechs Monate unterwegs, nur um erstmal den Asteroiden zu erreichen. Nach den Berechnungen  besteht das Teil zu 80% aus Edelmetallen und wir müssen nicht nur ein sehr gewagtes Landemanöver durchführen, sondern auch noch soviel Material abbauen, dass sich das Ganze auch rechnet.“  Ben blickte nachdenklich hinaus in die schwarze Leere.

Eric beobachtete die Anzeigen zu Kurs und Geschwindigkeit im Head- Up Display der Frontscheibe.  „Ach, weißt Du darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich meine, gut einerseits sind wir ein ganzes Jahr weg von Zuhause, aber andererseits wird der Job auch verdammt gut bezahlt. Ob, das für Withestar Industries rentabel ist, interessiert mich nicht wirklich, wir kriegen in jedem Fall unser Geld. Hey, es ist der erste bemannte Versuch im Asteroid Mining, weil die Robotersonden bisher nichts gebracht haben. Ich sag mir immer, dass Leute in anderen Jobs auch für ein Jahr weg sind, um Geld zu verdienen und die kriegen bei weitem nicht so viel wie wir. Wenn wir zurück sind kann ich mit meiner Familie endlich in ein Haus umziehen. Sorgen bereiten mir andere Dinge.“

Ben sah Eric jetzt direkt an. „Nun bin ich aber gespannt.“

Eric hatte die Anzeige noch immer fest im Blick und zeigte mit dem Finger in Richtung des Head-Up Displays. „Ich starre nicht grundlos auf die Anzeigen für Kurs und Geschwindigkeit. Was haben wir denn als Energiequellen? Für das Asteroid Mining und die Schiffssysteme haben wir den Reaktor, aber sowohl die Stützmasse für den Ionenantrieb, als auch der Treibstoff für den konventionellen Antrieb sind aufgrund der langen Reisedauer extrem knapp berechnet. In einem Punkt hast Du nämlich Recht, das  Landemanöver mit dem Modul ist gewagt,  wenn irgendwas schiefgeht und wir zu viel Treibstoff verbrauchen kommen wir nicht mehr zurück.“

Ben blickte zur Decke. „Für die komplexen Berechnungen der Treibstoffreserven haben wir Mr. ED und der läuft bis zur Ankunft hoffentlich wieder auf voller Leistung.“

„Das ist es ja, was mir Sorgen macht“ Erics Tonfall wurde eindringlicher. „Mr. ED steuert während der Abkopplung des Moduls das Schiff vollautomatisch, er gleicht Kurs und Geschwindigkeit dem Asteroiden an. Gleichzeitig muss er die Treibstoffmengen mit jedem Manöver neu berechnen, unser Leben liegt sozusagen in seinen Händen.“

Während er über Erics Worte nachdachte murmelte Ben die Worte ‚per aspera ad astra‘.

„Ben, was murmelst Du da, ich verstehe kein Wort.“

„Per aspera ad astra.“

„Was soll das heißen?“

„Ach das ist Latein und bedeutet soviel wie, wenn es kein Risiko gäbe würden sie uns nicht soviel bezahlen. Wir sollten uns nichts vormachen, der Job ist verdammt riskant, deswegen das viele Geld. Wenn es klappt verdienen sich diese sogenannten ‚Visionäre‘ von Withestar eine goldene Nase und wenn es schiefgeht, besteht die Gefahr, dass wir draufgehen. Genau aus diesem Grund macht mir das Landemanöver am meisten Angst.“

Eric starrte wieder auf die Anzeigen. „Mr. ED, Systemstatus.“

Die Stimme der KI hatte einen warmen, freundlichen und keinen mechanischen Tonfall. „Das Ionentriebwerk arbeitet innerhalb der normalen Parameter, das Haupttriebwerk ist abgeschaltet. Die Reaktorwerte liegen innerhalb der Toleranzgrenzen. Die Systemleistung der KI liegt bei 72,5%.“

Eric warf Ben einen nachdenklichen Blick zu, bevor er die nächste Frage formulierte. „Mr. ED, wie hoch muss die Systemleistung der KI sein, um ein optimales Landemanöver durchzuführen?“

„Für ein optimales Landemanöver wird eine Systemleistung von 92% benötigt“

„Oh man Eric, ich hoffe Oleg kriegt das dritte Mainboard wieder hin.“

„Angeblich hat Emilia vorhin gesehen, wie er mit dem Lötkolben hantierte.“

Ben griff sich mit der Hand an den Kopf. „Oh man Eric, worauf haben wir uns eingelassen?”

„Auf eine hohe Rendite und ein hohes Risiko.“ Eric grinste.

„Mr. ED“

„Ja Ben?“

„Eric und ich sind deprimiert, weil dein drittes Mainboard defekt ist.“

„Die Reparaturgeschwindigkeit liegt innerhalb der normalen Parameter.“

„Mr. ED“

„Ja Ben?“

„Spiel uns nur in der Cockpit Sektion das Lied Moonage Daydream ab.“

Die beiden Piloten schwiegen, Ben hatte die Augen geschlossen, zumindest akustisch war ihr Zuhause nicht mehr ganz so weit entfernt.

Areion - Das letzte EchoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt